Ohne Zubehör - überall im Einsatz
Standalone Systeme für DJs – in unserer Grundlagenserie haben wir uns bereits mit verschiedenen Arten von Equipment beschäftigt und sind zuletzt auf DJ-Controller eingegangen. Genau hier wollen wir mit diesem Artikel anknüpfen, denn Standalone-Systeme für DJs gehen noch einen Schritt weiter als DJ-Controller.
Aufbau der Standalone-Systeme
Was den Aufbau betrifft, bleiben wir beim klassischen Design: zwei Track-Decks außen und eine Mixer-Sektion innen. Unterschiede gibt es natürlich wieder bei der Anzahl der Kanäle. So hat man wahlweise 2 oder 4 Kanäle, an denen man sich austoben kann. Der Unterschied zu reinen DJ-Controllern liegt darin, dass man außer der logischerweise notwendigen PA keine weiteren Geräte zum Auflegen benötigt. Der Laptop kann also getrost zu Hause bleiben.
Wer eine riesige Bibliothek hat und lieber über die Tastatur des Laptops nach dem nächsten Song sucht, ist damit vielleicht besser bedient, aber es gibt sowohl USB-Sticks mit großer Speicherkapazität als auch die Möglichkeit, Festplatten an Standalone-Systeme anzuschließen, sodass die meisten Bibliotheken auch über dieses Medium genutzt werden können.
Damit wir das Geschehen nicht auf dem Bildschirm unseres Laptops verfolgen, haben die meisten Standalone-Systeme eingebaute Displays. Meistens sind diese natürlich auch Touchscreens, sodass auch hier über eine eingeblendete qwertz-Tastatur nach Titeln gesucht werden kann.
Neben der Möglichkeit, in der eigenen Musikbibliothek zu stöbern, können je nach Modell auch Streaming-Dienste angesteuert werden. So verfügt beispielsweise der Denon DJ SC Live 2, ein 2-Kanal Standalone-System, als erstes Modell über eine Anbindung an Amazon Musik Unlimited. Solange eine WLAN-Verbindung besteht, können Songs auch in unkomprimierter Qualität blitzschnell geladen und natürlich auch auf dem Standalone-System analysiert werden, um die für den DJ relevanten Metadaten anzuzeigen.
Außerhalb der Browse-Ansicht gibt es meist noch mehr Anwendungsmöglichkeiten für die verbauten Displays, so dass Effekte genau eingestellt werden können und natürlich auch die Wellenformen angezeigt werden.
Ein High-End-Modell wie der Pioneer DJ OPUS-QUAD hat neben dem Hauptdisplay, das sich mittig über der Mixer-Sektion befindet, noch zusätzliche Displays über den Jogwheels, auf denen die Waveform und wichtige Metadaten permanent angezeigt werden.
In der Praxis kann dies schon ein echter Luxus sein, da man so die Waveforms und Metadaten immer im Auge behalten kann, während man gerade durch die Library scrollt.
Alleinstellungsmerkmale der Standalone-Systeme
Im Grunde erhält man mit einem Standalone-System also ein komprimiertes DJ-Setup, bestehend aus einem Mixer und zwei DJ-Media-Playern in einem Gerät. Daraus ergibt sich zunächst ein Portabilitätsvorteil. Zwar sind insbesondere die 4-Kanal-Standalone-Systeme nicht klein, aber dennoch deutlich leichter und schmaler als ein entsprechendes Setup mit Media-Playern. Der bereits erwähnte Denon DJ SC Live 2 hat sehr angenehme Abmessungen, so dass man das Gerät jederzeit problemlos transportieren kann. Wir konnten sowohl die 2-Kanal- als auch die 4-Kanal-Variante testen und verlinken hier den Testbericht. Für uns gehören beide Modelle zu den besten Standalone-Systemen, da nicht nur der Preis sehr attraktiv ist, sondern bei beiden Modellen auch ein Lautsprecher im Gerät integriert ist. Anfangs waren wir skeptisch, wurden aber schnell vom Gegenteil überzeugt. Der Sound war absolut in Ordnung und konnte auch richtig laut aufgedreht werden. Für zu Hause kann man sich also vorerst die Anschaffung weiterer Lautsprecher sparen und bei Gigs kann der Lautsprecher je nach Umgebung sogar einen Booth-Monitor ersetzen. Gerade wenn man sein eigenes DJ-Setup mitbringt und sich in einer Location wiederfindet, die nicht auf regelmäßige DJ-Sets ausgerichtet ist, vermisst man leider oft eine Monitorbox.
Neben Modellen mit eingebauten Lautsprechern gibt es aber auch Standalone-Systeme mit eingebautem Akku. Warum also nicht unabhängig vom Stromanschluss überall mit nur einem Gerät die Party starten lassen? Denon DJ hat hier mit dem Prime Go den Grundstein gelegt und auf der diesjährigen NAMM hat AlphaTheta, die neue Marke der AlphaTheta Cooperation, zu der auch Pioneer DJ gehört, das Standalone-System OMNIS-DUO vorgestellt. Dieses Gerät verfügt über einen eingebauten Akku mit einer Laufzeit von bis zu fünf Stunden. Passend dazu gab es auch den AlphaTheta WAVE-EIGHT, den wir hier bereits für euch testen konnten. Im Lieferumfang des Lautsprechers ist ein Sender enthalten, der in diesem Fall an die OMNIS-DUO angeschlossen werden kann, sodass eine direkte Kabelverbindung zwischen Standalone-System und Box nicht notwendig ist. Da der WAVE-EIGHT über eine Akkulaufzeit von bis zu acht Stunden verfügt, kann die Party buchstäblich überall steigen.
Mit dem Denon DJ Prime 4+ hat man zum Beispiel auch die Möglichkeit, Smart Lightning oder DMX-Signale anzusteuern, um gleichzeitig die Lichttechnik zu steuern. Sogar ein USB-Keyboard kann an das Gerät angeschlossen werden, für alle, die keine Lust haben, Tracks über die Eingabe auf einem Touchscreen zu suchen.
Wie man sieht, haben alle Standalone-Systeme derzeit noch das eine oder andere Alleinstellungsmerkmal, sodass es sich lohnt zu schauen, welches man am ehesten nutzen kann. Die Grundfunktionen zum Auflegen sind aber natürlich bei allen vorhanden. Auch wenn wir es gewohnt sind, im Clubumfeld eher auf den Playern von Pioneer DJ zu spielen, müssen wir für uns feststellen, dass uns durch die Software-Engine DJ von Denon DJ das Handling der Standalone-Systeme des Herstellers deutlich besser gefällt.
Anschlüsse der All-in-one-Systeme
Aber natürlich gibt es auch bei den Standalone-Systemen einiges an Anschlüssen zu beachten. So beherbergen fast alle Modelle einen XLR-Out, damit klar ist, dass die Geräte auch wirklich für den Bühneneinsatz gedacht sind. Der Booth-Out ist bei vielen Modellen in der klassischen Form über eine Klinkenbuchse verfügbar. Meist handelt es sich dabei um ein Feature, das nur bei den 4-Kanal-Varianten eingebaut ist.
Darüber hinaus bieten Modelle wie der Denon DJ Prime 4+ auch die Möglichkeit externer Eingänge. Ob Mediaplayer oder Plattenspieler, beides ist möglich. Damit kann ein DJ-Mixer vollständig ersetzt werden.
Einen Ausgang zum Aufzeichnen der Mixe sucht man auf der Rückseite der Geräte meist vergeblich, wurde aber von allen Herstellern angenehm gelöst. So können Sets problemlos auf ein anzuschließendes Speichermedium aufgenommen werden. Hier glänzt auch die Software der Geräte. So hat man meist die Wahl, ob man das Mikrofonsignal mit aufzeichnen möchte oder ob man es lieber weglässt. Natürlich muss dafür kein zusätzlicher USB-Stick angeschlossen werden. Nein, die Systeme schaffen es, die Aufnahme auf dem gleichen Gerät zu speichern, von dem auch die Musik abgespielt wird.
Wer aber trotzdem hin und wieder mit seiner Lieblingssoftware arbeiten möchte, den können wir beruhigen. Fast alle Standalone-Systeme lassen sich auch in einen Controller-Modus versetzen, mit dem sich zum Beispiel Serato DJ Pro steuern lässt.
Man bekommt also eine ganze Reihe von Anwendungsmöglichkeiten komprimiert in einem Gerät. Genau das macht den Charme von Standalone-Geräten aus.
Die Effekte der Standalone-Systeme
Bei den Flaggschiffen von Pioneer DJ und Denon DJ bekommt man sowohl die gleichen Sound Color/Sweep FX als auch die gleichen Beat-FX, die man auch von den gängigen Clubmixern der beiden Hersteller kennt. Hier werden also keine Abstriche gemacht. Wer also ein solches Standalone-System sein Eigen nennen kann, der kann das Gelernte auch ohne Probleme auf andere Systeme übertragen.
Beim Pioneer DJ OPUS-QUAD haben die Jogwheels sogar die gleiche Größe wie bei den Modellen der CDJ-Serie.
Die Zeiten, in denen die Nutzer von DJ-Controllern oder Standalone-Systemen belächelt und nicht ganz ernst genommen wurden, sind im Allgemeinen vorbei, da sich die Möglichkeiten des Auflegens in verschiedene Richtungen entwickelt haben. Spätestens mit den genannten Modellen sollte jedoch klar sein, dass diese Geräte an ein gängiges Club-Setup heranreichen. Insofern können Standalone-Systeme auch eine gute Wahl für Locations sein, in denen nicht allzu regelmäßig ein DJ auflegt. Sie bieten eine einfache Möglichkeit, Musik abzuspielen, ein Mikrofon zu verwenden oder externe Klangquellen wie einen Plattenspieler anzuschließen.
Umgekehrt gilt es auch für DJs, die ein mobiles Setup haben wollen, das an die gängigen Clubstandards heranreicht, aber deutlich portabler ist und auf den Einsatz eines Computers verzichtet. Wir sind der Meinung, dass es im Moment einen wirklich guten und breiten Markt für Standalone Geräte gibt, mit Geräten wie dem Denon DJ SC Live 2 oder dem Denon DJ SC Live 4 sind solide Modelle auf dem Markt, die auch für Einsteiger attraktiv sein können. Aber auch High-End-Modelle wie der Pioneer DJ OPUS-QUAD oder der Denon DJ Prime 4+, die dem Clubstandard der Marken voll entsprechen. Natürlich sind diese High-End-Geräte nicht gerade billig. Vergleicht man aber ein entsprechendes Setup mit einem gängigen Clubmixer und wahlweise zwei Plattenspielern oder zwei Mediaplayern, so ist das Standalone-System preislich die attraktivere Angelegenheit.
Habt ihr Erfahrungen (gerne auch vom Hören sagen) wie Sicher die Stand Alone Lösungen sind? Wenn ich zB auf einer Hochzeit auflege ist ein 100% sicheres System von Nöten. Ich lege immer mit 2 Laptops und TraktorS4 Controller auf, einer als Backup. Wenn der Stand Alone aussetzt wäre das sehr unprofessionell.
Als Fritz Kalkbrenner „live“ im Club in meiner Heimatstadt auflegte, hat er wohl auch mit 2 MACbooks Pro aufgelegt, die Synchron laufen, Falls einer abschmiert fällt es nicht auf.
@Nikk Rhodes Ich arbeite jetzt seit Oktober mit dem SC Live 4 von Denon und bis jetzt hatte ich keine Ausfälle im regelmäßigen Club Alltag.
Ist man nicht gerade Fritz Kalkbrenner, ist sowas auch eher unüblich, zwei Setups gleichzeitig laufen zu lassen. Backups sind gut, ich hatte früher immer ein iPad mit kleinem Reloop Controller dabei.
@Dean Freud Danke für die schnelle Antwort Dean! Macht weiter so mit Eurer DJ-Reihe 💪
@Nikk Rhodes Ich kann mich Dean nur anschließen, ebenfalls genau seit Oktober ein SC Live 4 im Einsatz. Davor seit 27 Jahren ausschließlich mit Vinyl, CD und später auch Traktor unterwegs gewesen. Habe mich nach langer Suche genau für dieses Denon System entschieden, weil der Funktionsumfang für meine Wünsche alles abdeckt und es für mich um jedes Kilo geht. Mit Flightcase ca 13 kg. Wichtig ist zu schauen ob einem der 7 Zoll Monitor reicht. Ansonsten ist die Prime 4 + mit 10 Zoll eine fantastische Alternative mit der ein anderer Kollege sehr zufrieden sind. Alle in meinem Umfeld die mit Denon arbeiten, bisher sehr zufrieden und viele auf bewusst weg von Pioneer. Ein Freund nutzt das Numark System, was ja ebenfalls zu InMusik gehört gerade wegen der Kompaktheit. Auch damit lässt es sich wunderbar arbeiten. Ebenso der selbe 7 Zoll Monitor wie im SC Live. Ich hoffe etwas geholfen zu haben.
@MK D-J Danke auch dir f.d. ausführlichen Infos! 🙌
@Nikk Rhodes Sehr gerne und bitte entschuldige den langen Text. Sollte auch kein Pioneer Bashing sein. Wollte nur sagen, dass wir alle durchweg äußerst zufrieden sind, die Geräte der Dauerbelastung und unseren professionellen Ansprüchen wirklich gerecht werden.
@MK D-J Brauchst dich keinesfalls entschuldigen! Je mehr Infos umso besser! Als Bashing habe ich es ebenfalls nicht aufgefasst. Das sind deine Erfahrungen und die hast du freundlicherweise weitergegeben. Thx MK!
@MK D-J Ich fand ja den Pioneer Opus Quad anfangs spannend, aber DENON hat hier soviel an Funktionen nachgelegt dass ich fast nichts vermisse. Es wird mal Zeit die STEMS aus der Beta zu holen und die Engine Desktop mit der Datenbankthematik zu verbessern, aber man kann sich auf die Teile schon verlassen. Trotzdem egal wie: Wenn man für Geld spielt, immer Backup dabei haben
@fantomxs Ich habe für den Notfall ein kleines Pult samt Laptop im Gepäck. Bisher bei allen Denon-Kollegen keinerlei Probleme. Wir arbeiten in der Saison zum Teil auf drei Veranstaltungen die Woche. Die Geräte werden also richtig randgenommen und arbeiten einwandfrei. Ich bin wirklich sehr zufrieden und hoffe natürlich es bleibt weiterhin so entspannt.
@Nikk Rhodes Ich nutze die Prime Serie seit Jahren und kann eine gewisse Stabiliät bestätigen, allerdings ist mir so ein Teil in einem Jahr auch zwei Mal schlicht abgestürzt und letztens ging auf einmal das Touchscreen nicht mehr. Ich besitze zwei Prime4+ und bei großen Gigs habe ich beide immer zeitgleich am Start. Bei kleinen Sachen (Hochzeiten) habe ich immer einen Submixer dahinter mit USB/Laptop und SD Player.
Die Geräte sind mittlerweile so mächtig geworden, dass zwangsläufig Probleme auftreten, erst gestern hat er sich beharrlich geweigert ins WLAN zu gehen. Deine Lösung mit zwei Laptops ist super, sofern zwei Signalquellen (Mixer/Controller) getrennt laufen