The poor man's 606
Im Jahr 1983 wurde die Welt der erschwinglichen Drummachines vom Platzhirsch Roland TR-606 beherrscht. Korgs Reaktion war die analoge KPR-77, die leider nicht an den Glanz des Vorbildes heranreichen konnte.
Bevor wir beginnen, möchte ich noch meinen Dank an Markus Harzdorf aussprechen, der mir seine Korg KPR-77 und die Klangbeispiele für den Test zur Verfügung gestellt hat. Schaut mal auf seinem Soundcloud-Kanal Bunched vorbei. Vielleicht findet ihr ja die Tracks, in denen die Drummachine verwendet wurde.
Klangerzeugung der Korg KPR-77
Geboten werden maximal sechs analoge Stimmen. Die verfügbaren acht Sounds sind Bassdrum, Snare, hohe und tiefe Toms, eine offene oder geschlossene HiHat und ein Kanal, der sich Cymbal und Claps teilt.
Leider bietet das Gerät neben der Kontrolle der Lautstärke keine Möglichkeiten zur Klangformung. Diese kann dafür allerdings über die sieben integrierten Fader einfach und übersichtlich eingestellt werden.
Über je einen Fader erlangt man Kontrolle über die Lautstärke des Metronoms und der Accent-Parts. Steps, die durch Letzteren betont werden, weisen teilweise einen etwas anderen Klang als unbetonte Steps auf. Die Sounds sind fest im Stereobild verteilt. Leider ist es nicht möglich, die Positionen zu verändern.
Sequencer des analogen Drumcomputers
Der integrierte Sequencer der Drummachine speichert in drei Bänken bis zu 48 Patterns, die in sechs Songs kombiniert werden können. Leider können nur 2 Song-Chains mit maximal 256 Steps Länge pro Bank erstellt werden. Hierfür können auch nur die 16 Pattern pro Bank verwendet werden. Diese Limitierungen sind aus heutiger Sicht wenig zeitgemäß und fördern im Gegensatz zu anderen Beschränkungen der Zeit auch kaum die Kreativität.
Der Sequencer kann entweder im Step-Record-Mode oder im Real-Time-Modus mit Daten gefüllt werden. Die Patterns können in 16th oder 32th und den entsprechenden Triplett-Versionen programmiert und abgespielt werden. Für die Toms gibt es einen Flam-Modus.
Das Tempo kann intern zwischen 35 und 208 BPM generiert werden und wird über einen großen Drehregler bestimmt. Leider gibt es statt der Anzeige im Display nur eine kleine LED. Hier sind also Fingerspitzen- und Taktgefühl gefragt.
Weitere Features
Das Display der KPR-77 wird zum Anzeigen von Pattern-Daten verwendet und erinnert damit an das Konzept der TR-505/707. Leider ist es aufgrund des fehlenden Aufdrucks etwas schwerer, die Daten abzulesen. Die per Tastendruck aktivierbare und leider relativ schwache Beleuchtung versprüht echten Vintage-Charme.
Das Gerät kann mittels vier LR14 Batterien betrieben werden. Diese sind leider auch nötig, um die Daten im Speicher zu erhalten, wenn das Gerät ausgeschaltet wird. Ohne die Batterien halten sich die Daten für ca. 5 Minuten im Speicher. Der Wechsel ist also auch möglich, wenn ihr keine Ninjas seid.
Die Anschlüsse des Korg KPR-77
Die automatische Synchronisation von und zur Außenwelt wird beim KPR-77, wie in der Pre-MIDI-Ära üblich, via DIN-Sync (48 ppqn) realisiert. Unser Testgerät verfügt über eine MIDI-Modifikation von HKA Design, welche die Verwendung des Gerätes in der heutigen Zeit wesentlich erleichtert. Alternativ kann natürlich auch ein MIDI-to-DIN-Sync-Interface verwendet werden, um die KPR-77 mit einem modernen Setup zu verbinden.
Das Playback (Start/Stop) kann über einen Fußschalter kontrolliert werden. Zum Speichern der Patterns und Patches wird ein ebenfalls für die Zeit übliches Tape-Interface verwendet. Wer die KPR-77 zum Antriggern andere Geräte verwenden möchte, kann dies über zwei Ausgänge realisieren, die mit den beiden Tom-Spuren verlinkt sind.
An Ausgängen gibt es neben Kopfhörer- und Stereo-Out leider nur einen extra Ausgang für Snare oder Claps. Wenn ein Kabel eingesteckt, werden die Sounds automatisch aus dem Mix genommen. Sobald am Master-Out nur links ein Kabel steckt, wird ein entsprechender Mono-Mix ausgegeben.
Der Korg KPR-77 Drumcomputer on YouTube
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Schönes Video zu einer modded KR-77 Version:
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ich hatte vor einigen Jahren mal eine KPR. Vom Sound her hat mir
nur der Clap gefallen. Irgendeinen Charakter kann ich dem Gerät nicht zuschreiben, klingt
weder analog noch digital. Deine Beschreibung passt in allen Punkten.
Abgestossen, weil die Bedienung eine Katastrophe war, zu viel Tastenakkrobatik
für meinen Geschmack. Es haben einige Taster geprellt und Kontaktschwierigkeiten gehabt, da verging mir die Lust.
Beim Gebrauchtkauf unbedingt die Displaybeleuchtung checken und die Funktionstaster überprüfen. Es ist immerhin ein Vintageobjekt, da klemmt schon mal was.
Zerlegen, zwecks Reinigung, ging recht gut, man kommt an die Taster ran.
netter Gruß
Insgesamt elfmal zähle ich das Wort „leider“ in diesem Artikel – da scheint die Bewertung mit zwei Sternen schon recht gutgemeint.
(Warum kann man eigentlich nirgendwo null Sterne geben?)
32th = thirty-tooth oder was? Thirty-twoth?
Ich glaube demisemiquaver oder meinetwegen 32nd waeren da die besseren schreibweisen.
Bezüglich „The poor man’s 606“ wäre bei geringem Aufpreis Cyclone‘s Analogic TT-606 Drum Drone vielleicht die bessere und zumindest erst einmal wartungsfreie Wahl.
Da würde ich mich heute eher für einen Behringer RD 6 entscheiden, er ist neu und jaaaaa ist keine 707, aber der Gebrauchtmarkt spinnt immer noch rum bei den alten Schätzchen. Da habe ich lieber ein zuverlässiges neues Gerät zuhause. Denn ich bin kein Sammler sondern Musiker.
Als ob die Originalen nicht zuverlässig wären… dafür muß schon B draufstehen :-)