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Praxistest: Pladask Elektrisk Draume Effektgerät

15. April 2023

Ein dystopischer Hall aus dem nordischen Bergen

Bei dem DRAUME haben wir es mit einem Hall-Pedal aus dem hohen Norden zu tun. Genauer gesagt von PLADASK ELEKTRISK aus Bergen in Norwegen. Das bedeutet aber nicht notwendigerweise eiskristallene Klarheit im Klang, sondern wie die Beschreibung als „Artificial Reverberation“ schon erahnen lässt liegt der Fokus soundmäßig durchaus auch unter der Eisdecke eines zugefrorenen Sees, wobei sich bei mir trotzdem keinerlei reflexhafte Panikattacke durch Sauerstoffmangel einstellen wollte. Dies ist sicherlich auch dem geschuldet, dass in diesem Zustand für mich der DRAUME Hall dann doch eher dystopisch himmlisch als ohrblutend höllisch klingt. Die geneigten Leser können die dargebotenen Klangbeispielen auch zu einer anderen Meinung führen, wobei die Hoffnung besteht, zumindest einen inspirierenden Eindruck hinterlassen zu können.

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Die Hardware und Bedienelemente

Das DRAUME Pedal kommt in einem unlackierten Alu-Gehäuse daher, wie ich es auch von Electro-Harmonix und anderen, kleineren Herstellern kenne. Eine recht massive Frontplatte aus weißem Kunststoff mit kupferfarbener Beschriftung gibt dann auch Angaben zu den 8 Reglern und 2 Kippschaltern. Komplettiert wird das Ganze mit zwei Fußschaltern.

Bei den Reglern sind vier eigentlich selbsterklärend: VOL, MIX, TONE (leider nur ein Tiefpass) und DECAY. Lobend hervorzuheben ist hier, dass MIX zwischen 100% Signal und 100% Effekt regelbar ist. Positiv überraschend war für mich dann aber auch, dass der VOL Regler das Signal jenseits der 12 Uhr Stellung auch boosten kann, was dem DRAUME eine zusätzliche Einsatzflexibilität auf dem Pedalboard gibt.

Die weiteren vier Regler Beschriftungen sind vielleicht zuerst einmal etwas kryptisch. AM steht hier für eine Art von Tremolo-Effekt auf dem Hall, allerdings erratisch ähnlich einem S&H. Gleiches gilt für FM, der Tonhöhenschwankungen erzeugt. CLK steht für die Clock-Frequenz und regelt die Sample-Rate. Je weiter man diesen herunterregelt, umso LoFi-mäßiger wird der Hall. Gleichzeitig wird damit auch die Modulationsgeschwindigkeit von AM und FM beeinflusst. Zu guter Letzt gibt es noch den Regler TXT, der den Hall durch Verzerrung „altern“ lässt. Schwierig das alles zu beschreiben, daher hört euch einfach die Klangbeispiele an.

Mit dem rechten Kippschalter wechselt man zwischen drei Arten des Bypasses während man mit dem linken Kippschalter zwischen drei verschiedenen Hall-Algorithmen wählen kann. Aus dem Englischen übersetzt sind die Beschreibungen hierzu:

HALL: Ein künstlicher, dünn verschleierter Hall. Die maximale Abklingzeit beträgt etwa 10 Minuten.

METAL: Ein spröder, leicht metallischer und hellklingender Hall. Seine Decay-Kurve verhält sich ähnlich wie ein Kammfilter-Delay, das bei längeren Decay-Einstellungen einen eher flachen, kalten/ereignislosen Trail erzeugt. Bei maximalem Decay wird der Hall leicht instabil und geht im oberen Frequenzbereich in Richtung Eigenoszillation über.

GRAIN: Ein Granular-Synthesizer, der zufälliges Grain-Shuffling in Kombination mit regenerierten Allpassfiltern durchführt. Das System enthält 41/2 simultane Grains. Die Allpassfilter haben den Effekt, dass das nachhallende Signal im Laufe der Zeit allmählich geglättet wird, wodurch der Nachhall allmählich weniger sprunghaft/unruhig abklingt.

Anschlussseitig gibt es neben den Buchsen für die Standard 9V Stromversorgung (ein Netzteil ist nicht im Lieferumfang enthalten und es kann auch nicht mit Batterie betrieben werden), sowie Ein- und Ausgang in Monoklinke auch eine Buchse für den Anschluss eines Expression-Pedals, welches aber auch CV verarbeiten kann. Hiermit kann einzig die Clock-Frequenz extern angesteuert werden.

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Einige Sounds in der Praxis

So, jetzt aber genug um den heißen Brei geredet. Kommen wir also zu den Soundbeispielen:

Um einen ersten Eindruck von den drei Hall-Algorithmen (HALL, METAL, GRAIN) zu bekommen hier ein Beispiel mit Gitarre. Die Regler AM, FM und TXT sind hier all drei auf Null.

Das zweite Beispiel zeigt mit einem Piano am HALL-Algorithmus, wie man mit den Reglern AM, FM, CLK, TXT und TONE den Sound Richtung LoFi bearbeiten kann. Ich habe das natürlich hier bis ins Extreme getrieben, damit man eine Vorstellung bekommt. Alle subtilen Varianten dazwischen sind natürlich ebenfalls möglich.

Das nächste Beispiel ist ein volca drum Beat mit dem METAL-Algorithmus. Ich habe hier einfach mal live an den Reglern herumgespielt. Ich denke, damit kann man sicher ganz gut einem transparenten Beat etwas lofi, „brizzel“ Hintergrund-Atomsphäre verleihen

Das Gleiche gilt auch für das nächste Beispiel. Es ist der gleiche Beat allerdings diesmal mit dem GRAIN- Algorithmus live eingespielt.

Wie! Nur Mono, oder was?

Ich bin ja ein Verfechter von Stereo-Effektgeräten, weil es einem das Leben bei Stereo-Aufnahmen doch einfach macht. Aber mit etwas zusätzlichem Aufwand ist dies auch mit Mono-Effektgeräten möglich. Man muss dann halt für Aufnahmen einen „Workaround“ machen. Bei Stereosignalen nimmt man dann die recht und linke Spur separat auf. Das wird dann besonders spannend, wenn die Effekte eine gewisse „Zufälligkeit“ besitzen, wie beim DRAUME Hall. Dann bekommt man ein Stereobild, welches sich so in der Form nur schwer anders nachbilden lässt. Das funktioniert natürlich in diesem Fall auch genauso mit gedoppelten Monoaufnahmen. Daher mein Tipp, versucht diese Limitierung im Studio einfach als positive Herausforderung zu neuen Inspirationen zu sehen und nicht als Hemmschuh.

Hier mal am vorherigen Piano beispielhaft vorgeführt, was beim DRAUME dabei herauskommt, wenn man zwei Monoaufnahmen im Stereobild rechts/links verteilt. Der resultierende Stereo-Effekt klingt hier meines Erachtens nicht synthetisch, sondern hat schon was Organisches an sich, jenseits von einem reinen Doppler-Effekt basierend auf sehr kurzen unterschiedlichen Verzögerungszeiten.

Jetzt noch das trockene Signal in die Mitte und bei den beiden anderen im Stereobild die Tiefen herausnehmen und Voila, klingt doch schon viel besser! Normalerweise würde ich diesem Fall aber nur das 100% Wet Signal für das Stereobild aufnehmen.

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Fazit
Das DRAUME Pedal ist sicher nicht der „Brot-und-Butter“ Hall auf dem Pedalboard oder im Studio, aber es lädt mit seinem sehr flexiblen Soundpotential und der einfachen Bedienung zum Experimentieren ein. Gerade im Bereich Ambient und sentimentalen, depressiven, dystopischen, experimentellen Klangwelten hat es eindeutig seine Stärken. Es ist für mich der absolute Gegenpol zum monumentalen, von mir sehr geliebten GFI System Hall. Als einzige Negativpunkte könnte man beim DRAUME Pedal nennen, dass es nur Mono ist, es keine Möglichkeit gibt Presets zu speichern, der Preis recht hoch und die Verfügbarkeit sehr schwierig ist.

Plus

  • Flexible Klangformung des Halls
  • Möglichkeit der „Stereofizierung“ durch die erratischen Modulationen
  • Übersichtliche Bedienung
  • 100% Wet möglich
  • Booster-Funktion

Minus

  • Mono
  • Keine Presets speicherbar
  • Schwere Verfügbarkeit, selten
  • Teuer
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Klangzaun

    Ich kann den hier vermittelten Eindruck bestätigen. Ich hatte das Glück die V3 Iteration aus diesem März zu bekommen.

    Ich habe das Pedal intern auf Linelevel umgestellt und nutze es mit Synthesizern. Bei mir ist es ebenso eine tolle Ergänzung zum Skylar von GFI Systems.

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