Praxis
Zwei Endstufenschaltungen und drei Tone-Modi ergeben sechs verschiedene Sounds. Schauen wir uns das Ganze mal an. Laut Beschreibung haben die Tonestacks folgende Konfiguration.
— DH Box geöffnet —
BRIT: Geht, wie der Name schon sagt, in Richtung englischer Verstärkerschaltung. Boostet die mittleren Frequenzen und soll gut für Solosound und Highgain-Riffing funktionieren.
PURE: Dieses Setting nimmt den Equalizer raus. Also, wie der Name auch hier schon erahnen lässt, purer Ampsound. Nur Gain und Master sprechen an.
USA: Klar, was bleibt ist der amerikanische Flavour. Eine klassische Schaltung wie sie über dem großen Teich entwickelt wurde, hier empfohlen für Cleansounds, Blues und Country.
So, die Röhren etwas vorgeglüht geht es in den Ring oder vielleicht besser auf die Koppel.
Schauen wir doch erst mal, was die 12AU7 (2 Watt) Endstufe zu bieten hat.
Das es hier nicht ohrenbetäubend laut wird, war fast zu vermuten. Die Lautstärke hält sich bei englischer Einstellung im Puretonestack fast noch bei Zimmerlautstärke auf. Also, wer einigermaßen toleranten Nachbarn hat, kann hier beruhigt Vollgas geben. Mit einer Strat bei der 12 Uhr Stellung in der EQ Sektion klingt der BRIT Stack sehr dünn und klirrend. Im PURE Mode wird das Ganze etwas lauter und bekommt angenehmerweise mehr Tiefmitten somit mehr Schub, wird aber auch etwas rauer. Der USA Sound klingt im 12 Uhr EQ-Setting am wärmsten, es wird wieder etwas leiser im Vergleich zum PURE-Stack, trotzdem kommen mehr Bässe rein, und die Höhen klingen angenehmer. Cleansounds bekommt man in dieser Endstufenvariante schwer zu Stande, außer man geht mit dem Gain unter 11 Uhr, was zur Folge hat, dass der Höhenanteil zunimmt und somit den Sound nicht besser macht. Die versprochenen High Gain-Sounds sind nicht wirklich zu erwarten, selbst mit einer Humbucker bestückten Gitarre geht es nicht weiter als in die klassische Rockverzerrung, wie man es aus den 70ern kennt.
Der EQ greift hingegen sehr gut und bietet somit, außer natürlich bei dem PURE-Stack, eine vielseitige Einstellung auf der Suche zum Wunschsound von leicht angezerrtem Clean Sound bis zum klassischen Rock.
— DH Oben ohne —
Um die Endstufe noch etwas zu kitzeln, habe ich auch mal ein Tubescreamer-ähnliches Pedal angeschlossen. Das Ergebnis kann man sich bei den Soundbeispielen anhören. Somit kann das Pferd mit gewisser Unterstützung auch eine härtere Gangart einschlagen. Die Verzerrung ist harmonisch und fährt sehr schön in die Endstufensättigung.
Die 6V6-Schaltung wird mit ihren 15 Watt deutlich lauter. Und hier geht vor allem im Clean Bereich die Sonne auf. Das USA-Stack bietet einen sehr schönen Fender-artigen Sound, bis ca. 2-3 Uhr gibt es mit einer Strat keine Verzerrung und selbst danach nur leicht. Angenehm schiebt er den Klang in eine schöne, schmatzende, dynamisch reagierende Kompression.
Ähnlich wie schon bei der 2 Watt-Schaltung, verhalten sich auch hier die anderen Modi. Der PURE-Stack schiebt mit mehr Tiefmitten, und der BRIT-Mode klingt etwas dünner angereichter mit etwas höheren Mitten. Beide kommen somit auch etwas schneller in die Zerre. Nuancenreich und für viele etwas dabei, würde ich sagen.
Die Gain-Reserven sind ähnlich reduziert, also wenn man mehr als zum Beispiel einen AC/DC-Sound haben will, sollte man etwas vorschalten oder doch eine andere Wahl treffen.