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Test: URS Classic Console Compressors 70/75/80

(ID: 3206)

Integriertes Sidechain

Integriertes Sidechain

1970
Die Jahreszahl gibt einen ersten Hinweis: Sound bzw. Beschreibung des Wirkungsprinzips mit übertragersymmmetrierten Eingangskanälen und Brückengleichrichter als gainreduzierendes Steuerungselement lassen den Schluss zu, dass es sich beim 1970 Classic Console Compressor Limiter um eine Nachbildung eines Neve-Bus-Kompressors aus den 70er handeln könnte, auch wenn das offiziell nicht bestätigt wird. Wer das Original kennt, weiß, dass es sich bei diesem weniger um die eierlegende Wollmilchsau handelt, sondern um ein sehr wirkungsvolles Tool, um bestimmte Instrumentengruppen zusammenzuschweißen. Auch wenn ein Vergleich immer hinken muss – zu viele Parameter und Alterungsprozesse lassen Analoggeräte sogar in ein und derselben Serie unterschiedlich klingen – der Grundcharakter des 1970 Classic Console ist wie beim Dioden gesteuerten Original gutmütig mit Tendenz zum Übersteuern und Pumpen – freilich ab einem sehr hoch angelegten Eingangspegel. Attackzeiten unter 1ms führen zum Zerren. Er fühlt sich im Gesang (!) und bei Einzelinstrumenten wohl – vor allem wenn allzu schnelle Transienten nicht das Problem sind. Typische Anwendungen sind das Abrunden und ‚Bricken’ von Vocal- und Chorspuren, Bässe und Schlagzeugspuren, die mehr Punch und Bauch brauchen.

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1975
Der 1975 reagiert butterweich aber schneller als der 1970 und produziert auf Drums mit hohen Ratiowerten viel Druck und Punch – sehr ähnlich dem legendären VCA-gesteuerten dbx160 auch wenn das beabsichtigte Vorbild irgendwo in der Neve-Busserie dieser Jahre zu finden sein soll. Das Quellmaterial bleibt auch beim 1975 weitestgehend erhalten und verzerrt auch nicht bei Extremeinstellungen. Ich würde sogar sagen, der 75’er verleiht dem Material mehr Wärme. Auf digitaler Ebene würde ich ihn am ehesten mit dem Waves-Renaissance Compressor bzw. dem Sonalksis vergleichen.

1980
Ganz klar der aggressivste der drei Freunde. Er reagiert VCA-like und erscheint minimal heller im Klang. Er drückt dem Quellmaterial einen eigenen Stempel auf. Leider pumpt er nicht so schön sondern verleiht Drums den steril harten Touch der 80er Jahre. Ideal für Elektro! Die Altersnennung deutet mit beiden Zeigefingern in Richtung SSL-Pulte der E-Serie. Ein Vergleich mit den Class-A-VCA-Chips der Originale würde ich aber nicht wagen. Auch die Bedienung (fehlender Auto-Modus, etc) ist etwas anders. Der 1980 ist ein solider Kompressor, der etwas für speziellere Anwendungen im Bereich Percussion, Drums ist und insgesamt einfach härter klingt.

1980 Kompressor

1980 Kompressor

Fazit
Urs bringt mit den Classic-Console-Kompressoren drei unterschiedliche, sehr ernstzunehmende Dynamik-Werkzeuge auf den Markt. Sie klingen sauber, beeinflussen kaum das Quellmaterial und komprimieren mit sehr analogem Feel – nicht nur auf akustischer, sondern auch auf ‚optisch-haptischer’ Ebene. Da Kompression immer eine Frage des jeweiligen Musikstils ist – ein daftiger Punk Produzent braucht anderen Druck als das Jazz- und Klassikmastering – ist auch die Kompression letztendlich immer auch Geschmackssache. Sieger innerhalb des Dreiergespanns ist für mich der 1975, der die klanglichen Vorzüge des 70ers mit der Aggressivität des 80er vereint und zusätzlich zwei Knee-Regelungen besitzt. Dennoch passen alle drei perfekt auf rockige Spuren, Bässe, Drumgruppen und Signale, die kompakte Verdichtung benötigen, die auch kräftig ausfallen darf. So kommt das volle Vintagefeeling zur Geltung. Grundsätzlich lässt sich mit den großen Komp/Limiter/Sidechain-Modellen bequemer arbeiten, aber auch, wer nicht so viel ausgeben möchte, kann mit einem 1975 Standard-Bus-Kompressor ebenso gut fahren: Zwei 70’er in Reihe geschaltet, wobei der hintere mit 20:1 Ratio den Limiter ersetzt und gut is’.

PLUS

++++ sehr authentischer, analoger Sound
++++ intuitive Bedienung
++++ Stabilität und geringe CPU-Belastung

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MINUS

— keine Automatik
– Modus für Attack und Release
– Presets nicht zwischen Modellen austauschbar

Preise

Einzeln 249,99 $ UVP
3er Bundle 649,99 $ UVP

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Gerüchte über iLok gibt es ja viele aber das hier Gesagte ist einfach falsch. Erstens benötigt nicht der Studiorechner eine Internetverbindung, man kann zum Download der Lizenzen jeden internetfähigen Computer verwenden (iLok Software muss installiert sein). Das iLok account ist kostenlos und ein e-Mail Konto hat ohnehin jeder und das braucht man i.Ü. nicht nur bei PlugIns mit iLok Kopierschutz. Wenn der Dongle kaputt geht, ist das ärgerlich (genauso wie bei jedem anderen Dongel wie Syncrosoft, Wibu etc. auch), die Lizenzen sind aber nicht weg. Man schickt den Dongel ein, es wird geschaut, ob er tatsächlich kaputt ist, was an Lizenzen vorhanden war und bekommt neue. Falls man die von ilok angebotene Versicherung, genannt zero downtime, für §30,– pro Jahr und Dongel abschließt, bekommt man im Schadensfalle sofort neue Lizenzen (erst vorläufige, nach der Überprüfung s.o. endgültige). Alles ganz einfach auf deren website nachzulesen.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    danke für den kommentar. ich finde das ilok-system nämlich sehr genial. wann hat man schon ide möglichkeit, lizenzen verschiedener hersteller auf einem dongle immer dabei zu haben. viele lizenzen habe ich jetzt schon jahrelang und mehrmals den rechner gewechselt. ich habe sie einfach auf meinem ilok und muss keine "bitte, bitte"-mails schicken, um noch mal einen response-code o.Ä. vom Hersteller zu erhalten…

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Gut geschriebener Artikel. Die Urs scheinen nicht ganz universell zu sein. Ich habe mir nun die Demos gezogen und finde sie auf Drums ziemlich gut. Beim Rest weiss ich noch nicht. Der Autor liegt also nicht schlecht. Frage: Ich weiss nicht, warum hier die ilok-Sache so heiss diskutiert wird. Klar, für jemanden mit ilok ist das evt. günstig, für andere eben nicht. 40 Euro und ein weiterer USB-Port sind eben ein Gegenargument.

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ihr könnt euch glücklich schätzen, das ihr Demos ziehen durftet. Habe vor 14 ein Demo angefragt, bekam eine Mail das ich benachrichtigt werde wenn ich bei ilok eine Demolizens downloaden kann. Bis heute keine Antwoer. Auf Nachfrage ob man mich vielleicht vergessen hat. Keine Antwort.\r\nSehr Kundenfreundlich.

  5. Profilbild
    Fairchild

    Ich weiß nicht, wie lange diese Teile sich schon in meinem VST/RTAS-Ordner tummeln und ich mag sie immer noch!

    Aber:
    „Die Kompression setzt bei Urs sofort (leider keine Ratio kleiner als 1.5:1) und absolut natürlich ohne klangverändernde Wirkung ein.“ – Stimmt meiner Ansicht nach nicht; gerade beim 70er „hört“ man ihn im Mittenbereich -> deswegen:
    „Weniger geeignet halte ich sie für komplette Mixe.“ – würde ich so nicht unterschreiben. Mit den Sidechain-Filtern (materialabhängig), Ratio 1:1,5, Attack 15ms, Release 400 ms auf der Summe setze ich ihn öfters gewinnbringend ein, wenn man die Mitten etwas betonen will.

    Insgesamt sehr schöne Teile.

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