Praktisches Set (nicht nur) für zu Hause
Ok, so langsam komme ich dahinter. Die V-Drum Serie bezieht sich auf E-Drums, die auch nach E-Drums aussehen, im Gegensatz zur neuen VAD-Serie, bei der man schon genau hinschauen muss, um das elektronische Wesen zu erahnen. Aber wie sehen E-Drums denn nun aus? Gibt es überhaupt noch ein typisch erkennbares E-Set? Der Trend, elektronische Drums optisch aufzupeppen, indem man sie in echte Trommelkessel verbaut, hält schon seit Jahren an. Im Falle des neuen Roland VAD Sets ist dabei ein wirklich gelungenes Produkt entstanden. Man fühlt sich wie am „echten“ Drumset. Aber ich frage mich wirklich, was ist denn heutzutage echt?
E-Drums verkaufen sich in deutlich höheren Stückzahlen als akustische Schlagzeuge. Die Kids von heute wachsen mit elektrischen Drums auf und sind natürlich mit der Materie vertraut. Hybrid-Sets, zusammengebaut aus allerlei akustischen und elektrischen Schlaginstrumenten, werden immer häufiger auf Bühnen gesichtet. Es ist und bleibt wahnsinnig interessant. Sehen wir also genauer hin, was Roland mit dem TD-27 Set Neues auf den Markt bringt.
Der Aufbau
Zuerst mal sieht alles aus, wie eben ein E-Drumset aussieht. Pads, Becken-Pads, ein Kick-Pad. Der Aufbau gestaltet sich leicht, alles ist logisch vorbereitet. Das Rack ist, wie bei Roland üblich, stabil gebaut und die Pads sind mit entsprechend gut zupackenden Klemmen angebracht.
Die Verkabelung ist dank der Beschriftung für die entsprechenden Pads kinderleicht zu bewerkstelligen. Am Modul selbst wird nur der Multicore-Stecker angebracht. Die Snare sowie das Ride-Becken werden an den entsprechenden USB-Buchsen (Digital-Trigger) angeschlossen. Diese sind schon vom TD50 bekannt und als herausragend bewertet.
Das E-Drum Modul
Das TD-27 Modul ist uns schon vom VAD-Set her bekannt. Es handelt sich um ein erstklassiges Soundmodul mit kompakten Abmessungen mit schnellem Trigger-Verhalten und vielfältigen Möglichkeiten, persönliche Sounds zu editieren. Bedienoberfläche und Menü-Organisation sind übersichtlich gestaltet und man gelangt schnell in die entsprechende Bedienebene.
Sehr gut gefällt mir der Zugriff aufs interne Routing. Hier muss man nicht um etliche Ecken denken, sondern bekommt kalt angezeigt, auf welchen Ausgängen sich der Sound befindet:
Zum Koppeln mit Music Playern, Smartphones oder Tablets verfügt das Modul über eine Bluetooth-Schnittstelle. Praktisch ist, dass die Verbindung gespeichert bleibt. So kann sich ein Schüler im Unterricht immer schnell verbinden, um zur gewünschten Musik zu spielen.
Auch Backing-Tracks lassen sich gut intern verarbeiten. Sogar ein nachträglicher Sync mit dem Click ist möglich. Der eingebaute Drumcoach ist nett, ich hätte den Funktionsknopf aber an eine wichtigere Funktion vergeben.
Im folgenden Bild gut zu erkennen: Direct-Out, Master-Out, MIDI In/Out, Crash 2 und drei zusätzliche Aux-Trigger-Eingänge sowie die drei USB-Anschlüsse, um digitale Pads (in diesem Fall Snare und Ride) anzuschließen.
Wie ich schon im VAD Test beschrieben habe, sind die graphischen Display-Darstellungen zwar funktionell, wirken aber recht antiquarisch. Hier würde etwas frischer Wind nicht schaden.
Die Roland Pads
Gerade wo Verwendung von echten Trommelkesseln so schön Schwung in das oft altbackene Design von E-Drums kommt, tue ich mir schwer, wieder auf Pads herumzuklopfen. Klar, ich jammere auf höchstem Niveau, denn die Pads spielen sich sehr gut. Besser als das Meiste, was derzeit am E-Drum Markt zu haben ist. Ich muss schon sagen, mein letzter AMAZONA.de Test, der das Roland VAD-Set beschreibt, hat schon richtig Spaß gemacht. Das Set spielt sich mit geschlossenen Augen so „echt“, man könnte sich glatt dran gewöhnen. Hier hingegen merkt man deutlich, dass es sich um Pads handelt. Da lässt sich dem routinierten Drummer-Hirn nichts vormachen. Aber wie gesagt, es sind sehr gute Pads.
Die Becken wurden überarbeitet, sind jetzt dünner und „schwingen“ tatsächlich ähnlich wie wir Drummer es von metallenen Scheiben gewohnt sind. Die Verarbeitung ist tadellos, Schwachstellen kann ich nicht finden. Grundsätzlich sind gutsitzende Inear-Hörer zu empfehlen, da so die akustischen Anschlagsgeräusche am besten eliminiert werden. Ein E-Drumset macht so am meisten Spaß, wenn wirklich nur der Sound des Moduls zu hören ist.
Die Stimmschrauben sind extrem lang und schwergängig. Das hält zwar die Stimmung, erfordert aber viel Geduld und Kraft, um einen Fellwechsel durchzuführen. Am besten man bedient sich eines Akkuschraubers mit Vierkant-Aufsatz.
Die Sounds
Die 728 mitgelieferten Sounds sind wie zu erwarten vielfältig und für viele Anwendungen weitestgehend ausreichend. Dafür gibt’s auch ausreichend Speicherplatz im WAV-Format (hier findet ihr einige Roland Demo Videos).
Auch bei diesem Roland Set erkennt man einige typische Sounds, die anscheinend in allen Roland Librarys vorkommen. Ich meine nicht die TR-808 und TR-909 Sounds, sondern die, die versuchen, nach Schlagzeug zu klingen. Einigen gelingt das wirklich gut, andere klingen dagegen nicht zeitgemäß. Hier könnte Roland mal „ausmisten“ und altes über Bord werfen. Ich denke, eine kleinere Auswahl kann eher überzeugen, sofern diese entsprechend hochwertig ausfällt
Praxistest
Grundsätzlich arbeitet das Set zuverlässig und einwandfrei. Lästiges aus der Vergangenheit, wie Doppeltrigger oder nicht auslösende Trigger, gehören wohl endgültig vergangenen Zeiten an. Von einem heutigen E-Drumset sollte man das auf jeden Fall erwarten können.
Auf einem elektrischen Schlagzeug dynamisch zu spielen, bedarf immer einer Eingewöhnungsphase. Man muss die „Range“ des Lautstärkebereichs erstmal ins eigene Spielgefühl bringen. Dies gelingt auf modernen Instrumenten wie dem TD-27 KV schnell. Ich erinnere mich an düstere Zeiten, in denen das mit kaum einem erhältlichen Modul gelang und mich live auf der Bühne oft frustrierte.
Umso schöner, dass es heute so einfach ist. Selbst mit den Werkseinstellungen kann man viel anfangen. Mit etwas Zeit, sich in die Editierungsebenen zu vertiefen, lässt sich das Set gut an das eigene Spielverhalten anpassen. Neue Technologien wie die Prismatic Sound Modeling-Technologie, lassen das E-Drumset natürlicher klingen, als es bisher möglich war.
Das Rebound-Verhalten auf der Snare und den Tom-Pads ist angenehm und realistisch. Sehr gut gefällt mir das Feeling auf den neu designten Cymbal-Pads. Diese sind laut Aussage von Roland dünner als bisher und daher realistischer im Schwingungsverhalten (was sich natürlich nur auf das Schlaggefühl und nicht auf den Sound auswirkt).
Sehr cool finde ich die Möglichkeit, über den USB-Port Einzelkanäle per DAW aufzuzeichnen. Diese Funktion kennen wir schon vom großen Bruder, dem TD-50. Schön, dass Roland dem TD-27 Modul diese Funktion nun ebenfalls spendiert.
Das Kick-Pad macht, was es soll, bleibt aber eben ein Kick-Pad. Das Anschlagsgeräusch auf die runde Schlagfläche erscheint mir recht brachial und kräftig. Die Nachbarn werden vermutlich auch etwas davon haben, da sich die Schwingungsübertragung deutlich bemerkbar macht. Das ist bei den neuen VAD-Sets mit echtem Trommelkessel deutlich besser, da sich die Schlagkraft durch das Fell nicht 1:1 auf den Kessel überträgt.