Alesis 16-Bit Klassiker
Der Hype
Im nun 9. Teil dieser Serie stellen wir den Alesis Klassiker Alesis HR-16 vor, der 1987 für Furore sorgte, da es die erste „bezahlbare“ Drummachine unter 1.000 DM war, die bereits eine Auflösung von 16 Bit lieferte.
Durch Microverb und Midiverb hatten die findigen Amerikaner bereits erste Lorbeeren eingeheimst und der Name ALESIS versprach hohe Qualität zum günstigen Preis.
Bereits die Ankündigung der HR-16 Ende 1986 sorgte dafür, dass praktisch der Verkauf aller Konkurrenzprodukte fast gänzlich zum Erliegen kam. Geschäftstüchtige Händler begannen umgehend damit, Vorbestellungen entgegenzunehmen und Wartelisten aufzustellen.
Das schlanke Gehäuse mit der aufklappbaren Bedienungsanweisung entsprach so gar nicht den „breit, breiter am breitesten“ gebauten Wettbewerbern. Eine Yamaha RX5 war z. B. mindestens zweieinhalb Mal so breit wie die HR-16. Das gesamte hellgraue Design mit den weißen Pads hatte außerdem etwas Edles und Kühles.
Als die HR-16 schließlich lieferbar war, durfte man getrost Wartezeiten von mehreren Wochen in Kauf nehmen, hatte man sich nicht bereits Monate zuvor auf einer Warteliste eingetragen. Einen ähnlichen Hype um ein neues Produkt habe ich in der Musikbranche seitdem kaum mehr erlebt.
The real Machine
Wie aber bei vielen Hypes, so hielt die Alesis HR-16 letztendlich nur zum Teil, was sie versprach. Zwar waren die 49 gesampelten Sounds in 16 Bit abgespeichert worden, wiesen aber im Ausklang doch deutliche Rauschspuren auf.
Zudem konnten die Sounds selbst nur in der Tonhöhe editiert werden. Weiter reichende Edit-Funktionen gab es nicht. Die Soundauswahl war Ende der 80er vor allem in Europa auch nicht mehr zeitgemäß. Die HR-16 ist spezialisiert auf ein natürlich klingendes Rock-Drumset mit Percussion Unterstützung. Die wenigen elektronischen oder Gated-Drums klangen eher harmlos. Die HiHat zurückhaltend und eher soft.
Zu den großen Pluspunkten gehörten allerdings die 4 Einzelausgänge. In dieser Preisklasse war man eigentlich eher die einfache Stereo-Konfiguration gewohnt. ALESIS bot derer gleich zwei an, die sich als 4 Einzelausgänge einsetzen ließen.
Kick und Snare auf jeweils einem Single-Out und den Rest auf Pärchen, eins ins Stereopanorama (7 Positionen), war der Traum für viele Homerecordingstudios.
Die HR-16 … und sonst?
Die Programmierung von eigenen Drumsets war entsprechend einfach (klar, bei so wenig Parametern) und auch die Programmierung von Beats ging schnell und zügig von der Hand. Auch in diesem Bereich gab es Hausmannskost statt nennenswerter Innovationen.
Für die eigenen Kreationen stehen 100 Patterns zur Verfügung, die sich wiederum in 100 Songs strukturieren lassen.
Nachfolger Alesis HR-16B
Ein Jahr später ergänzte ALESIS die HR-16 durch eine schwarze HR-16B Version. Technisch hatte sich nichts verändert, aber die Drumsounds waren komplett durch deutlich modernere und elektronischere Samples ersetzt worden.
Im folgenden Bild seht Ihr die HR-16B – allerdings bereits mit nachträglich aufgerüstetem OLED-Display. Weitere Infos zur HR-16B findet ihr bei encyclotronic.com.
Lohnt sich der Kauf heute?
Zweifellos gehören die beiden HR-16 Probanden auch heute noch zu den schönsten Drumcomputern, die je gebaut wurden (zumindest sehe ich das so).
Ganz anders sieht es da bei der Verarbeitungsqualität aus.
Man bekommt kaum mehr eine HR-16, die wirklich einwandfrei funktioniert. Vor allem die Pads triggern gerne gar nicht oder zweimal. Da hätte man sich lieber mal ein Beispiel an Korgs DDD oder Yamahas RX Serie nehmen sollen.
Hinzu kommt, dass bei vielen Modellen die weißen PADS inzwischen vergilbt sind. Das ist nicht den Raucherfingern der User zuzuschreiben, sondern dem Kunststoff selbst. Schneeweiße Pads sind im Fotoshop schnell gebaut, also Vorsicht beim eBay Einkauf ;-).
Und noch eine Tücke: Alesis hatte für seinen Netzteileingang einen Mini-Klinkenstecker verwendet. Diesen Stecker bekommen Sie „fertig“ als Universal-Netzteil überhaupt nicht, wetten? Da hilft nur selber bauen. Also achten Sie darauf, dass Ihre HR-16B mit Netzteil kommt.
Nüchtern betrachtet, die HR-16
Im Zeitalter von Sampling und Plugins ist die HR-16 nicht wirklich der Hit. Nostalgie-Fans werden sie sicher mögen. Auch der eigene, wenn auch nicht außergewöhnliche Klangcharakter dürfte so manche Fans finden. Ich schätze den Klang vor allem wohl aus nostalgischen Gründen. Die Alesis HR-16B war immer der Saubermann, klang klar und brillant mit ganz außergewöhnlichen Samples (für seine Zeit). Man darf aber nicht verheimlichen, dass so manche der Samples am Ende auch eine feine Rauschfahne hinter sich herzogen.
Ansonsten gibt es deutlich bessere Drumcomputer aus jener Zeit, mit mehr Funktionen und robusterem Aufbau.
Bleibt nur noch der Hinweis auf so manche Websites, die Ihnen beim Umbau Ihrer HR-16 behilflich sind. Mehr dazu unter Bitcrusher
Die Alesis HR-16 on YouTube
Die Werksdemos:
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Die Spund der Alesis HR-16B
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Danke für den Beitrag.
Die Beschreibung scheint mir sehr treffend. Als stolzer? Besitzer einer HR-16 Maschine hätte ich mir allerdings gewünscht, dass im Fazit "heute unerläßlich und unbezahlbar" stehen würde… . ;-)
es gab eine Lösung von Alesis die beiden Maschinen zu einer Einheit zu verbinden, ich hatte sie, habe es allerdings nie umgesetzt, es war ein Chip dabei. Die Netzteile bestehen übrigens nur nur aus dem Trafo, keinerlei weitere Bauteile. Für das "Netzteil" musste man 90 Möpse bezahlen, ein unglaublicher Rip Off, zumal die verbauten Miniklinken bei Zug leicht rausrutschen und durch den entstehenden Kurzschluss durchgehen. Mag die HR trotzdem, vor allem die B. Die Software war genial, die Verarbeitung Mist, genau umgekehrt wie bei den japanischen Produkten
Acht Jahre später fällt mir noch was ein: Die Maschinen hatten, wenn ich mich noch recht erinnere (meine sind weg), Trimmpotis eingebaut, die das Verhalten dieser Rauschfahnen veränderten. Ich arbeitete damals in einem Musikladen und die HR16 stand in einem hohen Stapel da. Aber alle klangen unterschiedlich, vor allem die Toms neigten zum „fahnen“. Ein Anruf beim Vertrieb resultierte in einer Anleitung, wie wir die Kisten endjustierten könnten.
Das war neben den Netzteilen die zweite Unverschämtheit. Bei einem 1000 DM Produkt einfach die Endkontrolle zum Händler zu verlagern. Die damals gleichzeitig erschienenen Quadraverbs (könnten auch irgendeine Version der MIDIverbs gewesen sein) hatten zur Hälfte permanent leuchtende Overload LEDs.
Aber ihr kennt ja inzwischen meine Meinung dazu: Die meisten amerikanische Firmen schaffen es einfach nicht gute Qualität durchzuhalten und gehen früher oder später einfach um.
Die Software war trotzdem unbeschreiblich gut, die Klappe mit der Anleitung: superber Einfall!
Und, Peter: sie klangen damals deutlich moderner als die danach zum Kult aufsteigenden 808 und 909
jo, war damals die Revolution. Gehörte nach ungesehener Vorbestellung und einigem Warten sicher zu einem der ersten hundert User in D. Hatte sie dann Anfang der 90er durch ein D4-Modul ersetzt und es dann bitter bereut, denn ein dreifacher Snare-Layer aus der HR kommt immer auf den Punkt, das selbe über MIDI am D4…könnt ihr euch denken…;-)
Wie sind eigentlich die Pads der HR16 ?
Dynamisch spielbar? und ich meine dynamisch SINNVOLL spielbar?
Gutes „klopfgefühl“?
Könnte man sie als MPD(u.Ä.) Ersatz in Betracht ziehen?
@Saftpackerl Hi Saftpackerl, nein die Pads klappern und sind nicht gerade die besten Pads die man auf dem Markt bekommt.
@Tyrell aha okay!
Dachte nach DIESEm
http://www.youtube.com/watch?v=oThXwURLLhs
video, es muss einen grund haben dass dieser Fingervirtuose auf gerade Diesen pads spielt. bzw. Dass sie nicht so schlecht sind…
Aber ja, wenn die Verarbeitung generell auch nicht so gut is…
Das Bemerkenswerteste an diesen Dingern ist der Aufbau innen, denn es handelt sich dabei um die gleiche Standardhardware um einen 8031-Prozessor, die Marcus Ryle schon für die Perf-X Kisten bei Oberheim nutzte. Hier kam dann ein PLCC-Kundenchip fürs Auslesen der Samples hinzu, und genau diese gleiche Konstruktion steckt, wenn auch mit mehr Speicher, auch in der SR-16.
Das 8031-Stanardboard steckt auch im Alesis MMT-8 drin.
Die Pads sind simpel gebaut, die Dynamik funktioniert über Piezoscheiben, die so innen am Deckel verklebt sind, daß sie gleich 4 Pads bedienen. Sehr pfiffige Lösung.
Gruß, Dietmar
Was ich an der HR-16, neben dem guten Sound toll fand, war das gute, „tighte“ Timing, was man nicht von jedem Drumcomputer der Endachtziger-Anfang 90er sagen kann. Unter diesem Aspekt schlägt die HR-16 locker eine Roland R-8/R-70/Yamaha RY-30…
Meine erste Drummachine damals.
War dann so „blöd“ die gegen das D4-Modul zu ersetzen, auf dem Papier ein toller Deal, jedoch brachte externes MIDI „ge-eier“ vs tightes internes timing schnell die Ernüchterung ;-)
Meine erste drummachine hr16 Band! 800 Mark und klingt immer noch eindeutig nach hr16 im D5 Ersatz. Sehr Charakteristisch und immer wieder erkennbar als hr16. Das kann ein Superior Drummer so nicht! Wer in der Zeit schon musikalisch aktiv war kann den Hype verstehen, Newbies dagegen brechen in Gelächter aus.
hatte auch mal so eine „flunder“ im studio.
als ergänzung ganz nett,
habe die hi hats und perc.
öfter mal benutzt.
ein ganz anderes kaliber war ein gerät
in gleicher form als sequencer:
der mmt 8.
super funktional und live tauglich.
würde mir mal nen bericht dazu wünschen-
Korrekturlesen wäre vielleicht nicht schlecht gewesen. Ansonsten interessanter Artikel, aber leider wird nirgendwo erwähnt, ob es ein Trigger out / in gibt. Ist bei Drumcomputern eine sehr wichtige Information.
Was im Artikel nicht erwähnt wird (war vor 2010 wohl sowas von selbstverständlich) ist die MIDI-Sync und Tone-Sync Umwandlung. Gerade heute haben die meisten Multitrackrecorder kein MIDI mehr (möchte mal irgendwo lesen WIESO, wird nämlich von Usern ständig beanstandet). Deswegen ist man um so eine Box froh, die einen Sync-Track vom Recorder als MIDI-sync an beliebige weitere MIDI-fähige Geräte weiter geben kann. Egal ob man einen digitalen Tascam, Zoom, Boss oder gar einen analogen Multitracker besitzt.
Reine MIDI/Tone-Sync-Boxen gibt es auch noch. Aber diese können außer genau dies grad gar nichts anderes.
Vielleicht deswegen sind die Preise für Funktionsfähige HR-16 und ähnliche Grooveboxen mit diesen Anschlüssen mittlerweile jenseits von € 500 gelandet.