Modulation des gesamten Spektrums
Mit dem Wavefront Audio Bode Frequency Shifter stellt der Club of the Knobs-Ableger nach dem Sixteen Channel Spectral Vocoder und Spectral Channel Manager sein nächstes Produkt vor. Natürlich ist das Gerät wieder voll analog, in High-End-Technik aufgebaut und man folgt erneut den Spuren des legendären Ingenieurs.
Der Frequency Shifter (Frequenzschieber) ist eine Erfindung von Harald Bode. Der in Hamburg geborene Ingenieur war Entwickler von verschiedenen frühen, elektronischen Instrumenten und tontechnischer Schaltungen. Anfang der 70er Jahre wurde er sogar Chefingenieur bei Moog. Die Erfindung, die mit seinem Namen am meisten in Verbindung gebracht wird, ist jedoch der Frequency Shifter. Im Gegensatz zu einem Pitch Shifter, der Klänge harmonisch transponiert, werden bei dieser Schaltung die Teiltöne eines Klanges alle um den gleichen Wert, zum Beispiel 100 Hz verschoben, was natürlich die Änderung bzw. Auflösung des harmonischen Kontextes zur Folge hat.
Der Frequency Shifter wurde als Modul 1630 für die Moog System gebaut, es gab ihn jedoch auch in einem separaten Gehäuse als Stand-alone Gerät. Ein prominenter User war Oskar Sala, der einen Frequency Shifter bei seinem Trautonium im Zusammenspiel mit einem Delay teilweise wirklich extensiv einsetzte.
Verschiedene Hersteller der Eurorack-Szene boten Nachbauten des Bode Frequency Shifters an, wie der Doepfer A-126, Analogue Systems RS-240 und Cwejman FSH-1.
Nun wird mit dem Wavefront Audio Bode Frequency Shifter wieder ein Stand-alone Gerät, diesmal im 19“-Format, angekündigt. Unter dem Label Club of the Knobs ist der Frequency Shifter bereits als Modul mit der Bezeichnung C 1630 verfügbar.
Zur Funktionsweise ein paar Informationen von Wavefront Audio:
„Der Bode Frequency Shifter verschiebt (moduliert) das gesamte Frequenzspektrum eines Signaleingangs um einen manuell eingestellten Betrag und um zusätzliche Steuerspannungseingänge. Das obere und untere Seitenband werden durch die Modulation des Signaleingangs durch einen internen Quadraturoszillator erzeugt. Diese Seitenbänder erscheinen unabhängig voneinander am Ausgang A (obere Seitenbänder) und am Ausgang B (untere Seitenbänder). Eine Mischung der beiden Seitenbänder findet sich am Mixture Output-Buchsenpaar mit dem zugehörigen Potentiometer, dass das Verhältnis der Stufen A und B steuert.
Beim Bode Frequency Shifter stehen fünf verschiedene Schaltbänder zur Verfügung. Im exponentiellen Modus geht der Shift-Kompass von 2 Hz bis 2000 Hz. In dieser Position verdoppelt eine Erhöhung der Steuersumme um ein Volt (zu den normalen manuellen Einstellungen im Modus „Amount of Shift“ hinzugefügt) den Betrag der Frequenzverschiebung. In diesem Modus verschieben sich die vom Bode Frequency Shifter erzeugten Seitenbänder also parallel zu den eingehenden spannungsgesteuerten Signalen. Im Linear-Modus stehen 4 verschiedene Skalen zur Verfügung: +-5Hz, +-50Hz, +-500Hz oder +-5000Hz. In allen Skalenpositionen ist der Bode Frequency Shifter kontinuierlich variabel von negativ über positiv Modulation bis hin zum Nullpunkt.
Das Squelch-Schwellenpotentiometer zur Trägerunterdrückung und zur Einstellung der Nullfrequenzverschiebung ist am Bode Frequency Shifter verfügbar und ermöglicht eine zusätzliche Funktionskontrolle.“
Der Wavefront Audio Bode Frequency Shifter kostet 1.700,- Euro (zzgl. VAT und Versand) und soll ab dem 10. Juli 2019 verfügbar sein.
Soweit, so technisch. Gibts es da auch Anwendungs- oder Klangbeispiele?
… zumindest zum COTK-Modell hier im Amazona-Bericht, Klangbeispiel 4:
https://www.amazona.de/test-cotk-modular-polymoog-filter-sh-ratchet-seq/
… und hier ein Beispiel für die Buchla-Variante:
https://www.youtube.com/watch?v=9AXet8PaF0Y
Viel Spaß!
@Lewis Ah, jetzt hab ich’s kapiert, vielen Dank für die Links! Klingt sehr interessant.
Und ich hätte immer gedacht, daß Harald Bode in erster Linie für seinen Vocoder berühmt war und erst an zweiter und dritter Stelle für den Ringmodulator und den Frequency Shifter.
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Ein überaus nützliches Werkzeug zur Klanggestaltung, aber auch ein recht kostspieliges. Aber immer noch ein Schnäppchen im Vergleich zum originalen Moog-Modul bzw. Rackeinschub.
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Aha, wieder was gelernt, daher hat also das Plugin Echobode von Sonic Charge den zweiten Teil seines Namens…
Oskar Sala nutzte keinen Bode Frequenzshifter!
Salas Frequenzumsetzer „[…] wurde 1965 vom Berliner Messgerätehersteller „Kamphausen GmbH“ speziell für Sala konzipiert und als Einzelexemplar gebaut.[…]“
Zu dieser Zeit gab es kaum vergleichbare Geräte…
@Zoxos Doch, vergleichbare Geräte gab es in der Funktechnik, allerdings dürften die wohl kaum im musikalischen Rahmen angewendet worden sein.
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Oskar Sala erzählte mir 1993 mal, angesprochen auf den „Klangumsetzer“, daß er auf dem System von Bode beruhe — ich muß mal schauen, ob ich dieses Interview noch irgendwo finde.
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Der Frequency Shifter, den Wendy Carlos einsetzte — auch im militärischen Funkgerätegehäuse — wurde von Bob Moog extra für Wendy gebaut (und hier dürfte es mehr als wahrscheinlich sein, daß der Bode-Entwurf Pate stand).
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Natürlich ist das in der Nachrichtentechnik ein alter Hut. Aber nicht im Audio Bereich. Da gab es damals außer dem von Siemens in den 1950ern für den Südwestfunk gebauten Frequenzumsetzer kaum etwas vergleichbares. Bodes erster Shifter stammt aus 1964. Der Moog 1630 aus 1974…
Mag sein, dass sich Sala von Bode inspirieren lies (er hatte immer ein Näschen für neue Dinge). Aber wenn man die Schaltungen vergleicht, dann sind das komplett unterschiedliche Geräte….