Praxis
Und schon fängt der Tester das Grübeln an. Es wäre ja schon eine feine Sache, wenn man einen vollwertigen Amp in einer Seitentasche eines Gigbags unterbringen könnte. Shows spielen mit nur einer Gitarre unter dem Arm und vielleicht zwei Kabeln? Gab es da nicht auch mal passende Zwergen-Endstufen? Vielleicht nur beim Gig den Kollegen fragen, ob man die 4×12“-Box mitbenutzen dürfte, und das Schleppen hat ein Ende? Die Spannung steigt. Also nichts wie ran an die Sache.
Angefangen wie üblich mit dem cleanen Kanal, schlägt sich der SS-30 schon mal sehr ordentlich. Auch ohne Röhren verfügt das Produkt über einen angenehm hohen Grad an Wärme und Geschmeidigkeit. Die Klangregelung arbeitet weich, der Clean-Boost dezent. Dabei sind die schmalen Potiköpfe aufgrund ihrer Riffelung trotz schmalem Gesamtkonzept tatsächlich zu jeder Zeit problemlos zu erreichen, respektive zu bedienen.
Mit einem leichten Hang zur Basslastigkeit geht es rüber in den Crunch- bzw. Drive-Kanal, wobei das Thema Crunch hier eventuell neu zu definieren wäre. Wer hier nur dezente Anleihen im Zerrbereich vermutet, liegt falsch. Bereits ohne den zusätzlichen Drive-Boost vermag der SS-30 bereits bei Rechtsanschlag kräftige Leads und massive Powerchords aus dem Bodenbereich zu drücken und mit den beiden Switches Tone-Shift und Crunch-Bright den persönlichen Soundgeschmack abzustimmen.
Mit dem Drive Channel vermag das Pedal den Verzerrungsgrad nochmals zu erhöhen, jedoch nur noch um einen marginalen Wert. Schön ist allerdings, dass man aufgrund der jeweils getrennten Gain- und Level-Regler dem dritten Kanal zu einem zusätzlichen Volume-Boost verhelfen kann, wie es zum Beispiel in Solopassagen von Vorteil sein kann.