Premium Set von Alesis
Der Hersteller Alesis scheint – wie so viele E-Drum Anbieter auch – für jeden Geldbeutel ein E-Drum-Kit anbieten zu wollen. Nach dem erst kürzlich getesteten Alesis Crimson II SE Mesh Kit sowie des Juniors Alesis Nitro Mesh Kit folgt hier ein E-Drum Set der Premium-Klasse. Unter anderem wurden die Durchmesser bei den Becken- und Tom Pads im Vergleich zu den vorgenannten Sets noch einmal um zwei Zoll erhöht. Uns stand das 10-teilige Set mit Dual-Zone Mesh-Heads samt Chrom-Rack und dem DM10 MKII Pro Sound-Modul zum Test zur Verfügung.
Aufbau des E-Drum-Kits
Der Sympathie-Bonus bei meinem Postboten wird heute hart auf die Probe gestellt! Als ich den riesigen Karton mit dem Alesis-Schriftzug erblicke, habe ich absoluten Respekt und auch Verständnis, wenn ein 105 x 86 x 27 cm großer Quader mit 44 kg (!) mit der Sackkarre nur bis ins Erdgeschoss angeliefert wird. Und er wird sich sicher freuen, wenn dieselbe Lieferung in Kürze wieder abgeholt werden darf. Aber erst einmal steht auspacken auf dem Plan. Der Einfachheit halber schäle ich die Innenkartons direkt im Treppenhaus auseinander und nehme die Treppen lieber mehrmals – mein Rücken dankt es mir! Auch wenn ich die Vorteile einer Lieferung nur in einem Karton seitens des Herstellers verstehen kann, favorisiere ich ab einer gewissen Größe doch eine Aufteilung in zwei oder mehrere Kartons. Das wäre hier auch definitiv ein Vorteil. Auch wenn der riesige Karton einige Transportspuren davongetragen hat, innen ist alles tadellos angekommen – Kartonage in Kartonage ist prinzipiell schon eine gute Sache.
Auch bei den größten Brocken (der doppelstrebige Snare-Ständer, das Kick-Drum-Pad und das Chrom-Rack) ist alles gut geschützt und kommt ohne Macken an. Neben den 10 Einzelteilen in beschrifteten Kartons wird eine zweiseitige Montageanleitung samt Übersicht des Lieferumfangs mitgeliefert.
Das Premium-Chromrack ist wirklich stabil. Die Klammern haben gut greifbare Drehgriffe sowie Vierkantschrauben mit Unterlegscheiben zur Fixierung. Ebenfalls gut gestaltet sind die Verbindungsklemmen für die runden Rack-Stangen. Innenliegend verfügen sie über eine senkrechte Strebe, die die Nut am Ende der gebogenen Rack-Rohre aufnimmt und somit das Rohr vor dem Verrutschen schützt: einfach die Vierkantschrauben etwas lösen und die Rohre in die Klemmen einstecken. Hierzu liegt ein Vierkantschlüssel mit Hebelwirkung bei. Dank der vormontierten Verbindungsklemmen ist das Grundgerüst schnell aufgebaut.
Die Rack-Klammern von Alesis verfügen über einen praktischen Klappmechanismus, somit müssen diese nicht vor dem Anstecken der senkrechten Seitenteile bereits auf das waagerechte Rohr eingesteckt, sondern können flexibel nach dem Zusammenbau angebracht werden. Auch dieses Premium-Rack ist dank der hohen Rack-Beine für einen im Vergleich zum Akustik-Drum-Set normalhohen Aufbau ausgelegt. Wie auch schon in der Aufbauanleitung des Mesh-Kits, wird die Montage der Rack-Klammern leider seitenverkehrt dargestellt. Das sollte wirklich nicht sein. Dank des Klappmechanismus geht der Richtungswechsel jedoch schnell von der Hand.
Im Gegensatz zum knalligen Rot bei den Kesseln der Mesh Kit II Toms bleibt die Optik bei den Tom-Pads des DM Kits ganz und gar beim klassischen Schwarz. Sogar die Vierkantschrauben und die Mesh-Heads sind genauso wie die Gummilippen komplett in Schwarz gehalten. Klassisches Chrom findet sich nur am Spannreifen. Das sieht in Summe schon schick aus. Je nach Blickwinkel und Fellspannung sind unter den Mesh-Heads zwischen 9 und 10 Triggerpunkte zu erkennen, wovon mittig vier Trigger analog zu einem Quadrat angebracht sind. Die restlichen verteilen sich in gleichmäßigen Abständen zwischen Fellmitte und Fellrand. Das Spielgefühl wird davon nicht beeinträchtigt – der Anschlag ist an jeder Stelle des Heads gleich.
Die Bauweise der Toms ist wertig und stabil. Die beiden Rack-Tom-Pads kommen in 10“ Größe daher, das dritte und vierte Tom-Pad, die als Floor-Toms montiert werden, fallen mit 12“ Größe noch einmal größer aus. Das ist schön, um auch hier mehr das Gefühl eines akustischen Sets zu erhalten, jedoch zeigt sich bei der Montage, dass somit das Rack noch gerade so ausreicht, um diese am rechten Auslegerohr zu platzieren.
Das dritte Tom muss demnach recht nah am 2. Rack-Tom positioniert werden, was somit den individuellen Aufbau einschränkt. Zudem fallen beim Einstecken der Tom-Pads in die Halterungen schwarze Drehregler am Gehäuse der Pads auf. Mit etwas Licht ist eine Markierung mit Minus und Plus zu erkennen. Ein durchaus interessantes Feature, das die Sensitivität der Pads unabhängig vom Soundmodul regelt. Damit diese auch erreichbar bleiben, sollte bei den Aufbauzeichnungen bereits der Hinweis dazu erwähnt werden, sonst ist wieder ein Umstecken und gegebenenfalls ein Neupositionieren der Klammern notwendig.
Als Snare-Pad wird ein identisches Tom-Pad in 12“ Größe verwendet. Die Montagehalterung ist überflüssig, da es auf den dreiarmigen und doppelstrebigen Snare-Ständer montiert wird. Dieser ist stabil und ebenfalls in Chromausführung.
Die zwei mittleren Senkrechtrohre des Racks sind für das Einstecken des linken Crashs und des Rides ausgelegt. Die passenden Beckenhalter haben einen verstellbaren Ausleger und ich bin überrascht, wie weit diese doch einstellbar sind. Hier war ich zuerst aufgrund ihrer Länge skeptisch.
In glänzendem Chrom und mit Rasterstellern ausgestattet, führen sie optisch das schlichte Design des Racks fort. Weniger zufrieden bin ich mit der Lösung, dass das rechte äußere Standrohr neben den Floor-Toms ebenfalls für das Einstecken eines Beckenhalter vorgesehen ist. Da ich das 2. Crash-Becken gern direkt neben dem Ride-Becken positioniere, kommt hier der Ausleger an seine Grenze. Hier eine längere Ausführung beizulegen, wäre eine tolle Sache! Denn auch bei einem sehr weit nach rechts ausgerichteten Querrohr, um die Floor-Toms weiter weg zu positionieren, wäre somit ein besserer Platzierungsradius des 2. Crashs möglich.
Die Becken-Pads sind ebenfalls in Schwarz gehalten und alle mit einer 2/3-Schlagfläche ausgestattet. Das 16“ große DM-Ride kann dank des Auslegers gut in einer hohen oder aber auch niedrigen Spielposition eingestellt werden.
Die beiden Crash-Becken kommen als 14“ Ausführung daher. Interessanterweise stecken in diesen Pads ein Blind-Klinkenstecker in der zweiten Klinkenbuchse: Somit wird aus einem Alesis 14“ Ride Cymbal mit drei Zonen aus einer günstigeren Preisklasse nun ein 14“ DM Crash-Cymbal mit nur zwei Zonen. Das ist clever, denn so können gleiche Produkte unterschiedliche Funktionen übernehmen.
Der untere Rand aller Becken ist wie erwartet rückseitig deutlich verstärkt – somit sind Edge-Sounds sowie das Abstoppen des Beckens möglich.
Die HiHat besteht aus zum einem aus einem 12“ Becken, das identisch zu den Crash-Becken ausgeführt, jedoch als HiHat-Becken gekennzeichnet ist. Zum anderen aus dem sogenannten „Real Head Pedal Continuous“ Controller mit silberner Trittfläche. Dieser verfügt über zwei Dorne und 2 Klettbänder auf der Unterseite, die eine gute Stabilität auf Teppich bieten, jedoch auf glatter Oberfläche leider versagen.
Die Kick-Drum besteht aus einem 8“ Tom-Pad und einer schwarzen Säule und ist ebenfalls mit zwei Einstelldornen sowie einer Klettfläche auf der Unterseite ausgestattet.
Wie ich bereits beim Alesis Mesh Kit II berichtet habe, hat die Kick-Drum zwei Nachteile: So neigt das ganze System aufgrund des hohen Gewichts beim Einsatz auf glattem Boden, vom Drummer fortzuwandern und die Blechnase kippt beim Anschrauben eines Pedals die Konstruktion vom Spieler weg und der Beater trifft nicht mehr senkrecht auf das Mesh-Head. Hier sollte nachgebessert werden.
Ein Bass-Drum-Pedal gehört nicht zu Lieferumfang und somit ist dies das einzige Element, das noch individuell hinzukommen muss. Ansonsten ist das Kit vollständig einsetzbar – sogar ein Paar Sticks werden mitgeliefert.
Alesis Soundmodul
Das DM10 MKII Pro Drum-Modul wird mittels Halteklammer aus Kunststoff am Rack befestigt. Diese umfasst den 25 Pin-Multistecker, um diesen sicher zu fixieren. Dank drei Schrauben wird die Steckverbindung am Modul gesichert. Leider hat diese Halterung den Nachteil, dass die Position des Moduls nur direkt auf dem Seitenrohr möglich ist. Hier wäre eine flexiblere Einstellmöglichkeit wünschenswert. Denn aufgrund der Breite des Moduls ist die Position nur genau zwischen linkem Seitenteil und dem HiHat-Beckenhalter möglich. Bei einer Verlängerung der Halteklammer um ca. 5 cm nach oben wäre zumindest eine Verschiebung des Drum-Moduls nach links über das Seitenrohr hinaus denkbar.
Der Kabelbaum ist mit passenden Kabellängen versehen, die Kabelenden sind farblich markiert und mit ihren Zielen beschriftet. Ein Verweis auf die Farben der Kabel und den Komponenten würde sich übrigens auch sehr gut auf der Aufbauanleitung machen.
Das zweite Crash-Becken und das vierte Tom-Pad werden über ein separates Klinkenkabel an der Rückseite des Soundmoduls verbunden. Dort befindet sich neben dem Kopfhörerausgang (3,5 mm Stereoklinke) noch eine AUX In-Buchse – ebenfalls als 3,5 mm Stereoklinke ausgelegt – sowie die beiden 6,3 mm Monoklinkenbuchsen L/R für das Stereo-Out-Signal, eine MIDI In- und Out-Buchse, ein USB-MIDI-Port, die Buchse für einen USB-Stick sowie die des Netzkabels. Somit sind alle Anschlüsse rückseitig ausgeführt.
Das DM10 MKII Pro Modul kommt in typischer rechteckiger Form daher. Im oberen Bereich bietet es ein großes Display mit blau-weißer Anzeige, das gut ablesbar ist. Darunter befinden sich drei Funktionstasten (F1 bis F3), die je nach Seitenanzeige im Display unterschiedliche Funktionen übernehmen.
Mittig daneben sind Up- und Down-Taster sowie ein Enter- und Exit-Button platziert. Rechts davon folgt das Jog-Wheel, um die Nummernwerte bei Kits und Songs einzustellen. Die Vertiefung für die Fingerkuppe ist spürbar. Die rechtsseitige Anordnung des Wheels ist im Rechtshänderaufbau ungünstig, da die Bedienung nun mal mit der linken Hand erfolgt und der Arm quasi die Blickrichtung zum Display kreuzt. Wenn das Wahlrad links des Displays platziert wäre, hätte dies den Vorteil, dass man sich nicht so weit nach rechts strecken müsste und ggf. das Display nicht verdeckt wird – sprich die Handhabung wäre besser.
Im unteren Bereich des Moduls sind in drei Bereichen weitere Taster und Regler platziert. Links befindet sich der etwas vertieft sitzende Ein- und Aus-Taster, daneben drei Regler zur getrennten Lautstärkeregelung des Master-Ausgangs, des Aux-Inputs und des Kopfhörers.
Mit den drei darunter liegenden Save-Tasten können beliebte oder häufig genutzte Menüs, also Display-Ansichten, gespeichert werden. Dies erleichtert den intuitiven Zugriff. Recht praktisch so etwas!
Im nächsten Block befinden sich die Tasten für die Tempo-Einstellung, eine Play/Stop-Taste, die Click-Funktion, die Aufnahme/Record-Taste und die Song-Auswahl-Taste. Die Click-Funktionstaste leuchtet bei Aktivität mittels grünem Leuchtrand, ebenso die Record-Taste in Rot. Die Play/Stop-Taste verfügt über einem hellweißen Leuchtrand – ein hilfreiche Sache! Zudem ist die Strahlkraft der Beleuchtung angenehm ausgewogen. Der mittels senkrechten Strich auf dem Gehäuse abgetrennten rechten Tastenblock gewährt Zugriff auf die voreingestellten Kits, die Coach-Funktion, den USB-Memory-Anschluss, den Utilities und den Trigger-Einstellungen. Sofern die Kit-Funktion aktiv ist leuchtet unterhalb der Taste ein grüner Balken. So wird optisch auch noch einmal klar, welches Menü gerade aktiv ist. Alle Taster haben einen guten Druckpunkt und sich von der Größe her noch ausreichend groß.
Die beiliegende 6-sprachige Kurzbedienungsanleitung bietet auf 14 Seiten alle wesentlichen Informationen zu den Einstellungsparametern und Übungsfunktionen des Soundmoduls. Alle „Voices“ können in ihrer Lautstärke, ihrer Position im Panorama, ihrer Tonhöhe, dem Anteil des Halleffekts und dem Ausklingverhalten sowie dem Effektanteil, dem Dämpfungsgrad, dem Tuning des Pad-Heads bzw. der Größe und des Sustains des Beckens verändert werden. Klangliche Vielfalt bieten die 700 Sounds in 50 Preset-Kits und 30 User-Kits allemal!
Die Effektparameter können hinsichtlich des Equalizing, des Reverbs und der Kompression eingestellt werden. Trigger-Einstellungen sind in puncto Threshold, Empfindlichkeit, Rim-Empfindlichkeit, X-Stick Level, der Dynamikkurve sowie dem X-Talk zur Vermeidung von gegenseitigen Triggern der Pads sowie der Zeitabstand des Retriggerns möglich. Das Head-Rim-Adjustment verringert Überlagerungseffekte zwischen der Schlagfellmitte und dem Rahmen des Drum-Pads.
Das Metronom kann in den gängigen Parametern eingestellt werden: Metronom-Sound, Lautstärke, Taktart, Click-Intervall und ob es auf den Master geroutet wird oder nur auf die Kopfhörer. Da es keinen separaten Lautstärkeregler für die Lautstärke des Clicks gibt, habe ich mir die Menüfunktion Click-Lautstärke sogleich auf die Taste SAVE 1 gespeichert – so habe ich schnell den Zugriff auf diese Regelungsmöglichkeit.
Es werden zudem alle einstellbaren Effekt-Parameter mitsamt der möglichen Einstellbreite, die Dynamikkurven und die technischen Daten aufgelistet. Eine Soundliste sucht man genauso wie die Übersicht der Songs vergeblich.
Spielbarkeit und Klang
Die Mesh-Pads verfügen über einen guten Rebound. Die etwas größeren Tom-Pads „spürt“ man hierbei im Vergleich zu klassischen 8“ Pads bereits nach kurzer Zeit. Die Einstellung der Sensitivität auf „maximal“ an allen Tom-Pads sowie dem Snare-Pad erübrigen erst einmal den Zugriff auf die Trigger-Einstellungen im Menü. Natürlich kann man hier noch das eine oder andere verfeinern, jedoch ist das schon prima so.
Die Becken-Pads reagieren in jeglicher Spielweise sauber. Es ist positiv, dass aufgrund der 16“ Ride Größe nun die Wölbung für den Glocken-Sound größer als beim 14“ Modell ausfällt und nicht nur die Entfernung zwischen Rand und Kuppe „verlängert“ wurde. Die Beckensounds erklingen in der Grundeinstellung für meinen Geschmack etwas zu höhenbetont im Vergleich zu den anderen Sounds – hier habe ich das Equalizing etwas angepasst. Die Tom-Sounds habe ich allesamt etwas in der Lautstärke zurückgedreht, damit die Snare-Drum deutlicher wahrnehmbar ist. Die HiHat bietet als Zwei-Komponenten-Lösung eine gute Replizierung des normalen Spielgefühls.
Bei den Sounds wird Alesis-üblich die Vielfalt großgeschrieben. Die Reise geht hier durch viele Klänge und Geschmacksrichtungen, bis hin zu unterschiedlichen Ländern in der Percussion-Abteilung. Besonders aufgefallen ist mir hierbei das Taiko-Kit (vgl. Klangbespiele). Es gibt neben verschiedenen akustischen Sets auch elektronische Klänge oder Specials wie beispielsweise „Voices“. Insgesamt erklingen die Sounds sehr klar in ihrer Grundeinstellung. Interessant ist hier die Modulation der Dämpfung der einzelnen Sounds – so erzeugt man auch andere Klangcharakteristiken.