Eine besondere Bedeutung hat der rechte Fußtaster mit der Bezeichnung „HIT/Hold for Talk“. Wird im Normalbetrieb der HIT-Taster gedrückt (Kontroll-LED brennt dauerhaft), wird der aktuell gewählte Sound durch einen oder mehrere Effekte ergänzt. Das kann ein zusätzliches Echo sein, aber auch eine oder mehrere Harmoniestimmen. Damit lassen sich Teile des Songs (zum Beispiel Chorus) besonders hervorheben. Wird dieser Taster etwas länger gedrückt (Kontroll-LED blinkt), schaltet das Gerät in den Talk-Modus. Alle Vocal-Effekte am Ausgang werden abgeschaltet – zum Reden mit dem Publikum eine tolle Sache. Ist eine Gitarre angeschlossen, wird gleichzeitig der Gitarren-Tuner aktiviert und das Gitarrensignal ist zum Nachstimmen stumm geschaltet.
Auch der Looper lässt sich bequem aus dem Stand schalten und dank des großen Displays auch hervorragend bedienen. Es können sogar Overdubs gemacht werden. Die Loop Zeiten: 15 Sekunden mit Undo-Funktion (30 Sekunden ohne). Mono: 30 Sekunden mit Undo-Funktion (60 Sekunden ohne). Die Funktion Undo wir vor allem bei Overdubs eingesetzt und macht bei Nichtgefallen der Aufnahme den letzten Schritt wieder rückgängig.
Zahlreiche Einstellungen sind in den jeweiligen Setups möglich. Man sollte sich schon eine Zeit damit befassen, will man eigene Sounds kreieren und abspeichern. Dazu wird in der Regel ein bereits vorhandenes Preset als Grundlage für eigene Kreationen genommen. Noch besser ist es, einfach die enorme Anzahl an ausgezeichneten Presets zu nutzen und überhaupt nichts zu ändern.
Nur ein Beispiel für die Komplexheit der Editiermöglichkeiten im Menü Loop. Hier lässt sich beim Parameter Input angeben, was aufgenommen werden soll. Verfügbare Einstellungen sind Guitar (Gitarrensignal), Lead (Hauptstimme), Aux (Signal vom Aux-Eingang), Lead+Guitar, Lead+Aux, Guitar+Aux, All. Die Einstellung „All“ zeichnet alles auf. Daran erkannt man bereits, wie komplex die Einstellungen sein können – und es ist meist noch umfangreicher.
Mit dem Harmony-Effektblock lassen sich eine oder zwei Harmoniestimmen erzeugen, die zur Hauptstimme hinzugefügt werden. Die wichtigste Einstellung für die Erzeugung von Harmoniestimmen, die zu einem Song passen, ist natürlich die Tonart (Key). Sie kann entweder manuell vorgegeben werden oder das Gerät leitet sie in der Einstellung „Auto“ aus dem anliegenden Gitarrensignal, dem Zuspieler am Aux-Eingang oder den eingebauten Room Sense-Mikrofonen ab. Es sind in diesem Effektblock aber noch viele weitere Einstellungen möglich, die zum Beispiel auch dazu dienen, die Harmoniestimmen realistischer klingen zu lassen. Mit der „Humanize“-Funktion klingen die Stimmen weniger perfekt und dadurch eben auch natürlicher.
Rückseiten
Die augenscheinlichen Unterschiede zwischen dem TC-Helicon Play Electric und dem TC-Helicon Play Acoustic finden sich auf den Rückseiten, bei den Anschlüssen und Ausgängen. Besonders beim Play Electric bieten sich wegen der E-Gitarre mehrere Routing-Optionen, die dann auch noch getrennte Signale für PA und Kopfhörerausgang bieten.
Wesentlich ist hierbei also der Anschluss der E-Gitarre. Soll sie mit über die PA und die Simulationen im Play Electric klingen oder zum Gitarrenamp gehen und nur zur Ableitung für die Harmoniestimmen dienen? Die Anschlüsse beim Play Electric: XLR-Mikrofon Eingang, XLR Stereo-Ausgänge, Guitar In, Out und Thru, Miniklinkenbuchse für Zuspieler, Miniklinkenbuchse für Kopfhörer, große Klinkenbuchse für das Zusatzpedal Switch-3, Ground-Lift, USB-Schnittstelle und Kensington Lock (Diebstahschutz).
Die Rückseite beim dunklen Zwilling Play Acoustic hat nur einen Gitarrenausgang. Und zudem ist bei den zwei XLR-Ausgängen die Funktionsweise etwas anders. Die Standardeinstellung (kann einfach geändert werden) sieht vor, dass die Vocals (in Mono) über die Buchse VOICE (L) und das Gitarrensignal (in Mono) über die Buchse GUITAR DI (R) übertragen werden. Es geht aber auch anders. Zum Beispiel als Stereo-Mix der Vocal-, Gitarren- und Aux-Signale über beide Ausgänge – um nur eine der Alternativen zu nennen.
Kleiner Helfer
Über den Klinkeneingang mit der Bezeichnung PEDAL lässt sich an beiden Geräten der optional erhältliche Schalter Switch-3 anschließen. Das ist ein stabiler dreifach Fußschalter, der den Umgang mit den Effektgeräten noch komfortabler macht. Den drei Tasten am Switch-3 können verschiedene Funktionen zugeordnet werden, beispielsweise die Einstellung Moment. Wir einem der Taster die Funktion „Harm Moment“ oder Delay Moment“ zugeordnet, ist der entsprechende Effekt (Harmoniestimmen oder Delay) nur so lange aktiv, wie der Fußtaster gedrückt wird. Das ermöglicht eine genauere Kontrolle und vor allem auch gezielt kurzzeitige Aktivierung des Effekts. Auch die Bedienung des Loopers wird mit dem Switch-3 vereinfacht und vieles mehr.
Stichwort „RoomSense“
In die Geräte sind sogenannte RoomSense-Mikrofone integriert. Sie nehmen den Umgebungsschall auf und leiten das Signal an den Kopfhörerausgang weiter. Die integrierten Mikrofone erfassen außerdem alle musikalischen Informationen (ein einzelnes Instrument oder auch die gesamte Band), um für die Vocal-Effektblöcke Harmony und HardTune die Tonart des gerade gespielten Songs zu ermitteln. Ist eine Gitarre angeschlossen, liefert sie natürlich die Signale für die Akkorderkennung – aber es geht eben auch ohne.
E-Gitarristen aufgepasst
Wer mit der E-Gitarre spielt, freut sich bestimmt über die zahlreichen Angebote, die Play Electric im Angebot hat. Neben der Simulation von Amps, Lautsprecherkombinationen und bekannten Bodenpedalen gibt es die Bereiche Kompressor, Modulation, Delay und Reverb. Hier kann nach Lust und Laune ausprobiert und eingestellt werden. Allein die Amp-Simulationen sind schier unbegrenzt. Von Clean Brit, Cali Clean, UK Clean geht es über Bright, Warm, Little Thing, Brit OD, AC Crunch oder Lil Champion bis hin zu modernen Sounds Scooped und Metallic. Der Sound eines 2×12 Combos wird ebenso nachempfunden wie das beliebte 4×12 Cabinet mit Crunch-Sound. Diese große Spielwiese ermöglicht es E-Gitarristen bestimmt, den gesuchten Wunsch-Sound zu finden oder zu editieren.
Akustikgitarristen aufgepasst
Auch wer mit der Akustikgitarre unterwegs ist, hat die Qual der Wahl. Neben Hall und Chorus, jeweils mit allerlei Einstelloptionen, sind besonders die beiden Bereiche Bodyrez EQ und Anti-Feedback für den Akustikgitarristen interessant. Bodyrez EQ stellt zahlreiche Klangoptionen zur Verfügung, die ähnlich verschiedener Amps beim E-Gitarristen, den Sound der Akustikgitarre drastisch verändern. So gibt es hier die Unterbereiche Custom, Flat, Com(pressor) und die alternativen Bodyrez-Einstellungen 1 bis 5. Feedback ist mit der Akustikgitarre ja ein größeres Problem. Hier helfen die Einstellungen in der Rubrik Anti-Feedback. Möglich sind Phase Invert, Low Cut, Notch Gain und Notch Freq. Beim Play Acoustic ist der Gitarrenausgang übrigens grundsätzlich symmetrisch ausgelegt.
Über die USB-Anschlüsse an beiden Geräten lassen sich zahlreiche Presets auf der Website von TC-Helicon herunterladen. Mit der kostenlosen VoiceSupport-Software ist auch die Preset-Verwaltung einfach, es gibt viele Anleitungen zu den Produkten und es sind aktuelle Firmware-Updates möglich.
An der USB-Buchse werden aber auch Audio-Signale ausgegeben. So ist es möglich, direkt in der DAW aufzunehmen, mit 16 Bit-Auflösung, 44,1 oder 48 kHz Sample-Rate. Eingehende USB-Audio-Signale werden nicht an den USB-Ausgang geleitet. Man kann also zu Songs, die bereits mit der Audiosoftware aufgenommen worden sind, spielen und singen – und dann nur Vocals und Gitarre aufnehmen.
YouTube und Co.
Soundbeispiele habe ich diesmal nicht erstellt. Die zahlreichen verfügbaren Videos und MP3-Files auf der TC-Helicon Website oder bei YouTube machen es deutlich. Auch finden sich dort sehr viele Videos mit hilfreichen Tutorials zum besseren Verständnis beider Geräte. Denn eigentlich sind es zwei Computer mit umfangreichen Möglichkeiten.
Praxis
Beim Umgang mit beiden Geräten ist die große Anzahl von Presets das große Plus. Vieles ist natürlich geschmäcklerisch – aber so ist das nun in der Musik. Und wer partout nicht mit den Werkseinstellungen zurechtkommt, der kann ja fleißig editieren. Aber Vorsicht, das kann Stunden dauern, wenn man einmal anfängt, sich in den Tiefen der Editiermöglichkeiten zu verlieren.
Für mich war das beim Praxistest keine Option. Mir haben bei den Bandproben die Presets voll und ganz ausgereicht. Hier und da etwas die Intensität von manchen Effekten zurückgenommen, das war es auch schon. Besonders was die Harmoniestimmen betrifft, ist erfahrungsgemäß immer Fingerspitzengefühl angesagt. Manche Effekte haben einfach nur Spaß gemacht und wir mussten Tränen lachen, als wir das „Barry White“-Preset im Play Electric ausprobiert haben, besonders mit einer Frauenstimme.
Auch ist es immer angebracht, nach der für den gespielten Song passenden Einstellung zu suchen. Manches klingt dann gut, anderes hingegen nicht. Vor allem wenn es wieder um die Harmoniestimmen geht. Hier kommt dann auch die Favorite-Funktion ins Spiel, die sozusagen die eigene Best Of-List verwaltet und schnell abrufen lässt. Interessant ist die Zuspielmöglichkeit über Aux-In. In Kombination mit einem Kopfhörer lässt sich prima üben. Ganz abgesehen von den Möglichkeiten, die die USB-Schnittstelle bietet.
Die auf den Oberflächen aufgedruckten und von oben lesbaren Hinweise zu den rückseitigen Anschlüssen helfen sehr gut beim Verkabeln und Anschließen. Beide Geräte machen von der Verarbeitung einen grundsoliden Eindruck und stehen fest auf dem Boden.
Keine Audio-Demos? :(
@changeling Youtube Demos gibt es auch zu so ziemlich allen anderen hier getesteten Geräten, zu denen es trotzdem Audio Demos gibt.
@changeling Hi Black Spider.
Wie bereits im Test erwähnt. Das Web ist voll mit Audio-Files zu diesen Geräten. Es sind so viele Optionen möglich, dass man mit einigen Audio-Demos niemals die gesamte Bandbreite hätte darstellen können.