Die Büchse der Pandora
Der griechische Boutique-Hersteller VS Audio konnte hinsichtlich seiner Produkte in der Vergangenheit ausschließlich hervorragende Bewertungen einsammeln. In der Tat überzeugen die Produkte durch ein liebevolles Design, hochwertigste Bauteile und vor allem durch ihren Sound, der den Geschmack vieler Gitarristen trifft.
VS Audio Pandora – Facts & Features
Der VS Audio Pandora Fuzz & Boost basiert auf der ikonischen „Arbiter Fuzz Face“-Schaltung, das Pedal besitzt jedoch eine modifizierte Schaltung, die eine größere Vielfalt an Klangvariationen ermöglicht. Das Klangspektrum bewegt sich zwischen einem transparenten Overdrive bis zu klassischen Fuzz-Face- oder auch moderneren Fuzz-Klängen. In dem kleinen „Elektronengehirn“ kommen laut Hersteller handselektierte NOS-Germanium-Transistoren zum Einsatz. Auch ein Buffer wurde integriert, der im Zusammenspiel mit einem Fuzz-Effekt (und beispielsweise einem Wah-Wah) einen guten Dienst leistet. Das Pedal besitzt True-Bypass, was heutzutage selbstverständlich ist. Die Abmessungen des Pedals sind mit den Maßen 64 x 120 x 40 mm (B x T x H) etwas größer als die meisten Pedale von z. B. der Firma MXR.
Die Klinkenbuchsen für den Ein- und Ausgang wurden seitlich positioniert, die Hohlsteckerbuchse (5,5 x 2,1 mm, Minuspol innen) für die Versorgung mit einem Netzteil dagegen stirnseitig. Die Stromaufnahme der „Büchse der Pandora“ ist mit nur 25 mA sehr gering. Batteriebetrieb wird nicht unterstützt. Die Verarbeitung des Pedals ist absolut hervorragend. Das Design mit den goldfarbenen Knöpfen aus Aluminium und dem abgefahrenen Emblem ist sicherlich gelungen und strahlt Hochwertigkeit und Geschmack aus. Der rechte Fußtaster (genannt „More“, der relaisgesteuert die Umschaltung erledigt), aktiviert bei Bedarf einen Lautstärkezuwachs von 9 dB Clean-Boost.
Bedienelemente
Der Pandora Fuzz wurde mit vier Reglern ausgestattet:
VOLUME justiert die Ausgangslautstärke, mit FUZZ wird erwartungsgemäß der Grad der Verzerrung gewählt, die Regler der zweibandigen Klangregelung (BASS und TREBLE) formen den Klang des verzerrten Tons.
Die Aktivität des Fuzz-Effekts wird durch das Leuchten einer gelben LED signalisiert. Eine weiße Leuchtdiode leuchtet, sobald der Boost eingeschaltet ist. Die beiden Fußtaster sind so angeordnet, dass diese sowohl zusammen als auch einzeln gut mit dem Fuß zu bedienen sind. Was mich erstaunte bzw. etwas enttäuschte, ist die Tatsache, dass der Lautstärkezuwachs, der mit dem Boost in Kraft tritt, nicht regelbar, sondern fest eingestellt ist. Ein diesbezüglicher Lautstärkeregler wäre sicherlich wünschenswert bzw. Pflicht.
Sound
In der mitgelieferten Anleitung findet man auch Einstellungsempfehlungen für Hendrix- oder Gilmour-ähnliche Sounds, die wir gleich einmal nachstellen und testen, ob der resultierende Sound glaubwürdig ist.
Stellen wir die Regler des Pedals zunächst auf die empfohlenen Werte für einen Hendrix-mäßigen Sound. Dabei ist der Fuzz-Regler voll aufgerissen und die Regler des zweibandigen EQs auf 12 h, quasi „flat“. Der Boost ist hier inaktiv:
Hier kommt Freude auf, da der Sound recht überzeugend reproduziert wird.
Auch der typische Pink Floyd Ton von David Gilmour klingt recht authentisch, wobei wir wissen, dass dieser meist noch einen Kompressor und Delay im Spiel hat, deswegen ist auch bei diesem Klangbeispiel ein längeres Delay (in Logic) hinzugefügt. Einige Phrasen sind an David Gilmour „angelehnt“ bzw. von ihm „ausgeliehen“:
Gleichfalls überzeugend ist der Klang des Clean-Boosts, hier kommt augenblicklich Freude auf. Man kann sich kaum einen besseren Boost-Sound wünschen, dies ist zumindest meine Überzeugung. In folgendem Beispiel hört man zunächst einige Phrasen ohne aktiven Boost, erst nach einigen Sekunden ist dieser zu hören, um den klanglichen Unterschied beurteilen zu können. Eine schöne Idee ist es auch (wie es der Kollege im Video erwähnt), den Fuzz-Regler komplett zurückzunehmen, um den Fuzz-Effekt als zusätzlichen Boost einzusetzen, so hätte man zwei unterschiedliche Boosts am Start, was gelegentlich wünschenswert ist:
So wünscht man sich den Sound eines Clean-Boosts, der Klang wird etwas frischer und druckvoller, bleibt dabei aber außerordentlich natürlich und quasi linear.
Drehen wir den Fuzz-Regler z. B. auf 9 h, lassen sich der „Büchse der Pandora“ schöne Rhythmusgitarrensounds entlocken, die noch recht „transparent“ bleiben und für mich ähnlich der Verzerrung eines guten Röhren-Amps klingen:
Ultrafette Leadsounds lassen sich herstellen, wenn man den Fuzz-Regler voll aufdreht und auch die Bässe und Höhen anhebt. So bekommt man noch mehr Biss und Druck in den Klang, der Boost ist in diesem Beispiel eingeschaltet.
Das Pedal zeigt sich klanglich absolut überzeugend und durch den zweibandigen EQ und den schaltbaren Boost gleichfalls flexibel.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Stratocaster (SSH) mit Suhr Pickups – VS Audio Pandora Fuzz & Boost – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall hinzugefügt).