Übernehmt die tonale Kontrolle!
Der seit 2012 erhältliche Master Buss Processor der Portico II Serie von Rupert Neve Designs vereint vier Funktionen in einem Gerät und scheint somit ideal, um die vielfältigen Anforderungen eines Mastering-Prozesses zu erledigen. Wir möchten uns anschauen, welche Optionen der Portico II Master Buss bietet und ob das Gerät den stolzen Preis von UVP 4755 EUR rechtfertigt.
High-Voltage
Das ganze Gerät ist in einer 75V p-p Technik entwickelt. Das garantiert erstens hohe Gain-Reserven und zweitens einen entsprechend großen Headroom. Dieser ist notwendig, um über einen weiten Bereich eine nahezu verzerrungsfreie Operation zu gewährleisten. Alle Potentiometer sind von hervorragender Qualität und rasten mit einem deutlich spürbaren Widerstand ein. Das garantiert auch die exakte Reproduktion einer einmal gemachten Einstellung. Sehr robust gebaut wiegt das Gerät stolze 9,5 kg. Auf der Rückseite befinden sich die nötigen Anschlüsse. Die Ein- und Ausgänge sind als symmetrische XLR-Buchsen ausgeführt. Zusätzlich dazu gibt es unsymmetrische Send- und Return-Buchsen für die Side-Chain im 6,3 mm Klinken-Format. Zusätzlich dazu natürlich noch eine Kaltgerätestecker-Buchse und ein Ground-Lift, falls es zu Problemen mit Erdungsbrummen kommt.
Vier-in-Einem
Da der MPB der Portico II Serie gleich vier Funktionen in einem Gerät vereinigt, werde ich mich auch in diesem Test an den einzelnen Funktionen orientieren.
- Der Rupert Neve Designs Portico II Master Buss enthält zwei Kompressoren, welche im Dual-Mono- oder Linked-Stereo-Betrieb genutzt werden können. Im zweiten Fall übernehmen die Bedienelemente von Channel A auch Kontrolle über Channel B.
- In jedem der Kanäle ist auch ein Limiter integriert, der jedoch den selben VCA wie der entsprechende Kompressor verwendet – es wird also keine zusätzliche VCA-Stufe genutzt, was wiederum bedeutet, es können auch keine zusätzlichen Verluste am Signal auftreten. Der Kompressor-Limiter kann über einen Blend-Regler stufenlos mit dem unbearbeiteten Signal gemischt werden, um so Teile der originalen Transienten zu erhalten.
- Was den Portico II Master Buss so attraktiv für das Mastering macht, ist der sog. Stereo Field Editor. Mit diesem ist man in der Lage, mit Hilfe einer integrierten M/S-Matrix das Seiten-Signal und Mitten-Signal unabhängig voneinander zu bearbeiten. Dabei stellen vier vorgegebene EQ-Kurven viele Möglichkeiten bereit, das Stereofeld über den gesamten Frequenzbereich zu manipulieren.
- Um den harmonischen Gehalt der Musik zu manipulieren, wurden schließlich zwei verschiedene Regelsysteme (feedback und feedforward) für den Kompressor eingebaut sowie die Neve Silk-Schaltung. Diese sorgt in einem sehr fein kontrollierbaren Bereich für die Zumischung der 2. Harmonischen (also des 1.Obertons).
Kompressor
Der Kompressor hat die üblichen Bedienelemente: Attack, Release, Ratio, Threshold und Make-Up-Gain. Dazu zusätzlich die Wahl zwischen einer modernen Feed-Forward- oder einer klassischen Feed-Back-Schaltung. Ein Blend-Regler für die inzwischen allgegenwärtige ‚New-York-Compression‘ mischt das bearbeitete Signal mit dem unbearbeiteten Signal. Bei einer Kompression werden hohe Pegelspitzen über dem Threshold leiser. Make-Up-Gain ermöglicht mit einem Aufholverstärker, das zu kompensieren und kann satte 20 dB draufgeben. Für sehr schnelle Transienten, wie sie in perkussivem Material vorkommen, bietet der Peak-Schalter die Möglichkeit, die Attack auf eine sehr kurze Zeit von 0,1 ms einzustellen.
Über Silk zu schreiben „Die Schaltung existiert in zwei Variationen, wobei die Silk+-Schaltung noch etwas härter zur Sache geht.“ stimmt absolut nicht (habe das Teil hier stehend ). Rot hebt die Höhen und Blau die Tiefen ,nicht wie Du schreibst „geht härter zur Sache“.
Ansonsten schöner Test !
Gruß
Mark