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Test: Carl Martin Ampster Röhren DI Pedalboard Amp

Röhriger DI-Amp fürs Effektboard

6. Dezember 2022

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Pedalboard-Amps erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Losgetreten hat den Hype höchstwahrscheinlich in seiner derzeitigen Ausprägung der Kollege Thomas Blug, der dem geneigten Gitarristen mit seinem Amp1 einen vollwertigen, 100 Watt starken Verstärker zu Füßen legte. Dass dieses Konzept aufgeht, beweisen die Verkaufszahlen des Amp1 eindrücklich. Und klar, das Ding klingt auch fantastisch, sofern man in klassischer, 3-kanaliger Manier mit Box und Lärm auf der Bühne performen möchte. Mit dem Carl Martin Ampster kommt jetzt aber eine röhrenbetriebene DI-Lösung auf den Markt, die als Soundbasis fürs Pedalboard dienen soll und das Signal mit simuliertem Cabinet direkt ins Pult schicken kann. Schauen wir uns den kleinen Schuckel mal in Ruhe an.

Carl Martin Ampster Full

Carl Martin Ampster – Facts & Features

Die Oberfläche des Ampsters – übersichtlich und aufgeräumt

Was genau will der Carl Martin Ampster denn nun sein? Amp? Recording-Hilfe? Live-Amp? Ganz klar: ja. Im Grunde handelt es sich beim Carl Martin Ampster um einen einkanaligen Amp, der komplett analog ausgeführt ist und somit von sich behaupten darf, absolut latenzfrei und mit authentischem Röhren-Feeling zu arbeiten. Wer also sein analoges Pedalboard auch analog an den Hörer bringen und trotzdem die Vorteile der Silent-Stage nutzen möchte, wird mit diesem Konzept umfangreich bedient. Gerade mal 100 x 121 x 60 mm ist der Ampster groß und wiegt ungefähr so viel wie die (noch) volle Weinflasche neben mir. Sechs Potis mit vertrauten Bezeichnungen regeln den Amp, der von Clean, über Breakup bis zu „britischem Overdrive“ alles liefern soll, was man als Sound-Basis so gebrauchen kann. Geschützt werden die Regler mittels eines verchromten Bügels, der nebenbei als Griff dienen kann und nicht zuletzt die Optik ordentlich aufwertet. Zwei Fußschalter mit sattem Schaltwiderstand schalten entweder den Carl Martin Ampster stumm oder wählen aus zwei unterschiedlichen Cabinet-Simulationen. Leuchtet die LED oberhalb der Regler rot, arbeitet die Simulation eines 2×12″ Open-Back-Cabinets, leuchtet sie grün, werkelt eine geschlossene 4×12″ Boxensimulation. Durch ein kleines Lüftungsgitter zwischen den Schaltern sieht man die 12AX7 Röhre glühen, die uns das röhrige Feeling vermitteln soll. Das war’s dann auch schon an der Oberfläche.

Die Front des Carl Martin Ampster Tube DI Amps

Wesentlich mehr zu sehen gibt’s an der Frontplatte. Ganz rechts befindet sich der Anschluss für das mitgelieferte Netzteil. Wer seine boardeigene Netzversorgung nutzen will, sollte sicherstellen, dass ein 9V DC (Center negative) Anschluß mit mindestens 1 A Stromstärke zur Verfügung steht. Ein Batteriebetrieb ist natürlich nicht möglich, immerhin will hier eine Röhre versorgt werden. Ein dreistufiger Schiebeschalter wählt aus drei verschiedenen Voicings aus, die den Bassbereich subtil beeinflussen sollen. Ein Ground-Lift-Schalter kann uns im Falle einer hartnäckigen Masseschleife behilflich sein. Von links nach rechts folgen die diversen Anschlüsse weitgehend dem Signalfluss im Gerät. Ganz links finden wir deshalb den Input, der direkt mit der Gitarre angesteuert werden kann, oder – und das ist wohl die gängigste Methode – das bereits durch Verzerrer oder andere Vorschalteffekte bearbeitete Signal aufnimmt und dem Mischpult oder dem Audiointerface zuführt.

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Carl Martin Ampster Front

Die Front des Carl Martin Ampster bietet auf kleinstem Raum umfangreiche Möglichkeiten

An der Link-Buchse liegt das noch unbearbeitete Signal an, so kann zum Beispiel ein klassischer Verstärker angesteuert werden, während man gleichzeitig das durch den Carl Martin Ampster bearbeitet Signal über den symmetrischen DI-Out ans Pult schicken kann. Ein Einschleifweg ist ebenfalls vorhanden, hier können Effektpedale angeschlossen werden, die man nicht so gern vor dem Amp hat. Reverb und Delay wären hier die wahrscheinlich meistgenannten Kandidaten. Möchte man den Ampster in einem komplexeren Setup nutzen, bei dem verschiedene Kombinationen aus Pedalen programmiert werden, verfügt der Ampster noch über einen Remote-Anschluss, der die Auswahl des Cabinets fernsteuern kann. Der Octa-Switch aus dem Hause Martin wäre ein Kandidat für solch ein Setup.

Der Carl Martin Ampster im Live-Setup

Natürlich kann der Carl Martin Ampster als Standalone-Lösung fungieren. In der Praxis wird dies allerdings eine eher selten genutzte Möglichkeit sein, vor allem, wenn es um den Live-Betrieb geht. Möchte man den Carl Martin Ampster in sein Board integrieren, ist das denkbar einfach. Vor den Amp schaltet man alle Effekte, die man auch vor einen „großen“ Amp schalten würde. Also Pedale wie Verzerrer, WahWah, Compressor usw. Wer mag, kann auch Modulationseffekte wie Chorus, Phaser, Flanger etc. vor dem Ampster platzieren. Das ist wie immer eine Frage des persönlichen Geschmacks und Grundlage endloser Diskussionen unter Kollegen. Ich persönlich bevorzuge Modulationseffekte im Einschleifweg des Amps, wo sie vor den Kollegen der Reverb- und Delay-Fraktion positioniert werden. Der symmetrische DI-Out wird jetzt mit dem Pult verbunden, fertig ist das Setup für den Live-Betrieb. Alles was man jetzt noch benötigt, ist ein gutes Monitoring oder InEars.

Carl Martin Ampster Board

Ein abgewinkelter XLR-Stecker wäre schön gewesen, aber zum Testen reicht’s. Der Carl Martin Ampster im Verbund mit etwas „Peripherie“.

Der Ampster Tube DI Amp im Studio

Im Studio ist man ja nun mal nicht auf eine feste Verkabelung angewiesen und kann experimentieren. Denkbar wäre hier zum Beispiel, nur den Grundsound aus Zerrpedal und evtl. Kompressor aufzunehmen und dann Reverb, Delay und all die kleinen Schweinereien, die den Sound fetter machen, per Plug-in der DAW hinzuzufügen. Auch Reamping ist eine Option, um zum Beispiel einer direkt aufgenommenen Gitarre nachträglich etwas röhrige Wärme zu spendieren. Der Fantasie sind hier mal wieder nur mentale Grenzen gesetzt, alles was funktioniert und gut klingt, ist erlaubt.

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Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp
Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp
Kundenbewertung:
(7)

So klingt der Carl Martin Ampster Tube DI Amp

Die ersten Klangbeispiele demonstrieren den Carl Martin Ampster pur, ohne jegliche Anwendung von Effektpedalen oder Plug-ins. Die Gitarre im Input des Gerätes, den DI-Out mit dem Audiointerface verbunden und ab in die DAW. Zum Einsatz kommt wie so oft meine Allzweckwaffe, die Ibanez AZ226. Die ersten drei Beispiele zeigen unterschiedliche Gain-Stufen, alle anderen Regler stehen in Mittelstellung. Wie man hört, ist der Ampster kein Highgain-Monster. Das will er auch gar nicht sein. Vielmehr zeigt er seine Stärke im cleanen bis ganz leicht angekratzten Bereich. Die höher verzerrten Sounds klingen merkwürdig belegt und kratzig, irgendwie so, als hätte man seine Katze im Inneren der Box vergessen. Möglicherweise ist das aber genau die Basis, die ein Zerrpedal so richtig zum Leben erweckt, doch das klären wir später. Beispiel 4 schaltet durch die drei Voicings, in Beispiel 5 hört ihr den Unterschied zwischen den beiden Cab-Sims. Mir persönlich gefällt die geschlossene 4×12″-Box besser, wenn der Ampster allein auf weiter Flur steht.

Hören wir uns an, was der Ampster im Verbund mit ein paar Pedalen leisten kann. Zum Einsatz kommen ein Boss CS-3 Compression Sustainer und ein Carl Martin PlexiRanger, beide werden vor den Ampster geschaltet. Im Einschleifweg befindet sich ein TC Hall Of Fame Reverb und ein Flashback Delay. Das auf dem Bild ersichtliche MicroPitch Delay kommt nicht zum Einsatz. Das können jetzt natürlich nur Momentaufnahmen sein, denn jeder nutzt hier sicherlich anderes Equipment und das ja auch aus gutem Grund. Im Verbund mit den Effekten gefällt mir auch hier der Green-Mode deutlich besser. Aber jetzt zeigt der Ampster so richtig, was in ihm steckt. Bei den ersten beiden Beispielen ist der Ampster noch clean eingestellt. In Zusammenhang mit dem Kompressor und etwas Hall beginnt der Sound zu leben. Das Feeling vor den Monitorboxen ist von einem großen Amp nicht zu unterscheiden, der Ampster arbeitet sauber und bietet einen warmen, vollen Grundsound. Zusammen mit dem PlexiRanger zeigt er sich äußerst dynamisch und offen, die Dynamik der Gitarre wird erstklassig in Szene gesetzt. Im letzten Beispiel bläst der PlexiRanger dann den Ampster an, während dessen Gain-Regler auf etwa 1 Uhr steht. Ein Noisegate wäre langsam Pflicht, aber der Sound ist grandios fett und macht richtig Spaß. Das ist Soundkultur auf höchstem Wohlfühlniveau. Dass man die Cabsim nicht abschalten kann, scheint sich zunächst als kleiner Wermutstropfen darzustellen, allerdings wird man diese Funktion im Live-Betrieb eher selten benötigen. Im Studio kann man das unbearbeitete Signal am Effect-Send abgreifen, um zum Beispiel eigene IRs anwenden zu können.

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Fazit

Der kleine, feine Carl Martin Ampster überzeugt auf ganzer Linie als vollwertiger Pedalboard-Amp mit integrierter Speaker-Simulation. Seine Stärken spielt er im Verbund mit anderen Pedalen aus und dafür ist er auch gemacht. Das voll analoge Konzept geht auf. Im Standalone-Betrieb kann der Zerrsound nicht so richtig überzeugen, dafür geht dann mit einem vorgeschalteten Verzerrer richtig die Post ab. Der Amp fühlt sich wunderbar an, die Eigenschaften der Gitarre und der vorgeschalteten Effekte werden sauber und mit echtem Röhrenfeeling übertragen. Ich wüsste nicht, was man an diesem Gerät noch verbessern könnte. Für gerade mal 289,- Euro erhält man einen unglaublich guten Gegenwert.

Plus

  • Konzept
  • cleaner Grundsound
  • Sound im Verbund mit anderen Geräten
  • echtes Amp-Feeling
  • Preis

Minus

  • verzerrter Grundsound

Preis

  • 289,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Markus Galla RED

    Die Bewertung kann ich nicht nachvollziehen. Die Hörbeispiele klingen fürchterlich für einen Amp, der 289 Euro kostet. Dagegen klingt mein kleiner Palmer Pocket Amp MKII für 89 Euro grandios. Ich höre auch nicht, wie die Sounds durch den Kompressor zu leben beginnen, ganz im Gegenteil. Jetzt klingt selbst der cleane Grund-Sound einfach nur noch matt und ohne jegliche Dynamik (Kompressor eben). Da klingen selbst günstige digitale Amps besser als diese Kiste. Vielleicht hört sich das anders an, wenn man vor den Monitorboxen sitzt, aber Amp-Feeling will da bei mir so gar nicht aufkommen. Das ist ohnehin eine Sache, die mir immer wieder auffällt. Ich habe früher in den späten 80ern/Anfang der 90er über einen Rocktron G.A.P. 1 Transistor Pre-Amp direkt in eine Hughes & Kettner Redbox gespielt und es klang besser als so manches Teil heute. Das hat man damals gar nicht so wahrgenommen, weil der einzige Vergleich Röhren-Amps und -Vorstufen waren. Aber rückblickend muss ich sagen, dass damals die Technik schon sehr weit war und das durch die Gleichmacherei vieler Amps heute erst einmal so richtig auffällt. Egal, ich würde anhand der Klangbeispiele das Teil maximal mit befriedigend bis ausreichend bewerten. Aber das ist ja immer subjektiv.

    • Profilbild
      Jan Steiger RED

      @Markus Galla Hey Markus 🙂
      Klar ist das natürlich höchst subjektiv. Die Idee hinter dem Ampster ist ja gerade, dass er mit den vorhandenen Pedalen zusammen eine Einheit bilden soll, und das macht er eben ganz hervorragend. Bei mir klingt er, gerade mit dem PlexiRanger, besser, als mein Bogner Alchemist. Das Spielgefühl ist fantastisch, mein Wohlfühlsound ist aber vielen anderen Gitarristen viel zu merkwürdig. Da muss jeder selbst mit seinen bevorzugten Pedalen mal ran und checken.

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