Gemini CD-4000 – Solider Doppeldecker
Ich war gut 10 Jahre alt, da begeisterte mich der Cousin meiner Mutter. Denn dieser hat nicht nur Orgel gespielt und zuvor Akkordeon, sondern er unterhielt Hochzeits- und Geburtstagsgäste mit seiner Musik. Das waren damals ganz andere Zeiten, so dass Geräte, wie der Gemini CDM-4000 gar nicht vorstellbar waren. Ebenso unvorstellbar wird für die jüngeren Leser sicher sein, dass es auch mal eine Zeit ohne CD und MP3 gab: Mehrere Kassettenkoffer und ein riesiges Holzgehäuse mit zwei Kassettenlaufwerken und Mischpult. Plattenspieler hatte er auch, aber er war ja kein DJ in herkömmlichen Sinne. Sein Repertoire bestand vorzugsweise aus Kopien von Schallplatten bzw. WDR 4.
Als Taxifahrer war er nachts oft wach und nutzte den „Musikexpress“ als Medienquelle. Alles wurde per Hand dokumentiert und die Bandstelle des Zählwerks verriet, wo etwa der nächste Titel beginnt. Ein Titelwunsch forderte somit zunächst den Griff zum Ordner, auf dem Koffer-, Band- und Zählwerknummer inklusive Kassettenseite dokumentiert wurde. Dann musste natürlich auch der entsprechende Koffer vorrätig sein. und dann dauerte es schon mal eine Zeit, bis der gewünschte Titel gefunden war. Das ging so lange gut, bis das Kassettendeck ausgetauscht wurde, denn die Zählwerke damals waren keine Zeitanzeige. Nun ist der gute Mann Mitte 70 und hat den Wunsch, noch ein Bisschen Musik zu machen und ich sah mich verpflichtet, für sein aktives Lautsprechersystem mit Subwoofer etwas geeignetes zu finden. Einfache 19“-CD-Player auch mit separatem Bedienteil schienen mir zu komplex und es fehlte ja auch der Mixer. So kam ich dann schließlich auf die All-in-One-Geräte und probierte den Gemini CDM-4000 aus. Zurückerinnert an meine Jugend, als ich auch mit Kassetten- und CD-Decks und einem einfachen Mischer Musik zusammenschnitt, hätte ich mir so ein Gerät damals auch gewünscht. Und heute, Dank MP3 und Tablets ist auch die Frage, für wen so ein Gerät überhaupt sinnvoll ist. Denn auch wenn CDs mit MP3 und auch USB-Sticks sowie externe Geräte Anschluss finden, kann eine DJ-Software in vielen Punkten deutlich mehr und vieles einfacher. Nur in meinem Fall gibt es ausreichend Argumente für ein reduziertes, dafür anfassbares Gerät. Was das Teil kann und ob sich der Kauf lohnt, möchte ich in diesem Artikel erläutern.
Die Konsole kommt in einem dunklen Karton und ist sicher mit Plastiktüte und Styropor verpackt, also nichts Besonderes. Für um 300 Euro bekommt man eine solide wirkende Kiste aus lackiertem schwarzen Aluminium mit seitlicher Fixiervorrichtung, sofern der Einbau in einen Tisch gewünscht ist. Dabei muss das Gerät aber so montiert werden, dass die Front offen bleibt. Denn hier befinden sich die zwei Schubladen der Laufwerke, sowie Kopfhörer- und Mikrofoneingang. Das ist leider etwas unpraktisch, denn durch die Schubladen kommt es vor, dass gelegentlich das Kabel eingeklemmt wird – Slot-In-Laufwerke wären vorteilhafter gewesen. Die Rückseite präsentiert neben zwei symmetrischen XLR-Ausgängen gleich zwei Line- bzw. Phono-Eingänge, sowie zwei Cinch-Ausgänge (Main und Recording). So könnte man eine PA an die XLR-Ausgänge anschließen, wiederum Abhörlautsprecher an den Cinch-Ausgang und kann seinen Mix zusätzlich noch aufnehmen und alles ohne weiteres Mischpult – den Kopfhörerausgang nicht mal mitgerechnet. Um gleich loslegen zu können liegt bereits ein passendes RCA-Kabel bei. Was die Lackierung angeht ist diese übrigens nicht wirklich resistent und dürfte im rauen Alltag schnell an Ansehnlichkeit verlieren. Das ist aber bei den Aluminium-Kisten generell ein Problem, denn die Electribes sehen auch schnell vermackt aus. Die Breite von knapp 50cm bietet genügend Platz, alles übersichtlich und nachvollziehbar anzuordnen. Nichts wirkt gequetscht, auch die Gummitasten sind so hoch, dass sie eine Blindbedienung problemlos erlauben.