Die Renaissance geht weiter!
Die Renaissance der MPC setzt sich fort. Nachdem Akai seinem Vorzeigeprodukt die Kraft der vier Kerne verlieh, erschien nun die „kleine Schwester“ MPC Studio. Damit führt Akai seine Strategie fort, die Klangverarbeitung in den Rechner zu verlagern und Vorzüge von Soft- und Hardware zu vereinen. Der größte Vorteil gegenüber der „alten“ Hardware-MPCs zeigt sich in der Funktionalität, die softwareseitig kaum Unterschiede aufweist. Anders als bei den Vorgängern, muss man aufgrund eines geringeren Preises also nicht mit eingeschränkten Möglichkeiten vorlieb nehmen.
Der erste Eindruck des AKAI MPC Studio
Schon beim Auspacken überrascht die MPC Studio mit ihrem völlig untypisch eleganten Design. Richtig gelesen: elegant! Flach und in Aluminium gehalten passt sie sich dem Look aktueller Obst-Notebooks an. Selbst die beigelegte Neoprenhülle gleicht denen, die meist für vorgenannte Klapprechner verwendet werden, wie ein Apfel dem anderen. Umso ärgerlicher ist es, dass die MPC mit Retina MacBooks derzeit noch nicht funktioniert.
In der Box befinden sich nebst MPC Studio und passgenauer Neoprenhülle zwei MIDI-Adapter, ein Quickstart Guide, eine Kurzanleitung zur Installation und drei Scheiben (vermutlich DVDs) mit Software und ca. 9 Gigabyte Samples. Die MPC Studio ist softwareseitig also identisch wie die MPC Renaissance ausgestattet.
Die Hardware des Akai MPC Studio
„Quadratisch, praktisch, gut!“ scheint hier das Motto zu sein, auch wenn das Gerät nicht völlig quadratisch ist. Die Verarbeitung aller eckigen Elemente ist tadellos. Die Oberseite der MPC Studio bildet eine Metallplatte, die sich nach oben und unten hin elegant biegt. Die Unterseite besteht aus silber gefärbtem Plastik, was aber nicht die Robustheit beeinträchtigt.
Das Gewicht des Controllers ist für meinen Geschmack ideal abgestimmt. Einerseits ist das Gerät nicht zu schwer zu transportieren, andererseits bewegt es sich beim Musizieren keinen Millimeter.
Auf der Rückseite befinden sich der Einschalter und nur wenige Anschlüsse: der USB-Anschluss und zwei 3,5 mm Miniklinkenbuchsen. Aber Vorsicht, hier dürfen keine Audiogeräte angeschlossen werden, sondern nur die mitgelieferten MIDI-Adapter.
Vermutlich hat man sich bei Akai für diese Lösung entschieden, da es aufgrund der geringen Bauhöhe kompliziert gewesen wäre, Fullsize MIDI-Buchsen zu integrieren. Auf der Bühne muss man daher aufpassen, die Klinikenstecker nicht abzubrechen. Somit hätten wir die ersten runden Elemente besprochen, die (leicht) negativ auffallen. Der USB-Anschluss ist laut Akai besonders robust gebaut. Die Beschriftung der Anschlüsse befindet sich gut lesbar auf der Oberseite.
Das blau leuchtende Display ist – in Tradition der bisherigen „kleinen“ MPCs – nicht klappbar. Alle Knöpfe weisen einen deutlichen Druckpunkt auf und können größtenteils durch Hintergrundbeleuchtung auf den jeweiligen Betriebsstatus hinweisen. Der Text selbst ist aber nicht beleuchtet, weshalb beim Einsatz im dunklen Club unter Umständen doch eine Lampe notwendig ist.
Die anschlag- und druckempfindlichen (Aftertouch) MPC-Pads…sind halt MPC-Pads. Wer mit der MPC aufgewachsen ist, kennt sie und wer sie nicht kennt, muss ohnehin ausprobieren, ob ihm das MPC-Konzept zusagt. Wie bei der MPC Renaissance ändert die Beleuchtung je nach Anschlagstärke bzw. ausgeübtem Druck ihre Farbe.
Nachdem wir alle eckigen Elemente der Bedienoberfläche durchgegangen sind, kommen wir zu den Runden. Diese entsprechen dem anfangs genannten Motto leider auch. Sie enttäuschen etwas. Anders als das übrige Gerät wirken sie, sobald man sie berührt, billig. Die silber lackierten Plastik-Drehknöpfe passen einfach nicht zur darunter liegenden Metallplatte. Optisch merkt man davon zwar nichts, haptisch aber umso mehr. Alle Potis eiern beim Drehen durch den Druck des Fingers ein wenig. Während sich das gerasterte Jogdial – abgesehen vom Plastik – noch einigermaßen angenehm anfühlt, lassen die ungerasterten Q-Link-Regler auf der linken Seite das bei höherwertigen Geräten übliche ölige Gefühl beim Drehen schmerzlich vermissen. Diese Regler fallen einfach aus dem Rahmen der sonst hochwertigen Haptik der MPC.
Auch die Bedienung der vier Q-Link-Regler könnte besser sein. Wahrscheinlich, um die Bauhöhe gering zu halten, übernahm Akai nicht die Ausführung der entsprechenden Regler der MPC Renaissance, sondern setzte diese flachen Drehknöpfe ein. Man soll die Regler mit einem Finger wie ein Jogdial bedienen, was aber nicht besonders gut funktioniert, da sie rutschig sind. Sie mit dem Finger zu umgreifen, ist auch nur bei geringen Werteänderungen hilfreich, da der Platz zwischen den Reglern nicht ausreicht, um zwischen ihnen „elegant“ mit hindurch zu gleiten. Auch schlanke Finger können sich nur zwischen ihnen hindurchquetschen. Abgesehen von diesen „Schönheitsfehlern“, die nicht das Ende der Welt darstellen, gibt es an der Hardware kaum etwas auszusetzen.
Installation der Software
Die Installation der Software geht einfach und problemlos vonstatten. Bei der Installation der MPC-Software ist es möglich, den Ort für Samples und Content zu wählen. Ärgerlich ist, dass die Installationsassistenten von The Bank und The 809 die Wahl des Ordners für die Samples nicht zulassen und sämtlichen Content unter C:\ProgramData installieren. Zudem ist der Ordner unter Windows versteckt, was es schwierig macht, die Presets überhaupt zu finden. Anscheinend ist es aber gefahrlos möglich, Samples und Presets nachträglich an einen anderen Speicherort zu verschieben.
Neuerungen und Baustellen der Software
Seit dem Test der MPC Renaissance hat sich einiges getan. Zunächst fallen kleinere optische Veränderungen auf: Die Text-Buttons am oberen Rand des Sequencer-Fensters wurden durch Symbole ersetzt. Zwar erschließen sich die Funktionen jetzt nicht mehr auf den ersten Blick, die Tooltips beim Überfahren mit der Maus kompensieren das aber. Außerdem nehmen die Symbole weniger Platz ein, was möglicherweise für Notebook Nutzer hilfreich ist.
Erfreulich ist, dass nun auch VST-Instrumente unterstützt werden. Leider quittierte die Software aber jeden Versuch, ein 3rd Party-Instrument zu laden, mit einem Absturz. Hier besteht also noch massiver Verbesserungsbedarf.
Sehr schön: Sounds kann man in der Software jetzt direkt aus dem Soundbrowser auf ein Pad ziehen. Hier zeigt sich, welche Vorzüge die Kombination von Hard- und Software Workflow bieten kann.
Sehr problematisch – besonders im Live-Betrieb – ist, dass die Software beim Absturz den ASIO-Treiber nicht wieder freigibt und ein Neustart des PCs notwenig ist, um weiterzuarbeiten. Wenn man VSTs meidet, läuft die Software aber weitgehend stabil.
Viel gravierender empfinde ich den Mangel eines 64 Bit-Version des MPC Plug-ins zur Nutzung im Sequencer. Die Software ist schon über ein halbes Jahr auf dem Markt. Wenn eine Firma in der Zwischenzeit einen weiteren Hardware-Controller entwickeln kann, darf man auch so etwas wie eine 64 Bit-Version der Software erwarten.
Handhabung
Gegenüber ihrer großen Schwester bietet die MPC Studio weniger Controller-Elemente. In der Praxis wirkt sich das aber kaum auf den Workflow aus. Lediglich die Reduktion der Q-Link-Regler auf vier (statt 16 bei der MPC Renaissance) trüben die intuitive Bedienung etwas.
Umständlich ist, dass man auf der Hardware im Browser zwar sehr schnell Ordner auswählen kann, der Wechsel des Laufwerks aber nur in der Software möglich ist.
Grundsätzlich macht das Arbeiten mit der MPC Studio sehr viel Spaß. Die gegenüber der MPC Renaissance leicht reduzierten Bedienelemente lassen nicht den Wunsch nach der großen Version aufkommen – jedenfalls nicht aufgrund des Workflows. Schön ist auch, dass Akai den Nutzer nicht in der Wahl der übrigen Hardware einschränkt. Wer mehr MIDI-Ausgänge benötigt, kann problemlos auf ein anderes MIDI-Interface als das der MPC zurückgreifen bzw. selbiges parallel nutzen. Auch das Sampling ist mit der eigenen Soundkarte lässt die Software zu. Selbst ohne die MPC-Hardware ließ sich die Software benutzen.
Besonders beim Abmischen verdeutlicht sich der Vorteil des neuen MPC-Konzepts gegenüber reiner Hardware: Mit einem Software-Mixer ist es doch wesentlich schneller und ohne Umschaltorgien zu bewerkstelligen, als mit der Hardware, besonders, da hier die reduzierte Anzahl der Drehregler der MPC Studio ins Gewicht fällt.
Die Vorzeigefunktion der MPC ist das Sampling. Innerhalb weniger Minuten ist ein spielbares Set gebaut. Aufnehmen – zuschneiden – fertig. Mir kam nicht eine Sekunde in den Sinn, auf den Bildschirm zu sehen.
Wer eine alte Hardware-MPC besitzt, kann sich glücklich schätzen, denn die Software unterstützt laut Akai alle alten Versionen. Es ist möglich, in allen MPC-Formaten sowohl zu importieren, als auch zu exportieren.
Die MPC-Software als Plug-in
Der Plug-in Einsatz funktioniert reibungslos, sofern man einen 32 Bit-Sequencer verwendet. Das Plug-in stellt die gesamte Funktionalität der Stand-alone Version bereit und orientiert sich an der Geschwindigkeit des Sequencers. Wahlweise kann man MIDI-Events im Host aufzeichnen oder das Plug-in als Sequencer im Sequencer benutzen. Besonders praktisch ist das, um vorproduzierte Songs z.B. als Guide-Tracks zu verwenden.
Das MPC Plug-in stellt acht Stereoausgänge bereit, genug, um den MPC Output im Host abzumischen.
The Bank
Der mitgelieferte Rompler bringt sieben Gigabyte an Content mit. Darunter finden sich viele interessante Sounds. Wer vor Velocity-Layern strotzende Orchester-Librarys gewöhnt ist, wird enttäuscht werden. Wer allerdings schnell Songideen umsetzen möchte, erhält hier solides Material und die Sicherheit, dass die Library auch auf dem Notebook läuft.
The 809
Das Drummachine Plug-in kann man als weiteres Soundset sehen. Allerdings gibt es einerseits bessere Plug-ins auf dem Markt (wenn die Software nur nicht bei ihrem Einsatz abstürzen würde), andererseits ist es ohnehin naheliegender, 808-Samples in der MPC zu verwenden, die das Plug-in zweifellos an Authentizität übertreffen.
Es wäre schön, wenn ihr mal einen Vergleichstest zwischen der AKAI MPC und NI Maschine starten könntet. Preislich liegen die ja ungefähr gleich. An wen richtet sich welche Hardware/Software. Wie ist der Workflow? Wie sieht es mit der Live-Tauglichkeit aus? Etc. Das wäre doch einmal spannend.
@Markus Galla Ja, das sollten wir machen. Dazu warten wir aber noch ab bis die neuen MPCs keine Kinderkrankheiten mehr haben. Zumndest bis zum nächsten Software-Update. Spark, wenn auc engeschränkt vergleichbar, sollte man ann ebensoi n de Vergleich aufnehmen. Und warten wir ausserdem mal ab was die Musikmesse noch an Überraschungen bringt :-)
Also ich habe die Studio auch und sie läuft auf meinem iMac ohne Probleme. Und der hat nur USB 3.0 Ports.
Das Update, was wohl bald kommen soll, soll dann auch 64Bit fähig sein. Testet ihr das nach?
@Tony_B Laut Akai sollen auch nur wenige Modelle betroffen sein. Leider haben wir keine Liste bekommen. Aber wer kein Retina MacBook benutzt, sollte bedenkenlos zugreifen können.
Die Software werden wir wieder ab Version 2.0 testen.
Bin mal gespannt auf AKAI MPC Element!