Mehr als nur nerviges Ticken: das Metronom
Eigentlich sollte das Spielen zu einem Metronom eine Selbstverständlichkeit sein, ist es jedoch leider nicht. Dabei ist ein stabiles Timing die Grundvoraussetzung für ein gutes Zusammenspiel und in der heutigen Zeit sogar für eine gute Show. In diesem Workshop erfährst du, warum du das Spielen zum Metronom nicht vernachlässigen solltest und welche Schritte ihr als Band unternehmen müsst, um im Proberaum oder auch live zu einem Metronom zu spielen.
Inhaltsverzeichnis
- Argument: Früher hat das keinen interessiert
- Argument: Ich habe keine Timing-Schwankungen
- Persönliches Üben mit dem Metronom
- Bandproben mit Metronom
- Konzerte mit Metronom
- Technische Voraussetzungen für das Üben mit dem Metronom
- Spielen mit Backing-Tracks
- Programmieren des Clicks
- Ritardando, Accelerando, Taktartwechsel
Argument: Früher hat das keinen interessiert
Ein typisches Argument von vielen Musikern, die sich beharrlich weigern, zu einem Metronom zu spielen oder damit zu üben, ist immer gleich: „Früher hat das keinen interessiert. Da hat auch keiner zum Metronom gespielt. Ist man schneller geworden, ist man halt schneller geworden.“
Ja, dieses Argument habe ich oft gehört. Und es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass in früheren Zeiten das Thema „Metronom“ nicht ganz so ernst genommen wurde. Da gab es auf der einen Seite Bands, die ein bombenfestes Timing hatten, auf der anderen Seite aber auch Bands, die einen Song gefühlt doppelt so schnell beendet haben wie er angefangen wurde. Das mag bei Punk egal sein, für einen guten Groove und gutes Zusammenspiel jedoch nicht. Es erschwert zudem die Arbeit im Studio, da Schnitte kaum möglich sind und auch Overdubs deutlich schwerer zu verwirklichen sind. Das Spielen zum Metronom ermöglicht jedoch das genaue Schneiden in der DAW und punktgenaue Overdubs. Bei den heutigen Produktionsmethoden ist das sichere Spielen zu einem Click-Track eine Grundvoraussetzung für die Arbeit im Studio.
Das Treffen des exakten Tempos beim Einzählen eines Songs ist zudem auch eine Kunst, die der Tagesform unterworfen ist und nicht zuletzt der Setlist. Spielt man eine Ballade nach einem Uptempo-Song, wird die Ballade meistens zu schnell gespielt. Den umgekehrten Fall gibt es natürlich auch.
Argument: Ich habe keine Timing-Schwankungen
Auch das Argument habe ich sehr oft gehört, insbesondere von Schlagzeugern, die immerhin die Timekeeper einer Band sind. Die notorische Weigerung, zu einem Click zu spielen, lässt dann schon vermuten, was Sache ist: Der Musiker hat Timing-Schwankungen und zwar sehr deutliche. In den meisten Fällen zeigen sich diese dann auch, wenn der betreffende Musiker von seinen Kollegen gezwungen wird, zu einem Metronom zu spielen. Jeder Musiker hat Timing-Schwankungen. Bei einigen sind diese sehr ausgeprägt (bei Schlagzeugern gerne nach einem Fill), bei anderen eher subtil.
Persönliches Üben mit dem Metronom
Das persönliche Üben mit einem Metronom sollte ohnehin für jeden Musiker zum Alltag gehören. Das Metronom ist eine Referenz, an der sich das eigene Spiel misst. Das hat erst einmal gar nicht so viel mit Musik zu tun. Hier geht es darum, das eigene Timing zu verbessern und zu lernen, auf den Punkt zu spielen.
Bandproben mit Metronom
Es empfiehlt sich, immer mal wieder auch Bandproben mit einem Metronom durchzuführen. Dies zwingt alle Musiker in ein Raster und im Idealfall laufen sie dann im Gleichschritt. Das Nutzen eines Metronoms für alle bei der Bandprobe ist aber nur dann erfolgreich, wenn die einzelnen Musiker regelmäßig privat mit Metronom üben.
Insbesondere für die Vorbereitung eines Studiotermins ist das gemeinsame Spiel zum Metronom zu empfehlen.
Konzerte mit Metronom
Grundsätzlich gibt es für Konzerte verschiedene Ansätze. Die Mindestanforderung sollte sein, dass sich der Schlagzeuger vor dem Anzählen eines Songs das korrekte Tempo von einem Metronom vorgeben lässt. So ist zumindest ein korrektes Starttempo gewährleistet.
Besser wäre es allerdings, er würde den gesamten Song zu einem Metronom spielen. Gerade bei technisch sehr anspruchsvollen Songs ist es gut, im korrekten Tempo zu starten und dort auch zu bleiben. Ein Song, der plötzlich bis zum komplizierten Gitarrensolo deutlich an Fahrt aufgenommen hat, wird für den Gitarristen nicht glücklich enden.
Für den Einsatz von Backing-Tracks ist das ebenfalls zwingend erforderlich. Ein stabiles Songtempo erleichtert darüber hinaus auch den Ton- und Lichttechnikern das Leben, da sich Ton- und Lichteffekte, die an das Songtempo gekoppelt sind, vorab programmieren lassen. Spielt man zu einem Click-Track aus der DAW, ist es sogar möglich, das Bühnengeschehen zu automatisieren.
Technische Voraussetzungen für das Üben mit dem Metronom
Im einfachsten Fall hat nur der Schlagzeuger ein Metronom neben sich stehen, von dem er sich das Songtempo des jeweils nächsten Songs vorgeben lässt. Das muss noch nicht einmal hörbar sein. Zu diesem Zweck reicht eine im Tempo blinkende LED aus.
Möchten alle im Proberaum zum Metronom üben, schließt man es an die Proberaum-PA an, sodass alles es hören können. Das stört hier nicht weiter. Tipp: Wählt einen möglichst prägnanten Sound mit hohem Attack und in einem höheren Frequenzbereich, damit dieser sich gut durchsetzt und nicht im Klangteppich der Band untergeht.
Möchte man auf der Bühne durchgehend zum Metronom spielen, darf dieses natürlich nicht für das Publikum hörbar sein. Den Metronom-Click über die PA oder die Monitorlautsprecher wiederzugeben, ist also keine Option. In so einem Fall muss zwingend mit In-Ear-Monitoring gearbeitet werden, um sicherzustellen, dass das Publikum den Click nicht hört. Achtet unbedingt darauf, dass jeder Musiker sich die Lautstärke des Clicks auf seinem Kopfhörer möglichst selbst einstellen kann. Personal-Monitoring lässt sich eigentlich mit fast allen aktuellen Digitalpulten verwirklichen.
Spielen mit Backing-Tracks
Für das Spielen zu Backing-Tracks ist ein Click-Track die Grundvoraussetzung. Im Idealfall kann die gesamte Band den Metronom-Click auf ihrem In-Ear-Monitoring hören. In diesem Fall kann auf das Einzählen durch den Schlagzeuger verzichtet werden. Hören nicht alle den Click, muss der Drummer die Musiker einzählen. Dazu ist es erforderlich, dass er mindestens einen Takt vom Click vorgegeben bekommt, bevor er mit dem Einzähler beginnt. Bereitet Backing-Tracks also immer mit mindestens zwei Takten Einzähler vor.
Das ist sowieso Sache, die man sich angewöhnen sollte, denn geht es auf der Bühne mal hektischer zu, kann es auch sein, dass der Drummer (oder andere Musiker) den ersten Metronomschlag verpassen und dann auf der falschen Zählzeit einsetzen. Deshalb sollte sich der Click auf der Zählzeit 1 eines Taktes auch immer anders anhören als der Click auf den übrigen Zählzeiten. Das kann entweder durch die Wahl einer anderen Tonhöhe oder eines eigenständigen Sounds geschehen – oder beides.
Programmieren des Clicks
Wichtig ist noch, welche Unterteilung des Takts man am Metronom einstellt oder als Click-Track programmiert. Bei vielen Mid-Tempo-Songs reicht eine Viertelunterteilung im 4/4-Takt vollkommen. Bei Balladen kann es sinnvoll sein, statt Viertel lieber Achtel zu wählen, um das Taktraster feiner aufzulösen und ein genaueres Spiel zu ermöglichen. Sinnvoll ist das zum Beispiel für Songs mit einem Tempo kleiner als 70 bpm.
Bei Taktarten wie 6/8 oder 12/8 kann man überlegen, ob der Click wirklich auf Achtel programmiert werden muss oder auf die Zählzeit 1 und 4 (6/8) oder 1, 4, 7, 10 gesetzt wird. Je höher das Tempo ist, desto eher würde ich eine solche Unterteilung wählen. Das hängt natürlich auch immer vom Groove des Songs ab. Bei einem Uptempo-Song im 3/4-Takt reicht im Prinzip sogar ein Metronom-Schlag auf jeder Zählzeit 1 vollkommen aus. Wenn alle den Click auf der Bühne (oder im Studio) hören sollen, sprecht die Unterteilung vorher ab.
Tipp: Metronom-Samples und auch gesprochene Anweisungen für eine Guide-Spur findet man im Internet, zum Beispiel auf der Seite multitracks.com. Dort einfach auf den Button „Click & Guides“ drücken und der Download startet sofort. Man bekommt Samples und ein Ableton Live Projekt. Mit Ableton Live lassen sich Click-Tracks besonders komfortabel anlegen. Es funktioniert aber auch mit jeder anderen DAW.
Ritardando, Accelerando, Taktartwechsel
Nicht immer läuft ein Song über die komplette Spieldauer in einem konstanten Tempo durch. Taktartwechsel sind noch die einfachste Spielart. Komplexer wird es bei bewusst gesetzten Tempoverringerungen oder Tempoerhöhungen wie Ritardando oder Accelerando. Diese müssen natürlich auf den Punkt genau programmiert werden. Dennoch ist das Empfinden dafür, wie langsam oder schnell man nun werden muss, sehr subjektiv. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, in einem Ritardando-Takt eine feinere Unterteilung der Metronomschläge zu wählen. Findet lediglich am Songende ein Ritardando statt, würde ich den Click-Track am Ende des vorangegangenen Taktes enden lassen. Bei plötzlichen Taktartwechseln oder sprunghaften Tempowechseln hilft nur regelmäßiges Üben. Hier müssen alle Musiker ein gutes Gespür für diese Stellen im Song entwickeln.
Danke !
Dieser Artikel ist eine Pflichtlektüre für alle Schlagzeuger und eine dringende Empfehlung für alle Musiker:innen.
@Organist007 … nicht nur für Schlagzeuger. Wenn ich (am Keyboard) live in meine DAW einspiele, bin ich anschließend immer wieder (negativ) überrascht, wie das Tempo mit mir „durchgeht”.
Euphorie beim Solo ist hier die unangenehme Triebfeder.
Ich starte daher bei Songaufnahmen mit sturen vorgegebenen Bass- und/oder Schagzeug-Midi-Spuren als Metronom.
Danke für diesen informativen und gut geschriebenen Artikel. Zwei Dinge würde ich gerne ergänzen:
Das Argument „Früher hat das niemanden interessiert“ war auch damals, was auch immer als „früher“ gilt, falsch. Gute Musiker haben schon vor hundert Jahren mit Metronom geübt. Für Berufsmusiker gehört es einfach dazu.
Eine wichtige Frage ist auch, welche Zählzeiten das Metronom betonen soll. Je nach Musikstil, z.B. im Jazz, aber auch Rock und Hiphop, ist ein Offbeat-Metronom sinnvoll, also auf der 2 und 4. Im 3/4 Takt auf der 2.
Anders sieht es wiederum in Latinstilen aus. Salsa übt man am besten zu einer Clave, je nach Stück als 2-3 oder 3-2. Und für längere Taktmaße, also 7/4, 11/5, 15/8 etc., erstellt man am besten eine Clickspur, die der rhythmischen Aufteilung entspricht.
@Martin Andersson Hi Martin,
das hängt davon ab, wie weit du zurück gehst. Ich nehme jetzt mal die 50er und 60er als Beispiel. Da kann man von einem stabilen Timing bei vielen Aufnahmen kaum sprechen. Auch in den 70ern war das bei Punk und Heavy Metal nicht anders. Viele junge Musiker der Genres haben nie Unterricht gehabt und sich um solche Dinge wie das Spielen zum Metronom nicht gekümmert. Das Bewusstsein kam erst irgendwann in den 80ern mit dem zunehmendem Editing von Aufnahmen, Sequencern, Drum Computern und dann ab den späten 90ern mit der DAW. Dass viele berühmte Bands im Studio vom Studiogitarristen unterstützt wurden, damit das Timing stimmt, wissen viele gar nicht. Ich erinnere mich an ein Interview mit einem deutschen Gitarristen, der viel im Studio gearbeitet hat, im Solo Musikermagazin. Ich weiß nicht mehr, ob es Peter Weihe oder Carl Carlton war (Christoph Rocholl könnte es noch wissen), der sagte, dass er oft angerufen wird, um Metal-Rhythmusgitarren neu einzuspielen, weil die Gitarristen der Bands nicht in time spielen konnten. Das muss so Ende der 80er, Anfang 90er gewesen sein.
Zur rhythmischen Unterteilung: Das ist schon recht advanced und wäre Anfängern vielleicht noch nicht zu empfehlen. Ist aber für die genannten Stile wichtig.
@Markus Galla Vielleicht muß man auch zwischen Live Darbietung und Studio Album unterscheiden. Die Studiomusiker hatten sicher ihr Metronom dabei, wie diese junge Dame eindrücklich demonstriert:
https://tinyurl.com/26nzvf89
Schön hier auch der kreative Umgang mit dem Metronom.
Nicht umsonst wurde Carol Kaye für über 10000 Tracks gebucht.
@Markus Galla Ich denke, wir sollten zwischen Üben, Aufnahmen und Konzerten unterscheiden. Was ich sagen wollte, ist dass viele Berufsmusiker auch vor 50 oder 70 Jahren mit Metronom übten. Gerade bei klassischen Musikern steht in praktisch jedem Musikzimmer ein Metronom. Es geht dabei um rhythmische Stabilität und Präzision. Ich gehe mal davon aus, dass auch große Schlagzeuger des Rock wie Ringo Starr oder Charlie Watts mit Metronom übten. Wenn nicht, dann wären sie absolute Timing-Wunderkinder. Von den Beatles weiss man, dass sie auf ihren späteren Alben Takes verschiedener Aufnahmessions zu einem Song zusammenfügten, und dies ohne Click. Ringo war in der Lage, jeden Tag das exakt gleiche Tempo einzuzählen und zu halten.
Das bedeutet aber nicht, dass bei Aufnahmen und Konzerten das Tempo felsenfest konsant bleiben muss. Wenn ein Ensemble oder eine Band gemeinsam das Tempo anpassen, schneller oder langsamer werden, dann wirkt dies bis zu einem gewissen Maß gesund und lebendig. Mit meinem Jazztrio würden wir niemals mit Click aufnehmen oder auftreten, aber dass jeder zu Hause mit Metronom übt, ist eine Selbstverständlichkeit.
p.s. Ein Metronom auf 2 und 4 halte ich nicht für „advanced“, sondern für natürlich und normal, auch für Anfänger. Mit den falschen Betonungen kriegt man die Musik beim besten Willen nicht zum Grooven. Man würde sich eine unpassende Phrasierung aneignen.
@Martin Andersson kommt wirklich auf die Musik an ob bombenfestes timing gewünscht ist oder nicht, dein Jazztrio würde wohl reichlich seltsam mit click klingen, ebensowenig würdest du Chopin mit click üben (unterstelle ich dir jetzt einfach mal).
Manches soll einfach „atmen“, nicht alles ist Techno.
@Martin Andersson Aus der Praxis als Musiklehrer kann ich nur berichten, dass die meisten Schüler schon mit einem auf 4/4 tickenden Metronom Probleme haben. Beim 6/8 Takt geht es noch auf 1 und 3. Ich befürworte deinen Ansatz, aber man muss da auch noch einmal unterscheiden zwischen Tempo und Rhythmus/Groove. Das Metronom hat ja durchaus mehrere Funktionen beim Üben. In Sachen Tempo würde ich für Anfänger nicht von Vierteln auf dem Beat abweichen. Geht es später um Groove und rhythmische Ausgestaltung, dann macht das aber Sinn, das Metronom nicht auf dem Beat und jeder Viertel oder Achtel klicken zu lassen. Aber da muss der Anfänger erst einmal hin. Ich bin schon froh, wenn die nicht durchdrehen, wenn ich das Ding nur anschalte 😂
Ein Metronom bringt Gewissheit in eine Struktur. Ich sehe es vor allem als Übungsgerät und Richtschnur. Ähnlich wie ein digitales Stimmgerät. Das sagt zwar unabdingbar an wo genau 440Hz ertönen. Aber man muß das finale Musikstück NICHT dieser Eindeutigkeit unterwerfen. Wer schon einmal beim Einstimmen in einem Orchester dabei war, wird in etwas wissen, was ich meine.
Ganz offensichtlich kann man die Taktfestigkeit mit einem Metronom schulen. Angeblich soll Simon Phillips mal bei einer Demo zum Metronom gespielt haben. plötzlich wurde das Metronomsignal stumm geschaltet…für 2 Minuten. Danach wieder an und die Beiden waren immer noch tight. Das heißt nicht, dass man wie ein Drumcomputer oder Sequencer spielen soll. Man bekommt dadurch vielmehr das Gefühl, was tight ist und wie weit ich mich beim absichtlichen „abdriften“ vom Soll entfernt habe. Das ist im Endeffekt Kontrolle.
So wie professionelle Sänger mit absolutem Gehör jederzeit einen Ton Zielsicher treffen. Und dennoch kann es Musikalisch sinnvoll sein, den Ton etwas unter- oder oberhalb anzusetzen. Hauptsache man weiß wo der „richtige“ Ton wäre.
Am Ende des Tages ist Musik einerseits Struktur und lebt andererseits von der Abweichung. Metronome und Stimmgeräte geben uns Gewissheit. Aber nicht unbedingt die absolut richtige Vorgabe.
@dAS hEIKO Sagen wir mal so: spätestens seit das Eingespielte (betraf in den 80ern nur die Keyboarder mit MIDI) als Notation dargestellt werden konnte und ein nicht lesbares Ergebnis auf dem Schirm war.
Ich kenne Liveaufnahmen aus den 60ern und 70er, da wurden noch Drumsolos gespielt, bei denen die Closed HH während des ganzen Solos als 8tel durchliefen.
Sehr hilfreich bei clickresistenten Drummern ist es oft, den Gig mitzuschneiden und dann auf dem Video einen Click zu hinterlegen…
In meinem alten Pink Floyd Tribute Projekt hat sich der Drummer konsequent geweigert, mit Click zu spielen. Besonders bei den Dotted Eight Delays ist das abenteuerlich. Dabei war die Infrastruktur mit InEar Monitoring und Digitalpult ideal. Auch Samples können nur so korrekt eingespielt werden. Bei einem anderen Projekt hatten wir neben dem Click sogar Regienanweisungen auf den Ohren. Das ist so wunderbar entspannt und garantiert eine konstant gute Performance.
Es gab ne Zeitlang den Inner Pulse Trainer, der mit Subdivisions gearbeitet hat und taktweise stumm blieb. Das offenbart wunderbar die eigenen Schwächen.
@Jan Steiger Oh ja, das habe ich auch versucht.
Bei der Show, bei der ich bis letzten Herbst gespielt habe, spielt der wohl schlechteste Drummer der Musikgeschichte. Bei einem Song musste ich den Backing Track oft schon nach dem Einzähler ausschalten, weil sonst die aufgenommenen Backing Vocals zwischen einer Viertel bis einer Halben neben der Band gewesen wären. Nur der Drummer und ich hatten IEM und demzufolge den Click. Ergo: Alles orientiert sich am Drummer und es gab für mich keine Chance, Bass, Gitarre und Live Vocals irgendwie wieder einzufangen. Nachdem wir dann einmal die Vollkatastrophe hatten, habe ich fortan immer den Backing Track gestoppt. Meistens gab es dann hinterher deshalb Ärger. Ich habe dann einen Mitschnitt gemacht bei einem Gig, bei dem ich stoppen musste, und dann den Track wieder unter den Mitschnitt gelegt und an den Chef und den Drummer geschickt. Hat nicht geholfen. Wir hatten dann mal eine Show mit einem anderen Drummer. Wieder Mitschnitt. Was soll ich sagen? Die Instrumentalisten waren gut, das Timing super. Der Rest nicht so. Das war dann der endgültige Moment der Erkenntnis, dass man nicht jeden retten kann bzw. einige auch gar nicht gerettet werden wollen.
By the way: Guide-Stimmen auf dem IEM programmiere ich auch immer. Findet jeder super.
@Markus Galla Das klingt echt gruselig 😂😂
@Jan Steiger Das war echt gruselig und klang echt gruselig :-)
@Markus Galla Am Ende sieht es allerdings in einer guten Band so aus: Der Mensch hinterm Schlagzeug hat immer recht. Das ist Teil der Jobbeschreibung.
Aber wenn bei Euch schon nicht live gespielt wird: Ist es nicht mittlerweile üblich, dass das Schlagzeug über das Pad/den Rechner die Samples abfeuert. Gerade wegen Timing. wenn z.B. die Gitarre komische Dinge macht.
Und ich verstehe den letzten Teil von Deinem Kommentar nicht ganz: Wenn mit dem vermeintlich schlechten Drummer das Gesamtergebnis (wie ich Deinem Kommentar entnehme) für das Publikum und Euch als Band besser war, dann lasst doch das Playback künftig einfach weg.
Vieles von dem, was auch große Bands ihrem „Live-Auftritt“ beimischen, ist häufig sowieso unnötig. Die Leute gehen doch auf ein Konzert um eine Band zusammen spielen und miteinander interagieren zu sehen. Nicht, wie Sie quasi zu einer Musik-Karaoke-Spur „den Sound fetter machen“. Auf dem Dorffest mit dem Alleinunterhaltungskeyboard-Menschen ist es was anderes.
@El_Wumme Ne, mit dem schlechten Drummer war nichts gut – weder mit noch ohne Backing Track.
Ob man mit Backing Tracks spielt oder nicht hängt m. E. davon ab, welche Musik man macht und in welchem Surrounding. Eine Cover-Band, die hauptsächlich Rock bei Festzelt-Gigs und Straßenfesten spielt, benötigt keinen Backing Track. Die meisten Leute erwarten da nicht, dass es wie im Original klingt. Das ist bei Theater-Jobs ganz anders. Da bezahlen Leute für eine Show oft 50 Euro aufwärts. Die Erwartungshaltung ist eine ganz andere. Wenn es da nicht klingt wie im Original, bekommen die Tribute Acts sofort schlechte Bewertungen auf allen Portalen. Das heißt aber nicht, dass eine ganze Show mit Backing Tracks läuft und da immer das volle Programm gefahren wird. Mal sind es einige Backing Vocals, mal vielleicht eine Bläser-Spur, mal ein Orchester-Intro, mal einige Effekte. Früher in den 90ern waren es die Sequencer, die wir auf der Bühne genutzt haben, um diesen ganzen Blümchen-Mist und so zu spielen, heute sind es bei Shows die Backing Tracks. Am liebsten spiele ich ohne Backing Tracks, aber mit Click & Guide-Spur auf dem In Ear. Das entspannt alles deutlich. Im Worship-Bereich wird übrigens fast nur mit Backing Tracks gespielt und das sitzen wahre Meister, die mit fluiden Arrangements in Ableton Live arbeiten und somit trotzdem auf das Publikum reagieren können. Das ist der absolute Hammer.
@Jan Steiger Wie darf man sich das mit den Regieanweisungen denn vorstellen?
Du da, an der Gitarre, gleich kommt Amoll, Amoll, G G F F.
Du da, am Bass, nicht aus der Rolle fallen, nicht so viel bewegen bitte.
@all: Gleich kommt der Part, wo ihr dem Publikum vermitteln müsst, dass Ihr Spaß habt. Also Perücken auf und auf mein Kommando dann ein bisschen Headbangen.
Das hört sich irgendwie sehr gruselig an.
@El_Wumme In dem Fall kamen zum Beispiel bei Takt- und Tempowechseln Rückwärtseinzähler. Also vom 9/8 in den 7/4 dann im neuen Tempo von 7 runtergezählt. Dann bist du sofort drin und triffst auch sicher die Eins 😃
@Jan Steiger Ah, ok. Ergibt Sinn.
Trotzdem irgendwie schade, dass die Band das zu brauchen scheint.
Mich würde das total kirre machen ;-)
@El_Wumme Die Arrangements waren so komplex, dass man sich das nicht alles merken kann. Ich für meinen Teil konnte mich so super in die Songs fallenlassen.
@Jan Steiger Das klingt nicht uninteressant. Kann man das irgendwo hören?
Kenne ja nicht die genauen Hintergründe in Deinem Falle. Wenn es ein „Auftrags-Gig“ ist und das ist so ein Prog-Ding, ja, vermutlich ist der Klick dann schon sinnvoll. Bei eigenen Songs dagegen …
Bei den ganzen „gemieteten“ Bands der Deutsch-Pop-Genneration der 10er-Jahre ff. vermute ich, dass die meisten ihr Programm einfach mit Klick und 75%-Playback runterspielen.
Ich meine diese (ohne Namen zu nennen) Konzerte, wo sich das musikalische Level meistens auf Strophe, (musikalisch unnötiger) Break, Refrain, (musikalisch unnötiger) Break, Stophe, (musikalisch unnötiger) Break, Refrain Refrain. Zwischendrin „Ohhohohoho, ihr seid die Besten“ beschränkt.
Finde es aber immer erfrischend zu sehen und vor allem zu hören, wenn der Funke auf die Bühne überspringt, sich die Musiker wissend anschauen, und dann auf den Klick gesch… wird.
Habe ich ein paar mal gesehen und auf einmal hat es gegrooved und die Musiker hatten sich total gesteigert. Und das hat dann auch das Publikum gemerkt.
Aber am Ende ist es auch wurscht. Jeder und Jede wie er oder sie es will bzw. braucht.
Nur das Schlagzeug hat immer recht.
PS: Achso: Üben mit Metronom sollte dennoch eine Selbstverständlichkeit sein.
@El_Wumme Es gibt nur einen einzigen Livemitschnitt und der ist nicht unbedingt repräsentativ, aber da kannste kurz reinhören
https://youtu.be/Q1Cd88ebW2E?si=4XRrB1d_Ek0urx8G
Hallo zusammen.
Ich über eigentlich immer mit Groovebox oder Backing Track aus der DAW.
In den 80’er hatte ich immer einen Drumcomputern mitlaufen, dass übt ungemein.
In meiner damaligen Band haben wir oft einen Shaker, Clap o. eine HiHat aus dem Drumcomputer mitlaufen lassen, dass funktionierte prima und wertete unsere Songs noch ein wenig auf.
(damals spielte ich noch ausschließlich Synthesizer, heute überwiegend Bass)
Ich bekam schon öfter das Kompliment, ich hätte ein gutes Timing.
Kann also nicht so verkehrt gewesen sein, den Drumcomputer mitlaufen zu lassen.
Gruß
SlapBummPop
Danke für diesen tollen Bericht!
Ich habe seit Jahrzehnten ein olles Holz-Metronom im Studio und nutze es immer wieder mal.
Gerade erst im Januar habe ich eine ganze Woche lang Aufnahmen mit Gongs und Klangschalen gemacht und das Metronom auf den Aufnahmen mit draufgelassen, quasi als eigenes Instrument.
Mir war das Gehampel mit Kopfhörer und dem Cubase-Click zu nervig, wenn ich dann zwischen mehr als 30 Gongs hin- und herspringen muss. Da nutzt auch das von oben abgehängte Verlängerungskabel nichts, es stört sehr beim Spielen.
Ohne Metronomeinsatz passen die Sequenzen aus dem Modularsystem später nicht zusammen, weil mir das irgendwann auseinander läuft.
Vielleicht wäre ja ein Metronom am Handgelenk was für mich, das kannte ich noch nicht.
Mein Timing ist ziemlich wackelig, da wäre das eine gute Hilfe.
Im ersten Moment dachte ich: „Einen ganzen und noch dazu so langen Beitrag nur über das Metronom?“ Aber weit gefehlt, es geht ja schließlich um eines der wichtigsten Parts in der Musik: den Rhythmus. So ein Artikel hat wirklich gefehlt!
Früher hat das niemanden interessiert! Und genau das spüre ich heute bei mir nur allzu oft. Als ich das erste Mal mit Metronom gespielt habe, dachte ich, das Teil wäre kaputt, weil es immer langsamer wurde 😲 Fakt war, das ich immer schneller wurde… Das war auch nicht Ausdruck meines Temperaments, sondern schlicht Unvermögen, das Tempo halten zu können… Wenn man dann sehr intensiv und lange mit Metronom spielt, kann man Tempowechsel viel bewusster einsetzen.