Zwei UAD Desktop Audiointerfaces im Test
OK, also Universal Audio Apollo X4 und Twin X. Kein leichtes Unterfangen. Für die einen sind es die ultimativen Audiointerfaces, für die anderen völlig überteuerte Geräte, die man auch viel günstiger hätte bauen können. Umstritten, mächtig, legendär. So kann man die neuen Desktop-Modelle von Universal Audio beschreiben. Ich habe die beiden brandneuen Apollos hier auf meinem Studiotisch und meine Idee ist es, Ihnen die Vor- und Nachteile der Interfaces anhand eines kleinen Audioprojektes zu demonstrieren. Ob ich auf irgendwelche Probleme stoße, was mir gefällt und wie die Apollos klingen, das werden wir im Folgenden herausfinden.
Apollo X4 und Twin X – Die Hardware
Bei aller Kritik am hohen Preis (1799,- Euro für das X4 und 899,- Euro für das Twin X Duo): Die Geräte sind wirklich hochwertig verarbeitet. Metallgehäuse, wertige Taster, übersichtliche Displays und ein leichtgängig laufendes Mastervolume-Poti. Das externe Netzteil wird über einen Locking-Mechanismus vor versehentlichen Abziehen geschützt: Stecker rein und nach rechts drehen – alles sitzt!
Auf der Vorderseite befinden sich ein (Twin X) bzw. zwei (X4) Hi-Z Instrumenteneingänge und auch eine bzw. zwei Kopfhörerbuchsen (6,3 mm Klinke). Die Interfaces besitzen zwei Kensington-Lock Öffnungen (links und rechts) und sind auf der Unterseite komplett mit gelochtem Metall versehen. Ob das die Langlebigkeit in verstaubten Umgebungen fördert?
Auf der Rückseite findet man zwei bzw. vier Mic/Line-Kombibuchsen (XLR/Klinke), ein Paar Monitor-Out (Klinke) und zwei bzw. vier Line-Ausgänge, ebenfalls im 6,3 mm Klinkenformat. Neben dem Locking-Stecker für das externe Netzteil (12 V) befindet sich hier dann ein mechanischer ON/OFF-Schalter und die USB-C/Thunderbolt-3-Buchse. Abschließend haben wir noch einen optischen Eingang (S/PDIF) für ADAT beim Twin X und einen Optical In und ein Optical Out beim Apollo X4. Alle Buchsen machen einen sehr robusten Eindruck und bieten beste Kontaktsicherheit.
Im Inneren der Apollos geht es sehr nobel zu. Im Vergleich zu den Vorgängern (die MK II Versionen ohne „X“) hat man hier deutlich aufgerüstet und man befindet sich in Sachen D/A-Wandler in der Oberliga moderner Audiotechnologie.
Die Preamps und D/A-Module sind direkt aus den Rackmount Apollo X Systemen entnommen, die in den am besten ausgestatteten Studios der Welt ihren Platz finden. Übrigens lassen sich die verschiedenen Apollo X Modelle „kaskadieren“, um DSP-Power zu gewinnen. Dazu müssen die Geräte nur über Thunderbolt am Interface des MAC/PC angeschlossen werden und die Konsole simuliert dann ein Gerät mit mehr Ports und mehr DSP-Prozessoren. Eine weitere Optimierung der X-Serie ist übrigens die Unterstützung von Thunderbolt-3!
Ein kleines Universal Audio Zwischenspiel
Für die Kritiker ist es an dieser Stelle zu verstehen, dass die neuen Apollo X Audiointerfaces mindestens eine Liga über den in Homestudios verwendeten Focusrites und Steinbergs liegen. Wer hier nur Kanäle und Funktionen vergleicht, der hat den Ansatz der neuen Desktop X-Serie nicht verstanden. Es handelt sich hier technologisch und klanglich um absolutes High-End in der Studioszene.
Die verwendete Unison Technologie, die DUO bzw. QUAD Core DSP-Prozessoren und die High-End-Wandler mit bis zu 192 kHz sind nicht mit denen zum Beispiel in einem Focusrite Scarlett zu vergleichen. Mit einem optimierten Dynamikbereich von 127 dB (Focusrite ca. 110 dB) und extrem verzerrungsarmen Verstärkern handelt es sich bei den beiden Audiointerfaces um Geräte, die in professionellen Musikproduktionen verwendet werden.
Apollo X4 und Twin X – Die Unison Technologie
Das ist jetzt nichts wirklich Neues, aber in der Konsequenz, wie es von Universal Audio vorgetragen wird, schon einmalig. Jeder der zwei bzw. vier Preamps kann mit einem Plugin „geladen“ werden, was sich unmittelbar auf die Eingangsimpedanz des Verstärkers auswirkt. Dabei stehen viele verschiedene Preamp-Modelle und Effekte zur Verfügung, die mit den internen DSPs der Apollos berechnet werden und so die CPU des DAW-Computers schonen. Die jeweilige Last, die die Plugins erzeugen, wird in einem kleinen Statusfenster am Rechner angezeigt und zeigt auch, dass hier wirklich Power unter der Haube ist.
Wenn ich allen vier Kanälen des Apollo X4 einen Preamp vorschalte und jeweils vier Insert-Effekte einbinde, dann liegt die DSP-Last bei 53 %. Die DAW (in meinem Fall Logic X) hat dabei gar keine zusätzliche CPU-Last zu bewältigen. Manche UA Plugins ziehen vielleicht mehr Prozessorlast, aber bei der mitgelieferten Auswahl hatte ich keinerlei Probleme.
Übrigens gibt es das Apollo Twin X in zwei Varianten: Die von mir getestete Variante DUO mit einem 2-Kern DSP-Prozessor oder die Variante QUAD, mit 4-Kern-DSP, die aber saftige 500,- Euro Aufpreis kostet (1399,- Euro).
Die Plugins von Universal Audio sind nach meiner Erfahrung von höchster Qualität und bieten je nach Typ und Verwendung eine sehr nahe Verwandtschaft zu den jeweiligen originale Hardware-Systemen.
Beim Kauf eines Desktop Apollo X Gerätes bekommt man eine sehr schöne Auswahl von Plugins mitgeliefert, die einen weiten Bereich abdecken und schon für kleine, aber feine Studioaufnahmen ausreichen. Eine Übersicht der Plugins, die im Paket enthalten sind, finden Sie hier.
Ich finde: Eine tolle Auswahl. Der Marshall Plexi klingt wirklich sehr authentisch und die Kompressoren sind erste Klasse. Ich hätte nur gerne einen „echten“ De-Esser gehabt, aber hey, man kann nicht alles haben.
Das kleine Audioprojekt mit den neuen Apollo X
Wie anfangs erwähnt, hier nun unser kleines Projekt: Nur eine Synthesizer Workstation für Pad und Drums (Korg Kronos), eine Gretsch Hollowbody Gitarre vom Typ G5622T (Bridge Pickup) für ein einfaches Arpeggio und ein Shure SM58 für die Vocals. Ich habe alles mit dem Apollo X4 verkabelt – das Twin X wäre grundsätzlich auch gegangen, aber das hätte mehr Kabelstöpselei bedeutet. Dabei wäre das Ergebnis mit diesem Beispiel-Track sicherlich identisch.
Also: Den Kronos an Kanäle 3 & 4 und diese zu einem Stereokanal linken. Ich verwende hier eine Fläche mit Wave-Sequencing, die schön durch das Stereopanorama läuft. Dazu ein episches Drumset mit Karma, das dem Rhythmus einen schönen „menschlichen“ Faktor gibt.
Als Eingangsverstärker habe ich in der Apollo Konsole für den Korg einen UA 610-B Tube Preamp genommen, um dem Kronos seine „digitalen“ Spitzen zu nehmen und das Low-End bei 100 Hz erhöht, denn ich wollte keinen zusätzlichen Bass oder Bass-Synthesizer verwenden.
Das verwendete Pad klingt so zudem auch untenrum schön saftig. Ich habe das Pad und die Drums in diesem Setup getrennt aufgenommen. Die Drums durften noch mit dem UA 1176LN Kompressor gebändigt werden. Und schließlich haben sowohl das Schlagzeug als auch die Synthesizer-Fläche noch ein wenig Hall mit dem RealVerb Pro bekommen.
Die Gretsch Hollowbody (genau genommen eine Center Block) am Hi-Z Eingang an der Front wurde mit dem Marshall Plexi Classic Plugin aufgenommen. Dabei habe ich das Preset Rhythm 2 genommen, das gut mit den HiLo-Pickups der Gretsch harmoniert. Dazu habe ich den 1176LN Kompressor eingespeist, der dem Arpeggio einen schönen Klang beimischt. Und dann noch eine Prise Hall mit dem RealVerb Pro Plugin.
Die Vocals wurden „einfach so“ an meinem Studiotisch aufgenommen. Um Ihnen nicht den Spaß am Hören zu verderben, habe ich auch nicht gesungen, sondern die erste Passage aus Charles Dickens „A Christmas Carol“ aus dem englischen Original von 1843 vorgetragen. Hier war ich mit dem RealVerb Ergebnis nicht zufrieden und habe mit dem Logic X eigenen ChromaVerb nachgeholfen – das aber erst in der DAW.
Um dem Text die nötige Schwere zu geben, habe ich mit mehr Hall gearbeitet und so auch ein wenig mehr Distanz zum Sprecher geschaffen. Auch hier hat noch ein UAD 1176 die Peaks ausgeblendet. Übrigens wäre hier der De-Esser hilfreich gewesen. Universal Audio legt den Apollos aber nur das UA Precision Enhancer Hz bei, das sich um das Low-End kümmert. Das als De-Esser zu verwendende Enhancer kHz hätte als Plugin aktuell nur 74,- Euro im UA-Shop gekostet. Da Logic X aber einen sehr brauchbaren De-Esser hat, habe ich mir die Investition gespart.
In der Praxis ist das mit dem Apollo X4 und der beigefügten Software „Console“ in wenigen Minuten erledigt. Einfach auf das „+“-Zeichen klicken und das gewünschte Plugin auswählen. Dabei unterscheidet das Programm zwischen Mic-Line-Inputs und Inserts. Bei ersteren wird, wie schon erwähnt, die Eingangsimpedanz des Preamps verändert und dem Plugin angepasst, so dass der Klang dem Original bestmöglich nachempfunden wird. Kompressor, Reverb und Co. kommen dann in die Insert-Kanäle. Mit einem Klick auf das jeweilige Plugin öffnet sich dann eine meist originalgetreue Ansicht des Originalgerätes. Diese sind auch entsprechend zu bedienen und bieten anerkannt gute Qualität.
So sind dann auch die optimalen Einstellungen für jede Spur schnell gefunden. Neben der individuellen Einbindung der Effekte in die Channel-Strips gibt es dann noch die Möglichkeit, EQ, Kompressor & Co auch wie Aux/Return zu definieren und so Kanalgruppen mit einem Plugin zu verändern.
Ich habe mich übrigens dabei ertappt, die Bedienung dem jeweiligen Arbeitsschritt anzupassen. So habe ich das Einpegeln der Instrumente direkt am Apollo X4 durchgeführt, während die Plugin-Effekte (natürlich) am Computer erledigt werden. Generell könnte man alles am PC oder Mac machen, aber so fühlte es sich für mich „richtiger“ an.
Trotz recht umfangreicher Plugin-Nutzung hat mir die Software in diesem Projekt nur maximal 45% DSP-Nutzung attestiert und somit hatte ich in Logic noch genügend Luft (in Form von CPU-Power), um die Kanäle dort noch einmal zu optimieren (wie erwähnt mit ChromaVerb und De-Esser). Die Aufnahme war dann schnell erledigt und ich konnte das Setting in der Console speichern. Übrigens: Wenn man das Projekt OHNE angeschlossenes Apollo Interface öffnet, dann mault Logic X sofort, dass einige Plugins auf einem externen DSP laufen und dieser nicht vorhanden ist.
Je nach Situation habe ich meinen Mix über die Lautsprecher abgehört oder über meinen Kopfhörer. Das Umschalten und konfigurieren stellte auch hier kein Problem dar. Hier nun das Ergebnis:
Alles in allem lief dieses Miniprojekt mit dem Apollo X4 wirklich schnell und sehr intuitiv ab – auf Probleme bin ich nicht gestoßen – Respekt. Man hat zwar ein 41-seitiges englischsprachiges Benutzerhandbuch, das ich aber eher selten benötigte. Wirklich hilfreich waren für mich die zahlreichen Videos von Universal Audio in Form von Anwenderberichten etc. Da konnte man sich ein gutes Bild von den Möglichkeiten und dem Workflow machen.
Apollo X4 und Twin X – Der Klang
Es hat schon seinen Grund, warum die Apollo Interfaces in vielen namhaften Studios auf der ganzen Welt vertreten sind. Der Klang ist wirklich nicht nur relativ zum Preis, sondern auch absolut gesehen wirklich sehr gut. So, und jetzt kommen wir wieder zu dem Punkt, wo sich die Leserschaft teilt. Manch einer wünscht sich eine umfangreiche klangliche Bewertung, die dann aber auch gezwungenermaßen mit einer tendenziell blumigen Sprache einhergeht. Der andere will es nüchtern und wird sich das Gerät sowieso zum Testen nach Hause holen. Diesen Zwiespalt hat man immer, wenn man ein Gerät klanglich bewerten möchte.
Um hier einen Spagat zu versuchen werde ich zwar meine Klangeindrücke verbal beschreiben und darüber hinaus die gewonnenen Höreindrücke in die Bereiche Höhen, Mitten, Bässe, Raumabbildung und Dynamik einteilen. Abgehört wird über die KSD C88 Reference Monitorlautsprecher und diverse Kopfhörer. Ich bewerte sowohl die reinen D/A-Wandler über unkomprimierte FLAC Files und die Preamps mit diversen Gitarren (über DI / HI-Z, oder per Mikro am VOX AC15 abgenommen), Synthesizer und Sprachaufnahmen.
Als Vergleichsgeräte standen in meinem Studio das bewährte Digitalmischpult Allen & Heath QU16 (Preis 1569,- Euro), das Arturia AudioFuse 8Pre (Preis 699,- Euro) und das Focusrite Scarlett 18i20 (Preis 519,- Euro) zur Verfügung.
Test: Die Höhen
Keiner der Mitbewerber bietet eine Hochtonwiedergabe wie die Apollo X Serie. Keinerlei Schärfe, saubere Wiedergabe von Sibilanten (Zischlauten) und feiner Auflösung. Selbst das sehr gute Arturia AudioFuse 8Pre kann hier nicht mithalten. Die Oberwellen einer Telecaster (Steg-Pickup mit Twäng!) oder das digitale Oberwellenspektrum des Kronos werden in höchster Güte wiedergegeben.
Anhörtipp: Pat Metheneys Meisterwerk 80/81 mit dem unfassbar guten Jack DeJohnette an den Drums.
Test: Die Mitten
Interessanterweise kann hier das Allen & Heath Mischpult mit seiner gnadenlosen Neutralität punkten, dicht gefolgt von den „Klanglupen“ von Universal Audio. Arturia und Focusrite spielen hier auch schön neutral, aber tendenziell mit fehlender Feindynamik und Auflösung in den Mitten.
Anhörtipp: Hier empfehle ich Peter Gabriel und Kate Bush mit „Don’t give up“ von der berühmten Platte „So“ von 1986, von dem mein Kollege Christian Elena ein tolles Making Of erstellt hat. Bei Peter Gabriel kann man hier förmlich die Schleimfäden (igitt!) auf seinen Stimmbändern hören.
Test: Der Bass
Zunächst mag hier der AudioFuse von Arturia der King im Ring zu sein. Dynamisch, tief und durchsetzungsfähig setzt der französische Newcomer hier ein Statement. Erst wenn es im Bass komplex wird, kann man die Vorteile der Apollos feststellen. Bei einzeln angespielten Bass-Saiten ist der Unterschied noch gering, aber wenn beim Song „The Soul of Song“ des Niederländers Hans Theessink die Tuba den Bass-Part übernimmt, dann braucht es nicht nur Power, sondern auch viel Feindynamik. Die Apollos bieten diese wie kein anderer Mitbewerber im Studio. Und so wird die Virtuosität von Jon Sass an der Tuba auch erst deutlich und gibt dem Song eine große Lebendigkeit.
Anhörtipp: Das wundervolle Bluesalbum „Call me“ (1998) von Hans Theessink.
Test: Die Raumabbildung
Hier sind die koaxialen Treiber der KS Digital natürlich ein sehr gutes Testinstrument, denn damit werden die Unterschiede der Testgeräte auch sehr deutlich. Um es klar zu sagen, die Apollos sind keine Erzeuger von künstlichen Räumen. Ein kleiner Jazzclub wird in seinen Dimensionen ebenso exakt abgebildet (Anhörtipp: Jazz at the Pawnshop, 1976 – eine wunderbare Liveaufnahme in einem Jazzclub in Schweden), wie eine breite Live Bühne bei den Dire Straits (Alchemy, 1984). Aber das alleine macht die Raumabbildung nicht aus: Nur wenige D/A-Wandler schaffen es aus meiner Erfahrung, selbst in einem dichten Ensemble noch die Luft um die Interpreten zu erhalten, so dass eine natürliche Ortung möglich ist. Mein Anhörtipp ist hier das fantastische Acapella Album „The King’s Singers, The Beatles Connection von 1986. Kein anderes Testgerät kann dies so live-haftig darstellen wie die Apollo Audiointerfaces.
Test: Die Dynamik
Ich habe Audiogeräte gehört, die in allen bisherigen Kriterien sehr gut abgeschnitten haben, aber trotzdem nicht überzeugt haben. In der Disziplin „Dynamik“ geht es – neben der schieren Impulsiv-Kraft einen Gerätes – um die Phrasierung eines B.B. King, um die Aggressivität eines James Hetfields und um die Verletzlichkeit einer Nora Jones. Diese Interpreten sind nicht so genial, weil sie die Töne treffen, sondern weil sie durch feindynamische Akzente die erzählten Geschichten glaubhaft machen. Alle Testkandidaten können das, denn sie sind hochwertige Audiogeräte. Aber auch hier steht Universal Audio mit den neuen Apollo X Modellen ganz oben auf dem Siegertreppchen: Musikhören wird hier wirklich zu einem Genuss und vermittelt das gewisse Mehr, was man verbal nur immer sehr unzulänglich beschreiben kann.
Apollo X4 und Twin X: Kritische Worte
Nun, ehrlich gesagt wäre bei einem Preis von 1799,- Euro ein beigepacktes Thunderbolt-Kabel schön gewesen. Auch MIDI und ein Anschluss für Wordclock wären wünschenswert gewesen. In professionellen Studios werden diese Themen aber ohnehin mit externer Hardware gelöst. In den Foren beklagt man sich vereinzelt über die mangelnde Leistungsfähigkeit der DSP-Prozessoren. Das kann ich nicht nachvollziehen. Es handelt sich nach wie vor um Desktop-Geräte, mit denen man kein Symphonieorchester mischen und mastern sollte. Und dann gibt es Stimmen, die behaupten, Universal Audio sei das Apple der Audiowelt (im negativen Sinne). Man wäre an deren Hersteller-eigenen Plugins gebunden und Erweiterungen seien teuer. Aber ist das denn bei Waves, Native Instruments & Co anders? Eben.
Sehr schöner Test. Insbesondere hat mir die subjektive Beurteilung des Klangs aufgeteilt in verschiedenen Disziplinen (Höhen, Mitten, Bass, Raumabbildung, Dynamik) gefallen. Das darf von mir aus gerne sehr subjektiv sein, wenn ich es als Leser nachvollziehen kann (»… kann man hier förmlich die Schleimfäden …«, hahaha, sehr gelacht). Ich meine, wie will man so etwas auch in einem Text rüber bringen? Test-Diagramme? Nee, wirklich nicht. Also: Sehr schön. Vielen Dank.
Was vielleicht im Test (für mich) noch nicht so rüber kam: Der aufgerufene Preis der Interfaces kommt ja nicht nur durch die tollen Wandler (und evtl. den Namen des Herstellers) zustande, sondern eben auch durch die in der Box werkelnden DSPs, welche, entsprechend eingesetzt, die Haupt-CPU der DAW im PC massiv entlasten. Klar kostet so etwas noch einmal mehr.
Was auch so im Test nicht richtig rüber kam: Kann man zum Beispiel für einen Sänger seine eigene Stimme im Kopfhörer per DSP und damit im Interface mit einem Hall versehen, um ihm damit eine »schönere« und vor allem latenzfreie Kontrolle angedeihen zu lassen? Tolle Wandler aus einer anderen Daseinsebene hin oder her (‚tschuldigung), aber das wäre für mich auch noch einmal ein ganz massiver Vorteil.
@Flowwater Hallo Henrick,
Danke für Dein Feedback und schön, dass Dir der Test gefallen hat. Den von Dir bemerkte Zusammenhang zwischen den DSPs und dem Preis kann man sicher aus dem Kontext lesen, aber es ist gut, wenn Du nochmal darauf hinweist. Das ist in den Foren weltweit sicher das meist diskutierte Thema, dass der Preis vermeintlich zu hoch wäre.
Und das von angesprochene Thema mit dem Kopfhörer Monitoring: ja klar, das ist natürlich möglich! Schau Dir mal dies Video an – da wird das auch in der Praxis nochmal gezeigt:
https://www.youtube.com/watch?v=-tKMgnkPxXY&t=394s
Schöner Testbericht, vielen Dank!
Bisher benutze ich UAD DSPs (eine interne Octo-Karte und einen mobilen externen USB-Quad), weil ich die UAD-Plugins so sehr schätze. Meine Haupt-Audio-Karte ist eine über Thunderbolt mit einem Win10Pro Rechner verbundene Motu 828ES. Bevor ich in das teure Testgerät oder gar ein ApolloX8 Rack investieren würde, interessiert mich Deine Einschätzung (von mir aus ruhig subjektiv) zu folgenden Fragen:
a) wie viel gewinne ich durch die Impedanzanpassug im Unison-Modus für das Einspielen z.B. eines Rhodes über eine Fender Reverb Amp Emulation (seltener bei mir: Fender Tele oder Precision Bass über Amp-Modelle), gegenüber nachträglichem Amp-Modelling der Aufnahme?
b) hast Du eine Einschätzung, was ich klanglich gegenüber der MOTU der aktuellen Generation (deren Wandler ich sehr ordentlich finde) gewinnen würde?
c) die Apollo X8 hat wirklich nur 8 analoge Eingänge, im Gegensatz zu meiner Motu mit 10, oder?
@defrigge Hallo defrigge, dann schauen wir mal, ob ich Dir helfen kann:
1) Du wirst es Dir denken können – das ist sehr schwer zu beantworten. Die Impedanzanpassung ist ja nur ein Teil der Amp Simulation. Wenn ich hier mir meinem Korg Kronos ein Rhodes wähle und dann beispielsweise den Fender 50 Deluxe als Plugin am Apollo auswähle, dann katapultiert es Dich mit dem zusätzlichen Gain in ein livehaftiges Doors Konzert :-) . Aber ich kann Dir jetzt nicht sagen, was von diesem tollen Klang aufs Konto der Impedanzanpassung geht.
2. Dein Motu ist ein sehr feines Interface und unser Autor Michael Fendt hat es in unserem Test vor zwei Jahren sogar klanglich vor sein Apollo Twin (ältere Version) gestellt. Grundsätzlich klingen die Apollo X Serie – egal ob Desktop oder Rackmount identisch. Mein Rat: Wenn Du mit dem Motu zufrieden bist, nicht wechseln. Der Klangunterschied würde marginal sein.
3. Der Apollo X8 hat 2 Hi-Z Inputs, 4 Mic Inputs und 8 Line In Inputs. Dein Motu hat 8 Line Inputs und zwei Mic/Line Inputs. Somit wäre das Apollo etwas besser ausgestattet, aber wenn es Dir nur um Line Inputs geht, dann hast Du mit dem Motu 10 (da die beiden Mich auf der Front auch Line können), während das Polo X8 „nur“ 8 reine Line Inputs hat.
Ich hoffe, das hat Dir soweit geholfen. Viele Grüße!
@Jörg Hoffmann Vielen Dank, das hat mir wirklich geholfen! Es bestätigt, was ich bereits vermutet hatte: dass ein Umstieg sehr teuer, aber wenig effektiv wäre. Mit dem MOTU Klang bin ich tatsächlich sehr zufrieden. Ich kann das auch nur nur subjetktiv ausdrücken: für mich hört sich dies Interface mehr als manche andere eher an wie eine besonders sauber klingende analoge Anlage (damit meine ich warm und präsent, ohne klangliche Neutralität zu verlieren). Und da ich tatächlich hauptsächlich Keyboards/Synths an den Eingängen habe und nur zwei Mic/HiZ-fähige brauche, ist das MOTU genau richtig.
Zu 1: in meinem Homestudio habe ich neben dem Kronos auch ein Rhodes Mk 1 Stage stehen und nutze es gelegentlich (meist aus praktischen Midi-Gründen eher das Scarbee 88 Plugin oder Keyscape) genau mit dem von Dir angesprochenen UAD Fender Deluxe. Dabei finde ich es gar nicht so leicht, ein für ein Rhodes passendes Feintuning hinzukriegen, so als würde man es über einen klassischen Twin oder Pro Reverb spielen: das wird sehr schnell ein Brüllwürfel, statt ein kickender Cleansound mit leichtem Overdrive. Und da Gitarristen oft so einen Riesenaufstand um die angeblich signifikant höhere UAD Amp-Sim-Treue und dynamische Reaktion über Unison-Eingänge gemacht haben, habe ich die Bedeutung dieser Eingänge wohl etwas überschätzt. ;-) Danke nochmal!
@Jörg Hoffmann Für Line Signale würd ich eher ein ADA 8200 per ADAT anbinden…
Hi Jörg
Danke für den super Test! Ich habe eine Apogee Quartet und eine externe UAD Satellite für die Plugins. Macht in diesem Fall ein Update Sinn auf ein Apollo x4?
Ist das Apollo x so klar besser als ein Apogee Quartet ? Dies hat nämlich auch MIDI.Die specs. sind ja in etwa gleich
Danke und Gruss Lou
@louM Hallo Lou, in Deinem Fall würde ich ganz klar JA sagen. Das Quartet ist ja immerhin schon 8 Jahre alt und die Kombination aus den neuen Unison Preamps und den 4-Core SHARC DSPs werden klanglich sicher eine ganze Menge bringen (natürlich ist so eine Aussage immer subjektiv zu bewerten und abhängig von Deinen Ansprüchen). Wenn ich Dein Setup hätte, dann würde ich – die Kohle vorausgesetzt – auf das X4 aufrüsten.
Außerdem gibt es aktuell die Jahres-End-Aktion bei Universal Audio, bei dem mit jedem Desktop Apollo X ein dickes Plugin Paket dazu kommt:
https://www.uaudio.de/end-of-year-desktop-interface-promo
Bezüglich MIDI: Ich beobachte, dass das Thema MIDI immer mehr ausgelagert wird und ich würde je nach Komplexität des Setups auch immer zu einem iConnectivity MIDI Controller raten. Dann hat sich das Thema MIDI für lange Zeit erledigt. Ein iConnect MIDI 4+ gibt es gebraucht oft schon für unter 150 Euro.
@Jörg Hoffmann Hi Jörg
Vielen Dank für deine schnelle Antwort und Tipp :-) und auch vielen Dank für den Link.
Liebe Grüsse Lou
@louM Hey Lou,
hast du upgregradet? Würde mich interessieren inwieweit du Unterschiede bei der AD/DA Konversion hörst. Das Apogee scheint ja in punkto Klang ja dem Vorgängermodell des Apollos überlegen zu sein. Wie siehts mit dem X Duo/Quad aus?
Wie vergleicht es sich?
Ich frage mich, ob es ein Gerät gibt, dass wie die UAD-Interfaces Plug-Ins extern berechnen kann. Die Audiodaten werden also an das Gerät übertragen, das Gerät führt die Plug-In-Berechnung aus und überträgt alles zurück zum PC. Ich meine keinen Hardware-VST-Host wie Receptor oder V-Machine, denn die Plug-Ins sollen weiterhin innnerhalb der DAW bedient werden. Ich kenne mich mit der VST-Technologie nicht gut genug aus, um beurteilen zu können, ob das überhaupt möglich ist.
Ich hatte mal ein Apollo Twin Duo, feines Gerät. Leider war ich absolut nicht in der Zielgruppe für ein Zwei-Kanal-Interface, noch für die von Universal Audio angebotenen Plug-Ins.
Hallo,
ich habe einen iMac Late 2012 der nur Thunderbolt 1 Anschluss hat. Würde es mit einem Thunderbolt 3 -> 1 Adapter zu Latenzen kommen? Würdest du eher von einer Nutzung mit älteren Anschlüssen als Thunderbolt 3 abraten?
Vielen Dank!