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Test: Alvarez MGA66 ESHB, Akustikgitarre

Brünette Schönheit

1. April 2020

Seit mehr als 50 Jahren werden bei Alvarez, die mit der Zusammenarbeit von Gitarrenbaumeister Kazuo Yairi zu Ruhm gelangten, hochwertige Gitarren in allen Preislagen gebaut. Einige Endorser wie beispielsweise Crosby, Stills & Nash, Ritchie Blackmore und Joe Bonamassa lassen vermuten, dass die Qualität dieser Instrumente hochwertig ist. Unser heutiges Testobjekt, die Alvarez MGA66 ESHB, ist ein Grand Auditorium Electric Modell aus der Alvarez Masterworks Serie, die auch optisch sicherlich viele Freunde finden wird. Die Decken der Masterworks-A66-Gitarren von Alvarez wurden im sogenannten Shadowburst-Finish getönt. Das kann man auch an dem Zusatz „SHB“ in der Modellbezeichnung sehen.

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Erster Eindruck

Der erste optische Eindruck fällt sehr positiv aus, da das Design wirklich gelungen ist und viele kleine durchdachte Details bereitstellt, die wir uns näher ansehen werden. Im Lieferumfang ist kein Koffer bzw. Gigbag enthalten, lediglich der Schlüssel zur Einstellung der Halsspannung und ein bei Bedarf aufzuklebendes Schlagbrett. Wie alle Alvarez Gitarren wurde auch die Masterworks-A66-Serie in St. Louis entworfen und in China gefertigt.

Der Eindruck der Gitarre, die die im Netz zu findenden Bilder dieses Modells wiedergeben, wird sicherlich noch nach oben korrigiert, wenn man dieses Instrument „in natura“ sieht. Die Auswahl des Materials, die wunderbare Verarbeitung, „Schnörkellosigkeit“ und anscheinende Schlichtheit der Gitarre ergeben ein wunderbar homogenes Bild. Bei genauerem Hinsehen kann man aber dann zahlreiche durchdacht Details entdecken, die wir später noch unter die Lupe nehmen. Der Hals wurde seidenmatt lackiert, was eine gute Bespielbarkeit möglicherweise unterstützen könnte und vielen Gitarristen in die Karten spielt, die keine Hochglanzlackierung mögen.

Beim ersten spontanen Anspielen fällt der ausgewogene Ton des Instruments auf. Straffe, jedoch nicht wummernde Bässe, durchsetzungsfähige Mitten und perkussive Höhen, die rund, aber nicht „quäkend“ klingen.

Die elektrifizierten Modelle der 66er-Serie verfügen über ein eingebautes Tonabnehmersystem mit Vorverstärker aus dem Hause B-Band. Der Preamp erhält sein Signal aus zwei Quellen, einem Undersaddle-Transducer (UST) und einem unter der Decke verbauten Pickup (AST = Acoustic Soundboard Transducer).

Alvarez MGA66 ESHB – Korpus

Die äußerlich sehr attraktive Alvarez MGA66 ESHB wurde komplett (Decke, Boden, Zarge) aus afrikanischem Mahagoni (Solid African Mahogany) gefertigt. Die Lackierung hört auf den Namen „semi gloss finish“ und bringt die Maserung des Holzes gut zum Vorschein. Man darf sich an einigen kleinen Details erfreuen, so wurde die Brücke mit Bridge-Pins aus Ebenholz bestückt. Auch das Binding aus Akazie erfreut das Herz. Ab Werk kommt die „Brünette“ mit D’Addario EXP16 Saiten.

B-Band SYS650 Back

Die Rückenansicht der brünetten Schönheit

Eine Besonderheit einiger Alvarez Gitarren ist die sogenannte „bi-levelbridge“. Man hat den Bereich um die Bridge-Pins herum minimal tiefer gelegt, um so den Winkel und damit den Druck der Saiten auf die Stegeinlage zu erhöhen.

Steg aus Indian Laurel/Rosewood mit Pins aus Ebenholz

Der Hals

Das Griffbrett wurde aus Indian Laurel/Rosewood gefertigt. Nur am 12. Bund hat man eine Einlage (geschwungenes Perlmutt-Inlay) in das Griffbrett integriert, die eingelassenen Dots (1,5 mm Paua Abalone) an der Griffbrettkante ermöglichen jederzeit eine problemlose Orientierung. Die Bünde sind angenehm hoch, aber nicht zu breit. Hier wurde ausgesprochen sauber gearbeitet, da die Bünde allesamt perfekt eingelassen, abgerichtet und abgerundet wurden, sodass man sich auf dem Hals sofort zuhause fühlt. Die Einstellung der Halsspannung geschieht bei Bedarf durch das Schallloch.

Dem Hals wurde ein Knochensattel spendiert, der klanglich sicher Vorteile gegenüber Kunststoff aufweist. Der Hals wurde erfreulicherweise nicht angesetzt, um Material zu sparen, wie das bei vielen Niedrigpreis- bzw. sogar Mittelklassemodellen (meist im Bereich des zweiten Bundes) häufig zu finden ist. Der Hals fällt relativ flach aus und besitzt eher ein Profil, das man bei einer E-Gitarre antreffen würde.

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Flügel aus Ebenholz, Abdeckung aus Perlmutt

In die Kopfplatte wurde das typische Alvarez-Logo aus Perlmutt eingelassen. Die „Premium-Diecast-Mechaniken“ wurden vergoldet, erhielten auf der Rückseite eine runde weiße Perlmutteinlage und Flügel aus Ebenholz, was optisch sicherlich anspricht.

Die Elektrik

Auf der Website von Sound Service, dem deutschen Vertrieb für diese Gitarre, ist zu lesen, dass die Alvarez MGA66 ESHB mit einem L.R.Baggs Stagepro Element ausgestattet wurde. Inzwischen wird dieses Modell mit dem B-Band SYS650 Tonabnehmersystem bestückt, das in die Zarge integriert wurde. Der Preamp erhält sein Signal von zwei Quellen, einem unter dem Steg verbauten sogenannten „Undersaddle-Transducer“ (kurz UST genannt) und einem Pickup (AST = Acoustic Soundboard Transducer), der direkt unter der Decke verbaut wurde. Beiden Tonabnehmer können gemischt und das gemeinsame Signal mit einem 3-Band-EQ bearbeitet werden. Die beiden Pickups klingen unterschiedlich, der „UST“ warm und voll, der AST knackig und etwas höhenbetonter. Der eingebaute 3-Band-EQ greift recht kräftig in das Klanggeschehen ein, so lassen sich zahlreiche Klangvarianten erzeugen.

B-Band SYS650 Pickup 1

Dreibandige Klangregelung, Notchfilter, Stimmgerät und Mischen zweier Tonabnehmersignale

Ein Schieberegler gestattet es, sich schnell den gewünschten Mix aus AST und UST zusammenzuschrauben. Der NOTCH-Regler kann bestimmt Frequenzen schmalbandig herausfiltern, was sicherlich sehr nützlich werden könnte, wenn aufgrund hoher Bühnenlautstärke einmal Feedbacks entstehen sollten. Auch ein gut ablesbares Stimmgerät ist integriert. Ist die Saite perfekt gestimmt, wechselt das Licht von blau zu grün. Praktischerweise ist auch eine kleine rote Leuchtdiode integriert, die uns rechtzeitig warnt, falls die Batterie nicht mehr die ausreichende Spannung liefern sollte.

MGA66ESHB Pickup Buchse

Batteriefach mit XLR- und Klinkenbuchse

An der Zarge wurden die Ausgangsbuchsen (6,3 mm Klinkenbuchse und XLR) für das Tonabnehmersystem und das leicht zu öffnende Batteriefach integriert. Für die Stromversorgung kommt ein handelsüblicher 9-Volt-Block zum Einsatz.

Das Handling

Der Hals der Gitarre liegt gut in den Fingern und spielt sich ähnlich einer Elektrogitarre. Das Profil bewegt sich im Rahmen „mittlelstarkes D“ und dürfte sicherlich viele Freund finden, da es nicht „zu speziell“ ausfällt wie beispielsweise ein fetter Hals mit V-Profil oder einem sehr flachen Flitzefinger- Hals wie viele Ibanez Gitarren etc. Die Gitarre war ab Werk recht gut eingestellt, wobei bei einer evtl. angestrebten Verbesserung der Saitenlage noch etwas Spielraum bestünde. Diese wäre jedoch nur durch ein Abfeilen der Stegeinlage zu erreichen, was sicherlich einen Fachmann erforderte.

Der Sound

Rein akustisch macht die Alvarez MGA66 ESHB bereits einen sehr guten Eindruck, da sie einen sehr ausgeglichenen Sound produziert. Die Bässe fallen relativ schlank aus, die Mitten besitzen eine gute Durchsetzungskraft und die hohen Frequenzen „perlen“ angenehm aus dem Korpus des Instruments. Damit eignet sich die Gitarre klanglich für diverse Stilistiken wie Strumming oder auch Fingerpicking.

Die Klangbeispiele wurden mit dem integrierten Tonabnehmersystem erstellt, da dieses ein entscheidendes Feature für eine gute Bühnengitarre oder auch für den Einsatz im Studio ist. Das Ausgangssignal der Alvarez MGA66 ESHB wurde hierfür mittels eines XLR-Kabels direkt in meinen Apopgee Wandler geschickt und in Logic aufgenommen. Hier wurde auch etwas Hall hinzugefügt, was dem Klang eines akustischen Instruments sicherlich gut tut.

Wir hören zunächst nur den AST-Klang, der Schieberegler steht also ganz links:

Der ausschließliche Einsatz des UST-Pickups könnte etwa folgendermaßen klingen:

Den optimalen bzw. natürlichsten Klang erhalten wir durch eine gut abgestimmte Mischung der beiden Tonabnehmer:

Schließlich hören wie wieder einen 1:1 Mix aus UST und AST, die Bässe (1 h) und Höhen (2 h) wurden leicht angehoben. Der dreibandige EQ greift praxistauglich ein:

Auch die perkussiven Elemente (wie Klopfen etc.) und das „Quietschen“ der Saiten werden natürlich übertragen und halten den Sound lebendig. Das Notch-Filter wäre darüber in der Lage, feine Frequenzbereiche aus dem Signal zu eliminieren, um sich beispielsweise eines Feedbacks zu entledigen. Im Rahmen der Klangbeispiele kommt dieser jedoch nicht zur Verwendung, um den Sound möglichst linear wiederzugeben.

Summa summarum ist die Alvarez MGA66 ESHB eine gelungene Symbiose aus ausgewogenem Sound, sehr ansprechendem Design, guter Bespielbarkeit und sicherlich auch einem gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.

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Fazit

Die Alvarez MGA66 ESHB klingt überzeugend, sieht ausgesprochen ansprechend aus und wurde hervorragend verarbeitet. Das integrierte Tonabnehmersystem erlaubt das Mischen zweier Klangquellen und gestattet somit, sich im Handumdrehen den optimalen Sound aus einer Fülle von Klangmöglichkeiten zusammenzuschrauben. Das Preis-Leistungs-Verhältnis geht sicherlich voll in Ordnung, da die Verarbeitung, das individuelle und ansprechende Design, die gute Ausstattung und der Klang stimmen.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Design
  • Tonabnehmersystem

Minus

  • Gigbag bzw. Koffer nicht im Lieferumfang

Preis

  • 950,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Sam Hain

    Ich besitze die MDA66SHB Dreadnought und hatte zuvor noch eine Grand Auditorium aus der Artist Serie und kann sagen, beide waren hervorragend verarbeitet. Sehr gut fand ich bei beiden, die Verwendung von Sätteln und Stegeinlagen aus Knochen, was nicht unbedingt selbstverständlich ist.

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