Gibson schneidet sich ins eigene Fleisch!
Zurzeit dürfte der Eindruck entstehen, dass man Gibson ständig angeht. Tatsächlich ist das nicht gewollt – ich gebe zu, ein ausgewiesener Gibson Fan zu sein und Modelle der Firma zu besitzen. Doch das hält mich nicht davon ab, mich stetig über das Verhalten der Firma zu wundern. Nächstes Kapitel: Heritage Guitars.
Dieses Kapitel der Gibson-verklagt-die-Welt-Saga ist besonders bitter: Gibson geht Heritage Guitars zurzeit heftig an. Der Grund, weshalb das bitter ist: Heritage besteht in erster Linie aus ehemaligen Gibson-Mitarbeiter, welche die originale Gibson-Fabrik 1984 übernahmen. Die Firma nutzt noch immer die alten Gibson-Maschinen zur Herstellung ihrer Instrumente, ohne dabei die eigene Vision aus den Augen zu verlieren.
Doch die Firma setzt sich zur Wehr: In den sozialen Netzwerken meldeten sich Heritage Guitars und berichteten von einer anhaltenden Kampagne seitens Gibson – a campaign of harassment. Heritage Guitars stellen seit über zwanzig Jahren hochwertige Single Cuts und Hollowbody-Gitarren her. Die besondere Geschichte, die Heritage Guitars und Gibson miteinander verbindet, hat dafür gesorgt, dass man sich auf eine bestimmte legale Regelung geeinigt hat – Gibson ließ Heritage Guitars ihr Ding tun. Was will Gibson also jetzt, nach all der Zeit?
Ganz einfach. Cease the business.
Richtig. Gibson fordert nichts weniger, als dass das Unternehmen seine Produktlinien einstellt. Das ist an Absurdität nicht zu überbieten, haben die Firmen doch eine bedeutende Geschichte, die sie miteinander verbindet, die zusätzlich zur bindende, legale Dokumente geregelt ist. Play Authentic – beinhaltet dieses neu gefundene Motto das Aufkündigen der eigenen Geschichte? Wie gesagt, Heritage Guitars sind nicht irgendeine Firma, die sich großzügig an den Gibson-Cuts bedient, sondern das eigene Fleisch und Blut der Firma, wenn man so will.
Gibson und Heritage Guitars Klage – die Reaktion
Gibson hat sich zu dem Ganzen auch bereits geäußert: Man beharrt darauf, dass Heritage Guitars vor allem in jüngster Zeit Modelle rausgebracht hat, welche die ursprünglichen Rahmenbedingungen der legalen Übereinkunft ignorierten (eine Immobilienfirma namens BandLab hat sich in Heritage Guitars reingekauft, was die ganze Schose, so Gibson, ins Rollen brachte). Was das genau heißt und welche Modelle damit gemeint sind, weiß niemand so recht. Insgesamt liest sich das Statement nicht gerade informativ – es ist im Tonfall nur wie alle anderen ein wenig selbstgefällig und überheblich. We don’t sue anyone. Yet. Ein bisschen seltsam ist die Involvierung von BandLab trotzdem.
Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.
BandLab hat sich bei Heritage Guitars reingekauft? Dann wird’s bald gratis Gitarren für alle geben – haben sie doch auch mit Cakewalk gemacht! ;-)
@Cristian Elena Wäre dafür und nicht dagegen ;-)
Warum nicht in Zeiten von Freeware Apps zum Zeitvertreib gegen Corona Langeweile und Panik passend dazu Free Guits für die Hausmusik in Quarantäne ?
@Cristian Elena Und damit eine geniale Software für jeden verfügbar gemacht.
Wenn BandLab das auch nur in der Idee macht (sprich: Preispolitik von Heritage of Kalamazoo überarbeitet) haben Gibson jeden Grund für Kopfschmerzen.
Immerhin hat man nach der beinahe-Pleite jetzt noch mal die Preise kräftig gehoben, und das bis runter zu Epiphone…
Wenn die bei Heritage tatsächlich noch die alten Maschinen verwenden, dann ist das Verhalten von Gibson wirklich unter aller Kanone, die Fabrik wäre ja praktisch ein funktionsfähiges Industriedenkmal. Davon gibt es nicht mehr so viele und mit jeder Schließung geht grundlegendes Knowhow verloren.
Da stehen sogar die gleichen Leute an den Maschinen. Und ja, es SIND die alten Sachen.
Das ist ein Teil des Problems.
Nix CNC.
Und damit hat Heritage Geist.