4 mal 1081 gleich 4081
Selbst das wohl stärkste Trademark im professionellen Studiobetrieb muss mit der Zeit gehen, daher hat die von Rupert Neve ins Leben gerufene Firma mit dem AMS Neve 4081 QuadMic den legendären 1081-Mikrofon-Vorverstärker als Ausgangspunkt genommen und ihn schlicht und ergreifend vervierfacht.
Die Konstruktion des AMS Neve 4081 QuadMic
Einer der Namen, die man als erstes in seiner Ausbildung in der Tontechnik kennenlernt, ist die Firma Neve, die nach dem Kauf durch die Firma Siemens im Jahr 1985, im Jahr 1992 durch die Fusion mit der Firma Advanced Music Systems in die Firma AMS Neve umgewandelt wurde. Die Mikrofon-Preamps 1073 und 1081 zählen noch heute zu den bekanntesten Klassikern der Firma und genießen allein durch ihre unzähligen Kopien anderer Hersteller höchste Wertschätzung. Dieser exzellente Ruf geht auch unter dem neuen Label nicht verloren. In den letzten Jahren wurden mehrere neue Produkte eingeführt, die auf diesen ursprünglichen Designs basieren, jedoch mit modernen Verbesserungen, um sie besser an die aktuellen Workflow-Praktiken und -Anforderungen der Gegenwart anzupassen.
Der 4081 Quad Mic Preamp basiert auf dem immensen Erfolg des 1081-Moduls, das identisch aufgebaut ist wie das Original der Mischkonsole von 1972 oder auch die ferngesteuerte 1081R Variante, die bis zu 12 kompakten Vorverstärkermodulen auf der Basis des Original Neve 1081 oder die technisch verbesserte AIR Montserrat Studio-Variante Platz bot.
Auf den ersten Blick wirkt der AMS Neve 4081 QuadMic durch seine Höhe von 2 HE, seiner halben Rackbreite von 9,5 Zoll und seiner ziemlich großen Tiefe von 270 mm wie ein Ziegelstein in Doppelausführung. Optional ist ein Rack-Kit erhältlich, mit dem bei Bedarf entweder ein einzelner 4081 oder ein Paar in ein Rack eingebaut werden können.
Das Gerät verfügt jedoch auch über Aluminiumgriffe an der Vorderseite, die die Bedienelemente schützen und den AMS Neve 4081 QuadMic als Standalone-Variante zum Einsatz bringen. In diesem Fall ruht das System auf vier Gummifüßen, die auf der Unterseite angebracht wurden.
Trotz seines klobigen Aussehens ist der 4081 mit seinem Gewicht von nur 3 kg überraschend leicht, was wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass er über ein externes Netzteil verfügt. Kann man machen, aber ehrlich gesagt sollte man meines Erachtens bei einem Ladenpreis von knapp 3.500,- Euro einen Kaltgerätestecker erwarten können.
Wie beim 1081R kann jede Funktion der vier Kanäle entweder direkt über die Frontplatte oder aber über die Remote-Control von Neve gesteuert werden. Die Software ist für PC und Mac erhältlich, verbunden wird der 4081 QuadMic über USB 2. Bei Mehrfachbetrieb werden die Einheiten über die RS485 Schnittstelle in Reihe geschaltet. Auf diese Weise können bis zu 16 Stück dieser Einheiten ferngesteuert werden, was ein maximales Aufrüsten von bis zu 64 Kanälen ermöglicht. Ein Vierwege-DIP-Schalter auf der Rückseite bietet die Möglichkeit, jedes 4081-Modul in einer Installation mit mehreren Modulen eindeutig zu identifizieren.
Das Gehäuse kann auch eine optionale digitale Konverterkarte aufnehmen, die die vier Kanalausgänge digitalisiert und sie sowohl im Firewire- als auch im AES3-Format ausgibt. Das gleiche Format wird in digitalem Format als Rückkanal angeboten. Diese werden von einem D/A-Wandler konvertiert und als analoge Line-Level-Signale von einer 25-poligen D-Sub-Buchse am Hauptgerät zur Verfügung gestellt. Diese Kanäle werden normalerweise als Monitor-Returns oder als Direct-Monitor-Mix verwendet. Dieselbe D-Sub-Buchse bietet auch Zugriff auf symmetrische Insert-Returns für jeden Kanal, sodass ein alternatives Eingangssignal an die D/A-Wandler geleitet werden kann. Acht XLR-Ein-/Ausgänge auf der Rückseite des Gehäuses bieten vier Mikrofon/Line-Eingänge und die entsprechenden Ausgänge. Das externe SMPS-Netzteil wird über eine achtpolige DIN-Buchse links außen am Gehäuse angeschlossen.
Im Wesentlichen wurden im 4081er Gehäuse vier 1081R Preamps verbaut, zumal die Funktionen auf der Vorderseite selbigen sehr stark ähneln. Ein großer, sehr leicht arretierter Drehregler mit dem klassischen roten Neve-Flügelknopf befindet sich oben im Kanal und dient zum Einstellen der Vorverstärkung. Dieses Steuerelement verfügt auch über eine Druckschalterfunktion, welche die Konsoleneinstellungen abfragen soll, wenn der 4081 zusammen mit einer Neve 88R-Konsole verwendet wird.
Im Mikrofonmodus erstreckt sich der Verstärkungsbereich in Schritten von 5 dB über 20 bis 70 dB, während er im Line-Modus auf 0 bis 20 dB reduziert wird. Die jeweilige Verstärkungseinstellung wird in einem großen zweistelligen LED-Fenster unter dem Regler angezeigt, wobei zwei zusätzliche LEDs das vorhandene Signal (grün für Signale über 30 dBu) und die Überlast (rot bei +24 dBu, 2 dB unter dem analogen Clipping) anzeigen. Leider hinterlässt der Gain-Regler haptisch mit seiner „labberigen“ Halterung einen vergleichsweise schwachen Eindruck und ist in der Tat eines Geräts dieser Preisklasse unwürdig.
Unterhalb des numerischen Anzeigefensters bieten sechs beleuchtete Drucktasten alle üblichen Vorverstärker-Schaltfunktionen: Phantomspeisung, ein 20 dB Pad, niederohmiger Modus (z. B. für Bändchenmikrofone), Umschalten des Mikrofon/Line-Eingangs, Polaritätsumkehrung und Aktivierung des Einschleifweges, der den Eingang zum (optionalen) D/A-Wandler vom Ausgang des Vorverstärkers auf einen externen Eingang umschaltet. Mit dieser Funktion kann beispielsweise ein externer Kompressor zwischen dem analogen Ausgang eines Kanals und dem entsprechenden symmetrischen Insert-Return zum D/A-Wandler gepatcht und über die Fronttaste des 4081 ein- und ausgeschaltet werden.
Rechts neben den vier Vorverstärker-Steuerbereichen oben im Bedienfeld befindet sich die bekannte Ein-/Ausschalttaste, die an ihrem beleuchteten Neve-Logo erkennbar ist. Darunter befinden sich zwei Schaltflächen, mit denen die Abtastrate und die Taktquelle der optionalen Digitalkarte konfiguriert werden kann. Acht gelbe LEDs zeigen die aktuelle Abtastrate mit allen Standardmodi von 44,1 bis 192 kHz sowie Anzeigen für 384 kHz und die DXD-Abtastrate an. Vier grüne LEDs darunter hingegen weisen auf die aktuelle Taktquelle von Wordclock, AES3, Internal und Firewire hin.
In der Praxis
Der 4081 mag optisch aufgrund des klassischen, rein analogen Designs mit seiner Vergangenheit kokettieren, aber die digitale Konnektivität auf der Rückseite zeigt, dass das Produkt für die Integration in ein modernes Studio bereit ist. Schon bei den ersten angespielten Signalen offenbart sich das Phänomen, das dem Namen Neve seit Dekaden die berühmte Extraportion Glanz und Gloria beschert hat.
Es ist wirklich schwer zu beschreiben, was sich akustisch abspielt, sobald man den AMS Neve im Signalweg hat, aber der klangliche Unterschied ist deutlich zu verspüren. Nahezu jedes eingespeiste Signal, losgelöst von Stilistik oder Frequenzspektrum, gewinnt an Dichte und Charakter. Man könnte fast meinen, das Produkt, das „nur“ die Preamp-Funktion zur Verfügung stellt, hätte einen eigenen, dezent eingestellten Kanalzug aus Kompressor, EQ und Enhancer gleich mit eingebaut.
Man vermisst komplett auf den ersten Höreindruck hin das innere Bedürfnis, das Signal erst einmal mit entsprechenden Tools aufzuarbeiten, so rund, vollmundig und dennoch natürlich quillt das Signal aus den Monitoren. Mit einem Wort, das Signal klingt einmal mehr „analog“ im besten Sinne des Wortes.
Mit der Verstärkung von bis zu 70 dB kommen auch die schmalbrüstigen Signalspender, z. B. in Form von Bändchenmikrofonen auf ihre Kosten oder aber Raummikrofonierungen, die nur sehr wenig Pegel liefern. Auch bei voller Vorverstärkung ist der Rauschanteil vernachlässigbar und färbt das Signal in keinster Weise ein.
Um die Flexibilität des QuadMic auf unterschiedlichen Signalen zu testen, wurden mehrere dynamisch und frequenzmäßig diametrale Signale verwendet. Los geht es mit einem räumlich mikrofonierten Naturdrumset:
Es folgen Aufnahmen eines Funkloops:
Für den Bassbereich eine typische E-Bass Figur:
Etwas Synthetisches aus dem Elektrobereich:
Zum Schluss eine weiblichen Stimme: