Black Beauty von Antelope Audio
Das Antelope Audio ZEN Q Synergy Core USB: schick, schick, dachte ich mir, als ich das neueste Modell der oberen Einsteigerklasse des bulgarischen Unternehmens Antelope Audio in der Hand hielt. Sehr clean, modern, top verarbeitet und in stylischem Schwarz/Rot gehalten. Mein erster Eindruck ist definitiv sehr positiv, schon deswegen, weil ich gerne an meinen Test des Galaxy 32 zurückdenke – das ist ein Top-Gerät. Ob die neue ZEN Q Serie da mithalten kann? Wir werden sehen.
Welche Ausstattung bietet das Antelope Audio ZEN Q USB?
Wir haben es hier mit einem USB-C-Audiointerface mit 4 analogen Eingängen und 6 analogen Ausgängen zu tun. Dazu addieren sich diverse ADAT- und S/PDIF-Ports, so dass wir in maximaler Konnektivität auf insgesamt 14 x 10 Ein- und Ausgänge kommen. Nicht schlecht. Alternativ gibt es das ZEN Q auch mit Thunderbolt-Anschluss, was aber wohl eher die Mac-User anspricht.
Auf der Deckplatte aus Metall finden wir einen großen, sehr wertigen Dreh-/Drückregler mit sehr feiner Rasterung. Daneben Druckschalter für Gain (HI-Z Preamp 1&2 und MIC Preamp 1&2), Kopfhörer und Monitorlautstärke (HP 1&2, Monitor, Line Out) sowie den „Antilopenknopf“ als „Home Taste“, um eine sehr hochauflösende Peak-Anzeige für Analog IN, S/PDIF IN und HP1 zu zeigen.
Auf der Frontplatte finden Sie zwei HI-Z Inputs und die beiden Kopfhörerausgänge des Antelope Audio ZEN Q.
Auf der Rückseite ist schon mehr Action: Zwei Kombibuchsen XLR/Klinke für Input 1&2, Monitor OUT 1&2, Line OUT 1&2 S/PDIF IN&OUT und ein optischer ADAT IN. Ganz rechts dann noch die USB-C-Buchse für die Verbindung zum Host Computer. Interessanterweise ist kein USB-C/USB-C- Kabel im Lieferumfang, sondern ein Kabel USB-C auf 2x USB-A. Eine Verbindung an den USB-C Port des Computers funktioniert aber auch. Wie üblich bei Antelope Audio ist auch der Kensington Lock zur Diebstahlsicherung vorhanden.
Das ZEN Q ist komplett aus Metall gefertigt (Aluminium) und macht einen überaus soliden Eindruck. Die Stromversorgung findet – wie bei der ZEN GO Serie – ausschließlich über USB-C statt, was aber in diesem Segment auch völlig OK ist. Einen Anschluss für ein externes Netzteil gibt es nicht und ist bei Antelope Audio erst bei der größeren ZEN TOUR Serie zu finden.
Die Bedienung des Geräts ist sehr intuitiv. Ein Druck auf den großen Regler und der jeweilige Ausgang wird stummgeschaltet. Alle Schalter sind selbsterklärend – nur einen ON/OFF-Schalter hätte ich gerne gehabt.
Ein kurzer Exkurs: Antelope Synergy Core
Eine Spezialität von Antelope Audio sind die integrierten Effektprozessoren, die der Hersteller unter der Bezeichnung „Synergy Core“ zusammenfasst. Das hier getestete ZEN Q USB verfügt über zwei DSPs (Digital Signal Processor) und einem FPGA-Chip (Field Programmable Gate Array), die die Effekte aus dem Antelope Audio Shop auf Hardware-Ebene berechnen und somit praktisch latenzfrei and die DAW-Software übergeben.
Ebenso wie bei Universal Audio kann man auch hier kritisieren, dass moderne Prozessoren (allen voran der Apple Silicone M1) durchaus in der Lage sind, Software Plug-ins mit der optimalen Geschwindigkeit zu berechnen. Die Praxis zeigt aber, dass bei jeder DAW mit zusätzlichem Effekt die Latenzzeit länger wird.
In meinem Setup sehe ich bei 64 Samples einen Roundtrip von 9,3 ms (4,6 ms Ausgang), was wirklich sehr beachtlich ist. Und das Beste: Diese Latenz verändert sich nicht, wenn ich die Preamps in der Antelope Audio Software mit leistungshungrigen Effekten vollstopfe. Selbst bei acht Effekten bleibt hier alles stabil und das Gerät angenehm kühl (was man von den Apollos nicht immer sagen kann).
Antelope Audio ZEN Q Synergy Core USB: Die Software
Nun, Antelope Audio verhält sich hier wie alle modernen Hersteller. Nach einer Erstellung eines Userkontos installiert man die Software „Antelope Launcher“ und hier sieht man in meinem Fall erst mal nichts, da zunächst der Manager Server auf Version 1.8.10 upgedatet werden muss. Mit 1.8.9. wurde das recht neue Audiointerface nämlich nicht erkannt. Ein kleiner Hinweis dazu hätte mir Zeit erspart, nun gut.
Alle Installationsprozesse erfordern an meinem Mac die Administratorrechte und somit die Passworteingabe. Das Update des Treibers will zudem auch einen Reboot. Zur Ehrenrettung darf ich sagen, dass das Gerät auch ohne jeglichen Treiber sofort am Mac erkannt wurde und funktionierte. Aber erst mit aktuellster Software und Firmware kann man dann auch in den Genuss des Control Panels kommen. Damit kann man per Software die Kanäle konfigurieren, Phantomspannung aktivieren, Phasenumkehr schalten und die Modeling Preamps zuschalten. Panning, Solo und Link funktionieren ebenfalls nur über Software, genauso wie die Umschaltung auf verschiedene Sample Rates, die bis zu 24 bit/192k Hz möglich sind.
Der Mixer in der ZEN Q Software lässt sich auf bis zu 16 Kanäle erweitern, so dass auch die gesamte ADAT-Erweiterungen gesteuert werden können. Neben dem Mixer für die Monitore und Kopfhörer lassen sich auch die Peak-Anzeigen der S/PDIF-Kanäle anzeigen und auch die DAW I/Os. Das klingt alles sehr vollständig und ist auch hier sehr einfach und logisch zu bedienen.


Nur der Blick zur Konkurrenz von Universal Audio macht deutlich, dass Antelope Audio hier nicht den Schritt zu einer „Pre-Mini-DAW“ macht. Die UA-Console verfügt zusätzlich noch über ein komplettes Routing, FX Einbindung, und eine tiefere Konfigurationsebene, die (je nachdem, ob man Software Monitoring in der DAW aktiviert hat) diese Konfiguration an die DAW wie Logic X oder LUNA übergeben kann.
Aber noch mal: Wenn man die Lösung von Universal Audio nicht kennt, dann fehlt einem hier nichts. Denn grundsätzlich lässt sich das Antelope Audio ZEN Q USB sehr gut in alle gängigen DAWs integrieren.
Auch der Antelope Audio-eigene AuraVerb Effekt wird über die Software aktiviert und konfiguriert. Dies übrigens viel detaillierter, als das von vielen Onboard-Effekten bekannt ist. Hallfarbe, Pre Delay, Early und Late Reflections Gain, Richness, Reverb Time, Room Size und Reverb Level lassen sich regeln und außerdem kann man noch auf ein Set von Presets zurückgreifen. Sehr eindrucksvoll.
Es ist allerdings etwas verwirrend, dass sich das integrierte AuraVerb Plug-in nicht ohne Weiteres als Insert in die DAW übernehmen lässt, sondern dafür gedacht ist, dass man beispielsweise dem Vocalisten etwas Hall auf die Kopfhörer gibt oder dem Gitarristen etwas Reverb. Klanglich ist AuraVerb ist sehr gut – wenn auch ein wenig artifiziell.
Die anderen insgesamt 37 Effekte, die kostenlos mit dem Audiointerface kommen, sind gut und arbeiten mit dem internen Effektprozessoren zusammen, so dass sie praktisch latenzfrei genutzt werden können. Im Gegensatz zu den Apollo Geräten wird bei Antelope Audio aber nicht die Hardware angepasst (Stichwort „Unison Plug-in“), was aber der recht guten Qualität keinen Faden abbeißt. Das Plexi59 klingt an der Gitarre sehr bissig gut und auch die Mic Preamps sind von guter Qualität. Wer mehr Auswahl als im gut bestückten Grund-Setup sucht, der wird im Antelope Audio Plug-in Store fündig, in dem man weitere passende Effekte findet.
Die Bedienung ist, wie bereits erwähnt, grundsätzlich logisch, wenn man den Antelope Audio Workflow einmal in sich aufgesaugt hat.
Wie klingt das Antelope Audio ZEN Q Synergy Core USB?
Was ich vorab zu bemängeln habe ist, dass der Einsatz des Antelope Audio ZEN Q Synergy Core USB ohne angeschlossenen Computer eigentlich nur in den Basisfunktionen funktioniert. Man kann zwar die 48 V Phantomspannung aktivieren, aber viele andere Funktionen sind nur über die Software zu erreichen. Schon für die Auswahl für Mic, Line oder HI-Z braucht es die Software. Schade, denn diese Funktionen würden einem im Studioalltag das „Maus-in-die-Hand-nehmen“ schon erleichtern. Zwei bis drei Elemente mehr hätten dem Design sicher nicht geschadet.
Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass die Kopfhörerausgänge offensichtlich nicht genügend Power haben. Selbst mein Allrounder, der Philips Fidelio X2, mit mobiltauglichen 32 Ohm spielt am ZEN Q nur mäßig laut und bringt mir etwas zu wenig Dynamik rüber.
Meine drei getesteten Mikrofone hingegen klingen am ZEN Q außerordentlich gut. Sowohl das dynamische Shure SM58, das Sennheiser e865 (Kondensator) und das aktuell im Test befindliche ICON Cocoon klingen fein- und grobdynamisch sehr ausgewogen und neutral.
Eine recht leise Fender Telecaster Thinline (Singlecoil-Tonabnehmer) wird am ZEN Q über den HI-Z Input ebenfalls authentisch wiedergegeben.
Zusammenfassend kann man also folgendes konstatieren:
- Die eingesetzten Wandler sind von sehr guter Qualität
- Die Kopfhörerausgänge haben offensichtlich zu wenig Leistung
- Die Preamps sind von sehr guter Qualität und studiotauglich
- Die Bedienung ist grundsätzlich gut, wenn auch die Software zwingend notwendig ist
- Die Software ist umfangreich und bietet jede Menge guter Effekte und Plug-ins, die durch die internen DSPs latenzfrei an die DAW übergeben werden.
Der härteste Konkurrent am Markt, das Universal Audio Apollo TWIN X, ist etwa 200,- Euro teurer. Allerdings gibt es dieses aktuell nur mit dem umfangreichen „Heritage“ Plug-in-Paket. Auch ohne Fanboy zu sein, liegt das Apollo klanglich eine Nasenspitze vor dem Antelope. Hier mögen aber auch Geschmack und persönliche Präferenzen eine Rolle spielen. Für mich ist das Antelope Audio ZEN Q definitiv eine Empfehlung wert.
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Hallo Django,
Danke für Deinen Input, den ich grundsätzlich verstehen kann. Das Thema „Latenz“ und die Anzeige in der DAW ist ein recht komplexes Thema. Dafür, dass ich an jedem Kanal des Antelope ZEN Q bis zu 8 Effekte integrieren kann und sich die Latenz dabei nicht verändert ist in der Tat durchaus beachtlich – im positiven Sinne. Ein Roundtrip von 9,3ms ist – in meinem Setup – in Ordnung. Mein Apollo X6 (mehr als doppelt so teuer) zeigt bei mir auch „nur“ 6,2ms bei 64 Samples an. Somit macht das ZEN Q relativ gesehen einen guten Job.
Viele Grüße
Jörg
Ich hab mir das Axino Mikrofon von Antelope Audio gekauft und bin vom Klang, Vielfältigkeit und Qualität der Verarbeitung wirklich zufrieden.