Test: Charvel, Pro Mod San Dimas Style 1HH BK, E-Gitarre

Was den Aufbau betrifft, erscheint das Instrument mal vom Vibratosystem und der Humbucker Bestückung abgesehen, im klassischen Stratocaster Design. Sogar die Kopfform, die üblicherweise die Kopie vom Original unterscheidet, ist Original Fender Style, extra noch mal vermerkt mit einem Aufkleber, der auf die Lizenzvergabe hinweist. Die Mensur ist wie schon erwartet 648 mm, also typisches Strat Format. Der einteilige Ahornhals ist mit zweiundzwanzig sehr sauber eingearbeiteten Jumbobünden versehen, die Sattelbreite liegt bei 43 mm. Auf den Bildern gut zu erkennen ist das Griffbrett, wie auch der Hals, aus Ahorn gefertigt. Auch hier kein Stilbruch, ist er fast naturbelassen mit einfachen schwarzen und runden Inlays verziert. Der Korpus wiederum ist Hochglanz schwarz lackiert und besteht aus Erle. Somit treffen perspektivisch brillante Höhen und viele Obertöne auf einen warmen Ton mit mehr Mitten. Der Sattel ist wie immer bei Floyd Rose Systemen mit drei Schrauben fixiert, und die Gitarre wird mit Feintunern hinten am Vibratoblock gestimmt. Als schönen Zusatz findet man im Koffer noch zwei Jim Dunlop Strap-Locks, passend zu den montierten Gurthaltern, sowie eine Halterung für den Innensechskant-Schlüssel zur Justage vom Halsstab und der Bridge, mit der Wahl, diese Halterung an der Kopfrückseite zu montieren oder es zu lassen. So viel zu den Fakten.

— Saubere Verarbeitung —

Praxis

Beim ersten Kontakt von Hand zu Hals fällt sofort die sehr gute Verarbeitung auf. Es gibt keine Ecken und Kanten, die Bünde sind perfekt eingesetzt und der Abschluss schön abgerundet. Da muss man schon sagen, das sucht seinen Vergleich. Zum guten Spielgefühl trägt auch der nahezu unlackierte Hals bei, wider Erwarten hat er einiges an Substanz zu bieten. Also kein Achtziger Wizardstyle-Hals, schon eher ein etwas modifiziertes Strat-Feeling. Yngwie Malmsteen hat ja bewiesen, dass man mit einem Strat-Hals zwar manchmal kämpfen muss, aber dieses Halsprofil trotzdem schnelles und virtuoses Spiel nicht ausschließt, zumal der Hals ja auch einen nicht unwesentlichen Einfluss auf den Sound einer Gitarre hat, frei nach dem Motto: Wo nicht viel ist kann auch nicht viel Schwingen. Bei unserer Testgitarre fällt dieses Manko heute nicht ins Gewicht. Im Gegenteil, die San Dimas lässt sich sehr komfortabel spielen und hat schon, trocken (ohne Amp) angespielt, einen sehr klaren, ausgewogenen Sound. Die Tonentfaltung ist sehr spritzig und direkt, hat aber auch einen warmen Tonanteil. Die Werkseinstellung ist top, wenn man mal von der in der Regel etwas zu hohen Saitenlage absieht. Was sicherlich auch zum komfortablen Spiel beiträgt, ist der ansteigende Griffbrettradius von 12“ (304,8mm) auf 16“ (406,4mm). Also bis jetzt ein durchaus stimmiges Gesamtkonzept!

— Fender Style Headstock —

Das Floyd Rose Vibratosystem funktioniert gewohnt verstimmungsfrei, selbst bei exzessiven Divebombs und/oder „Extremhebeln“ bleibt die Gitarre „in tune“. Etwas schade ist, dass man auf dem „Weg nach oben“ mit der Stahlkante des Vibratoblocks auf der ungeschützten, nicht ausgefrästen Decke des Bodys landet. Die Konsequenz daraus ist höchstwahrscheinlich bei „normalem“ Floyd Rose Gebrauch ein mehr oder weniger ausgeprägter Lackschaden. Dazu kommt, dass der von außen mit einer Mutter eingeschraubte Hebel keinen richtigen „Sweetspot“ hat. Entweder ist er zu fest und man kann ihn schwerlich bewegen, oder er hat Spiel. Leider ein immer noch sehr häufig auftretendes Problem bei Vibratosystemen mit geschraubten Hebeln.