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Workshop: Der perfekte Live-Gig

Perfekt vorbereitet zum Gig

16. September 2018

Der perfekte Live Gig

Workshop: Der perfekte Live-Gig. Ganz einfach, Songs gut einüben und fertig! Workshop vorbei! Ja nee, is klar, wenn es mal so einfach wäre. In der Tat ist die perfekte Beherrschung seines Handwerks überhaupt die Grundvoraussetzung, sich auf eine Bühne zu trauen, von daher bedarf es wirklich keiner weiteren Erwähnung dessen. Allerdings will ALLES andere, was mit einem Gig einhergeht, möglichst penibel und authentisch geplant werden, sonst läuft man Gefahr in Sachen Unterhaltungswert von einer sich drehenden CD abgehängt zu werden. Schauen wir doch mal, was es alles im Vorfeld einer Show zu berücksichtigen gibt.

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1. Die Bandkonstellation als solches

Auch wenn man es kaum wahrhaben möchte, in der Zusammensetzung der Band liegt das Hauptaugenmerk, ob es eine Band später einmal zu einem gewissen Bekanntheitsgrad schafft oder nicht, wobei man hier zwischen einer Coverband und einer Band mit eigenen Songs unterscheiden muss. Während eigene Songs eine möglichst einzigartige Menagerie aus Sound und Songwriting erzeugen sollten, versucht eine gute Coverband eine möglichst identische Kopie des Originals zu generieren, es sei denn man nimmt mit Absicht weltbekannte Songs und packt sie in ein eigenes, erneut möglichst klanglich einzigartiges Gewand.

In diesem Stadium liegt bereits das erste große Hindernis, denn eine Band kann nur eine ernstzunehmende, unterhaltsame Einheit bieten, wenn alle Musiker mehr oder minder die gleiche Vorstellung von der Musik und die Platzierung ihrer Person innerhalb des Bandkontextes haben. Die erste Voraussetzung für eine Live-Show bedeutet demnach, erst einmal Mitmusiker zu finden, die die gleiche Musik machen wollen.

Der perfekte Live Gig

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Gerade Coverbands scheitern immer wieder daran, dass man sich musikalisch halt auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt hat, der Drummer aber eigentlich mehr Richtung TOTO gehen möchte, der Keyborder sich am GENESIS Klangteppich Geschlabber gar nicht satt hören kann, der Bassist sein Instrument ohnehin nur im Motown Umfeld angemessen aufgehoben findet und dass nahezu alle Gitarristen am liebsten den Guitar Hero mit unendlich langen und überlauten Soli geben möchten, überrascht jetzt nicht wirklich jemanden.

Also nimmt man gezwungenermaßen von all den Protagonisten einen oder mehrere Songs ins Repertoire auf, wobei immer nur ein Bandmitglied den jeweiligen Interpreten mit Inbrunst spielt und die anderen das Ganze notgedrungen mitmachen, um im Gegenzug dann ihren Liebling featuren zu können. Ich kenne Gitarristen, die den ganzen Abend auf „Walking By Myself“ warten, um dort endlich ihr Solo abfeuern zu können, was so gerade noch als Bluesrock durchgeht, aber im Endeffekt natürlich klassischer Hardrock ist.

Kann man machen, ist aber nicht wirklich sinnvoll. Besser ist es, musikalische Themenblöcke in sein Repertoire zu packen, eventuell mit Garderobenwechsel, zumal ein anderes Leibchen für den normalen Zuhörer ohnehin leider mehr Unterhaltungswert hat als ein neuer Song. Oder aber gleich eine Tributeband an den Start bringen, was allerdings den persönlichen Charakter der eigenen Musiker gegen null fährt. Hat Vorteile, aber auch viele Nachteile.

Der perfekte Live Gig

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2. Die Funktion der einzelnen Musiker

Direkt den großen Instrumentalisten-Abturner vorneweg, der Sänger verkauft die Band, alle anderen Musiker sind nur Statisten. Noch schlimmer geht es nur noch mit einer Sängerin und einer männlichen Begleitband, hier wirst du noch nicht mal nach der Show als einer derjenigen erkannt, die eben noch auf der Bühne standen. Ich weiß, ist übertrieben, ich weiß, ist ganz furchtbar, aber wenn wir ehrlich sind, wissen wir es doch schon alle ganz, ganz lange.

Gegen diese Hierarchie anzukämpfen ist absolut kontraproduktiv und bindet nur Zeit, Geld und Energie. Gerade Gitarristen haben immer wieder Probleme damit, sich dieser naturgegebenen Situation unterzuordnen, was immer wieder zu Grabenkämpfen auf der Bühne führt oder noch schlimmer, quäkenden Gitarristen am Gesangsmikrofon.

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Entweder man lernt mit dieser Situation zu leben oder man verlässt die Band direkt und macht eine Instrumentalkapelle auf bzw. eröffnet eine weitere Metalcombo mit einer Musikrichtung, in der man bekanntermaßen nicht mehr singen können muss. Grunzen, Quieken oder Verdauungsgeräusche jeglicher Art finden mittlerweile auch ihren Weg in die Mikrofonmembran und entsprechende Abnehmer unter den Musikfans.

Deutlich mehr Sinn macht es dagegen, die jeweiligen Eigenarten der Mitmusiker zu überzeichnen. Einen ruhigen Kollegen am Bass kann man zu keiner Rampensau erziehen, stattdessen macht das Einfrieren seiner Person im Sinne von „bewegt sich gar nicht mehr“ dann wieder viel mehr Sinn, Hauptsache es fällt auf und kommt integer rüber.

Wohl dem, der einen richtigen Frontmann in Optik, Handwerk und Publikumskontakt sein eigen nennt, denn hier hapert es erfahrungsgemäß am stärksten. Der beste Stimmumfang und die sauberste Intonation bringt allerdings überhaupt nichts, wenn man keinen Kontakt zum Publikum aufbauen kann. Hat man das große Glück, ein amtliches Verkaufsargument zu seinen Gunsten am Bühnenrand tänzeln zu sehen, gilt es so schnell wie möglich wirtschaftlich Kapital daraus zu schlagen, denn eins ist sicher, es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Kollege abgeworben wird. Mag er sich aus Freundschaftsgründen anfänglich noch zieren, nach einer gewissen Zeit ist er weg und man fängt wieder von vorne an. An alle Instrumentalisten, nicht böse sein, ihr würdet es an seiner / ihrer Stelle genauso machen.

immer alles gut verpacken!

Immer alles gut verpacken!

3. Wie packe ich eine gute Dramaturgie in mein Set?

So, es ist geschafft, der Termin für den nächsten Gig steht, nun gilt es mein Set mit Spannung zu füllen, was je nach Auftrittsdauer zu echter Schwerstarbeit ausufern kann. Viele Bands machen den Fehler, das Publikum direkt mit den ersten Tönen sofort umhauen zu wollen und fangen mit einer Uptime oder Knallernummer an, die für alle Musiker von Anfang an höchste Konzentration bedeutet. Hiervon ist dringend abzuraten.

Zum einen ist man, losgelöst wie viel man sich in der Garderobe (sofern überhaupt vorhanden) warmgespielt hat, immer noch kalt auf der Bühne, d.h. hohe Tenor- oder Kolleratursopraneinlagen, schnelle Läufe oder atemberaubende Breaks können zwangsläufig noch nicht funktionieren. Auch der Sound ist zu Anfang IMMER so, dass man nachregeln muss, sei es in der Lautstärke, im Klang, im Monitormix oder aber am eigenen InEar, was sich in einem anspruchsvollen Song nicht machen lässt. Zudem muss sich das Publikum erst einmal einfinden, bei Laufpublikum sogar erst einmal ansammeln, wer da schon aus allen Rohren schießt, erschreckt mehr, als dass er die Leute für sich interessiert.

Das Hauptproblem ist aber, dass man das Spannungsniveau nicht unbegrenzt lange hochhalten kann und spätestens nach der dritten Nummer muss der Dampf runtergefahren werden, was einem Druckabfall gleichkommt. Besser ist es, die Leute mit einer möglichst bekannten, aber entspannt zu spielenden Nummer auf sich aufmerksam zu machen, und die Druck und Groove Abteilung langsam hoch zu fahren, um dann in ein dezentes Auf- und Abschwingen im Set zu verfahren. Das Ganze kehrt sich natürlich ab einer gewissen Uhrzeit um, wenn alle besoffen sind und selbst der Sparkassenfuzzi von der örtlichen Niederlassung sich die Krawatte runterreißt und nach „Smoke On The Water“ krakeelt. Ab dem Zeitpunkt geht nur noch „Erste-Reihe-Nasenbluten“, gerne auch mit ausladenden Gitarrensoli, was den Gitarristen zwar ungemein freut, das Publikum aber im Suff nur noch die Posen mitbekommt.

Viele Veranstalter freuen sich beim Gig über mehrere Sets, damit sie in den Spielpausen mehr Getränke verkaufen können. Dies hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist neben der kurzen, persönlichen Ruhephase der Musiker auch die Tatsache, dass der Spannungsbogen gegen null gefahren wird und man im nächsten Set wieder neu aufbauen muss. Der Nachteil ist, dass wenn man die Pause auch nur um 5 Minuten zu lange ansetzt, die Leute bereits wieder mit ihrem Handy zugange sind oder gar schauen, was es noch so in der Umgebung an Unterhaltung gibt. Deshalb Vorsicht, lieber eine zu kurze Pause als eine zu lange.

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Forum
  1. Profilbild
    edeling

    Ein sehr guter Beitrag von einem geschrieben, der auch den Plan hat. Eine schöne Betätigung für mich, der genau so denkt nach 40 Jahren Bühne und das so unterschreiben kann.
    Leider laufen da draussen so viele Vögel rum, die das alles ignorieren… mit solchen Nasen kann und will ich nicht mehr arbeiten.
    Allein Axels Beschrieb von GammelT-shirt und Jeans – ich hab mir fast in die Hose gemacht vor Lachen, weil das eben genau so stimmt. Habe ich genau so erlebt bei meinem kurzen Gastspiel bei „Schrammel-Oppa & die Hinterfotzigen“ (Platzhalterbandname – dämliches BluesRock Zeug) … unbelehrbar, erfolglos…

    Aber was folgere ich nun inspirativ aus dem Beitrag:
    Bei eigenem, ernsthaftem MusikMaterial sollte das Publikum dieses bereits kennengelernt haben, bevor es dieses Live auf der Bühne zu sehen bekommt!

    Axel: ????

  2. Profilbild
    Healfix

    Axel, Deine Workshops sollten Pflichtlektüre für alle sein, die meinen, auf die Bühne zu müßen. Teilweise ernüchternd, aber man weiß, auf was man sich einläßt.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Healfix Vielen Dank für das Lob, ich hoffe immer, dass möglichst viele Musiker von meinen Erfahrungen profitieren können.

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