Klein, kompakt, günstig
Ein Audiointerface zu finden, fällt aufgrund des reichhaltigen Angebots nicht leicht. Daher hatten wir kürzlich eine Übersicht über die besten Audiointerfaces zusammengestellt, aber gefühlt werden es täglich mehr. Ob Singer/Songwriter, Podcaster, Synthesizer-Enthusiasten oder HiFi-Liebhaber, jeder hat ganz individuelle Ansprüche. Es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt und die Übersicht zu behalten, fällt nicht leicht. Mit den Tascam US-1×2 und US-2×2 bietet der Hersteller unter dem Dach von Teac zwei Audiointerfaces an, die sich hören und sehen lassen können. Drei weitere Mehrkanal-Interfaces runden das Feld nach oben hin ab, die Modelle US-4×4, US-16×08 und US-20×20 bedienen auch höhere Ansprüche und sind günstiger, als man vielleicht denkt. Tascam ist in Sachen Recording ein Begriff und hat sein Portfolio vor einigen Jahren etwas umgestellt, um auch Einsteiger zu bedienen. Demnach ist die US-Serie insgesamt relativ günstig.
Tascam US-1×2 und US-2×2 im Vergleich
USB-Anschlüsse, Ein- und Ausgänge, Drehregler und Mikrofonvorverstärker sind neben einem soliden Kopfhörerausgang die Kernfunktionen eines Audiointerfaces. Demnach überraschen die Tascam US-1×2 und US-2×2 nicht, sind jedoch trotzdem in Teilen sehr unterschiedlich. Beiden gemein ist ein verschraubtes Metallgehäuse, stabile Anschlüsse und solide Drehregler mit spürbarem Widerstand, die allerdings in Teilen etwas eng beieinander liegen. Für mich ist das zwar okay, für Wurstfinger sind sie möglicherweise grenzwertig. Dafür wackeln sie nicht, das gilt auch für die soliden Schalter. Während das US-2×2 eine aufgeräumte Vorder- und Rückseite bietet, wirkt das US-1×2 aufgrund des begrenzten Platzangebots etwas gedrungen. Schick sind die silbrigen Aluprofile an den Seiten, die das Gehäuse auch etwas neigen. Damit man sofort loslegen kann, liegt den Interfaces neben dem USB-Kabel übrigens Cubase LE als DAW-Software zum Download bei. Für Windows steht ein ASIO-Treiber bereit, am Mac laufen sie nativ über CoreAudio. Ein Steuerungsfenster ist für beide Betriebssysteme verfügbar und erlaubt weitere Einstellungen, beispielsweise ob man das Monitor-Signal als Monomix oder kanalgetrennt abhören möchte.
Die von Tascam selbst entwickelten Ultra-HDDA-Vorverstärker bewirbt der Hersteller mit extrem rauscharm und einem Rauschabstand von -127 dBu sowie einer Eingangsverstärkung von 57 dB, gut für dynamische Mikrofone. Die integrierten Wandler arbeiten mit 24 Bit Wortbreite bei 96 kHz Auflösung, das ist für heutige Verhältnisse absolut ausreichend. Die Stromversorgung der 48 V Phantomspeisung erfolgt über USB, für den Mobilbetrieb können die Interfaces auch mit einem optionalen Netzteil ausgestattet werden und sind dadurch auch eigenständig nutzbar. Die Lautstärke für Kopfhörer und Lautsprecher lässt sich separat regeln, das finde ich sehr praktisch. Bei hohen Lautstärken fällt ein Eigenrauschen nicht auf, eine LED gibt Aufschluss über den Betriebszustand und eine weitere signalisiert die aktivierte Phantomspeisung. Darüber hinaus gibt es für jeden Eingang je eine LED, die ein anliegendes Signal anzeigt und vor Übersteuerungen warnt. Die LEDs sind übrigens bei frontaler Draufsicht recht hell, allerdings tief genug im Gehäuse, dass sie aus seitlichem Winkel nicht stören.
Das Tascam US-1×2 ist 14,6 cm breit, 5,5 cm hoch und 12cm tief, mit 623 g ist es für den Mobilbetrieb leicht genug. Auf der Vorderseite gibt es eine nicht verriegelbare XLR-Buchse für den Ultra-HDDA-Mikrofonverstärker, sowie eine 6,35 mm Klinkenbuchse für Line- oder Instrumentenpegel, dies wird über den griffigen Schiebeschalter festgelegt.
Die Rückseite ist deutlich spannender, hier finden sich zwei Cinch-Pärchen nebst eines zugehörigen Schalters. Mit diesem legt man die frontseitigen Eingänge auf die Rückseite um, so dass man beispielsweise das Line-Signal einer HiFi-Anlage digitalisieren kann. Zwei weitere Schalter aktivieren die Phantomspeisung und ermöglichen direktes Monitoring. Dass man diese Funktionen auf die Rückseite verlagert hat und sich dort auch die Beschriftung befindet, geht etwas zu Lasten der Ergonomie. Wer sich die Reihenfolge also nicht merkt, wird zwangsläufig stets auf die Rückseite des Gehäuses schauen müssen. Weiterhin befinden sich hier eine Kensington-Buchse und ein Micro-USB-Anschluss zur Stromversorgung. Laut Tascam soll es auch am iPad mittels Camera Connection Kit nutzbar sein, das iPhone 7 Plus erkannte das Interface leider nicht. Die Micro-USB-Buchse dient nur zur Energieversorgung oder zur Unterstützung im Mobilbetrieb, falls die Energie des angeschlossenen Rechners nicht ausreicht.
Das Tascam US-2×2 ist 18,6 cm breit, 6,5 cm hoch und 16 cm tief, somit ein ganzes Stück größer und mit 1,1 kg auch schwerer. Da zwei Ultra-HDDA-Vorverstärker eingebaut sind, befinden sich auf der Frontseite zwei XLR/TRS-Kombibuchsen mit je einem Level-Regler, Peak-LED und Umschalter zwischen Instrument- und Line-Level. Links kann die Phantomspeisung für beide Eingänge zugeschaltet werden, auch lässt sich zwischen latenzfreiem Monitoring und Line stufenlos über einen Drehregler überblenden. Rückseitig befindet sich die USB-B-Buchse, allerdings fehlen Micro-USB- und Kensington-Lock zu Gunsten eines Netzteilanschlusses und zwei MIDI-Ports. Die Lautsprecher werden über zwei symmetrische 6,35 mm Klinkenbuchsen angeschlossen. Während sich das Tascam US-1×2 mehr an Heimanwender und Einsteiger richtet, adressiert das US-2×2 auch Projektstudios und Producer mit externem Equipment. Von der Ausstattung und Anordnung der Elemente ist es zum Mackie Producer 2×2 sehr ähnlich, das allerdings bis 192 kHz abtastet.
Das Tascam US-1×2 und US-2×2 ist kinderleicht in Betrieb zu nehmen und aufgrund der übersichtlichen Anordnung auch schnell erschlossen. Falsch machen kann man nicht viel, auch informiert die Anleitung über alles Notwendige, so dass man auch mit wenig Erfahrung das Maximum aus den Geräten herausholen kann. Während die Audiointerfaces am Mac sofort einsatzbereit sind, benötigen sie für den Betrieb unter Windows 10 nicht nur den ASIO-Treiber, sondern auch die neueste Firmware, die sich von der Tascam-Website laden lässt. Offenbar gibt es ein Kompatibilitätsproblem zwischen älteren Firmware- und neuen Windows-Versionen.
Die Klangqualität des Tascam US-1×2 und US-2×2
Die Digitalwandler beider Modelle sind identisch, so dass es keine klanglichen Unterschiede zwischen dem Tascam US-1×2 und US-2×2 gibt. Die Ausgänge sind nahezu rauschfrei, das gilt auch für den Kopfhöreranschluss, dem höhere Impedanzen nicht viel ausmachen. Vom Klang wirken die Wandler etwas abgerundet, vermutlich arbeiten die Digitalfilter leicht träge. Auch wenn die Audiointerfaces grundsätzlich gut klingen, zeigen sich im Direktvergleich zu meinem Mackie Producer 2×2 kleine, aber für mich essenzielle Unterschiede. Die Tascam-Interfaces arbeiten feine Details nicht ganz so sauber heraus und wirken in Teilen etwas undifferenziert. Dafür klingen sie nicht so kühl, musikalisch und auch weniger analytisch. Das trifft zwar nicht meinen Geschmack, hängt aber von jedem selbst und den Hörgewohnheiten ab. Gut klingen sie allemal und das gilt auch für die Eingänge. Dafür ist das Grundrauschen des Mackie Producer 2×2 vergleichsweise höher.
Insgesamt sind die Audiointerfaces Tascam US-1×2 und US-2×2 eine klare Kaufempfehlung. Schlussendlich entscheiden die individuellen Präferenzen, für welches man sich entscheiden muss. DJs und HiFi-Freunde werden zum US-1×2 aufgrund der Cinch-Ein- und -Ausgänge greifen, zumal der Micro-USB-Anschluss die mobile Energieversorgung erleichtert. Singer/Songwriter werden ebenfalls angesprochen, die ein Mikrofon und ein Instrument mit Tonabnehmer anschließen möchten. Etwas mehr bietet das US-2×2, kein Cinch, dafür aber MIDI und entsprechend zwei Vorverstärker. Ein optionales Netzteil stabilisiert die Stromversorgung für Mobilgeräte, insgesamt ist das Gehäuse dafür auch etwas größer. Falls es etwas mehr sein darf, empfehlen sich die größeren Modelle, die in ihrer Qualität mit Sicherheit ähnlich überzeugen können. Schön finde ich, dass Tascam im Kern die Interfaces etwas unterschiedlich gestaltet hat, so dass man unterschiedliche Bedürfnisse sehr gut abdecken kann. Weniger ist somit in Teilen auch mehr.
Ich nutze bereits seit einigen Jahren das 4*4 an einem Win7 Rechner. Für mich eine absolute Kaufempfehlung, gute Ausstattung und Features (Midi-Anbindung auch gleich mit dabei), wird problemlos erkannt, und der Preis stimmt allemal.
Danke für den Testbericht. Das machts allerdings grad eher schwieriger als einfacher :)
Kannst du was im Verglech zum Presonus USB96 oder dem kleinen Scarlett sagen?
@jesusmariajosef Leider nein, weil ich sie beide nicht aus der Praxis kenne bzw. natürlich nur Direktvergleiche anstellen kann.
@Stephan Merk Schade. Ein dicker Vergleichstest zwischen den ganzen 100€-Interfaces wäre mal eine feine Sache… ich habe seit Urzeiten ein Esi u46DJ am Rechner hängen, dass ich gerne mal erneuern würde. Aber ich bin selten ratlos :D
@jesusmariajosef Gute Idee, das werden wir im neuen Jahr mal angehen!
@jesusmariajosef Hi, ich hab zwar das USB96 nicht getestet, aber ich war schon von dem doppelt so teuren Presonus Studio 2|4 nicht beineindruckt. Das dreimal teurere Studio 6|8 ist allerdings der Knaller! (mehr dazu in meinem Test).
Wenn das kleine M-Audio 2X2M (Test von M. Steinwachs) allerdings so gut klingt, wie das große 8X4M (Test von mir), dann bekommt man für die 109 Euro eine _Menge_ Sound fürs Geld. Allerdings scheinen die W10 Treiber nicht gut zu sein. Unter Mac funzt das 8X4M tadellos (USB Class Compliant)!
Soweit ich die die Focusrite Sachen kenne, klingen die alle ziemlich gleich seit Saffire-Zeiten und der 2D-artige Sound beindruckt mich auch nicht mehr, Details kommen aber Trotzdem schön rüber, nur halt keine Stage.
Meine Meinung. Vielleicht hilft das – oder stiftet noch mehr Verwirrung :)
@Markus Schroeder Japp, der letzte Satz triffts :D
@jesusmariajosef sorry :)
Ich habe auch das 4×4. Habe das Bundle inkl. Micros und Kopfhörer. Das IF läuft problemlos.
Nur gehen mir langsam die Line-In aus.