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Zahnbürste mit Oszillator wird zu einem Plug-in Instrument

In eurer elektrischen Zahnbürste könnte ein Oszillator stecken und macht Musik

11. September 2022

David Hilowitz nützt wie viele andere auch eine elektrische Zahnbürste. Er merkte schnell, dass er die Vibrationen nicht nur spürte, wenn sie in Kontakt mit seinem Kiefer kamen, sondern dass die Schwingungen auch an sein Ohr übertragen wurden. Er hörte einen bestimmten Ton und sang zu ihm oder bildete Harmonien zum Ton der Zahnbürste. Er fragte sich, welcher Ton die elektrische Zahnbürste erzeugt?

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Also recherchierte er und überraschenderweise ist die Funktionsweise der Philips Sonicare Zahnbürste sehr gut dokumentiert. Er hat ein paar überraschende Entdeckungen gemacht. Die Zahnbürste wird durch einen Oszillator betrieben, wie man sie auch in einem Synthesizer findet. Dieser Oszillator betreibt eine Magnetspule, wodurch sich deren Magnetfeld sehr schnell verändert. Im Kopf der Zahnbürste befinden sich Magneten, die durch die oszillierende Spule in Bewegung gesetzt werden, die wiederum den Bürstenkopf in Bewegung setzen.

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Das Innenleben der Philips Sonicare Zahnbürste

Natürlich lag es nahe, diesen Oszillator aufzunehmen, aber wie sollte man das machen? Mit einem Mikrofon vielleicht? David Hilowitz entschied sich für einen Gitarrentonabnehmer, weil diese auf Veränderungen im Magnetfeld reagieren. Wenn man die Zahnbürste in die Nähe des Tonabnehmers bringt, reagiert dieser auf die Schwingungen, die der Oszillator erzeugt und überträgt den Ton. Wenn man die Zahnbürste über den Tonabnehmer bewegt, werden sogar Variationen im Klang erzeugt. Interessanterweise erzeugt die Philips Sonicare ein C4-Ton.

Die Philips Sonicare und ihre Schwingungsform mit einem Tonabnehmer sichtbar gemacht.

Da war bei Philips wohl ein Musiker oder Musikerin am Werk, der eine ganz andere Karriere einschlagen hat. Da der Ton durch einen Mikrochip festgelegt wird, war es David Hillowitz unmöglich, die Stimmung des Oszillators zu verändern. Er hat aber verschiedene Variationen des Klangs aufgenommen und ein Sample-Instrument erzeugt, das er als kostenlosen Download zur Verfügung stellt. Dazu müsst ihr nur seinen Decent-Sampler herunterladen. Im Plug-in könnt ihr einen Account anlegen und habt Zugriff auf die Sonic Toothbrush und andere Instrumente. Das Plug-in liegt in den üblichen Formaten für Windows und Mac vor. David Hilowitz hat auch andere interessante „Instrumente“ gesampelt, von denen ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt berichten werde.

Das Freeware-Instrument Sonic Toothbrush in Logic Pro X

Habt ihr Elektrogeräte, die Töne erzeugen? Habt ihr diese Geräte schon gesampelt? Seid ihr auch der Meinung, dass jedes Elektrogerät, das Töne erzeugt, mindestens über einen Mini-Jack-Ausgang verfügen sollte?

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Forum
  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Ich LIEBE den Kanal von David Hilowitz. Einer der wenigen Musik-Kanäle, der für mich ein absolutes Muss ist, wenn er denn mal ein Video macht

    Auch auf der Liste:

    — Ricky Tinez (obwohl ich gar keine House-Musik mache)
    — Dub Monitor (von Altstadt Echo, soooo viele geile Musik dadurch kennen gelernt)
    — Estuera (auch hier: obwohl ich keine Dance-Musik mache)
    — Tim Shoebridge (das ist für mich echt immer interessant)

    • Profilbild
      Fredi

      @Flowwater Hallo Flowwater, hallo Sven,

      ich finde auch durchaus interessant, was David Hilowitz so treibt.

      Allerdings finde ich extrem problematisch, dass – vorrangig getrieben durch ihn – wieder ein weiteres Sample-Format eingeführt wird. Er bastelt sich mit seinem DecentSampler etwas zusammen, was in ähnlicher Form – und oft weitergehend – schon anderswo vorhanden ist.

      Man kann – laut seinem Blog – z.B. in der neuesten Version von DecentSampler jetzt LFOs, Hüllkurven und Modulatoren für seine „Sample-Instrumente“ definieren.

      Wow!

      Das können beispielsweise SoundFonts seit 1996. Und deren technische Spezifikation ist erheblich genauer, als das, was man so zu DecentSampler findet.

      Aber die hat damals ja auch irgendein Dave Rossum konzipiert, der kennt sich ja sowieso nicht aus und dann kann es auch nichts sein, sondern es muss erst ein Genie wie Hilowitz kommen, um die Welt zu erleuchten.

      Sorry, man hätte sich an der Standardisierung und gerne auch Weiterentwicklung von anderen Open-Source-Projekten wie SFZ (auch ein extrem leistungsfähiges, textbasiertes Samplingformat) oder auch SoundFonts/Fluidsynth beteiligen können, statt sein eigenes Ding zu machen und im Wesentlichen wieder bei Null anzufangen.

      So trägt das nur zur Fragmentierung der Open-Source-Szene bei, die sowieso schon daran krankt, dass sich nur wenige um Dinge kümmern wollen, die vielleicht nicht der absolute Mainstream sind.

      Hybris; da passt das Zahnbürstensampleinstrument mit der passenden GUI schon ganz gut dazu…

      Gruß
      Fredi

        • Profilbild
          Fredi

          @Flowwater Hallo Flowwater,

          Du schreibst:
          > > [DecentSampler befördert die Fragmentierung der
          > > Open-Source-Szene]
          > Es gibt dagegen ein ganz einfaches Mittel: Nicht nutzen.

          Das ist exakt, was ich tue 😉

          Vielleicht schreibe ich doch mal in meiner Freizeit einen Konverter von Decent Samples in SFZ oder SoundFonts.

          Die umgekehrte Richtung haben die Jünger von DS (genauer gesagt Fred Poirier) schon erstellt, aber das muss ja keine Einbahnstraße bleiben…

          Gruß
          Fredi

          • Profilbild
            Flowwater AHU

            @Fredi Hey Fredi,

            ich sehe das echt nicht so wild. Der »Decent Sampler« ist ja quasie nur ein »Sample Player« für vorgefertigte Sample-Packs. Ich sehe den nur als eine Art komplettes »Instrument«, genau wie zum Beispiel die Sachen, die Native Instruments in letzter Zeit so vertickt (»Pharlight«, »Straylight«, wenn auch hier mit Granular-Synthese) oder die – meiner Meinung nach großartigen – »Instrumente« von Spitfire Audio oder von Luftraum »Bioscape«. Was da im Hintergrund nun genau passiert, finde ich gar nicht so interessant, wenn der Sound denn den Track bereichert.

            Nun bin ich allerdings auch eher jemand, der – im Moment – Samples nicht nutzt. Ich schraube meine Sounds allesamt selber an Synthesizern, weil meine Musik schon extrem »sound driven« ist. Vielleicht nicht so sehr für den Zuhörer, aber dagegen für mich als Inspirationsquelle. Deswegen nutze ich sowieso keine Presets (oder sagen wir mal: so gut wie nicht).

            Ich kann mir aber durchaus vorstellen, das eine oder andere vorgefertigten Sample-Instrument einzusetzen. »Heirloom« wartet hier schon auf den Einsatz … das ist einfach zu schön, was ich da höre. 🙂

            • Profilbild
              Fredi

              @Flowwater Hallo Flowwater,

              Du schreibst:
              > [Samples nutze ich eher als „Instrument“, daher
              > ist die Plattform ziemlich schnuppe]

              Das kann ich schon verstehen. Ich komme halt aus der anderen Ecke (siehe „Produce Like A Nerd“), d.h. ich versuche, Bandsounds mit Samples, Open-Source-Kram und starker Automatisierung gut hinzubekommen.

              Da ist natürlich jegliche Fragmentierung der Szene nicht so hilfreich. „Da gibt’s ja dieses tolle Instrument für DecentSampler, wirklich klasse. Schade, kannst Du mit FluidSynth natürlich nicht abspielen. Warum verwendest Du auch so’n Scheiß…“

              Aber hinter DecentSampler steckt ja auch ein kommerzielles Interesse: Hilowitz hat die Sourcen laut eigener Aussage auch deshalb nicht freigegeben, weil er sie möglicherweise durch Andere lizensieren lassen will (für irgendwelche kommerziellen Player). Und man kann auch DS-Instrumente so gestalten, dass sie kopiergeschützt sind (wie bei Kontakt), das schafft natürlich auch einen interessanten Markt für Instrumentendesigner.

              Das ist schon okay und natürlich auch sehr marktwirtschaftlich gedacht, vielleicht hat er ja Erfolg mit diesem Ansatz, und es gibt bald ganz viele tolle kommerzielle (und vielleicht auch gute freie) DS-Instrumente.

              Bei pianobook fliegt ja mittlerweile einiges in diesem Format herum; da sind schon gelungene Sachen dabei, aber auch viel „Schrott“.

              Wir werden einfach abwarten und sehen, was dabei herauskommt 😎

              Gruß
              Fredi

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Meine Zahnbürste ist eindeutig auf das scheise Fis gestimmt. Der Ton geht mir auf die Nerven.
    Aber wenn man schon einen Tonabnehmer zur Hand hat, dann nimmt man doch gleich einen Akkuschrauber! Mit nur einem Knopf kann man verschiedene Tonhöhen spielen, und sogar mit Portamento! Das hat dieser Eddie aus Holland vor über 30 Jahren schon gemacht.

  3. Profilbild
    Tonkombinat

    Bei uns nutzt die ganze vierköpfige Familie diese Zahnbürsten. Wir haben folgendes ausprobiert:
    Alle vier putzen gleichzeitig: Leichte Schwebungen im Ton durch die wegen des Zeitversatz entstehenden Additionen in den Wellenformen.
    Alle vier putzen mit unterschiedlichen Programmen: Vier Oszillatoren mit unterschiedlichen Frequenzen geben noch mehr Schwebungen!
    Die anderen machen den Mund auf und zu: Filter! (bei meinem Mund höre ich keinen echten Unterschied, da wohl der Großteil des Klangs über den Kieferknochen an mein Ohr kommt)
    Hüllkurven bekommen wir aber beim besten Willen nicht hin.

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