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Workshop: Toto Rosanna, das Gitarrensolo

Das Gitarrensolo von Rosanna. Und ein bisschen Philosophie

26. Juli 2020

 

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Rosanna, der Kulthit der kalifornischen Supergroup Toto, lebt nicht nur von seiner eingängigen Hookline und dem unverwechselbaren Shuffle-Groove, sondern auch vom Solo, das sich David Paich an den Tasten und Steve Lukather an den Saiten teilen. Selbst Kritiker müssen oftmals eingestehen, dass wir hier ein perfektes Popsolo vor uns haben, das alles beinhaltet, was ein gutes, eingängiges Solo haben muss. Spannung, Steigerung, Wohlklang. Und auch jeder Nichtmusiker wird dieses Gitarrensolo spontan mitpfeifen können. Obwohl das Notenmaterial des Gitarrensolos wenig aufregend erscheint, kann man an diesem Solo trotzdem sehr schön viele kleine Tricks und Schweinereien erörtern, die vor allem Lukathers Gitarrenstil so auszeichnen. Schauen wir uns das mal genauer an.

Rosanna Gitarrensolo – die tonalitären Fragen

Betrachten wir den Song als Ganzes, drängt sich als grundlegende Tonart G-Dur auf. Der Song moduliert jedoch während des Solos zu F-Dur, just in dem Moment, in dem Lukather zum Solo ansetzt. Also liegt es nahe, dass wir zuerst in diesem Bereich nach den richtigen Tönen suchen. Und folgerichtig beginnt Luke das Solo auf dem Ton F. Schlusston des Solos ist übrigens auch ein F, nur wesentlich weiter oben auf dem Griffbrett. Unsere Aufgabe ist es nun also, die beiden Effs so stilvoll und unfallfrei wie möglich zu verbinden. Gitarristen, die sich in Moll wohler fühlen, können aufatmen, denn wir kommen mit der parallelen d-Moll Tonleiter genauso weit. Garniert wird, Lukather-typisch, mit chromatischen Durchgangstönen in Form kurzer Slides und einem Lukather „Trademark-Lick“, auf das ich im Video näher eingehe und das sich leider, wie so oft, durch Tabs nicht wirklich sinnbringend darstellen lässt.

Gitarrensolo Rosanna Tab 1 Gitarrensolo Rosanna Tab 2

Da ich auf der Suche nach richtigen Tabs übrigens im Internet nicht wirklich fündig geworden bin, habe ich kurzerhand eigene gemalt. Dies ist mein erster Versuch und ich hasse Tabs, ich bitte also um Entschuldigung … Tabs sind eine gute Möglichkeit aufzuzeigen, wo welcher Ton gespielt wird, aber nicht WIE. Da hilft nach wie vor nur hören, hören, hören! Auf YouTube existiert ein Video der isolierten Gitarrenspur und Videos von Lukather gibt es im Internet mehr als genug. Es gilt also, beides sinnbringend zu vereinen.

Das Solo startet auf dem Grundton F im dritten Bund der D-Saite und arbeitet sich diatonisch hoch zur Dur-Terz A, um dort kurz Luft zu holen. Weiter geht’s eine Etage höher auf G- und H-Saite, garniert mit einem ersten Trademark Lick, dem gezogenen Ton A, der durch Auflegen des kleinen Fingers einen Bund höher kurz zum B wird. Dieses Lick hört man bei Lukather immer wieder, so zum Beispiel auch im Gitarrensolo der Ballade „I Won’t Hold You Back“. Im dritten Takt des Solos folgt jetzt ein Sextolen-Gemetzel, das sich allerdings, was die gewählten Töne angeht, nahezu ausschließlich im bequemen d-Moll Fingersatz zwischen dem 10. und 12. Bund aufhält, sieht man von den beiden chromatischen Durchgangstönen ab. Dieser sextolische Aufgang mündet nun schon mal kurz in unserem Zielton, dem F im 13. Bund auf der hohen E-Saite. Um die Spannung aber noch etwas zu steigern, verweilt der Ton dort nicht. Vielmehr wird er zum G gezogen, nur um anschließend noch mal ein Schippchen draufzulegen und das vorhin schon mal beschriebene Trademark Lick noch mal abzufeuern. Die Entspannung erfolgt dann mit Hilfe eines Release-Bends im 15. Bund, das sich schließlich auf dem Zielton F entlädt.

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Rosanna Gitarrensolo – der Sound

Lukather wird gern mit effektbeladenen Highgain-Sounds assoziiert. Hört man sich aber die isolierte Gitarrenspur genauer an, ist das gar nicht so recht die „Wall of Sound“, die wir da hören. Der Sound ist recht trocken und klingt nach einer Les Paul und einem heißgemachten Marshall kurz vorm Kochen. Live setzt Luke da schon mehr auf höheren Gain und Effekte. Für das Video habe ich mich, angelehnt an seiner aktuelles Setup, für ein Kemper Profile des Bogner XTC entschieden und mit einem Delay und einem Reverb gewürzt. Und hier beginnt auch ein Teil, den ich persönlich gerne als „Tonphilosophie“ bezeichne. Die Fragen, die ich mir zuerst stelle, lauten: Will ich das Solo und den Gitarristen kopieren oder möchte ich den Vibe eines Solos in mich aufnehmen und interpretieren? So sehr Lukather mich persönlich beeinflusst hat, so sicher kann ich auch sagen: Einen gibt’s schon. Und das reicht. Aber diese klitzekleinen Schweinereien, die sein Spiel ausmachen, kann ich assimilieren und meinem persönlichen Stil hinzufügen. Lernen von den Besten also. Nicht um besser als das Original zu sein, denn Gitarre spielen ist kein Wettbewerb. Aber um sein eigenes Spiel voran zu bringen lohnt es sich immer, den Großen unserer Zunft auf die Finger zu schauen und – vor allem – zuzuhören.

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Fazit

Töne nachspielen ist die eine Sache. Töne und Techniken in sich aufzunehmen, um das eigene Spiel profitieren zu lassen, ist eine ganz andere. Und das ist mir ganz wichtig: Hört euren Helden zu. Eifert ihnen nach, aber kopiert sie nicht. Nur so könnt ihr selbst zu den neuen Gitarrenhelden werden.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Zitat: „Eifert ihnen nach, aber kopiert sie nicht.“

    Richtig! Aber wenn man mit Tabs und detaillierten, anschaulichen Beispielen dem Betrachter haarklein Solo x nahe bringt, besteht die Gefahr, dass man sich die reinen Nachahmer heranzüchtet.

    Just my 2 Cents.

    Keine Kritik, aber ein offensichtlicher Widerspruch.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        Für dich vielleicht. Handwerk ist in erster Linie Spieltechnik. Das Runterdudeln prominenter Soli hat Nebeneffekte.

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