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Test: Yamaha ZG01, Streaming Mixer & Audiointerface

Yamaha goes Gaming?

5. August 2022
yamaha zg01 test

Yamaha ZG01, Streaming Mixer & Audiointerface

Audiointerfaces, Mikrofone, Kopfhörer, Preamps – da ist der Markt schon seit Längerem gesättigt. Fast immer sind neue Geräte „nur“ Variationen über ein längst bekanntes Thema, so dass die traditionelle Zielgruppe der Musiker immer schwerer zu erreichen ist. Da müssen die Hersteller dann entweder das Rad neu erfinden oder halt neue Zielgruppen ins Visier nehmen. In den letzten Jahren waren es die „Podcaster & Live-Streamer“, die plötzlich ungeahnte Aufmerksamkeit seitens der etablierten Anbieter von Studio-Hard- und Software auf ihrer Suche nach neuen Märkten erhielten. Nun scheinen auch die „Gamer“ interessant zu werden. Wurden die bisher eher von Firmen wie Roccat, Razer oder Logitech mit einschlägigen Produkten wie Headsets, Mäusen oder Keyboards versorgt, ist jetzt Yamaha angetreten, um den Gamern das spielerische Leben mit dem Yamaha ZG01 zu versüßen, dem „ersten Audiomixer speziell für Game-Voice-Chat und Game-Streaming“. Was steckt dahinter? Ist das eventuell auch für Podcaster, Nicht-Game-Streamer oder gar Musiker interessant? Wagen wir doch ausnahmsweise mal einen Blick über den Tellerrand und schauen uns dieses „Nischenprodukt“ einmal näher an. Vielleicht fällt für uns ja doch etwas ab dabei?

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Yamaha ZG01

Technische Daten

Das Yamaha ZG01 ist ein Audiomixer, speziell für Game-Voice-Chat und Game-Streaming entwickelt, mit integriertem Audiointerface und Onboard-DSP-Effekten. Das Interface läuft mit 24 Bit / 48 kHz, die HDMI-Eingänge leisten 24 Bit / 192 kHz und im Videobereich alles zwischen 480i / 480p (60 Hz) bis 4K (60, 50, 30, 25, 24 Hz), inklusive HDR und den neuesten HDCP-Standards.  48 V Phantompower kann zugeschaltet werden, eine Video-Capture-Funktion ist – trotz HDMI – aber nicht enthalten. Die dazugehörige  (und notwendige) Software zum ZG01 läuft unter Windows 10/11 (64 Bit) und unter MacOS (10.15/11/12 (Intel/Apple silicon with Rosetta 2).

Das Yamaha ZG01 ausgepackt

“Da ist ein Paket für dich – hast du eine Drohne bestellt?“ – fragt die beste Ehefrau von allen und sieht mich ratlos. Drohne? Tatsächlich: Auf der Verpackung prangt die Silhouette eines Flugzeugs. Und die einer Schachfigur, eines Pac-Mans, eines U-Bootes und einer Schatztruhe plus die eines pultförmigen Gerätes, das Yamaha ZG01. „Nein, das ist irgend so ein Mixer für Gamer, habe ich zum Testen bekommen, deshalb das Flugzeug und so. Gamer halt“, räume ich ihre Befürchtungen aus, dass hier demnächst ein Fluggerät um die Lampe kreist. „USB Audio Interface“ verrät ein Aufdruck, aber auch „Game Streaming Mixer“.

Im Karton ganz oben auf der Start-Guide mit der Mangazeichnung eines japanischen Schulmädchens vor einem Mikrofon auf dem Cover, vor sich das ZG1. Yamaha zieht das mit den Games anscheinend knallhart durch. Darunter ein zehnsprachiges Heft mit den üblichen Sicherheitshinweisen (mein Favorit hier: „Achten Sie darauf, dass die Oberseite nach oben zeigt. Stellen Sie das Produkt nicht auf die Seite oder auf den Kopf“ – wer denkt sich nur so etwas aus?), bevor ich im kunstvoll gefalteten Karton schließlich auf das ZG01 stoße. Außerdem gibt es noch zwei USB-Kabel (USB-C auf USB-C und USB-A auf USB-C, jeweils 1,5 m lang), das war es auch schon wieder. Ein Netzteil gibt es nicht, auch kein Handbuch oder irgendwelche Software-Zugaben. Stattdessen die Aufforderung „Download the App and the Driver“. Mach ich. Nur wo? Ah, da finde ich noch etwas versteckt einen kleinen QR-Code auf dem Karton, der zur Produktseite führt, inklusive Downloadlink zum Handbuch, einem „Yamaha Steinberg USB Driver“ und „Tools for ZG V.1.0.0“; was sich hinter all dem verbirgt, klären wir gleich. Erwähnenswert ist in dem Zusammenhang auch die wirklich gut gemacht Video-Quickstart-Reihe zum Yamaha ZG01, die kurz, knackig und übersichtlich über alles Wichtige zum Einstieg informiert. Muss man ja auch mal erwähnen.

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Mehr Informationen

Das Yamaha ZG01 näher angeschaut: Die Anschlüsse

Das mattschwarze Gerät in Pultform fühlt sich für seine 800 g mit seiner kompakten Größe von 195 x 110 x 47,5 mm erstaunlich schwer an. Am Kunststoffgehäuse kann es nicht liegen (lediglich in der Bodenplatte ist etwas Metall eingearbeitet) – da muss einiges an Technik verbaut sein.

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Beginnen wir die Reise durch die Anschlüsse und Bedienelemente ausnahmsweise mal auf der Rückseite – so wird die Funktionsweise des ZG01 etwas klarer. Dort befindet sich eine XLR/Klinke-Kombo-Buchse, die bei Bedarf mit +48 V beschaltet werden kann, daneben ein Speaker-Ausgang, ausgelegt als 3,5 mm Stereo-Miniklinke. Was zeigt, dass das herkömmliche Audiointerface nicht die oberste Priorität des ZG01 ist; der Soundausgang ist eher nicht nur zur Beschallung, sondern nur zur Kontrolle da. Daneben befinden sich dann gleich drei HDMI-Buchsen: Zwei Eingänge und ein Ausgang. An den Eingängen werden Spielkonsolen mit HDMI-Ausgang angeschlossen (wie Xbox, Playstation oder Nintendo Switch), zwischen denen per Taster umgeschaltet werden kann; übertragen wird hier sowohl das Video- als auch das Audiosignal. Denkbar ist aber natürlich auch, hier das Signal eines Notebooks oder PCs aufzunehmen, wobei für Podcaster dann in erster Linie das Audiosignal von Interesse wäre. Während das Videosignal nur über den HDMI-Ausgang zu einem Monitor durchgeschleift wird, kann das Audiosignal mit dem Yamaha ZG01 bearbeitet werden, bevor es rausgeht. Eine Video-Capture-Funktion besitzt das ZG01 wie gesagt nicht; es ist aber möglich, zwischen ZG01-Ausgang und Monitor optional ein Capture-Gerät (wie zum Beispiel das Avermedia 2plus) einzuschleifen und so Video und Audio abzugreifen und zusammen auf eine Micro-SD-Karte aufzuzeichnen.

Yamaha ZG01

Den Anschluss-Reigen auf der Rückseite beschließen zwei USB-C-Buchsen: Eine ist für die Kontaktaufnahme mit dem Computer zuständig, der das ZG01 – sofern der dedizierte Treiber installiert ist – als zwei virtuelle Geräte erkennt und so zwei Audiokanäle für unterschiedliche Zwecke senden und empfangen kann, wie zum Beispiel eine Voice-Chat-Anwendung zum Senden von Sprachaudio auf Kanal 1 und eine Streaming-Anwendung zur Übertragung eines Games plus Voice-Chat-Audio auf Kanal 2.

Die andere UBS-C-Buchse ist für ein „handelsübliches“ USB-Netzteil mit einer Nennleistung von 5 V DC (min. 1,5 A) vorgesehen. Dass das nun nicht mit zum Lieferumfang gehört, ist schon aus Umweltschutzgründen verständlich und lobenswert, haben doch die meisten so was eh zu Hause in größerer Menge in einer oder mehrerer Schubladen herumliegen. Alternativ kann man sich auch den benötigten Saft via USB-C vom PC zapfen, sofern der genug davon liefern kann; mein Notebook hatte da aber keine Probleme.

Yamaha ZG01

Auf der Vorderseite gibt es die Miniklinken-Eingänge für Kopfhörer und Mikrofon; ist letztere Buchse beschaltet, hat sie Vorrang vor dem Mikrofoneingang auf der Rückseite und schaltet diese stumm. Die Buchsen-Kombination ist für den Anschluss eines Headsets gedacht; Gaming-Headsets sind in der Regel ja mit Miniklinken bestückt und mit den 6,3 mm Ausführungen von Mikrofon und Kopfhörer der Studiokollegen. Eine dritte kleine Buchse (TRRS-tauglich) ist mit „Aux“ beschriftet; hier kann ein Smartphone angeschlossen werden, auf dem beispielsweise ein Voice-Chat läuft; in dem Fall ist dann auch kein PC notwendig (aber trotzdem empfehlenswert, will man die ZG-Controller-Software nutzen). Fast vergessen: Einen Powerbutton gibt es auch, und das sogar auf der Frontseite (wie oft habe ich mich schon an dieser Stelle über schlecht erreichbare Netzschalter auf der Rückseite geärgert!); betätigt man den länger, so schaltet sich das ZG01 in den Standby-Modus.

Yamaha ZG01

Ein mögliches Setup

Das Yamaha ZG01 näher angeschaut: Das Regelwerk

Nachdem wir nun einen ungefähren Einblick in die Wirkweise des Yamaha ZG01 bekommen haben, werfen wir mal einen Blick auf die großzügig gestaltete und sehr aufgeräumte Oberfläche mit dem dort untergebrachten Regelwerk – dessen teilweise etwas kryptische Icons einer Erklärung bedürfen.

Die drei kleineren Drehregler sind für die Pegel von Mikrofoneingang, Sprach-Chat und Spielaudio zuständig. Dass die nicht gummiert sind, finde ich ok, da sich eine Gummierung nach Auflösung der Weichmacher nach einigen Jahren fast immer in eine klebrige Masse verwandelt. Ganz so aalglatt hätte sie nun aber auch nicht sein müssen, selbst mit trockenen Fingern rutscht man da munter drauf herum; eine dezente Riffelung hätte da Wunder gewirkt. Der – nicht gekennzeichnete – 45 mm Fader kümmert sich um den Ausgangspegel des Mikrofon-Audios, über einen Taster daneben kann ich das Mikro stummschalten, mit dem Taster darüber +48 V dazugeben; da liegt nebeneinander, was nebeneinander liegen muss.

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Yamaha ZG01
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Mit dem größeren Drehregler (35 mm Durchmesser) passt man die Lautstärke von Kopfhörer oder Monitorboxen an; die Wahl, ob man den Sound nun direkt auf die Ohren bekommen möchte oder ob man da lieber den Umweg über kleine Aktivmonitore wählt, wird über einen Taster getroffen, heißt: Man kann nicht beides gleichzeitig haben, entweder Kopfhörer oder Boxen. Aber muss ich dann nicht bei jedem Umschalten den Pegel nachjustieren? Mitnichten und mitneffen, denn das ZG01 merkt sich die jeweils letzte Einstellung von Monitor oder Headphone und kehrt beim Umschalten zu dieser zurück, so dass keine Pegelsprünge auftreten können – sehr gut gelöst. Etwas irritierend ist – vor dem ersten Start – die fehlende Kennlinie auf dem Regler: wie soll ich da wissen, was gerade anliegt? Die Auflösung folgt, als das ZG01 das erste Mal am PC hängt: Der Strich-Kranz rundherum ist beleuchtet – je weiter ich aufdrehe, desto mehr Striche leuchten. Praktisch (weil gut ablesbar) und ziemlich edel im Look. Auch, weil darunter dann zusätzlich noch das Yamaha-Logo leuchtet.

Die zwei Taster-Dreierreihen in der Mitte sind für die Effekte zuständig; Reihe 1 für Mikrofon-Effekte (Voice Changer 1, Zensurton /Voice Changer 2, Echo) Reihe 2 für Spiel- und Chat-Effekte (wie Engage, Search, Immersive und einige mehr – was sich dahinter genau verbirgt, kläre ich im Praxisteil). Bleiben noch zwei Taster in der oberen Reihe: Mit dem einen wechsele ich zwischen HDMI 1 und HDMI 2, so dass das ZG01 auch als HDMI-Switch taugt, mit dem anderen kann ich das HDMI-Audiosignal stummschalten.

Yamaha ZG01

Die Editor-App

Anschluss und die Software des Yamaha ZG01

Bevor es losgeht, muss ich mir das ca. 130 MB große Software-Paket „TOOLS for ZG“ von der Yamaha Website herunterladen und installieren (übrigens ohne die sonst weit verbreitete Zwangs-Kontoerstellung, danke dafür). Das enthält die Anwendung „Yamaha ZG Controller“ und den „Yamaha Steinberg USB Treiber“. Dass mir Yamaha dann das Paket ungefragt in die C-Partition kopiert: geschenkt, ist ja nicht so groß. Einmal gestartet, werde ich aufgefordert, das Yamaha ZG01 anzuschließen, das dann auch postwendend von meinem Windows-10-Testsystem erkannt und auch gleich – dank des speziellen Treibers – doppelt im System eingetragen wird. So finde ich unter „Ausgabegerät“ sowohl den „Lautysprecher (Yamaha ZG01)“ (der auf dem Mac warum auch immer „Yamaha ZG01 Game“ heißt) als auch den „Voice (Yamaha ZG01), während bei den Eingabegeräten „Streaming (Yamaha ZG01)“ und „Voice (Yamaha ZG01)“ eingetragen sind.

Der „Yamaha ZG Controller“ (dessen Oberfläche schrittweise auf 125, 150 oder 175 % skaliert werden kann) entpuppt sich als überraschend umfangreiches Einstell- und Editier-Tool; das hätte ich so nicht erwartet, gehen doch die meisten mitgelieferten Tools nur selten über die Wahl von Treibereinstellungen und Bit-Tiefe hinaus. Hier dagegen kann man schon in den unteren Etagen schrauben und einige Zeit dort verbringen. Beim Aufrufen der Seiten (Englisch, Japanisch und Chinesisch) gibt’s auf Wunsch ein praktisches Overlay, das die Bedeutung der einzelnen Schalter und Funktionen erläutert, außerdem kann ich auch aus der Anwendung direkt das deutsche Handbuch starten – allerdings nicht das speziell zu dieser Software, sondern zum ZG01, so dass leider dann doch einige Fragen zur Controller-Software (und ganz besonders zu den Game-Effekten und den Treibern) leider offen bleiben.

Yamaha ZG01

Die Mic-Settings

In der Software kann ich beim Mikrofon Gate, Kompressor, EQ und Limiter zuschalten und die Ein- und Ausgangspegel mit Hilfe einer Anzeige kontrollieren, verschiedene Presets für die Kopfhörer auswählen (Gaming Headset, Headphones, Earphones, Yamaha YH-G01) oder am „Streaming Output Mixer“ – bei dem ich dann alle wichtigen Einstellungen auf einmal im Blick habe – Pegel und die DSP-Effekte ändern, Routings einstellen oder Kanäle schnell mal eben stummschalten. Im ZG Controller lege ich auch die Effekte für Mikrofon und Game/Voicechat fest. Für das Mikrofon wird angeboten: Voice Changer (Soprano Voice, Tenor Voice, Bass Voice, Radio Voice, Sing), SE/Zensurton (Low, Middle, High) und Echo (Short, Middle, Long). All diese Effekte kann ich aber auch über mehrere Parameter editieren, um eigene zu bauen. Für den Voice Changer zum Beispiel sind das Transpose, Formant, Level plus Dual Pitch (Pitch1, Pitch2, Level). Außerdem lässt sich da auch noch ein Reverb mit verschiedenen Hallräumen hinzuschalten und einiges mehr. Und schließlich kann ich – dank DSP-Power – für jeden Effekt-Slot bis zu vier Effekte miteinander kombinieren, also zwei verschiedene Voice Changer plus Reverb plus EQ; da kann man schon eine Weile basteln.

Gleiches gilt für die Game/Chat-Effekte, auch hier kann einiges gebastelt werden. Im Gegensatz zu den eher verspielten Effekt-Spielereien bei den Mikrofon-Effekten, geht es bei den Game-Effekten nicht um Verfremdung, sondern um das Absenken oder Hervorheben bestimmter Anteile im Audiostream. In „Engage-M“ zum Beispiel soll der Ton des Spielers unterdrückt und die Geräuschkulisse betont werden, ein Effekt, der bei „Search“ noch stärker ausfallen soll. „Empfohlen für Szenen der Suche nach Feinden“, schreibt Yamaha. Hm. Ob das wohl funktioniert? In den meisten Fällen, wo Stimmen ausgeblendet werden, läuft das eher mäßig – aber schaun wir mal. Blöd ist, dass die weiteren Effekte hier kaum oder gar nicht erklärt werden. Dass „Immersive“ für eine „stärkere Empfindung des immersiven Sounds im Spiel“ empfohlen wird, hätte ich mir auch so denken können. Engage-C, Engage-R, Dramatic, Arena, Music und Relax, die ebenfalls angeboten werden, scheinen Variationen zum Engage-M zu sein? Leider schweigt sich das Handbuch dazu aus, da hilft nur ausprobieren.

Yamaha ZG01

Surround und ViReal

Noch interessanter bei den Games-Effekten ist aber wohl der Einsatz von Yamahas proprietärer ViReal Technologie, die dreidimensionalen Sound auch bei Verwendung von Stereo-Kopfhörern verspricht. Zum einen kann Surround-Sound von den Konsolen oder dem PC über HDMI oder USB an das ZG01 weitergereicht und dort verarbeitet werden. Dazu muss am PC – dessen Audiointerface dann natürlich auch für Surround ausgelegt sein muss – die Einstellung „Lautsprecher (Yamaha ZG01)“ bzw. auf dem Mac „Yamaha ZG01 Game“ gewählt werden; ein kleines Icon – ein stilisierter Kopf mit Headphone – zeigt im VG Controller an, ob das ankommende Signal nun tatsächlich ein Multi-Channel- oder „nur“ Stereo-Signal ist. Das Surround-Signal geht anschließend, nach der Bearbeitung, über den HDMI-Ausgang wieder raus, wird aber dann wohl so verarbeitet, dass auch Hörer mit normalen Headphones und ohne ZG-Hardware „dieselbe immersive Authentizität wahrnehmen“, so Yamaha. Dafür zuständig ist die Einstellung „ZG Surround Game Sound“, den ich mir als Teil eines selbst editierten Effekts auf einen der drei Effekt-Slots der Game-Effekte legen kann. Dort finden sich auch die Einstellungen „FOCUS MODE/EQ“ als Oberbegriff zu den Engage-Effekten (Unterdrückung der Stimme des eigenen Charakters und Betonung der Umgebungsgeräusche) und der 3D CHAT SPACE. Bei Letzterem lassen sich Stimmen aus dem Chat frei auf einer 3D-Matrix in einem 3D-Raum platzieren, um sie besser voneinander unterscheiden zu können und sie vom Gamesound abzuheben, um sie so verständlicher zu machen. Was ja auch für Podcaster mit Studiogästen interessant sein kann.

Yamaha ZG01

Das Yamaha ZG01 in der Praxis

Zuerst habe ich mal die Mikrofoneffekte getestet. Dank DSP funktionieren die ja, ohne das System auszubremsen und lassen sich auch schön stapeln und kombinieren. Über den Sinn und Unsinn derartiger Effekte lässt sich natürlich streiten: Warum ich nun aus meiner Stimme einen glockenhellen Sopran oder einen Darth Vader Bass machen soll, während ich im Stream irgendwelche Geschichten erzähle, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Das ist einmal vielleicht ganz lustig, danach dann eher nicht mehr und fällt für mich eher in die Kategorie „Party-Spielerei“. Hier die Effekte in der Übersicht, macht euch selber ein Bild.

Nächste Aufgabenstellung im Test: Surround über eine angeschlossene Xbox Series (Playstation oder Computer geht aber auch). Output auf den HDMI gestellt, Aufnahmegerät auf „Streaming“ (Mac: „Game“), und der ZG01 zeigt mir über den Icon auch gleich an, dass er – wie gewünscht – 5+1 Kanal empfängt. Mikrofon dazu, über die Regler alles eingepegelt – passt. Das wird alles latenzfrei übertragen, auch der Klang ist gut und so ziemlich rauschfrei. Klar ist, dass der Surroundsound auf Stereo-Kopfhörern zwar ganz ok ist, sich da nun aber nicht gleich das Gefühl unendlicher Weiten einstellt.

Gespannt war ich nun auf die Gaming-Effekte. Vor allem, weil sich Yamaha da etwas widersprüchlich ausdrückt. Da heißt es einmal „FOCUS MODE/EQ kann den Klang der Stimme Ihres eigenen Charakters unterdrücken oder Umgebungsgeräusche des Gamesounds betonen.“ Und an anderer Stelle: „Der Ton des Spielers wird unterdrückt, während die Geräuschkulisse betont wird.“ Heißt das nun, dass meine Kommentare unterdrückt werden? Oder die Stimme meiner Spielfigur? (Wie immer das nun auch funktionieren soll.) Das konnte ich nicht herausfinden, weil weder das eine noch das andere wirklich funktionierte. Die verschiedenen Einstellungen ändern zwar den Grundsound, der über HDMI reinkommt – was dann so ähnlich klingt wie die Soundgrundeinstellungen am Smart TV – aber unterdrückt wurde da nichts. Wobei ich nun absolut nicht ausschließen will, dass es dafür eine Lösung gibt und ich mich (mangels Aufklärung im Handbuch) nur zu blöd angestellt habe; ich jedenfalls habe die auch nach längerer Suche nicht finden können.

Die Verteilung der Chat-Stimmen in einem 3D-Raum ist ein nettes Feature, das ordentlich funktioniert; aber auch von dem Effekt sollte man (besonders an einem Stereo-Kopfhörer) nicht zu viel erwarten.

Der größte Stolperstein beim Handling sind die beiden unterschiedlichen Ein- und Ausgangs-Treiber, deren Beschreibung im Handbuch auch recht vage ist, so dass eine klare Zuordnung für grundlegende Setups schwer möglich ist. Weshalb der Test dann zeitweise in ein wildes Trial & Error ausartete. Dazu kommt, dass auch die Einstellungen im Zuliefergerät (also Konsole, PC) und in der Streaming-Software passen müssen. Nicht selten kam es im Test daher vor, dass erst einmal irgendein Signal im Ergebnis fehlte, selbst ein schrilles Feedback hatte ich mal auf den Ohren, als ich etwas zu willkürlich an den Treibern herumprobierte. Und schließlich sollte auch die Einstellung in der Controller-Software passen: HDMI oder USB oder beides? Das ist alles ein wenig undurchsichtig. Zu viele Weichen, zu wenig Erklärungen. Bitte nachbessern, Yamaha!

Yamaha ZG01

Das Yamaha ZG01: Auch für Podcaster geeignet?

Ja, man könnte mit dem ZG01 auch einen Podcast live streamen. Ein gut klingender Mikrofoneingang inklusive Gate, Kompressor und Limiter , Streaming-Treiber, DSP-Effekte und eine Zuspielmöglichkeit (entweder über HDMI, USB oder über Smartphone-Chat) sind ja vorhanden. Und wer da gerne mit 3D-Möglichkeiten spielt, mag das ja mal probieren. Allerdings fällt das dann eben doch in die Kategorie „Geht auch“, da bieten einschlägige Podcast-Mixer einige grundlegende Features mehr an, wie Inputs für mehrere Gäste, Zuspielmöglichkeiten per Bluetooth, n-1 Schaltungen, direkte Speichermöglichkeit und so weiter – alles wichtiger als 3D-Sound oder Voice Changer DSP-Effekte. Daher: Wenn man den Yamaha ZG01 eh schon hat und sowieso solo streamt, geht auch ein Podcast – aber als Anschaffung speziell für diesen Zweck ist das nichts. Und auch für Musiker fällt mir jetzt keine sinnvolle Anwendungsmöglichkeit ein.

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Fazit

So richtig überzeugt hat mich das Yamaha ZG01 nicht – wobei meine Bedenken weniger bei den technischen Aspekten sind, sondern eher beim Nutzen. Ja, es ist nun kein schlechtes Gerät: der Streaming-Mixer ist gewohnt gut verarbeitet, bietet einige (ausgefallene) Features wie die Surroundsound-Verarbeitung und die DSP-Effekte und kommt auch mit einer umfangreichen Controller-Software. Andererseits stellt sich mir die Frage: Braucht die Welt das? Surroundsound macht einen Stream inhaltlich auch nicht aufregender, klingt halt nur (je nach Ausgabegerät) etwas besser. DSP onboard ist ja eine tolle Sache, aber muss das dann  (u. a.) für Spielereien wie Voice Changer eingesetzt werden? Dass im Test nicht alle der versprochenen Features funktioniert haben, will ich nicht zu hoch hängen – vielleicht laufen die mit anderen Setups besser oder ich habe irgendwo eine falsche Abzweigung genommen. Mein Fazit deshalb: Ein technisch durchaus gutes Gerät mit einigen auf den ersten Blick interessanten Features, die in meinen Augen aber jetzt in der Praxis ohne erkennbaren größeren Nutzen sind (was dann aber nicht in die Wertung einfließt); außerdem ist das ZG01 stellenweise einfach eine Spur zu undurchsichtig. Und dass das Yamaha ZG01 ein „immersives Spielerlebnis“ bietet, mag ja für den Spielenden vor Ort stimmen, auch wenn der dazu kein ZG01 braucht; Sony liefert da zum Beispiel mit dem Pulse 3D Wireless-Headset für 100 Euro 3D-Sound direkt auf die Ohren. Bei Hörern des Streams wird davon aber wenig ankommen, da die meisten Streams inzwischen auf dem Smartphone angeschaut werden. Profi-Game-Streamer dürfen aber gerne trotzdem mal einen Blick darauf werfen und checken, ob sie damit klarkommen und ob in ihrer Nische Platz dafür ist.

Plus

  • stabiles Gehäuse
  • gute Verarbeitung
  • schönes Design
  • guter Klang
  • latenzfreie Weitergabe der Signale
  • umfangreiche Controller-App
  • technisch gute DSP-Effekte, die auch kombinierbar sind
  • Surround-tauglich (Yamaha ViReal)
  • funktioniert auch als HDMI-Switch

Minus

  • Handling mitunter etwas undurchsichtig
  • Voice Changer Effekte eher eine Spielerei
  • Controller-App-Dokumentation mit größeren Lücken

Preis

  • 299,- Euro
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