Sound & Praxis
Die Attribute einer „guten Strat“ sind ja, abgesehen von einer guten Bespielbarkeit, primär ihr frisches Attack und ihr knackiger, durchsetzungsfreudiger Grundsound. Das ist bei der Fender 60s Strat Matcap RW DPB zwar nicht komplett anders, allerdings klingt das Instrument schon trocken eher warm und ungewöhnlich bassig für eine typische Strat. Dabei ist das Attack ebenfalls sehr zurückhaltend, dafür gibt es um so mehr Sustain für lang stehende Akkordwände, typisch für den Sound der 60s und somit von Fender wirklich passend und den Ansprüchen gerecht designt.
Dieser akustische Ersteindruck setzt sich auch beim Anschließen an einen Verstärker fort. Die drei „Vintage Style Single-Coil Strat“ Pickups machen einen guten Job und portieren den akustischen Grundsound nahezu perfekt an den Amp. Leider verhelfen aber auch sie dem Instrument nicht zu den fehlenden Höhen und Präsenzen, die das gesamte Klangbild daher etwas matt erscheinen lassen.
Der Hals lässt sich, dank der Formen des Strat-Korpus, wie eh und je auf seiner vollen Länge bestens bespielen und auch die recht schmalen Bundstäbchen sind nach ein paar Minuten Jammen mit der Gitarre fast vergessen. Aber nur fast, denn die Kanten der Stäbe stören die Hand schon bei der einen oder anderen Bewegung unangenehm, hier sollte Fender bei der Endkontrolle wirklich genauer ein Auge drauf werfen.
Ansonsten herrscht auf dem Griffbrett in jeder Position eitel Sonnenschein – im Sinne von Artefakt- und Deadspot-freiem Bespielen. Das Shaping des Halses ist geradezu zierlich ausgefallen und sollte auch Leuten mit kleineren Händen vollkommen genügen. Einzig und allein die lackierte Halsrückseite dürfte für einige Spieler ein No-Go sein, denn schon nach wenigen Minuten emsigen Bespielens des Halses stellt sich aufgrund des Handschweißes schon ein gewisser „Klebe-Effekt“ ein. Man kann sich daran gewöhnen und wer hauptsächlich Akkordarbeit mit der Fender 60s Strat Matcap RW DPB verrichten will, der dürfte sich davon nicht übermäßig gestört fühlen. Für Griffbrettakrobaten könnte dies allerdings eine wahre Herausforderung werden.