M/S = More Sound?
Bei den sog. „mobilen Recordern“ lag der kleine Zoom H2 seit seiner Markteinführung immer auf den vorderen Plätzen der Bestseller-Listen – er ist sicherlich einer der am meisten verbreiteten Recorder überhaupt. Auch ich habe mir damals direkt einen zugelegt.
Der Grund für seinen Erfolg dürfte wohl darin liegen, dass beim H2 einfach das Gesamtpaket stimmt: brauchbare Klangqualität und gute Ausstattung (u.a. mit 4 Mikrofonen!) verbunden mit einem niedrigen Preis. Wer mehr über das Gerät wissen will, sei auf den damaligen Test vom Kollegen Axel Ritt verwiesen.
Trotz (oder gerade wegen?) seines Erfolges gab es doch einige Kritikpunkte, welche die zahlreichen User am Gerät bemängelten: Hässliche Optik, schlechte Höhenwiedergabe, billige Plastikverarbeitung und kein interner Lautsprecher sind nur einige der Punkte, die ihm immer mal wieder vorgeworfen wurden. Somit schickt Zoom nun einen Nachfolger in den Ring, der alle Kritikpunkte am Vorgänger ausräumen und – dank ebenfalls günstigen Preises – an dessen Verkaufserfolg möglichst nahtlos anknüpfen soll. Also schauen wir doch mal, ob sich der neue wirklich lohnt oder ob man sich lieber noch zum Ausverkaufspreis den alten sichern sollte.
Konzept und Features
Das grundlegende Konzept hat sich nicht geändert: Auch der H2n ist ein kleines, leichtes und somit portables Gerät, das im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern nicht über zwei, sondern gleich vier Mikrofone verfügt und dank flexibler Kombinationsmöglichkeiten der Mikrofone für die unterschiedlichsten Aufnahmesituationen gerüstet sein soll. Bei Bedarf können dank des Mic/Line-Eingangs auch andere Mikrofone oder Line-Geräte als Klangquellen dienen. Aufgezeichnet werden die WAV- oder MP3-Files, die max. mit 24Bit und 96 kHz abgetastet werden, auf SD bzw. SDHC-Karte; als Stromquelle dienen wahlweise ein externer Adapter oder – wohl häufiger – handelsübliche AA-Batterien. Einige Spielereien wie Metronom, Stimmgerät usw. sind ebenfalls mit an Bord, auf die soll hier aber nicht weiter eingegangen werden. Das Ganze gibt’s zu einem Musiker-verträglichen Preis von unter 200 Euro.
Wie bereits erwähnt verfügt der H2n über einige neue Features; viele davon sind Reaktionen auf Kritikpunkte am Vorgänger. Die wichtigsten sollen hier schon kurz genannt werden:
- M/S-Mikrofon: Während beim Vorgänger beide Mikrofonpaare in X/Y-Position angeordnet sind, verfügt der H2n über ein Paar für X/Y und ein Paar für M/S-Stereofonie. M/S-Aufnahmen ermöglichen eine (auf Wunsch auch nachträgliche) Beeinflussung der Stereobasis-Breite
- Die Einstellung des Aufnahmepegels erfolgt nun endlich über ein klassisches Drehrad an der Seite
- Die Aufnahmen lassen sich direkt am Gerät über einen integrierten Lautsprecher anhören
- Das Display ist wesentlich größer; außerdem wurde die Skalierung optimiert
- Die Batterielaufzeit soll nun ca. 20 Stunden (H2: 4 Stunden) betragen
Eine negative Veränderung fällt allerdings auch direkt auf: Gehörte beim Vorgänger noch ein wirklich umfangreiches Zubehörpaket zum Lieferumfang (Tasche, Netz-Adapter, Batterien, Kopfhörer, USB-Kabel, Standfuß, Mikro-Stativ-Adapter, Windschutz, SD-Karte), kommt der neue abgespeckter daher. Nur Batterien und SD-Karte sowie eine Wavelab LE 7-Version sind dabei – alles andere lässt sich der Hersteller im optionalen Zubehörpaket APH-2N (Fernbedienung ist im Paket enthalten) mit einem Straßenpreis von knapp 40 Euro gesondert vergüten.
Optik und Haptik
Der alte H2 wurde ja gern als „Rasierapparat“ belächelt. Auch wenn mich die Optik nie gestört hat, muss ich sagen: Der Nachfolger sieht für meinen Geschmack deutlich besser aus. Höhe und Breite sind in etwa gleich geblieben, in der Tiefe hat der neue dafür ein gutes Stück zugelegt; die Grundfläche ist nun eher ellipsenartig, was dafür sorgt, dass das Gerät auch ohne zusätzlichen Standfuß auf ebenen Flächen sicher steht.
Allein die neue Farbgebung, also der schwarze Klavierlack, macht einiges her. Aber auch das nun viel größere, hellblau hintergrundbeleuchtete Display, die aufgeräumt wirkende Bedienoberfläche oder auch der große schwarze Mikrofonkorb sorgen dafür, dass der H2n optisch einen wesentlich hochwertigeren Eindruck macht als sein Vorgänger. Insgesamt erinnert die Optik ein wenig an ein Großmembranmikrofon.
Der positive Eindruck setzt sich bei der Haptik fort. Zwar merkt man dem Gerät natürlich wegen der Plastikbedienelemente seine Preisklasse durchaus an, aber die nun fast ausschließlich seitlich angebrachten Bedienelemente vermitteln doch einen deutlich stabileren und besser bedienbaren Eindruck, als es beim Vorgänger der Fall war.
wie gut verträgt das gerät hohe line eingangspegel? der H1 kam damit nicht klar und lineaufnahmen aus einem mixerausgang mit hohem pegel übersteuerten obwohl am H1 runtergeregelt wurde (andere sogar billigere konkurrenzprodukte hatten damit kein problem).
Schöner Test – guter Wurf. Warte allerding seit Jahren darauf, dass Klavierlack im Unwort des Jahres auftaucht (oder Unsinn). Wie lange das wohl noch geht….
schade. habe meine frage am tag der veröffentlichung des tests gestellt und bekomme vom tester keine antwort…
Hallo Willtrop! Der Line-Eingang verträgt auch beim H2n nicht den normalen maximalen Line-Pegel. Im Test bin ich darauf nicht eingegangen, da der Line-Eingang bei so einem Recorder meiner Meinung nach eher eine Art Zusatz-Feature darstellt – ich habe ihn z.B. bei meinem H2 noch nie benutzt…
Aber wie ich nun an deinem Beispiel sehe, ist er wohl für manch einen User doch nicht zu vernachlässigen. Ich werde beim nächsten Test dieser Art also auch dazu mal einen Satz verlieren!
Ergänzung: Mit der Firmware 2.00 kommt ein weiteres Audioformat für Spatial Audio (3D- oder 360 Grad – Audio) dazu. Das Format heisst »Google JUMP« und verfügt über vier Kanäle.
Damit ist dieser Recorder zur Zeit der einzige Recorder der dieses Format integriert hat.