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Test: URS Classic Console Compressors 70/75/80

URS Kompressoren

12. Februar 2007

URS Unique Recording Software – Classic Console Compressors 70/75/80

Während in den 90ern der digitale Multiband-Kompressor seine Geburt mit eindrucksvoll balkenhaften Dancemixes feierte, ist heute wieder Geschmack gefragt. Mixe dürfen wieder weit, offen und differenziert klingen – auch wenn das am Volumeregler eine Umdrehung mehr bedeuten könnte. So wie diese Moden kommen und gehen – von DEM einen Kompressor zu reden wäre unseriös. Zu viele Konzepte und Variationen des Hüllkurvenzüglers sind auf dem Markt und ein

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Vergleich hätte rein intellektuellen Wert. Drei Kompressoren auf Softwarebasis aus New York möchten sich dennoch aus dem PlugIn-Angebot abheben. Sie laufen als TDM als auch nativ unter XP und Mac OX und wer weiß – Urs hat mit seinen Klasse N- und A-EQs schon einmal den Vogel abgeschossen….

3 Freunde

3 Freunde

Installation
Machen wir’s kurz: Die Installation der drei Plugins gestaltet sich unter MacOS X 10.3.9 wie seinerzeit bei den N- und A-Serie EQs und lässt sich nur dank der damals gesammelten Erfahrungen ‚zügig’ abhandeln. Urs-Produkte kauft man online bzw. beim deutschen Vertrieb SMM. Nachteil ist nach wie vor: der ilok muss zusätzlich erworben werden – wodurch weitere 40 Euronen fällig werden. Außerdem brauchen wir einen ilok-Account, eine Emailadresse und natürlich eine Internetverbindung des Studiorechners. Dessen ilok das Zeitliche segnet, ist gut beraten, wer eine ‚Zero-Downtime-ilok-Versicherung in petto hat. Ansonsten ist beim Verlust des iloks alles weg: ilok, Lizenzen, Sound, Frau… Dementsprechend kann ich diesem Sicherheitsaufwand nichts abgewinnen. Nach dem ganzen Prozedere finden sich VST und AU PlugIns im jeweiligen Audio-Plugin-Ordner auf meinem ewig treuen Mac G5, 1.8 Ghz Single unter 10.3.9. Leider stehen höhere interne Verabeitungsmodi als 32-bit nur bei für TDM (64-bit) und RTAS (48-bit) zur Verfügung. Ich teste die PlugIns als AU unter Logic 7.1.

Überblick
Urs bietet drei Kompressorenmodelle mit den Bezeichnungen 1970, 1975 und 1980 an, die sich an verschiedenen analogen Vorbildern – in erster Linie Bus-Kompressoren aus älteren Edelpulten wie Neve und SSL – orientieren. Jedes Modell kommt als Stereo und Mono-Variante, in einer einfachen Kompressorvariante und als vollständiger Dynamic-Strip mit 3 Funktionen daher: Kompressor, Limiter und integrierter Sidechain. In Logic Pro stehen die ‚großen’ Modelle zusätzlich für trackübergreifendes Sidechain zur Verfügung. Die kleinen Modelle benötigen ca. 1/3 der CPU-Ressourcen der ‚großen’ Strips. Das bedeutet 18-20 Mono Kompressoren bei meinem alten G5. Damit geht der Ressourcenverbrauch auf jeden Fall in Ordnung.

Schaltung
Der ‚Schaltplan’ ist bei allen Urs-Kompressoren-Typen von 1970-1980 identisch – bis auf die getrennte Knee-Einstellmöglichkeit im Kompressor- und Limiterweg, die nur der 75er besitzt.

1975 Kompressor

1975 Kompressor

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Die Presetfiles tragen zwar die gleichen Bezeichnungen – lassen sich aber nicht zwischen 70/75/80 tauschen, so dass ein Direktvergleich zwischen den Modellen händisch eingestellt werden muss. Das Signal bei den großen Modellen läuft erst durch einen modellabhängigen ‚Eingangsverstärker’, es folgt der Kompressorbaustein, der klassisch mit Attack-, Release-, Treshold- und Ratioparametern ausgestattet ist. Eine Automatikfunktion für die Zeitkonstanten fehlt, was genaues Hinhören zur unabdingbaren Erfolgsvoraussetzung macht und dem Trend zur vorgefertigen Channelstrip-Kost entgegen läuft. Ausprobieren ist angesagt. Dies fällt umso leichter, da die Bedienung wirklich sehr präzise funktioniert. Mit Hilfe einer Wheel-Mouse lässt sich jeder Parameter noch mit gedrückter Shift-Taste auf das 1/10-tel genau einstellen. Die von Limiter auf Kompressor umschaltbaren Anzeigen geben genaue Auskunft über Reduktion und Wirkung des Kompressors. Nach der Kompressionseinheit lässt sich die verlorengegangene Signalstärke über Gain-Make-Up wieder aufholen. Interessanterweise ist Gain-Make-Up noch vor den Limiter geschaltet, so dass das Material buchstäblich an die Wand gefahren werden kann. Dies verspricht Spaß bei brutalen Eingriffen.

Grundsound
Digitale Kompressoren neigen oft dazu, dem Sound mehr Härte oder Breite in der Stereosumme hinzuzufügen – weswegen sie wahrscheinlich auch gerne einfach als klangbildendes Element verwendet werden. Nachfolgendes trifft auf die Urs Kompressoren nicht zu: Sie verbreitern nicht, sie beschönigen nichts und fügen keinen Glanz auf die Becken und Gitarren hinzu, weswegen sie auf Anhieb erst einmal völlig unspektakulär vor sich hin werkeln. Der wahre Kern der Kompressionsregelung klingt dennoch bei den Urs sehr analog und nah am Vorbild. Die Kompression setzt bei Urs sofort (leider keine Ratio kleiner als 1.5:1) und absolut natürlich ohne klangverändernde Wirkung ein. Bei hohen Werten dominieren die Tiefmitten und Bässe und die Höhen verlieren an Energie – so wie bei Outboard eben auch (Ausnahme Multiband). Dies klingt bei digitalen Kompressoren oft schlecht und unausgewogen. Die Urs Kompressoren verdichten eine Akustikgitarre weich (1970 und 1975) unter dem leichten Verlust von Höhenanteilen, so dass sie mittiger ‚rüberkommt’. Die Transienten sind aber trotzdem sauber abgebildet und mit dem gekonnten Einsatz eines Exciters oder guten EQs erhällt diese Gitarre das gewünschte Strahlen. Das Gesamtergebnis kann ‚echter’ klingen als mit PlugIns der Konkurrenz. ‚Kann’ wohl gemerkt, denn die Urs sind präzise einzuregeln, sonst klingt es schnell nach platter Soße.

Ein erster Klangeindruck vorab: Die Urs-Kompressoren sind der Bringer auf soliden, druckvoll klingenden Drumspuren und bringen Bässe sowie kraftvolle Vocals zum Kochen. Sie schweißen das Material so kompakt zusammen, das es sich hervorragend in den Mix einfügt. Weniger geeignet halte ich sie für komplette Mixe. Der Wirkungsgrad ist optimal zwischen gut und kräftig zupackend. Die Urs sind sicherlich nichts für sensible Verdichtungsspielereien. Für ein Top-Mastering würde ich zu Highend Outboard Comps greifen oder die Sache einem guten Multiband-Kompressor überlassen.

Limiter
Die Limiter arbeiten bei allen drei großen Kollegen übersteuerungsfest und erfüllen das Kriterium Brickwall. Leider ist die Absenkung der Tresholdschwelle laut Anzeige nicht equivalent zur tatsächlichen Absenkung in db. Eine Treshold von maximal 20 db ergibt eine Absenkung von ca. maximal -10db. Sind Input und Gain-Make-Up auf Vollaussteuerung, bewegt sich pegelmäßig und soundmäßig ab einem bestimmten Punkt nicht mehr. Der Sound des Kompressors bleibt dann gleich. Diese Eigenschaft macht die Urs-Kompressoren zum zuverlässigen und berechenbaren Gain-Master auf Bussen, aber nicht unbedingt zum Spezialisten für angezerrte Einzelsounds, denn die Urs verzerren nur bei extrem kurzen Attackzeiten unter 1ms, das klingt aber digital. Der ansonsten verzerrungsarme Headroom lässt genügend Spielraum für kreatives Arbeiten. Durch das transparente Klangbild des Limiters ist selbst Pumpen erwünscht und diskoeske Drumloops werden zum Vergnügen – wie der Daft-Punk-like Loop beweist.

Sidechain
Ein weiterer Clou der ‚großen’ Varianten ist die komfortable Sidechainabteilung, die selbst hochwertige Outboard-Hardware vermissen lassen. Per Schalter lässt sich das Eingangssignal parallel vor dem Compressor abgreifen und filtern. Das so gefilterte Triggersignal regelt dann die Kompressoraktivität. Dies empfiehlt sich natürlich als Deesser auf Vocals aber auch auf der Drumsumme, wenn z.B. nur die Snarespitzen eingefangen und der Mix sonst möglichst unverdichtet durchkommen soll. Logics Bordmitteln reichen da hinsichtlich Bedienung und Klang nicht heran und auch die UAD-PlugIns müssen meiner Meinung nach passen.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Gerüchte über iLok gibt es ja viele aber das hier Gesagte ist einfach falsch. Erstens benötigt nicht der Studiorechner eine Internetverbindung, man kann zum Download der Lizenzen jeden internetfähigen Computer verwenden (iLok Software muss installiert sein). Das iLok account ist kostenlos und ein e-Mail Konto hat ohnehin jeder und das braucht man i.Ü. nicht nur bei PlugIns mit iLok Kopierschutz. Wenn der Dongle kaputt geht, ist das ärgerlich (genauso wie bei jedem anderen Dongel wie Syncrosoft, Wibu etc. auch), die Lizenzen sind aber nicht weg. Man schickt den Dongel ein, es wird geschaut, ob er tatsächlich kaputt ist, was an Lizenzen vorhanden war und bekommt neue. Falls man die von ilok angebotene Versicherung, genannt zero downtime, für §30,– pro Jahr und Dongel abschließt, bekommt man im Schadensfalle sofort neue Lizenzen (erst vorläufige, nach der Überprüfung s.o. endgültige). Alles ganz einfach auf deren website nachzulesen.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    danke für den kommentar. ich finde das ilok-system nämlich sehr genial. wann hat man schon ide möglichkeit, lizenzen verschiedener hersteller auf einem dongle immer dabei zu haben. viele lizenzen habe ich jetzt schon jahrelang und mehrmals den rechner gewechselt. ich habe sie einfach auf meinem ilok und muss keine "bitte, bitte"-mails schicken, um noch mal einen response-code o.Ä. vom Hersteller zu erhalten…

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Gut geschriebener Artikel. Die Urs scheinen nicht ganz universell zu sein. Ich habe mir nun die Demos gezogen und finde sie auf Drums ziemlich gut. Beim Rest weiss ich noch nicht. Der Autor liegt also nicht schlecht. Frage: Ich weiss nicht, warum hier die ilok-Sache so heiss diskutiert wird. Klar, für jemanden mit ilok ist das evt. günstig, für andere eben nicht. 40 Euro und ein weiterer USB-Port sind eben ein Gegenargument.

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ihr könnt euch glücklich schätzen, das ihr Demos ziehen durftet. Habe vor 14 ein Demo angefragt, bekam eine Mail das ich benachrichtigt werde wenn ich bei ilok eine Demolizens downloaden kann. Bis heute keine Antwoer. Auf Nachfrage ob man mich vielleicht vergessen hat. Keine Antwort.\r\nSehr Kundenfreundlich.

  5. Profilbild
    Fairchild

    Ich weiß nicht, wie lange diese Teile sich schon in meinem VST/RTAS-Ordner tummeln und ich mag sie immer noch!

    Aber:
    „Die Kompression setzt bei Urs sofort (leider keine Ratio kleiner als 1.5:1) und absolut natürlich ohne klangverändernde Wirkung ein.“ – Stimmt meiner Ansicht nach nicht; gerade beim 70er „hört“ man ihn im Mittenbereich -> deswegen:
    „Weniger geeignet halte ich sie für komplette Mixe.“ – würde ich so nicht unterschreiben. Mit den Sidechain-Filtern (materialabhängig), Ratio 1:1,5, Attack 15ms, Release 400 ms auf der Summe setze ich ihn öfters gewinnbringend ein, wenn man die Mitten etwas betonen will.

    Insgesamt sehr schöne Teile.

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