Der Kreativ-Controller für rekordbox und Serato DJ
Endlich ist es soweit. Pioneer updatet sein Portfolio weiter. Der langersehnte Pioneer DDJ-FLX10 löst nun den 2017 veröffentlichten DDJ-1000 (SRT) als größten DJ-Controller in Kombination mit Software ab. Der nun an der Spitze der Nahrungskette stehende 4-Kanal-Controller hat jedoch mehr als nur ein schlichtes Facelift spendiert bekommen. Mit an Bord sind erstmalig Stems, d. h. die Möglichkeit, Songspuren on-the-fly auszublenden oder getrennt voneinander mit Effekten zu versehen. Damit haben DJs nun noch mehr Möglichkeiten, live Remixe und Mash-ups zu erstellen. Auch die Displays haben ein Upgrade erhalten und der Controller besitzt nun eine eingebaute DMX-Schnittstelle zur Lichtsteuerung. Spannend. Ob die mit rekordbox und Serato kompatible All-in-one-Lösung nach wie vor die beste Alternative zum wesentlich teureren DJ-Setup, bestehend aus DJM und CDJs, ist und für wen sich der Kauf lohnt, lest ihr im folgenden Testbericht.
Inhaltsverzeichnis
- Maße und Eingänge des Pioneer DDJ-FLX10
- Übersicht der Funktionen vom Pioneer DDJ-FLX10
- Be creative – Track-Separation für Live-Remixe und Mash-ups nutzen
- Effekte ja, aber bitte nicht überall – FX Part Select
- Part Instant Doubles – Ist das noch Auflegen oder schon Produzieren?
- Mehr Infos dank neuer Display-Designs beim Pioneer DDJ-FLX10
- Lass den Künstler in dir frei – Performance-Pads
- „rekordbox, leg du für mich auf“ – Mix-Point-Select
- Serato-Integration ist dieses Mal inklusive
- Und Pioneer sprach, es werde Licht
- Was soll der Pioneer DDJ-FLX10 denn nun kosten?
Maße und Eingänge des Pioneer DDJ-FLX10
Der Pioneer DDJ-FLX10 ist vollgepackt mit Funktionen, doch bevor wir uns die genauer anschauen, fangen wir mal mit den Basics an:
Der FLX10 ist 71,6 cm breit, 40 cm tief und 7,3 cm hoch. Damit ist der Controller nur ein wenig größer als sein Vorgänger und mit 6,7 kg Gewicht kann man ihn auf jeden Fall noch als transportabel und mobil einstufen.
In Sachen Ein- und Ausgängen hat sich grundsätzlich nicht viel zum DDJ-1000 geändert. Wir haben zwei Master-Ausgänge , von denen einer ein XLR- und der andere ein Cinch-Ausgang ist. Grundsätzlich ist der symmetrische XLR-Anschluss immer zu bevorzugen, doch wenn man den Controller an eine kleinere Anlage anschließen will, tut es auch der Cinch-Ausgang. Außerdem besitzt der FLX10 einen Booth-Ausgang mit 6,3 mm Klinke sowie vier Kanäle, von denen zwei jeweils einen zuschaltbaren Verstärker für Plattenspieler besitzen.
Hinzu kommen noch zwei Eingänge für Mikrofone und an der Vorderseite zwei Eingänge für Kopfhörer (3,5 mm und 6,3 mm Klinke), was B2B-Sets etwas angenehmer (oder komplizierter?) macht. So weit, so bekannt. Doch halt! Zwei Details sind neu hinzugekommen und die sind gar nicht so klein, wie man vermuten möchte. Nachdem sich sogar Apple auf den allgemeinen Standard USB-C einlassen konnte, bin ich froh zu sehen, dass Pioneer mit seinen zwei USB-Anschlüssen nun endlich auch auf die moderne Schnittstelle umgestiegen ist. Außerdem finden wir auf der Rückseite erstmalig an einem Pioneer-Controller einen DMX-Eingang für die Lichtsteuerung. Richtig, mit dem FLX10 könnt ihr eure Lichter direkt an das Mischpult anschließen und dann mittels rekordbox steuern. Wie das in der Praxis funktioniert, klären wir später, doch alleine die Möglichkeit hat sicherlich vielen mobilen DJs ein entzücktes „Oha“ entlocken können.
Der einzige Wermutstropfen ist unter Umständen, dass der Controller über ein externes Netzteil mit Strom versorgt wird. Sicherlich hätten viele DJs es gern gesehen, wenn das Netzteil im Controller integriert wäre, doch das hätte sicherlich negativen Einfluss auf die Maße des Gehäuses gehabt. Daher ist das ein Kompromiss, den zumindest ich gerne eingehe.
Übersicht der Funktionen vom Pioneer DDJ-FLX10
An der Aufteilung des All-in-one-Controllers hat sich grundsätzlich nicht viel verändert.
An den Seiten finden wir die zwei großen, an die CDJ-Modelle angelehnten Jogwheels, mit eigenen Loop- und Browser-Einheiten sowie Performance-Pads. Die Loop-Steuerung ist sehr effizient gehalten mit jeweils einem Button, um den Loop-Anfang und -Ende zu setzen und einem weiteren Knopf, um den Loop zu verlassen, bzw. direkt einen 4-Bar-Loop zu festzulegen. Ergänzt wird die Einheit durch zwei Cue/Loop-Buttons, mit denen man feste Loops an Cue-Punkte knüpfen und zwischen diesen im Song wechseln kann.
Der Encoder zum Browsen der Musikbibliothek ist schön griffig und bietet ein smoothes Rastverhalten, um möglichst schnell zu dem Song in der Musikbibliothek zu navigieren, den man als nächstes spielen möchte. Darunter befinden sich zwei ergänzende Buttons, mit denen man entweder die Playlist-Palettes ansteuert, den Browser der Musikbibliothek in der „View-Ansicht“ vergrößert oder in den Ordner „Ähnliche Tracks“ in rekordbox wechselt. Die Zuweisung der Buttons ist sehr praktisch gestaltet und insbesondere die Navigation zu den Playlist-Palettes macht jedem DJ das Leben leichter.
Neu sind die oberhalb angeordneten Buttons für das Track-Separation-Feature und die Buttons für Mix-Point-Select. Das ist die Pioneer-exklusive Funktion, um Mixe automatisch zu triggern, sobald die Songs eine bestimmte Stelle erreicht haben.
In der Mitte befindet sich die Mixereinheit des Pioneer DDJ-FLX10. Auch hier hat sich im Vergleich zum Vorgänger recht wenig getan, zumindest in der Aufteilung. 3-Band-EQ pro Kanal, Sound-Colour-Effekte, Beat-Effekte und Mikrofoneinheit sind nach wie vor an der Stelle, an der sie jeder Pioneer-Kenner erwartet. Ebenfalls wieder mit dabei ist der Magvel-Crossfader in seiner aktuellsten Version. Letzterer lässt sich dank der vier Schiebereglern jedem gewünschten Kanal zuweisen und ist so leichtgängig, dass auch Scratch-Manöver mit etwas Übung leicht von der Hand gehen.
Ein paar kleine Anpassungen können wir aber dennoch entdecken. Neu ist die Part-FX-Einheit. Hiermit lassen sich Effekte gemäß dem von Pioneer festgelegten Track-Separation-Schema, ausschließlich auf die jeweils ausgewählte Spur eines Songs anwenden. Mehr dazu später.
Die Mikrofoneinheit befindet sich oben links und mittels Drehregler lässt sich die Lautstärke der einzelnen Mikrofone separat steuern. Den 2-Band-Equalizer müssen sich die beiden Mikrofone allerdings teilen. Gerade für mobile DJs, die bspw. auf Hochzeiten spielen, ist das sehr schade. Ein EQ pro Mikrofon wäre sicherlich die Kirsche auf der sonst sehr gut ausgestatteten Torte gewesen.
Dafür hat der Pioneer DDJ-FLX10 zwei Sound-Colour-Effekte dazu bekommen. Neben Dub-Echo, Filter, Noise und Pitch, kamen die beiden Effekte Space und Crush hinzu. Gesteuert werden die Sound-Colour-Effekte über die großen, bipolaren Regler, die Pioneer seit einiger Zeit sowohl in ihren Controllern als auch Mischpulten einsetzt. Die Beat-Effekte hingegen sind gleich geblieben.
Grundsätzlich macht Pioneer beim Aufbau des Controllers keine Experimente – und das ist auch gut so. Das Vorgängermodell hat bereits vieles richtig gemacht und gemäß dem Motto „never change a running system“ gab es diesbezüglich lediglich ein paar kleine Updates anstatt wirkliche Innovationen. Diese finden wir wiederum beim Funktionsumfang.
Be creative – Track-Separation für Live-Remixe und Mash-ups nutzen
Lasst uns bei dem Elefanten im Raum beginnen: Track-Separation nennt Pioneer sein neuestes System, mit dem sich jeder Song per Knopfdruck in drei einzelne Bestandteile aufteilen lässt. Drums, Vocals und Instrumente. Hierfür hast du im oberen Teil der Player-Einheiten drei farbige Knöpfe die jeweils für ein Bestandteil des Songs stehen. Wenn die Buttons in der jeweiligen Farbe leuchten, ist der entsprechende Teil des Songs aktiv. Drückt man einen oder mehrere dieser Knöpfe erlischt das Licht und die jeweilige Spur des Songs wird entfernt. So lassen sich auf Knopfdruck Acapellas oder Instrumentals erstellen und mixen.
In der Praxis funktioniert das Ganze wirklich hervorragend und hat mir beim Auflegen etliche Male aufs Neue ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Die Möglichkeiten, Songs zu mixen und zu kombinieren, sind unglaublich. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich nur erahnen, mit was für genialen Tricks DJs in Zukunft ihre Gäste auf der Tanzfläche überraschen werden.
Serato DJ hatte das Feature bereits vor einiger Zeit vorgestellt und teilt dabei die „Instrumente“ in „Melody“ und „Bass“. Der Kompromiss, den man eingeht, wenn man den FLX10 mit Serato nutzt ist, dass der Controller vom Layout und der Beschriftung klar auf rekordbox ausgelegt ist und eine Taste für die Stems fehlt. Dafür klingen die Stems von Serato DJ derzeit wesentlich besser als die von rekordbox. Bei rekordbox bilden sich hörbare Artefakte und die Qualität ist einfach nicht so gut wie bei der neuseeländischen Software-Schmiede. Da Track-Separation für mein Empfinden dem Einsatz im Club ausreichend gerecht wird, ist das ein Kompromiss, den ich gerne eingehe. Doch dies ist sicher eine Frage der persönlichen Präferenz und eine eine Entscheidung, die jeder DJ für sich selber treffen muss. Außerdem können wir davon ausgehen, dass die Entwickler bei Pioneer bereits an dem nächsten Update arbeiten.
Ebenfalls praktisch (und auch neu) ist, dass sich die Beleuchtung der Jogwheels den jeweils ausgewählten Spuren gemäß der Track-Separation anpassen. Drums sind blau, Vocals sind grün und die Instrumente rot. Läuft eine Kombination verschiedener Spuren, so mischen sich die Farben entsprechend (rot + blau = violett). Das sieht nicht nur cool aus, sondern hilft tatsächlich dabei, den Überblick über die Decks zu behalten.
Man kann die Stems aber noch auf eine andere, sehr coole Art und Weise nutzen und zwar im Stem EQ-Modus. Drückt man auf dem Pioneer DDJ-FLX10 „SHIFT“ und anschließend den Cue-Button, werden die Stems dem jeweiligen Kanal-EQ zugewiesen. Hierbei werden die Bässe den Drums, die Mitten den Vocals und die Höhen den Instrumentals zugewiesen. Per Drehung des jeweiligen EQs kann man nun den entsprechenden Teil des Songs stummschalten, quasi wie eine ISO-Funktion auf Anabolika. Diese Funktion bietet einen sehr coolen, neuen Workflow, doch wenn ich persönlich die Wahl habe, entweder den EQ oder die Stems nutzen zu können, wähle ich eher den Equalizer, da ich auf den einfach nicht verzichten kann.
Effekte ja, aber bitte nicht überall – FX Part Select
Ein weiteres, sehr cooles Feature rund um Track Separation nennt sich FX PART SELECT. Rechts auf der Mixereinheit befinden sich drei weitere Buttons mit dem bekannten Farbschema der Track-Separation-Funktion. Hiermit lassen sich die Effekte auf die einzelnen Spuren der Songs anwenden, statt auf den ganzen Song. Möchte ich nun also einen Soundcolour-Effekt wie den Bitcrusher oder das Filter lediglich auf die Vocals anwenden, habe ich per Knopfdruck die Möglichkeit das zu tun. Oder ich möchte lediglich die Drums eines Songs per Drehregler filtern, so wähle ich bei FX PART SELECT ausschließlich die Drums aus.
Doch das lässt sich nicht nur auf die Soundcolour-Effekte anwenden, auch die BEAT FX und PAD FX richten sich nach den Spuren, die man ausgewählt hat. Und hier wird es jetzt richtig interessant. Hat beim DDJ-1000 oder DJM 900 Nexus noch den kompletten Song mit einem Echo zum Fade-out versehen müssen, haben wir beim FLX10 nun die Möglichkeit, das Delay lediglich auf die Vocals anzuwenden. Oder man legt den Spiral- oder Roll-Effekt ausschließlich auf die Drums, während die Vocals und Instrumente ganz normal weiterlaufen. Dies ermöglicht es, in kürzester Zeit wahnsinnig kreative Effekte zu erzeugen und beispielsweise Passagen eines Songs besonders hervorzuheben, ohne dass sich die Frequenzen gegenseitig im Weg stehen und ein Soundbrei entsteht. Diese Live-Effekte lassen sich auf eine viel zielgerichtetere Art anwenden. Eine so mächtige Funktion ist nichts anderes als revolutionär und hat mich schlichtweg begeistert.
Part Instant Doubles – Ist das noch Auflegen oder schon Produzieren?
Der Pioneer DDJ FLX10 bietet in Kombination mit rekordbox die Möglichkeit, zwei Decks miteinander zu verbinden und diese anschließend gemeinsam zu bearbeiten. Hierzu betätigt man den jeweiligen Deck-Select-Button, während man die Shift-Taste gedrückt hält. Dies stellt eine Verbindung der beiden Decks her, so dass diese sich wie ein Deck verhalten.
Am Besten lässt sich das an einem Beispiel beschreiben, indem wir Deck 1 mit Deck 3 verbinden. Nun wechseln wir auf der linken Seite in Deck 3, in das bislang ja nichts geladen wurde. Drücken wir nun bei gedrückter Shift-Taste zweimal schnell auf „Vocal“ bei der Track-Separation-Einheit, kopieren wir quasi die Vocals von Deck 1 auf Deck 3, so dass auf Deck 3 nur die Vocals laufen, während auf Deck 1 die Drums und Instrumente weiterspielen. Diese Verbindung der beiden Decks hält nun an, egal was wir mit einem der beiden Decks machen. In diesem „Dual-Deck-Mode“ können wir scratchen, den Song anhalten oder die Hot-Cues benutzen, Deck 1 und 3 bleiben die ganze Zeit über verbunden und die Spuren der beiden Tracks trennen sich nie. Auflösen lässt sich die Verbindung wieder durch erneutes Drücken des Deck-Select-Buttons bei gedrückter Shift-Taste, wobei die Trennung der Spuren weiter intakt bleibt. Das bedeutet, wir können auf Deck 3 weiterhin die Vocals bearbeiten, während auf Deck 1 das ganze Instrumental läuft. Natürlich kann man seine ausgewählten Spuren auch an das gegenüberliegende Deck senden, so dass man bspw. auf Kanal 1 seine Vocals und Instrumente liegen hat und auf Kanal 4 nur die Drums. So lässt sich diese Kombination dann nicht im Dual-Deck-Mode betreiben, doch manche DJs bevorzugen vielleicht auch diese Arbeitsweise.
Mehr Infos dank neuer Display-Designs beim Pioneer DDJ-FLX10
Eines der Highlights der Pioneer-Controller der jüngeren Generation waren immer die Jogwheels. Mit dem DDJ-1000 brachte Pioneer erstmals die Jogwheels der großen CDJ-Modelle auf tragbare All-in-one-Controller. Kein anderer Controller ist je so nah an den Clubstandard der großen Player herangekommen und mit dem Pioneer DDJ FLX10 wurden die Jogwheels nochmals verbessert. Das Feeling, der Grip und die Reaktionsgeschwindigkeit der mechanischen Drehteller ist sensationell und erlaubt nach kurzer Eingewöhnung auch genaue Scratches. Zusätzlich lässt sich der Widerstand der Jogwheels ganz nach Belieben einstellen.
Die Displays der Jogwheels wurden ebenfalls überarbeitet. Auf einem ausreichend großen und hellen Bildschirm kann man alle relevanten Information des aktuell laufenden Songs ablesen. Betätigt man bei gedrückter Shift-Taste die Page-Buttons, kann man durch die verschiedenen Display-Modi schalten. Mein Favorit ist ganz klar der Modus, in dem die beiden relevanten Wellenformen übereinander laufen, während einem alle wichtigen Informationen zur Laufzeit, BPM usw. angezeigt werden. Damit wird der Blick auf den Laptop seltener und man ist mehr im Geschehen. Wer mag, kann den von den CDJs bekannten Drehzeiger anschalten und es gibt sogar die Möglichkeit, sein DJ-Logo auf dem Display anzeigen zu lassen.
Lass den Künstler in dir frei – Performance-Pads
Unterhalb der großen Jogwheels befinden sich die beleuchteten Performance-Pads. Die gummierten Buttons übernehmen beim Pioneer DDJ-FLX10 allerhand Funktionen. In erster Linie legt man hier seine Hot-Cues fest. Das heißt, per Knopfdruck springt man zu einer vorab definierten Stelle in dem Song. Insgesamt stehen euch bis zu 16 Hot-Cues zur Verfügung. Durch das angenehm weiche Druckverhalten der Gummipads ist man sofort versucht, mit den Cue-Punkten rhythmisch zu spielen, wie man es beispielsweise von der Native Instruments Maschine oder der MPC kennt. Und das Gefühl ist ähnlich gut, auch wenn die Pads etwas kleiner als bei einer Drummachine sind.
Abgesehen von den Hot Cues lassen sich auch unterschiedliche Pad-FX damit triggern. Anfangs ist man durch die Fülle an Effekten (insgesamt 32) und der fehlenden Beschriftung vielleicht etwas überfordert, doch nach etwas Eingewöhnung hat man seine Lieblingseffekte schnell gefunden und muss sich bei seinen Sets eher zurückhalten, sie nicht zu oft einzusetzen. Weitere Funktionen, die über die Performance-Pads gesteuert werden, sind Beat Jump/Beat Loop, der Sampler und die Key-Shift-Funktion. Mit Letzterer lassen sich Songs jeweils in Halbtonschritten transponieren, um sie in die richtige Tonart zu bekommen. Welche das ist, liest man einfach auf den Displays der Jogwheels ab. Im „Keyboard-Modus“ hingegen lassen sich festgelegte Loops über verschiedene Tonhöhen abspielen und mit den Beat Jumps bzw. Beat-Loops springt man entweder eine festgelegte Zahl an Beats nach vorne oder zurück, beziehungsweise setzt einen Loop über eine festgelegt Zahl an Beats.
Die Performance-Pads bieten dem DJ eine unglaubliche Fülle an kreativen Mitteln, mit denen man sein Set aufwerten kann. Doch Vorsicht beim Benutzen dieser Funktionen: Mit Effekten und Spielereien beim Auflegen verhält es sich wie mit dem Salz beim Kochen – zuviel davon kann ein Gericht ruinieren und nur weil etwas da ist, heißt das nicht, dass man es auch verwenden muss.
Ein kleiner Nachteil beim Auflegen mit den Performance-Pads ist, dass die Pads sehr nah an den Play- und Cue-Tasten liegen und man so auch mal aus Versehen auf die Pads kommt. Doch das ist nur ein kleiner Wermutstropfen dieser ansonsten sehr mächtigen Knöpfe.
„rekordbox, leg du für mich auf“ – Mix-Point-Select
Die Idee, die hinter dem Mix-Point-Select-Feature steckt, ist nicht neu. Bereits Traktor von Native Instruments wie auch Virtual DJ haben die Funktion des automatischen Mixens schon vor langer Zeit versucht zu etablieren. So richtig durchgesetzt hat sich das jedoch nie, was Pioneer nicht davon abgehalten hat, die Funktion nun in Kombination mit dem FLX10 in abgewandelter Form ebenfalls zu integrieren. Im Grunde geht es darum, einen Punkt des derzeit laufenden Songs festzulegen, ab dem der nächste Song automatisch abgespielt wird. Damit hat man die Hände frei, um beispielsweise mit der Track-Separation oder den Performance-Pads kreativ zu werden oder sogar mit einem dritten Deck zu arbeiten. Grundsätzlich eine coole Idee, doch eigentlich spart man sich lediglich einen Knopfdruck.
Einen Mix-Point zu setzen, ist zwar nicht allzu kompliziert, jedoch ist es schwierig genug, um es während des Auflegens nebenbei zu machen. Meiner Ansicht nach ist hierfür vorab etwas Vorbereitung der Songs notwendig, um während des Sets nicht in Zeitdruck zu geraten. Diese Vorbereitung kostet wiederum viel Zeit und der Vorteil der festgelegten Mix-Points wiegt den Zeitaufwand meiner Meinung nach nicht wirklich auf. Ob das Feature bei DJs wirklich ankommt wird sich mit der Zeit zeigen.
Serato-Integration ist dieses Mal inklusive
Beim sehr beliebten Pioneer DDJ-1000 musste man sich vor dem Kauf entscheiden, ob man lieber mit rekordbox oder Serato auflegen möchte. Je nachdem hat man sich für den DDJ-1000 oder den (etwas teureren) DDJ-1000 SRT entschieden. Mit der Einführung des Pioneer DDJ-FLX10 gehört diese Unterscheidung nun der Vergangenheit an, denn der neue Controller kommt mit beiden Software-Lösungen zurecht.
Dass die Integration mit rekordbox nahtlos per Plug & Play funktioniert, setzen wir natürlich voraus. Doch auch mit Serato sind quasi keine Anpassungen nötig.
Jedoch sind einige Funktionen anders belegt und entsprechen nicht genau den Beschriftungen am Controller. Andere Funktionen gibt es bei Serato erst gar nicht. Daher wollen wir hier kurz auf die größten Unterschiede eingehen.
Den vermutlich größten Unterschied finden wir beim Feature des Pioneer DDJ-FLX10 wieder, nämlich der Track-Separation. Pioneer geht hier den Weg, seine Songs in lediglich drei Spuren zu unterteilen – wir erinnern uns: Drums, Vocals und Instrumente. Serato hingegen unterscheidet seine Stems in vier unterschiedliche Spuren: Vocals, Melody, Bass und Drums. Das heißt, Melody und Bass sind kombiniert unter „Instrumente“ zu finden. Möchte man als Serato-Nutzer jedoch nicht auf seine vierte Spur verzichten, hat man die Möglichkeit, die Buttons bspw. auf die Pads unter PAD FX2 zu mappen.
Wo wir gerade bei den PAD FX sind: Diese lassen sich lediglich auf alle Spuren anwenden. Die Part-FX funktionieren bei Serato nur mit den Sound Colour- und den Beat FX. Ein kleiner Nachteil, über den Serato-Nutzer sicherlich hinwegsehen können. Außerdem wurde die zweite Reihe PAD FX2 durch Loop-Rolls ersetzt. Ansonsten stimmt die Beschriftung des Controllers im Betrieb mit Serato DJ fast zu 100 % mit deren Funktionen überein. Größte Ausnahme sind vermutlich die Mix-Point-Link-Buttons, die bei Serato DJ die Pitch-Funktionen steuern.
Eine weitere Einschränkung mit der Serato-Nutzer leben müssen ist, dass man die einzelnen Spuren für Part-Instant-Doubles (die wir weiter oben im Test besprochen haben) lediglich mit gegenüberliegenden Decks funktionieren. Das heißt, man kann seine Stems nicht auf das gleiche Deck kopieren und sie demzufolge nicht im Dual-Deck-Mode nutzen. Jedoch bleibt einem natürlich die Möglichkeit, sie auf den gegenüberliegenden Kanal zu legen und dort damit zu arbeiten. Meiner Ansicht nach also auch wirklich keine große Einschränkung.
Der letzte „größere“ Unterschied betrifft den EQ-Modus des Track-Separation-Features. Hier ist bei Serato nämlich die Anordnung der drei Spuren unterschiedlich zu der bei rekordbox. Die Höhen sind demnach die Vocals, die Mitten die Instrumente und die Tiefen kontrollieren die Bässe. Von der Reihenfolge her also eine leichte Umgewöhnung und nicht so, wie man es von der Beschriftung der Buttons her erwarten würde. Jedoch ergibt es für mich frequenztechnisch durchaus Sinn, so dass ich auch hier kein wirkliches Problem sehe. Allerdings lässt sich die Reihenfolge der Spuren im EQ-Modus bei Serato auch nicht anpassen, wohingegen man bei rekordbox die Wahl hat, was man womit bedient.
Alles in allem hat Pioneer hier einen sehr guten Job gemacht auch Serato-User mit ein und demselben Controller glücklich zu machen. Sollte man sich also irgendwann im Laufe der Zeit dazu entscheiden, die Software zu wechseln, ist das mit dem Pioneer DDJ-FLX10 ohne größere Einschränkungen möglich.
Und Pioneer sprach, es werde Licht
Erstmals in einem Pioneer-Controller finden wir einen DMX-Ausgang. Damit lässt sich mit dem Controller und der, in rekordbox integrierten, „Lighting“-Funktion, das über DMX angeschlossene Licht steuern. Dies funktioniert überraschend einfach, hat in der Individualisierung jedoch seine Grenzen. Zunächst wählt man über, eine (meiner Ansicht nach lückenlose) Liste, das angeschlossene Lichtequipment aus und weist ihr in der Software die entsprechenden Kanäle zu. Hat man nun die Phrasen der geladenen Tracks in rekordbox mit analysiert, geht das bunte Lichtspiel auch schon los. Anhand der identifizierten Phrasen wie Intro, Build-up oder Drop spielt das Programm nun ein definiertes Programm mit dem zur Verfügung stehenden Equipment ab.
Die Programme lassen sich auch austauschen und über die Software hat man verschiedene Möglichkeiten, die jeweiligen Programme ein wenig anzupassen, wie bestimmte Farben zu verwenden oder Strobo-Effekte.
Seine eigenen Programme kann man zwar auch entwerfen, aber das ist eher kompliziert und kostet einiges an Zeit und Vorbereitung. Das zweite große Manko des eigentlich sehr coolen Prinzip ist, dass rekordbox bei den PAR-Strahlern nur Rot, Grün und Blau verwenden kann. Andere Farben kann rekordbox nicht darstellen. Das heißt, dass die schönen HEX-Strahler im Prinzip vollkommen wertlos sind, will man sie lediglich mit rekordbox und dem Pioneer DDJ-FLX10 nutzen.
Grundsätzlich hat das System Potenzial und wir können nur hoffen, dass Pioneer an der Erweiterung seiner Software arbeitet. Andernfalls bleibt die Licht-Integration nichts weiter als ein nettes Gimmick.
Was soll der Pioneer DDJ-FLX10 denn nun kosten?
Die unverbindliche Preisempfehlung des Pioneer DDJ-FLX10 liegt bei 1.649,- Euro, wobei es bereits einige Händler mit günstigeren Angeboten gibt. Der Preis erscheint einem recht hoch, vor allem verglichen mit dem Preis des Vorgängermodells zum Release. Allerdings haben wir es beim Pioneer DDJ-FLX10 nicht mit einem gewöhnlichen Update zu tun, sondern mit einem Controller, der viele neue, teilweise innovativen Funktionen bietet, zusätzlich zu den obligatorischen Updates. Vor diesem Hinblick ist der Preis ein wenig nachvollziehbarer und vor allem im Vergleich zum vollen Setup, bestehend aus zwei CDJs + DJM-Mixer mit Sicherheit die beste und auch günstigere Alternative.