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Test: Digidesign Pro Tools 8 Teil 2: Sequenzer Neuerungen

(ID: 2539)

Elastic Pitch und Elastic Audio

Eine weitere Neuerung sind die mit Pro Tools 7.4 eingeführten Elastic-Fähigkeiten. Damit können Audiodateien fast so frei wie MIDI-Noten an Tempiwechsel angepasst werden. Aber eben nur fast. Ab bestimmten Längen treten die bekannten Aliasing-Effekte des Time- und Pitch-Stretchings zutage, wobei die Toleranzgrenzen von Audiomaterial für zeitliche Dehnungen bekanntlich höher sind als für Tonhöhenverschiebungen. Was das Elastic Audio angeht, so liefern die verschiedenen optimierten Algorithmen sogar bei menschlicher Sprache noch brauchbare Ergebnisse bei 50% Geschwindigkeit gegenüber dem Original. Gut, das wirkt nicht mehr natürlich, aber das Aliasing
hält sich in merklichen Grenzen, es hört sich noch nach Mensch an und ist gut verständlich, und das Timing gegenüber der MIDI-Spur stimmt immer noch zu 99,99%. Bei Elastic Pitch sieht das anders auch. Nach unten gehen bei menschlicher Sprache noch 6 Halbtöne, während noch oben gerade mal zwei Halbtöne tolerierbar sind. Aber diese Ergebnisse sind auch sehr stark vom verwendeten Audiomaterial abhängig. Im musikalische Kontext sind die Grenzen wirklich völlig ausreichend. Und man sollte immer noch bedenken, dass diese Stretchings dynamisch sind und sich der Tempo Map angleichen. Doch damit nicht genug. Sollte das zu benutzte Audiomaterial den Algorithmen nicht genug Anhaltspunkte für eine befriedigende Dehnung liefern, wählt man einfach in der Trackansicht „Warp“ oder „Analyse“ aus und setzt Transienten-Marker oder sogenannte Event-Marker und kennzeichnet so die signifikanten Stellen im Material. Dann klappt’s auch mit dem Stretching. Es gibt auch einen gewaltigen Qualitätsunterschiede zwischen dem Echtzeit-Algorithmen und dem Rendern mit X-Form, das die Radius Technologie von iZotope lizensiert. Dafür rechnet mein MacBook mit 1,83Ghz auch bis zu mehreren Minuten konzentriert an einem 30 Sekundenschnipsel. Glücklicherweise lässt sich nebenbei noch weiterarbeiten. Gegen dieses Feature kommen auch die Konkurrenz DAWs nur schwer an. Die einzig vergleichbar flexible Software am Markt ist Celemonys Melodyne. Die Plug-in Version ist allerdings zweieinhalb mal so teuer wie das Pro Tools Update.

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Zuletzt noch die das neue Track Comping, das ermöglicht, alternative Audioaufnahmen, z.B. im Loop-Modus aufgenommene oder mit Zeitmarkierung versehen Aufnahmen auszutauschen und so aus den besten Takes eine Komposition zusammenzusetzen, alternative Versionen eines Stückes auszuprobieren oder wie auch immer mit verschiedenen Takes zu arbeiten. Zusammen mit der Playlist und der Pro Tools Database ergeben sich sehr mächtige Werkzeuge zur Verwaltung von Audioaufnahmen und Kompositionsvarianten.

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Fazit

Das war nur ein kleiner Einblick in die neuen Features von Pro Tools 8. Viele arbeitserleichternde Details mussten weggelassen werden, da sonst der Umfang dieses Tests gesprengt würde.
In diesem Test habe ich auch vieles so dargestellt, als wären die neuen Features das Novum schlechthin. Das sind sie auch für Pro Tools User. Aber wir Pro Tooler leben ja  schließlich nicht alle im Elfenbeinturmstudio. Viele dieser Feature sind schon seit langem
in Cubase und Logic vorhanden. Und Pro Tools, zwar als ultratightes Audioschnittsystem hochdekoriert, aber mit zu wenigen Werkzeugen für kreatives Arbeiten, wurde immer unattraktiver für Produzenten und Musiker, die ihre Produktionen mehr und mehr auf virtuelle Instrumente verlagerten. Und so fuhren viele zweigleisig oder kehrten Pro Tools ganz den Rücken zu. Deswegen wundert es auch nicht, wenn Digidesign beim neuen Cubase ordentlich abgekupfert hat, um an die aktuellen Kreativ-Features anzuschließen. Macht aber nichts. Schließlich konnten Logic und Cubase von Pro Tools lernen, was es bedeutet, ordentliche, exakte Audioschnitte machen zu können. Zum Leidwesen von Digidesign lernten die Konkurrenten aber schneller eine gescheite Audiobearbeitung zu integrieren, als Pro Tools es schaffte, neue MIDI-Fähigkeiten zu erlernen. Genau genommen bis zur Version 8. Damit ist es zwar immer noch nicht die Konkurrenz los. Features wie ernstzunehmende Echtzeit MIDI-Filter / -Router, -Maps oder -Effekte sind noch weit entfernt, und selbst der automatische Latenzzeitenausgleich lässt noch auf sich warten. Doch der Vorsprung ist deutlich kleiner geworden, und zum ersten Mal kann Pro Tools wirklich für Producer und Musiker empfohlen werden und nicht nur für Aufnahmetechniker, zumal die Version 8 bei mir erheblich stabiler läuft als die Vorgängerversionen. Hier und da gibt es noch einige Grafik-Bugs, und sehr selten müssen offene Fenster zum Weiterarbeiten geschlossen und wieder geöffnet werden. Abstürze gab es auch. Doch ungleich öfter gibt es lange Experimentier-Sessions, die wirklich die CPU erhitzten und zu Ende gebracht wurden. Das ist  erstaunlich für eine „x.0“ Version. Vielleicht gibt es noch einige Fallen bei Drittanbieter Plug-ins, doch bei einer längeren Testphase liefen selbst die als problematisch eingestufte Korg Legacy Collection Analog Edition und Native Instruments Battery und Kore-Player Plug-in rund. Insgesamt lohnt sich selbst der zusätzliche Kostenaufwand für Mac-User, sich Leopard bzw. demnächst Snow-Leopard zuzulegen. Ich jedenfalls habe alle andern Pro Tools Versionen seit Dezember hinter mir gelassen, ohne einmal zurückzublicken.
Ich möchte aber auch noch anmerken, dass Digidesign immer noch keinen anständigen Systemaudiotreiber hat, der Digidesign Hardware als Systemaudioausgabe nutzbar macht. Selbst M-Audio Hardware sollte nicht im Verbund mit Pro Tools als Systemaudioausgabe eingesetzt werden, jedenfalls nicht beides gleichzeitig. Mit Pro Tools selber funktioniert alles wunderbar und auch mit anderer Audiosoftware. Das ist ein Manko, aber wenn Pro Tools dadurch stabiler läuft sei’s drum. Meine Daten und meine Zeit sind es mir wert, und ein konsistentes stabiles Laufzeitverhalten tut der kreativen Arbeit auch keinen Abbruch.
“Ein Meisterwerk liefert das Maß, an dem es gemessen werden will, mit“ – sagte einst Goethe Und Pro Tools, gemessen an Pro Tools, möchte ich als solches bezeichnen, wenn auch mit  fester Kritik an Digidesign wegen der fehlenden wichtigen Features, die es noch zu implementieren gilt. Schließen möchte ich dennoch mit einem Standardzitat frei nach Steve Jobs: „Pro Tools 8 ist das beste Pro Tools, das es je gab.“ Was man von etlichen Vorgängerversionen dieser Software nicht behaupten kann. So und nicht anders ist denn auch meine Vergabe von vollen fünf Punkten zu verstehen.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Es wäre mal ein guter Ansatz, die M-Powered wenigstens auch auf die interne Soundkarte der MacBook Pro´s auszuweiten. Auch könnte man die hochwertigen Interfaces wenigstens eines ausgesuchtenDrittherstellers wie Apogee direkt unterstützen.Es hält mich neben dem leider immer noch fehlenden automatischen Latenzausgleich davon ab, mir die M-Powered 8 anzuschaffen. Bei Logic ist zwar das Audioediting nach wie vor wesentlich unkomfortabler, dafür habe ich unterwegs aber nicht Dongle Audiointerface anzustöpseln was einfach unpraktikabel ist.Ein Update der LE Interfaces (speziell der MBox Micro auf 96KHz) wäre auch mal überfällig.Vielleicht tut sich da ja noch was, ich würde gerne wieder ProTools nutzen.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    nein, das wird so nicht passieren, denn das Audio-Interface ist bei
    Digidesign der „Quasi“-Kopierschutz.

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Wenn Du das so siehtst hat die M-Powered zwei Kopierschutzverfahren: Einmal den ILock und dann noch die M-Audio Interfacebeschränkung.Da sollte doch wenigstens für die M-Powered Variante ein Support für Apples BuildIn Audio möglich sein…

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    naja, iLok ist doch als Kopierschutz nen Lacher, zumindest unter Windows. Viel schwieriger zu knacken ist da Syncrosoft.
    Aber Digidesign sichert so eben doppelt ab und ehrlich gesagt finde ich es auch richtig.
    Digidesign hat nunmal ihre eigene Firmenphilosophie, die mir persönlich nicht ganz so schmeckt.

    Für Logic ist eben ein Mac der Kopierschutz. Apple verdient somit in jedem Fall,
    egal ob Logic8 legal oder illegal erworben.

  5. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Zwei Dinge: Dass in Version 8 der Latenzausgleich immer noch fehlt, ist ABSOLUT UNVERZEIHLICH, ja UNGLAUBLICH. Praktisch JEDER andere Sequencer bietet dies inzwischen, Nuendo kann das seit zehn Jahren! Ich glaube nicht, dass dieses Feature immer noch fehlt weil sie nicht können, sondern weil sie nich wollen, als künstliche Abgrenzung zu den DSP Systemen. Ist aber leider eine totale Fehlüberlegung. Jemand der sich kein DSP-System leisten kann und braucht, wird deshalb immer noch zu Cubase oder Logic greifen. Punkt 2: Die Optik. Ursprünglich erfrischend nüchtern und professionell, mit jedem Update immer farbiger (wie alle anderen), jetzt komplett hässlich. Schade, wirklich schade. Protools wäre eine so gute Software.

  6. Avatar
    AMAZONA Archiv

    @Bernd Die Farbgebung ist allerdings Geschmacksache. Ich – und was man so im Web liest auch fast alle anderen – finden sie sehr angenehm. Wem die default Einstellung noch zu bunt ist, der kann die Sättigung sogar stufenlos bis auf Grau runterschrauben, wobei die Helligkeit ebenso eingestellt werden kann.

  7. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Dem Post von Bernd bezüglich des Latenzausgleichs ist nichts hinzuzufügen, ein wahnsinns Witz dass er immer noch nicht integriert wurde, so vergrault man potentielle Kunden; die Annahme dass die LE in Konkurrenz zur DSP Variante steht halte ich für einen Denkfehler, man verliert wohl eher Kunden an Steinberg und Apple – ich hätte mich mit Sicherheit sofort wieder für Pro Tools (LE bzw. M-Powered)entschieden – das Audioediting damit fand ich schon in Version 6 unschlagbar, bin dann aber wegen dem nicht gerade berauschenden Digi001 Interface / Midi Editing auf Logic umgestiegen.Wenn ich mich mit dem manuellen Ausgleich der Latenzen rumärgern darf ist die Zeitersparnis mit ProTools auch wieder dahin, da bleib ich bei Logic wo ich wenigstens meine Hardware frei wählen darf und einen USB Port weniger belegt habe.Kann jemand sagen, wie vernünftig das ATA von Mellowmuse funktioniert, wäre noch eine Option…?Danke Philipp

  8. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Hallo,

    ATA

    die DemoVersion von ATA läuft auch unter Pro Tools 7. Und arbeitet mit einem AudioPing dessen Empfindlichkeit bis -80dBFS reicht. da kommt man schon in den Rauschbereich vieler analoger Hardware. Man muß also für jeden Audio und AUX Track einen Insertslot opfern und bei jeder Plug-in änderung einmal den Master ATA auf dem Mastertrack pingen. Man muß also selber etwas damit experimentieren.
    Un Mellowmuse legt auh jedem nahe die Software vor dem Kauf zu testen. IMHO sind die $49 super angelegt.

    ADC steht inzwischen auf der ToDo-Liste von Digidesign ganz oben!!!

    Das Freezen von Tracks gibt es leider auch noch nicht. Da das RTAS Format ja REAL TIME ist und nicht OFFLINE.

    Was ich stattdessen immer haben wollte war ein AudioSuite Stapelprozessor.
    Damit man mehrere Offline- Bearbeitungen automatisiert ablaufen lassen kann.

    Z.z geht das ja nur von Hand mit einem AS-Prozess nach dem anderen. Das sollte wirklich mal jemand machen.

    soweit mal, Grüße M. :)

    • Avatar
      AMAZONA Archiv

      @Markus Schroeder >> ADC steht inzwischen auf der ToDo-Liste von Digidesign ganz oben!!!

      Ist das amtlich, dass es für die LE / M-Powered kommt, in Form eines freien Updates?
      Gibt es einen Zeitplan?

      Thx + Gruß Philipp

      • Profilbild
        Markus Schroeder RED

        Hi Philip,

        Das ist so vom Digidesign Forum Admin zu lesen. Es kann also davon ausgegangen werden, dass es amtlich ist.
        „ADC is practically stamped into the foreheads of every Engineer and Product Manager here.“
        http://duc.....p?t=238429

        Einen Zeitplan gibt es noch nicht.

        Grüße M.

  9. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Tönt gut, das wusste ich nicht. Bleibt also nur noch der Latenzausglrich. Das urspüngliche Grau habe ich immer als sehr angenehm empfunden. Ich stehe persönlich weder auf einen Farbtopf (ich bin Musiker, nicht Maler) noch auf depressiven dunklen Endzeitlook à la Logic. Das 5er-Version Interface war super – nüchtern, klar, professionell, freundlich und funktional. Die neuen Flipperkastenlooks der meisten Sequenzer finde ich unausstehlich – sie lenken nur vom Eigentlichen, nämlich der Musik ab. Manchmal wünsche ich mit echt Notator mit monochrom Screen zurück…

  10. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo,

    Kaufte mir im November zu Schulungszwecken eine M-Box Mini. Solange mit Pro Tools gearbeitet wurde gab es, abgesehen von der Arbeit mit Software-Instrumenten, keine Probleme. Wurde die M-Box generell aus Audioausgabegerät verwendet sah dies etwas anders aus. Schlimm wurde es nach dem kostenlosen Upgrade auf Version 8. Bei meinem Mac Book Pro 2,5 Ghz, Leopard 10.5.6 hingen sich mehrmals täglich nahezu alle Programme mit denen auf Mediendateien zugegriffen wurde (außer Logic und Pro Tools) nicht nur auf, sie ließen sich nur durch gedrückt halten der Power Taste am MBP, (manueller Neustart) richtig beenden oder neu starten.
    Die dabei hochkommenden Gefühle, hatte ich zuletzt vor Jahren, als ich an meinem PC den Fehler überall – nur nicht beim Netzteil suchte:)
    Ich habe vorerst die M-Box abgeklemmt und den NI Kore Controller als Ausgabegerät eingestellt, seitdem kann der Frühling wieder kommen – keine hängenden Programme mehr.

    Ansonsten empfinde ich den Klang der M-Box ebenfalls als angenehm warm. Eine Gitarre über ein Neumann TLM 127 einpegeln machte keine Probleme. Bei Aufnahmen von leisen Atmos im geschlossenen Raum drehte ich den Gain zu gut 3/4 auf, ohne das der Rauschanteil störend wirkte.
    Das Gehäuse besteht vorbildlich, von vorn bis hinten aus Metall.
    Der Monitor Mute Schalter erwies sich in meinem Fall als sehr nützlich, wenn ich ihn vergaß, wurde ich vom Subwoofer mit einem „sehr gefährlichen Ton“ darauf aufmerksam gemacht, dass das MBP in den Ruhezustand fährt!
    Es bleibt zu hoffen, auf ein Update und eine ebenso sorgfältige Treiberarchitektur, wie sie auch bei den HD Systemen zur Anwendung kommt.

    Thomas

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