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KSdigital vs. Dynaudio: Wie viel Monitor bekommt man für 2.500 Euro?

8. November 2018

Die Herausforderung

Der Markt an Monitoren ist gesättigt – darüber besteht kein Zweifel. Thomann listet aktuell über 350 aktive Nah- und Midfeld Monitore in seinem Portfolio und da ist es für den Laien nicht einfach, das passende Modell zu finden. Ob Neumann, KRK, Mackie oder Focal – auch die Testlandschaft hilft einem hier nicht weiter, denn so richtig schlecht klingt offensichtlich kein Modell. Wie finde ich also den passenden Monitor für mich?

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Zunächst – und das wird jeder seriöse Verkäufer zuerst fragen – geht es um den Raum, welcher beschallt werden soll. In meinem Fall ist das ein Dachstudio mit ca. 32qm Grundfläche und einer Raumhöhe von bis zu 3 Metern. Aktuell vorhanden sind die Focal Alpha 65, die bei mir drei Jahre lang einen sehr guten Job gemacht haben, aber vom Bassfundament für diese Raumgröße einfach nicht ausreichend sind. Der Hörabstand beträgt ca. 1.5 Meter, was im Setup an der Grenze zwischen Nah- und Midfield ist.

An der Stelle vielleicht ein paar Worte zu mir: Ich habe an der LMU in München Festkörperphysik (Kristallographie) studiert und habe einige Jahre nebenbei in einem Münchner High End Studio gearbeitet. Darüber hinaus habe ich einige Erfahrung im Lautspecherbau und habe auch schon kleinere Diskotheken beschallt. Die Wiedergabe von Musik über eine hochwertige Anlage begleitet mich schon seit über 35 Jahren. Die Monitore sollen in erster Linie meinen „Synthesizer-Fuhrpark“ befeuern, der u.A. aus einem Korg Kronos, Arturia MatrixBrute, diversen Elektron Geräten, etc. besteht. Allerdings möchte ich mit den Monitoren auch Musik aus meiner Sammlung genießen.

Und aus dieser Erfahrung heraus – und einem Budget von max. 2.500 Euro pro Paar – machte ich mich auf die Suche, nach einer passenden Lösung. Nach einer ersten Recherche waren die Rahmenparameter gesetzt:

  1. Kein Subwoofer: die Anbindung eines Subwoofers an ein bestehendes Setup ist komplex. Nicht nur die Übergangsfrequenz und der Pegel sind wichtig, sondern auch die exakte Phase, damit der Bass dem musikalischen Geschehen nicht hinterher hinkt. Dazu regt ein entsprechend dimensionierter Woofer den Raum auch i.d.R. stark an.
  2. Deswegen ein Lautsprecherpaar mit ent-sprechend dimensioniertem Bassfundament.
  3. Auch für hochwertige Musikwiedergabe geeignet: Ich möchte mit den Monitoren nicht nur Musik machen, sondern auch konsumieren. Was das im speziellen bedeutet, wird später noch klar.
  4. Da Lautsprecher materialbedingt einer Alterung unterliegen, kam ein Lautsprecher aus dem Gebrauchtmarkt für mich nicht in Frage.

Die Qual der Wahl

Schnell wird klar: In dem Preissegment tummeln sich viele Hersteller, wobei viele auch in dieser Preisklasse verhältnismäßig kleiner Woofer mit 5,5 oder 6 Zoll einsetzen. Auch mit entsprechender Entzerrung ist damit kein ausreichender Schalldruck in meinem Raum zu realisieren. Die Modelle mit größerem Basslautsprecher sind überschaubar und so konnte ich mich recht schnell auf zwei Kandidaten festlegen: Die recht neuen Dynaudio LYD 48 und die KSdigital C88 Reference. Ein kurzer Anruf bei Thomann mit einer Erklärung meiner Situation überraschte mich positiv: Es sei das Geschäftsmodell, so der sehr freundliche Verkäufer, dem Kunden gerade bei Lautsprechern die gewünschten Modelle zuzusenden, damit man diese 30 Tage lang zuhause vergleichen kann. Ich möchte hier nicht dazu aufrufen, wild Lautsprecher zu bestellen (immerhin muss man diese ja vorab bezahlen), aber wenn eine konkrete Kaufabsicht vorliegt, dann ist Thomann da sehr kundenorientiert – Kompliment!

Die Pakete – schleppen und auspacken

Meine Frau nahm die schnell gelieferten Pakete entgegen und als ich abends von der Arbeit heimkam, sah ich mich einem über zwei Meter hohen Turm von Paketen gegenüber. Da mein Heimstudio im zweiten Stock des Hauses ist, ging die Schlepperei los und insbesondere die KSdigital waren eine echte Herausforderung. Ein großer Umkarton und fast 25 Kilo pro Stück brachten mich ziemlich ins Schwitzen. Die Dynaudios wirkten dagegen mit Ihren knapp 12 Kilo richtiggehend handlich. Die nächste Erkenntnis beim Auspacken: Hier – und das bemerkte ich auch an anderen Stellen – wird klar, was Großserienfertigung vs. Kleinserie bedeutet. Die LYD 48 kommen in schicken schwarzen Kartons mit einem Aufreißband, wie man es von Amazon oder Apple kennt. Sehr professionell. Auch innen sieht es mit passenden Schaumstoffteilen und einer ausführlichen Anleitung sehr gut aus – man merkt dem dänischen Hersteller seine Erfahrung wirklich an.

Bei KSdigital ist das nicht viel schlechter – aber man merkt hier zum Einen, dass ein viel schwererer Lautsprecher verpackt werden muss und zum Anderen, dass hier viel mehr Handarbeit im Spiel ist. Der einfache graue Karton ist „nur“ mit KSdigital Klebeband verschlossen.

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Auch lag meinen Exemplaren nur ein einseitiger „Quickstart Guide“ bei, der kurz die Funktionen des Lautsprechers erklärt. Offensichtlich geht man im Saarland davon aus, dass der potenzielle Käufer schon eine gewisse Expertise mitbringt. Die Dynaudios hingegen geben im Manual genaue Anschluss- und Aufstellungstipps. Ich will das hier ausdrücklich nicht bewerten, denn man kann schon davon ausgehen, dass die Kunden in dieser Preisklasse über einige Erfahrung im Bereich Funktion und Aufstellung von Monitorlautsprechern verfügen.

Die Verarbeitung und Ausstattung:
Großserie vs. Kleinhersteller

Ich kann mich hier nur wiederholen: die Art, wie die LYD 48 gefertigt sind, ist routiniert und ohne Makel. Die Chassis mit ihrer Positionierung auf der Schallwand, der Ausschnitt des Hochtöners, der der dem Mitteltöner Platz gibt und ihn so nah wie möglich beieinander platziert, damit das Ideal einer Punktschallquelle erreicht wird – das ist schon eindrucksvoll. Auch auf der Rückseite: Die Ausstattung ist komplett. Abschaltautomatik, Anpassung der Speaker an den Raum und sogar ein Schalter für die wandnahe Aufstellung – alles ist da. Als Line In wird eine XLR- und eine Cinch-Buchse angeboten. Auch die schöne Schallwand mit ihren abgeschrägten Kanten fällt sofort ins Auge.

Die KSdigital C88 Reference ist ebenfalls sehr hochwertig gefertigt. Man merkt nur, dass hier alles von Hand gemacht wird. Es wirkt alles solide und massiv – die C88 ist optisch kein Feingeist, sondern ein eindrucksvoller Lautsprecher, der mit seinen beiden 8 Zoll Chassis (eines davon als Koax mit 1“ Hochtöner) mehr Ehrfurcht weckt, als die zierliche Bauart der Dynaudio. Die Ausstattung ist auf das nötigste reduziert: Pegelanpassung für Höhen und Bässe, Line In Pegel, XLR Buchse – fertig. Eine Abschaltautomatik sucht man vergeblich, genauso, wie weitere Line In Buchsen.

Wenn man die KSdigital einschaltet, dann leuchtet auf der Front das KSD Logo, was mir persönlich sehr gut gefällt. Bei der Dynaudio bedarf es einen Blick auf die Rückseite, ob der Lautsprecher eingeschaltet ist. Die Chassis der KSdigital sind mit ihrer Kohlefaser Struktur vergleichsweise hart aufgehängt. Die Dynaudio erinnern hier eher an Heimlautsprecher mit mittelhart aufgehängtem Woofer.

Aufstellung und Anschluss

Ich habe hinter dem Zaor MIZA Studiotisch eine schwere Anrichte stehen, auf der die Monitore platziert werden. So sind die Hochtöner genau auf Ohrhöhe und können etwas eingewinkelt werden, damit ein nahezu ideales Stereodreieck entsteht. Die Lautsprecher selber stehen auf IsoAcoustics Ständer (L8-R200), die eine wirklich gute Abkopplung ermöglichen und entsprechend belastbar sind. Der Abstand zur Rückwand beträgt nur ca. 30 cm (was der Raumgeometrie geschuldet ist) und die Entfernung zum Hörplatz sind ca. 1,5 Meter pro Lautsprecher.

Wie erwähnt handelt sich bei dem Raum um ein Dachstudio. Die Dachschräge verfügt über eine Wärmedämmung, die nach meiner Erfahrung einiges an Bassanteilen schluckt. Diese schräge Rückwand ist aus akustischer Sicht optimal, da die rückwärtigen Schallanteile zum Boden reflektiert werden und dort im langflorigen Teppich geschluckt werden. Weitere Akustikelemente zur Optimierung des Raums sind nicht vorhanden, aber geplant.

Die Monitore sind am Behringer Analogmixer UFX 1204 USB angeschlossen, welches auch als Audiointerface des MacBook Pro (über USB) fungiert. Als Schallquelle diente die auf dem NAS abgelegte und ins unkomrimierte FLAC Format konvertierte CD und LP Sammlung, sowie der Korg Kronos, Arturia MatrixBrute und DrumBrute, Moog Mother 32, sowie Elektron Digitone und Analog Four Mk2. Verkabelt wird mit Cordial Kabeln. Zum Vergleich wurden die Speaker abwechselnd am Main und Control Room Ausgang des UFX 1204 USB betrieben. Hier wurde mehrfach getauscht um klangliche Abweichungen der Ausgänge zu kompensieren.

Der Klang

Nun zum Klang und gleich vorab: man möge mir die blumige Sprache verzeihen. Meine Vergangenheit im High End Studio und die Lektüre einschlägiger Fachpresse haben hier sicher einen Eindruck hinterlassen. Ich bemühe mich aber, die Klangbeschreibung nicht ins Esoterische abgleiten zu lassen und hoffe so eine Unterstützung für die Kaufentscheidung des Lesers zu sein. Beide Speaker-Paare wurden ca. 24 Stunden „eingebrannt“, denn direkt nach dem Einschalten klangen beide noch ziemlich harsch.

Wie geht man jetzt so einen Vergleichstest an, insbesondere bei Kandidaten, die preislich auf Augenhöhe sind (Dynaudio 1.099 €/St. und KSD 1.199 €/St., Quelle: www.thomann.de)? Idealerweise mit Musik, die man wirklich gut kennt. In meinem Fall nehme ich da gerne hochwertige Produktionen von Peter Gabriel, Paul Simon, Alan Taylor aber auch aktuelle Jazz, Pop und Techno Produktionen. Wie erwähnt sollen mir die Monitore auch zum Musikkonsum dienen.

Angefangen mit den Dynaudios erwartet mich zur Überraschung ein Klangbild, welches ich eher einem Wohnzimmerlautsprecher, als einem Abhörmonitor zugeschrieben hätte. Alles klingt aus einem Guss, seidige Höhen und ein zurückhaltendes, aber angenehmes Klangbild. Die Mitten klingen – gerade wenn man vom 2-Wege Monitor kommt – deutlich präsenter und haben eine ganz leichte (!) Tendenz zum nasalen. Der 8 Zoll Bass macht seinen Job unauffällig – hier hatte ich mir ehrlich gesagt mehr erhofft. Diverse Versuche bei der Einstellung auf der Rückseite und bei der Aufstellung im Raum haben diese Tendenz nur bekräftigt. Die Instrumente sind gut im Raum platziert, Stimmen kommen aber ziemlich groß aus der Mitte. Alles in Allem bringen die LYD 48 das, was man von einem Lautsprecher in der 2.500 Euro Klasse erwarten darf….

… bis man auf die KSdigital umschaltet! Und um es gleich vorweg zu nehmen: Der Unterschied – die Qualität – ist um einige Klassen höher, dass man kaum glauben mag, dass die C88 als Paar nur 200 Euro mehr kosten. Als erstes fällt einem dieser phänomenale Bass auf. Nicht dick oder mulmig, dafür tief und sehr definiert. Man hört bei einer Bassgitarre nicht nur die dominanten Frequenzen, sondern das Schwingen der Saiten, welches wiederum über den Tonabnehmer den Klang produziert. Ein Kontrabass ist nicht nur ein tiefer Grundton, sondern ein fassbares Instrument aus Holz mit Resonanzen und einem Musiker der das Instrument spielt. In Sachen Bassqualität und –Tiefe ist die Saarländerin der Dänin meilenweit voraus.

KSdigital C88 Reference

Auch auf der anderen Seite des Spektrums verschieben sich die Horizonte. Wo die Dynaudio ein Becken sauber und klar wiedergibt, höre ich bei der KSD die unterschiedlichen Anschläge, das Klingen des Blechs und das Ausschwingen bei jedem Takt. Gerade Stücke mit umfangreicher Percussion (zum Beispiel Peter Gabriel „In your Eyes“, Paul Simon „She moves on“) werden – bitte entschuldigen Sie meinen Enthusiasmus – zur musikalischen Abenteuerreise. Wo die Dynaudio einen sauberen, aber artifiziellen Raum reproduziert, da verschwinden bei der C88 Reference die Grenzen zur Reproduktion. Man ahnt nicht mehr, wo der Musiker steht, sondern man weißes. Und genau diese Selbstverständlichkeit machen die KSdigital zu einem fantastischen Lautsprecher: Die Musik wird scheinbar schwerelos und wird vom Ohr und vom Gehirn als tatsächlich vorhanden dargestellt. Wo man bei der Dynaudio damit „beschäftigt“ ist, das Gehörte zu interpretieren, da ist die Musik bei der C88 Reference einfach da. Und dies macht natürlich ein un-angestrengtes Hören möglich. Meine alte Gewohnheit, vom Lautsprecher wiedergegebene Musik in ihrer Wiedergabequalität zu bewerten, entfällt. Das ist sehr eindrucksvoll.

Und somit fällt es auch schwer, die Eigenarten der C88 zu verbalisieren. Denn wenn man es dem Lautsprecher „glaubt“, dass hier ein Cymbal angeschlagen wird, wie will man da die Qualität des Hochtöners beurteilen? Offensichtlich scheint alles korrekt zu sein, denn mein Gehör sagt: ein Cymbal, von rechts, direkt neben dem Hi-Hat – passt!

Man liest in der Fachpresse immer wieder, dass ein 8 Zöller schon zu groß ist, um ihn in einer 2-Wege Konfiguration zu betreiben – doch KSdigital ist das vorzüglich gelungen. Ohne jegliche Verfärbung stellt die C88 Reference Stimmen plastisch in den Raum, ohne diese künstlich zu vergrößern. Als ich bei „Feel“ von Robbie Williams von der C88 auf die LYD 48 umschaltete, sang mich plötzlich ein Robbie mit überdimensionalem Mund an, wo er bei der KSD noch korrekt dimensioniert zwischen den Speakern stand.

Nach der Bewertung der Tonalität nun noch zur Impulstreue und Räumlichkeit und hier war ich der KSdigital gegenüber ziemlich skeptisch. Mir erschien die digitale Bearbeitung der Phase (lt. KSdigital „FIRTEC Technologie“ genannt) zwar physikalisch nach-vollziehbar, aber als alter HiFi Fan weiß man doch, dass es meist am besten klingt, wenn der Signalweg möglichst wenig beeinflusst wird. Lautsprecher mit schlanken Frequenzweichen klingen in meinen Ohren immer dynamischer und „richtiger“, als bei Herstellern, die durch umfangreiche Weichen z.B. den Frequenzgang glattbügeln. Aber auch hier überzeugt die KSdigital auf ganzer Linie. Nicht nur die überragende Räumlichkeit, sondern auch die Fein- und Grobdynamik ist herausragend. Leise Singer&Songwriter Stücke (z.B. Alan Taylor, „Color to the Moon“) begeistern durch eine lebendige und dynamische Struktur – das wirkt auf der Dynaudio beim direkten Vergleich eher langweilig und monoton.

Wenn man vom Konsumieren aufs aktive Musizieren umsteigt, aufs Mastern und Abmischen (innerhalb meiner eher bescheidenen Fähigkeiten), dann kommen einem die Eigenheiten der KSdigital natürlich entgegen. Es fällt auf der C88 um so vieles leichter, den Nachhall einzustellen und die Spuren im Raum zu verteilen. Wenn ich einen Sound am MatrixBrute erstelle und die drei OSCs minimal zueinander verstimme, um den Klang Struktur und Fülle zu geben, dann arbeitet die KSD dies viel klarer heraus, als es mit der Dynaudio möglich ist. Der knarzige Basslauf mit der Moog Mother 32 bekommt so mehr Drive und wird bis in die tiefsten Frequenzen sauber und druckvoll wiedergegeben. Die LYD 48 benötigt für ein vergleichbares Ergebnis viel EQ Unterstützung und ist dann im Pegel reduziert.

Abschließende Bemerkungen

Alles im Leben hat seinen Preis: Die KSdigital rauscht – und alleine diese vier Worte mögen für mach einen interessierten Leser schon das Totschlag-Argument schlechthin sein. Das Rauschen ist in 1.5 Meter Entfernung in einem stillen Raum zu hören, auch wenn keine Quelle angeschlossen ist. Ich habe den Line In Pegel auf das Minimum reduziert und das hat den Effekt deutlich reduziert, aber nicht eliminiert. Das Rauschen ist aber bei der Musikwiedergabe nicht zu hören und bei meinem Anwendungsprofil komme ich gut damit klar. Und nur zur Relativierung: Das Rauschen einer Schallplatte ist um ein Vielfaches höher! Wenn man das Ohr direkt an den Dynaudio Hochtöner hält, dann ist übrigens auch hier ein leises Rauschen zu vernehmen, aber etwas dezenter im direkten Vergleich.

Die fehlende Auto-Abschaltung kann ich mit einer Schaltsteckdose kompensieren und stellt für mich kein Problem dar.  Schade ist auch, dass die Regler für Pegel, Höhen und Bass keine Rasterung oder wenigstens eine vernünftige Skalierung haben. So fühlt man sich mit dem Schraubenzieher bewaffnet immer etwas hilflos bei der Abstimmung. Wahrscheinlich wäre das mit der optionalen Fernbedienung kein Problem – für meine Zwecke klappte es aber auch mit etwas Fingerspitzen-gefühl.

Trotz dieser kleinen Mankos wird die C88 Reference bei mir bleiben und ich danke Thomann für seine kundenfreundliche Geschäftspolitik. Ich möchte auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass dies ein subjektiver Testbericht ist, die Lautsprecher im freien Handel erworben wurden und ich keinerlei Zuwendungen von einem der genannten Hersteller bekommen habe. Auch habe ich mich beim Test auf die für mich wesentlichen Aspekte reduziert – die technischen Daten und Abmessungen findet man auf der jeweiligen Herstellerseite oder bei Thomann. Ich freue mich, wenn ich dabei unterstützen kann, dem Leser dieses Berichts bei der Kaufentscheidung zu helfen.

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Fazit
Und so dominiert die KS Digital C88 Reference auf ganzer Linie und bringt einen großen Abstand zwischen sich und die Dynaudio. Meist kommen an dieser Stelle oft Beteuerungen, dass die Dynaudio LYD 48 gewiss kein schlechter Lautsprecher ist und man damit ja auch gut arbeiten kann. Oder dass es nicht fair wäre, einen Monitor mit einem 8-Zoll Chassis gegen die C88 mit zwei Chassis zu vergleichen. Aber für den aufgerufenen Preis muss sich die Dynaudio diesen Vergleich gefallen lassen und kann im direkten Gegenhören mit der Saarländerin nicht mithalten. KS Digital hat mit der C88 Reference einen Near-/Midfield Monitor geschaffen, der ein exaktes Werkzeug zum Schaffen von Musik ist, aber auf der anderen Seite durch seine natürliche und dynamische Art auch beim Musikhören gefällt.
Interessanterweise wird oft argumentiert, dass mit solchen neutralen und genauen Lautsprechern schlechte Aufnahmen entlarvt werden. Meine Meinung dazu: Das ist gut so! Das Leben ist zu kurz, um Musik mit schlechter Aufnahmequalität zu hören und für den Chart Hit, der im Loudness War produziert wurde, ist das Küchenradio auch gut genug.
Ich kann dem Team von KS Digital nur wünschen, diesen Weg weiter zu gehen: Die C88 Reference ist ein Meisterstück und dazu im Vergleich mit den Mitbewerbern sehr preisgünstig. Chapeau!

Plus

  • KSdigital:
  • .
  • überragende plastische und detailreiche Wiedergabe
  • tiefer, konturierter Bass
  • exakte räumliche Darstellung
  • Sehr solide Fertigungsqualität
  • .
  • Dynaudio:
  • .
  • Klangqualität auf hohem Niveau
  • Hochwertige Verpackung & komplettes Handbuch
  • perfekte Verarbeitung
  • Vollständige Ausstattung

Minus

  • KSdigital:
  • .
  • keine Abschaltautomatik
  • leichtes Rauschen
  • rudimentärer Quick Start Guide
  • .
  • Dynaudio:
  • .
  • neigt zu nasaler Mittenwiedergabe
  • zurückhaltende Basswiedergabe
  • Stimmen werden künstlich vergrößert
  • durchschnittliche Präzision und Räumlichkeit
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Forum
  1. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Ein toller Bericht ist Dir da gelungen! Glückwunsch! Besonders weil ich die KS just ins Auge gefasst hatte und liebäugle, sie zu erwerben, kommt mir Dein Bericht gerade recht. Vielleicht wäre für mich ein Vergleich mit Neumanns noch treffender gewesen, weil ich die Dynaudio ohnehin eher in der HiFi-Ecke gesehen hätte. Aber es ist schön zu lesen, dass jemand, der in der Sache „zuhause“ ist, die KS so beurteilt. Wirklich ein hochinteressanter Monitor! Und schick ist er auch noch….

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      @Marco Korda Hey, Danke Marco, für das Feedback. Bei Neumann ist da eine relativ große preisliche Lücke – die KH 120 (ca. 650€/St.) wären für meinen Raum zu klein und die 310er hätten mit 1.900€/st. das Budget gesprengt.
      Durch die Chassisanordnung sehe ich die 310er auch eher im Midfield. Die Koaxial Speaker der C88 funktionieren bauartbedingt schon ab sehr kurzen Entfernungen.

      • Profilbild
        Marco Korda AHU

        @Jörg Hoffmann Jau, da hast Du natürlich recht… Aber die C88 – könnte man die nicht auch im Midfield einsetzen? Aber ich sehe schon ein, dass der Vergleich hinken würde

        • Profilbild
          Jörg Hoffmann RED

          @Marco Korda Doch doch, KSdigital empfieht die C88 für Near- UND Midfield. Und auch bei Hörabständen bis 3 Meter macht die C88 genügend Druck, Raum und Luft zwischen den Instrumenten.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ein sehr spannend geschriebener Bericht. Danke. Ist ja bei Monitortests nicht so einfach.
    Das einzige was mir fehlt ist mal wieder eine Angabe zur Latenz der KSdigital.
    Die gibt es konstruktionsbedingt durch die digitale Signalverarbeitung. Das wurde bisher noch in jedem Bericht über diesen Hersteller auf Amazona ignoriert.

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      Danke schön! Ja, die Latenz – ich habe lange überlegt, ob ich das thematisieren soll. Faktisch ist im realen Betrieb davon nichts zu merken. Gerade sensitive Anwendungen wie die Anschläge beim Digitalpiano oder das Timing in komplexen MIDI Umgebungen haben bei mir keinen wahrnehmbaren Unterschied zu meinen DSP-losen Focal Alpha 65 ergeben.
      Bei Lautsprechern ist das Thema Latenz sowieso ein schwierig zu fassendes Thema. In meinem Raum mit der längsten Diagonale (ca. 8,5m) braucht der Schall (inklusive Reflexion) ca. 48 ms für den Weg zur Wand und wieder zurück. KSdigital spricht von 3-5 ms Latenz durch den DSP. Und wenn man diese Werte vergleicht, dann muss man seinen Raum schon verdammt gut kennen und entsprechendes Audiomaterial haben um die Latenz der C88 und die des Raums unterscheiden zu können. Aus meiner Erfahrung mit der KSdigital überwiegen die Vorteile des phasenrichtigen Abstrahlverhaltens bei Weitem.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Jörg Hoffmann Ah, 3-5ms, das ist doch mal eine Aussage. Danke!
        Ist das denn nur der DSP oder auch die AD/DA Wandlung? Hab da beim Hersteller nämlich nix gefunden.
        Ob das stört, ist natürlich, wie Du schon schreibst sehr, von der Abhörsituation abhängig. Da ist aber der Direktschall entscheidend und nicht die längste Raumlaufzeit. Im Nahfeldbereich sind 5ms Direktlaufzeit viel. Es hängt aber letztendlich auch von der Anwendung und persönlichen Faktoren ab. Bei gespielten instrumenten ist knapp unter 4ms die Grenze ab der es anfängt mich zu stören. Leider addiert sich das ja alles auf: Rechner, Wandler, Boxen, Abhörabstand. Es wäre löblich wenn der Hersteller das offener kommuniziert, so dass man selber planen kann. Ein schaltbarer Niedriglatenzmodus wie ihn z.B. KIIaudio anbietet ist eigentlich für solche digitalen Korrekturkonzepte unverzichtbar.

        • Profilbild
          Jörg Hoffmann RED

          Ich habe mal ein Interview bei Musotalk mit Johannes Siegler gehört, da hat er die 3-5ms erwähnt und es gibt im Netz ein paar Berichte (vgl. Soundandrecording), da wurden 5 ms inkl. (!) AD/DA Wandlung gemessen.
          Ich kann bei all dem nur raten, sich die C88 mal anzuhören. Der Unterschied zu einem rein analogen System ist in Bezug auf die Räumlichkeit und Instrumentenpositionierung frappierend. Ich habe wirklich schon viele Speaker gehört, aber hier haben die Saarländer einen echten Vorsprung. Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass es Abhörsituationen gibt, wo z.B. die AMT Hochtöner von Eve oder Adam Vorteile haben könnten.

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Jörg Hoffmann Digitale Korrektursysteme bei Monitoren sind stark im Kommen und ich glaube sofort, dass die KS da sehr gut sind. Die Latenz ist für mich allerdings ein no-go. Eine Alternative zu Korrektursystemen bieteten nur physikalisch zeitrichtig konstruierte Monitore, sowie eine gute Raumakustik und die ist meistens aufwändig umzusetzen. Hochfloriger Teppich reicht leider selten ;)
            Mit AMT Hochtönern habe ich bisher trotz der hohen Auflösung eher schlechte Erfahrungen gemacht, da die homogene Anbindung an die konventionellen Chassis aufgrund der speziellen Arbeitsweise der Heil-Ziehharmonika ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint. Das dynamische Wirkungsgradverhalten ist zu unterschiedlich.

            • Profilbild
              Jörg Hoffmann RED

              Ja, da gebe ich Dir grundsätzlich Recht. Der AMT klingt durch seinen physikalischen „Trick“ mit der Ziehharmonika grundsätzlich sehr luftig (da praktisch keine Masse), aber ich habe bei dem AMT auch schon ein – sagen wir – unharmonisches klangliches Verhalten festgestellt. War aber ein älteres Modell.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den wunderbaren Test.

    Nur das dafür ein Behringer Pult bemüht wurde,
    da sträuben sich bei mir die Nackenhaare.
    Selbst im Blindtest mit anderen Interfaces
    kann Man/Frau den Unterschied hören.
    Bei Monitoren Dieser Güte
    sollte der Zuspieler schon ein RME..Apogee..usw. sein
    Nur meine persöhnliche bescheidene Meinung als TonSchaffender
    Gutes Wochenende

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      Hallo und danke für das Feedback. Ja, das mit dem Behringer Pult ist mir bewusst – dazu zwei Worte: Ich hatte zuvor ein Steinberg UR44 und die Unterschiede zum UFX sind wirklich marginal. Das UFX ist ein „Derivat“ aus den sehr hochwertigen Midas Pults und ist besser, als der Markenname annehmen lässt. Dennoch ist ein hochwertigeres Audiointerface schon in der Planung.
      Aber – um die Kirche im Dorf zu lassen – bei einem Lautsprechervergleich, spielt die zuspielende Elektronik i.d.R. die zweite Geige, denn die Unterschiede in Tonalität, Räumlichkeit, etc. bleiben ja erhalten und würden mit besserem Audiointerface nur deutlicher zu Tage treten. D.h. die von mir gehörten Einschätzungen zu den Monitoren sind auch mit dem Behringerpult valide, könnten mit besserer Elektronik aber (noch) deutlicher zu hören sein. Die Dynaudio wird mit einem RME Interface nicht zwei Klassen besser spielen, als die KSD.
      Aber wie gesagt: Auch aus meiner Sicht ist im Setup das Pult aktuell das schwächste Glied und wird auch bald getauscht – versprochen! :-)

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