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Test: Fender Dave Murray Strat 2TSB, E-Gitarre

Eiserne Jungfrau

30. Juni 2015

Test: Fender Dave Murray Strat 2TSB, E-Gitarre

Seit nun fast vierzig Jahren steht er auf der linken Seite der Bühne, verschmitzt dreinschauend und eher introvertiert agierend – zumindest wenn man sich die übrigen Mitglieder seiner Band dagegen betrachtet. Die Rede ist von Dave Murray und seiner Band Iron Maiden, deren Einfluss auf die gesamte Welt des Hard ’n‘ Heavy Zirkus wohl kaum ausreichend genug gewürdigt werden kann. Von Anfang an setzte der stets gut gelaunte Brite Murray dabei auf die Fender Stratocaster, die er schon in den frühen Jahren nach seinen Vorstellungen modifizierte. Die Modifikationen bezogen sich dabei im Wesentlichen auf den Austausch der Singlecoil-Pickups (zumindest den am Steg) gegen Humbucker-Typen, ansonsten entsprachen die von ihm genutzten Modelle weitestgehend denen der Serie. Also auch ausgestattet mit dem Vintage-Vibrato, das auf einer Metal-Gitarre kaum falscher am Platz sein könnte.

Das hat sich nun aber geändert, denn mit der Fender Dave Murray Strat 2TSB halten nun gleich drei (!) Humbucker und ein Floyd-Rose-Vibrato Einzug auf der Decke dieser brandneuen Strat, die trotz solcher modernen Features in alt-ehrwürdigem Dreiton-Sunburst erscheint und nun bei uns in der Amazona-Redaktion zum Test eingetroffen ist.

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Facts & Features Fender Dave Murray Strat 2TSB

Schön, dass die Gitarre zumindest in einem Gigbag ausgeliefert wird. Der präsentiert sich auch recht robust und bietet genügend Stauraum durch allerlei Fächer und besitzt zudem zwei sehr stabile Schultergurte zum Überstreifen. Die Fender Dave Murray Strat 2TSB wirkt, abgesehen von der Tonabnehmer-Bestückung und dem wuchtigen Steg des Floyd-Rose-Vibratos, auf den ersten Blick zunächst wie eine ganz normale, „klassische“ Stratocaster aus dem Hause Fender. Der Erle-Korpus wurde in einem Dreiton-Sunburst-Finish gebeizt und besitzt ein vierschichtiges Perlmutt-Pickguard, in das die drei Humbucker im „Singlecoil-Outfit“ eingeschraubt wurden. Die stammen aus dem Hause Seymour Duncan und werden, wie üblich bei der Strat, über einen Fünfwegeschalter angesteuert.

Pickups aus dem Hause Seymour Duncan

In Halsposition sorgt ein Seymour Duncan Hot Rails for Strat SHR-1N für die elektrische Abnahme, in der Mittelposition ein Seymour Duncan® JB Jr. SJBJ-1 (die verkleinerte Variante des Jeff Beck Humbuckers mit identischem Charakter) und am Steg sitzt ein Hot Rails for Strat SHR-1B, ebenso leicht schräg eingesetzt, wie es Fender auch bei ihren Original-Pickups bei der Strat zu tun pflegen.

Ein weiterer sehr auffälliger Punkt an der Fender Dave Murray Strat 2TSB ist natürlich das auf der Decke verpflanzte Floyd Rose Vibratosystem. Für Strat-Puristen sicher eine Todsünde, für den gemeinen Heavy-Musiker allerdings eine willkommene Arbeitserleichterung, sorgt solch ein System doch in aller Regel auch bei extremem Einsatz des Jammerhakens für eine absolute Stimmstabilität. So lautet zumindest die Theorie, die aber in der Praxis auch dann und wann mal ein anderes Bild abgibt. Dazu später aber mehr im Praxis-Check.

Das Vibrato und auch die komplette übrige Hardware sind verchromt, dazu zählen auch die Verschraubungen des Klemmsattels und die Deluxe Stimmmechaniken an der Kopfplatte, die auf der Rückseite die Signatur von Dave Murray trägt. Und zudem einen Hinweis auf das Herstellungsland der Maiden-Strat: Made in Mexico.

Rückseite der Kopfplatte mit Dave Murray Signatur

Auf Bewährtes setzen Fender und Mr. Murray bei der Halskonstruktion, ein einteilliger Kandidat aus Ahorn mit aufgeleimtem Palisandergriffbrett ist das Mittel der Wahl. Er wurde sauber in der Tasche des Korpus eingeschraubt und besitzt eine lackierte Rückseite, was vielen unter uns sicher nicht gefallen dürfte. Doch Entwarnung gleich vorne weg – auch mit schweißigen Händen entsteht nicht zwangsläufig das gehasste „Kleben“ der Greifhand, hier hat Fender einen guten Mix aus Praxistauglichkeit und Schutz für das Holz gefunden. Die Verarbeitung der Bundstäbchen geht für diese Preisklasse in Ordnung, an manchen Stellen sind allerdings scharfe Kanten zu fühlen. Nichts Weltbewegendes – und während des Bespielens ohnehin nicht zu bemerken.

Bliebe nur noch der Blick auf die Rückseite. Überraschungen sind hier keine zu erwarten, wie bei jeder anderen Strat auch befindet sich hier lediglich die Abdeckung für das Vibratofach. Diese ist aber aus ebenso schönem Perlmutt gefertigt, wie auch das Pickguard auf der Decke. Auffällig hingegen sind die Verschraubung des Halses und dessen Metallplatte, die am unteren Ende eine Öffnung besitzt. Mithilfe eines Inbusschlüssels, der sich wie gewohnt im Lieferumfang befindet, ist es hier möglich, den Hals nach lockern der vier Schrauben an seinem Fuß anzuheben und somit die Saitenlage zu verbessern. Eine praktische Sache, zumal am Floyd Rose Vibratoblock – außer einer Änderung der kompletten Höhe des Blocks mit seinen zwei Stehbolzen – keinerlei Möglichkeit besteht, jede Saite in ihrer Höhe individuell anzupassen.

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So weit zum Aufbau der Fender Dave Murray Strat 2TSB, die sich hinsichtlich der Verarbeitung nicht viel anders als eine gewöhnliche Strat gibt. Kleine Verarbeitungsmängel, wie etwa die nicht ganz sauber abgerichteten Bundstäbchen sind zu verschmerzen. Etwas mehr Sorge bereitet da schon das ohne jede Unterfräsung montierte Vibrato-System, das sich auch im Handling eher störrisch zeigt. Doch davon gleich mehr.

Sound & Praxis: Fender Dave Murray Strat 2TSB

Um es gleich auf den Punkt zu bringen – außer für derbe „Dive-Bombs“ ist dieses Vibrato-System auf dieser Gitarre kaum zu benutzen, zumindest nicht in der Werksauslieferung. Nicht nur dass sich der Block aufgrund der fehlenden Unterfräsung im Korpus keinen Millimeter nach hinten bewegen lässt, auch beim Bewegen nach vorne sind unglaubliche Kräfte von Nöten, um überhaupt einen Vibrato-Effekt zu erzielen. Hinzu kommt, dass der Block so dicht auf der Decke aufliegt, dass er sich dort „aufstützt“ und man das Gefühl nicht los wird, beim Hantieren etwas zu beschädigen. Da fällt das übliche Gewackel eines nur geschraubten Vibratohebels hier kaum noch ins Gewicht.

Das ist sehr Schade, präsentiert sich die Fender Dave Murray Strat 2TSB doch ansonsten als eine typische Vertreterin aus ihrer Gattung: bissig-drahtig und durchsetzungsfreudig im Grundsound, gutes Handling, ein kräftiges Sustain und eine gute Bespielbarkeit zeigen sich auch hier bereits nach wenigen angeschlagenen Akkorden und Licks. Das schmale Halsprofil und die dezente Sattelbreite bieten ideale Voraussetzungen für ein ermüdungsfreies Bespielen des Halses, der trotz seiner lackierten Rückseite auch bei schweißiger Greifhand keinen Klebe-Effekt aufkommen lässt.

Die Krönung sind aber die Pickups, da ist Seymour Duncan wirklich ein großer Wurf gelungen! Die drei montierten Humbucker harmonieren bestens mit der akustischen Grundsubstanz der Gitarre und bieten dabei zusätzlich ein breites Soundspektrum bei gleichzeitig sehr moderater Nebengeräuschentwicklung. So ist es verblüffend, mit wie viel Power der Hot Rails for Strat SHR-1B am Steg zu Werke geht. Nichts ist übrig geblieben vom harschen, brummenden und schneidenden Singlecoil-Sound der Standardausstattung der Strat, hier herrschen stramme Bässe, definierte Mitten und ein weiches Obertonspektrum! Ideal also für richtig harte Riffs und präzise artikulierte Solo-Linien.

Sein Gegenüber am Hals ist prädestiniert für fette, singende Blueslinien, deren Charakter und Wucht denen einer guten Paula schon sehr nahe kommen. Und was macht gute Tonabnehmer aus? Na klar, natürlich auch die Eigenschaft, beim Zurückregeln des Volume-Potis nicht zu sehr an Höhen und vor allem Dynamik einzubüßen. Das ist auch hier der Fall, was den Einsatzbereich noch einmal deutlich erweitert. So ist die Murray-Strat mit ihren drei Humbuckern (und deren Schaltung als Singlecoils in den Zwischenpositionen des Fünfwege-Schalters) für alle Aufgaben bestens gewappnet. Das gilt selbstverständlich auch für die unverzerrten Sounds, deren Klang kaum typischer für eine Strat aus dem Hause Fender sein könnte.

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Fazit

Was man sich bei Fender mit dem lieblos angebrachten Vibrato gedacht hat, wird wohl deren Geheimnis bleiben. Fakt ist aber, dass das im Auslieferungszustand praktisch unbenutzbare System wirklich der einzige Minuspunkt ist, den man der Fender Dave Murray Strat 2TSB ankreiden muss. In allen anderen Bereichen ist sie trotzdem eine typische Strat, die allerdings eine enorme Aufwertung durch die drei Seymour Duncan Pickups erfahren hat.

Klangbeispiele: Bugera V22, Shure SM57, Logic Audio

Plus

  • Grundsound
  • Pickups
  • Bespielbarkeit
  • Gigbag dabei

Minus

  • Vibrato weder stimmstabil noch von praktischem Nutzen
  • Verarbeitungsmängel an den Bünden

Preis

  • Ladenpreis: 883,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    MidiDino AHU

    Danke für die Audios. Aufgrund des Klangs ist dir leicht Recht zu geben: „Die Krönung sind aber die Pickups“! Schade um den Vibrato-Hebel …

  2. Profilbild
    OscSync AHU

    Ich vermute mal, dass die Anbringung des FRs ohne Unterfräsung einfach den State of the Art Anfang bis Mitte der 80er und die Präferenz des Namensgebers wiedergibt. Auf alten Kramers war das z.B. genauso üblich, ebenso wie der geschraubte Hebel. Erst nachfolgende FR-Generationen hatten die bekannte Lösung mit der Überwurfmutter. Durch die harte Einstellung des Systems wird auch das bekannte „Eiern“ bei harten Anschlägen vermieden. Dass kann durchaus eine gewünchste Eigenschaft sein, auch wenn dadurch gefühlvolles Schimmern und Vibrieren erschwert wird. Diese Ausdrucksformen stehen beim Metal aber eh nicht so im Vordergrund :-) Ich zumindest hatte meine FRs früher auch ziemlich hart eingestellt und teilweise sogar mit Holzblöcken in der Kammer das Aufwärtsziehen verhindert und dafür alle Federn ganz stramm angezogen. Und dann musste man für die Dive Bombs auch arbeiten….

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