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Test: Fender Squier Bullet Strat HSS BSB

Spar-Strat

21. April 2020

Fender bzw. deren Tochter Squire haben mit der Bullet die sicherlich preisgünstigste „Strat“ im Programm. Die Fender Squier Bullet Strat wurde in Indonesien gefertigt, anders lässt sich ein solcher Kampfpreis keinesfalls erklären bzw. realisieren. Für 129,- Euro wechselt sie bereits den Besitzer. Preismäßig ist dieses Angebot eigentlich gar nicht zu toppen. Eine neue, funktionierende E-Gitarre mit Lindenkorpus, Tonabnehmern, Lackierung, Mechaniken, Vibratosystem.  Da hätte ich mir in meinen gitarristischen Anfangszeiten die Finger nach geleckt, zumal diese Gitarre auch originalen Fender Maße besitzt und auch die Kopfplatte die schöne klassische Fender Form hat. Für einen Anfänger, der die Unterschiede zu einem teureren, in Mexiko oder Amerika gefertigten Modell bzw. auch einem noch preisintensiveren Customshop-Modell überhaupt nicht einschätzen kann, mag diese Gitarre zunächst wie eine wirkliche Fender Stratocaster aussehen, so wie sie die Gitarrengötter Jimi Hendrix, Ritchie Blackmore, Stevie Ray Vaughan oder Mark Knopfler und Konsorten spiel(t)en , aber natürlich gibt es vergleichsweise deutliche Unterschiede, die aufgrund des Kampfpreises natürlich auch gemacht werden mussten. Selbst wenn man die Gitarre gar nicht spielen würde und sie sich ausschließlich als Dekoration an die Wand hängte, wäre der Preis gleichfalls noch in Ordnung.

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Schauen wir uns dieses extrem günstige Einsteigermodell nun einmal an. Die Fender Squier Bullet Strat ist in diversen Farbgebungen und zwei verschiedenen Tonabnehmerbestückungen zu erstehen. Natürlich gibt es den Klassiker auch mit drei „Einspulern“, wir haben allerdings die Variante HSS mit einem Humbucker am Steg in der Farbgebung Brown Sunburst (BSB) unter die Lupe genommen.

Fender Squier Bullet Strat – Korpus

Das Design einer Fender Stratocaster, hat man seit ihrer Markteinführung vor nunmehr ca. 65 Jahren nie wirklich verbessern können, da es schlicht und einfach perfekt und nicht zu toppen ist. Diese Korpusform, die sich seit 1954 nur unwesentlich verändert hat, ist auch bei der extrem günstigen Squier Bullet Strat zu finden. Der Korpus der Bullet ist allerdings etwas dünner als der Standard ausgefallen, was beim Einsteigermodell Bullet schon immer der Fall war. Der Korpus aus Linde besteht aus drei zusammengefügten Teilen. Die Lackierung im klassischen Two-Tone-Sunburst bringt einen gewissen „Vintage Vibe“ ins Spiel.

Klassische originale Stratocaster Form

Da der Korpus auch ca. 4 mm weniger stark als der einer gewöhnlichen Stratocaster ist (die in der Regel eine Dicke von 44-45 mm aufweist), fällt auch das Gewicht der Fender Squier Bullet Strat etwas geringer aus. Sie bringt nur etwa 3 kg auf die Waage, was beispielsweise einem jugendlichen Anfänger, der das Instrument im Stehen spielen wollte, sicherlich entgegenkäme.

Der Hals

Selbstverständlich besitzt auch die günstige Fender Squier Bullet Strat einen geschraubten Hals aus Ahorn. Dieser wurde mit vier Schrauben am Korpus befestigt, die verchromte Hals-Platte erhielt einen eingestanzten Squire Schriftzug. Das Griffbrett aus Lorbeer (Indian Laurel) wurde aufgeleimt und die Nut für den Trussrod mit einem dunklen Skunkstripe verschlossen.

Die Mensur beläuft sich wie bei den meisten Fender-Gitarren auf 648 mm. Der Hals fällt etwas schmaler aus, was für Jugendliche bzw. Kinder, die mit dem Gitarrespiel anfangen, sicherlich von Vorteil ist. Auch die Sattelbreite von 42 mm ist etwas geringer. Hier findet man meist das Maß von 43 mm. Die 21 Medium-Bünde wurden perfekt eingesetzt und weisen keine scharfen Stellen an den Bundkanten auf. Das Polieren der Bünde hätte sicherlich besser ausfallen müssen, denn beim Saitenziehen sind „Schabgeräusche“ zu vernehmen. Sicherlich würde sich dieses Phänomen mit der Zeit von selbst erledigen, denn wenn man viele Bendings praktiziert, sind die Bünde irgendwann auch glatt. Ein Anfänger wird aber sicherlich erst einmal Akkorde lernen, somit würde das „Polieren“ zunächst ausbleiben.

Fender Squier Bullet Strat HSS schräg

Die Legende für den schmalen Geldbeutel

Aufgrund von Patentrechten sind bei Stratocaster-Kopien jeder Preislage, die nicht von Fender stammen, die Kopfplatten meistens in einer abgewandelten oder nur an Fender angelehnten Form zu finden. Da wir hier ein Produkt aus dem Hause Fender in den Fingern halten, dürfen wir uns auch über den originalen Fender Kopf freuen und müssen uns nicht mit womöglich hässlichen Varianten (die wie „abgebissenen“ aussehen oder eckige bzw. unschöne zackige Formen besitzen) begnügen.

Originale Kopfplattenform

Erstaunlich festzustellen ist, dass die Halsrückseite keinerlei Behandlung erfuhr. Öl, Lack, Grundierung oder Lasur etc. suchen wir vergebens. Dementsprechend fühlt sich der Hals auch sehr trocken an. Es drängt sich sofort der Wunsch auf, ihm etwas Feuchtigkeit zu spenden, was ich mir allerdings erspare. Auch dem Griffbrett könnte eine Behandlung mit Griffbrettöl guttun. Die Qualität des Sattels ist erwartungsgemäß aufgrund der Verwendung billigen Kunststoffs  gerade noch akzeptabel.

Elektrik

Die verbaute Elektrik fällt mit Ausnahme eines Doppelspulers in der Stegposition wie gewohnt aus. Zwei Singlecoils (Hals und Mitte), ein Humbucker am Steg, ein Volume-Regler, zwei Klangregler, wobei die Funktion der Klangregler nach alter Manier nur auf den Mittel- und Hals-Pickup wirken. Kleiner „Tuning-Tipp“ am Rande: Eine simple und einfach durchzuführende Modifikation für einen nicht ungeschickten Bastler ermöglichte es, den zweiten Klangregler mit dem Steg-Pickup korrespondieren zu lassen, was sicherlich viel sinnvoller ist. Alle „Elektrik-relevanten“ Komponenten“, wie auch der „Strat-typische-5-Wege-Schalter“, werden von einem einlagigen weißen Schlagbrett bescheidener Güte in Position gehalten.

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Die Hardware

Die Mechaniken sind in vielen Bewertungen der Gitarre stets schlecht weggekommen bzw. kritisiert worden. Squire hat reagiert und qualitativ etwas hochwertigere Modelle verbaut, denn unser Testmodell hat bereits eine geschlossene Variante installiert, die auch optisch mehr verspricht als die sicherlich bescheidenen Mechaniken, die man auf den Fotos des Herstellers sieht.

Fender Squier Bullet Strat Kopf Back

Mechaniken stimmstabiler als die Vorgänger dieses Modells

Die verchromte Hardware (Vibratosystem, Mechaniken etc.) ist qualitativ sicherlich in einer niedrigen Liga, schließlich musste auch in diesem Punkt Abstriche gemacht werden, um den extrem niedrigen Preis zu ermöglichen. Ihre Funktion erfüllt sie jedoch tadellos.

Das Handling

Rein optisch unterscheidet sich die indonesische Bullet Strat nur unwesentlich von den US-amerikanischen oder auch den in Mexiko gefertigten Modellen, die meist das Zehnfache oder noch deutlich mehr kosten. Unsere Fender Squier Bullet Strat HSS sieht zwar dem „Vorbild“ absolut ähnlich, kann aber ihre kostengünstigen Bauteile und Materialien nicht wirklich verbergen.

Durch das schlanke C-Profil und den minimal schmaleren Sattel lässt der Hals sich sehr angenehm bespielen. Die etwas geringeren Maße des Halses erlaubten sicherlich auch Kindern bzw. Jugendlichen mit kleinen Händen, das Gerät gut zu bedienen.

Die Werkseinstellung erforderte eine Optimierung. Die Halsspannung musste zunächst etwas nachgespannt werden, um eine gute Saitenlage zu ermöglichen. Auch die Saitenreiter des Steges benötigten eine Korrektur. Beim Spielen stellt man zunächst fest, dass sich auf der Halsrückseite noch Staub und Schleifrückstände befinden. In puncto Tiefe der Sattelkerben könnte auch nachgearbeitet werden, um ein wirklich entspanntes Spiel zu ermöglichen. Man könnte das Handling dieser Strat sicherlich noch verbessern, wenn man für die vermutlich noch vorzunehmenden Einstellungen (Halsspannung, Saitenlage, Bundreinheit, Höhe der Pickups etc.) einen Fachmann (Verkäufer, Gitarrenlehrer etc.) konsultiert.

Der Sound

Trocken angespielt hat der Lindenkorpus nicht viel Aufregendes zu bieten. Alles andere wäre auch unvorstellbar gewesen, bei einem so günstigen Modell kann kein hochwertiges Tonholz am Start sein. Wenn man als Anfänger keine Vergleiche hat, wird man sicherlich darüber auch nicht wirklich unglücklich sein, einem erfahrenen Gitarristen wird die bescheidene Qualität der meisten Bauteile aber sicherlich auffallen.

Klingt man die Bullet dann ein, ist der Unterschied zu einem bedeutend teureren Exemplar deutlich weniger auffällig. Im Gegenteil, die Fender Squier Bullet Strat klingt absolut, wie man es von einer Stratocaster erwartet.

Hören wir zunächst die klaren Sounds, zunächst der Hals-Pickup:

Der typische Sound einer Stratocaster ist absolut präsent. Auch die Hals-Mitte-Kombination (Stellung 2) des 5-fach-Schalters bringt den typisch „hohlen“ Klang, den man von einer Strat hören möchte:

Das gilt auch für Position 4, (Mitte, Steg, parallel). Dieser Sound klingt gleichfalls enorm „Strat-tig“, ich vermute, der Humbucker wurde hier gesplittet, also mit nur einer Spule betrieben, was in der „Zwischenstellung“ meist ausgewogener klingt, als wenn der Humbucker mit beiden Spulen läuft und dann „zu fett“ bzw. zu „steglastig“ klingt:

Kommen wir zu den verzerrten Sounds. Dafür wurde der zweite Kanal meines Peavey Classic 20 MH aktiviert. Der Humbucker klingt recht fett und ist in der Lage, klassische Rocksounds zu erzeugen.

Abschließend hören wir den Hals-Pickup verzerrt:

 

Mit den klanglichen Ergebnissen darf man absolut zufrieden sein. Der Klang ist absolut typisch, wie man es von einer Stratocaster (auch wenn diese enorm preisgünstig ist und preiswertere Komponenten einsetzt) erwarten darf. Die klanglichen Unterschiede zu deutlich teureren Pickups fallen erstaunlicherweise, entgegen unserer Erwartung, nicht gravierend aus und würden gerade auch einem Anfänger sicherlich niemals auffallen.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Fender Squier Bullet Strat HSS – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall bzw. Delay hinzugefügt).

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Fazit

Die Fender Squier Bullet Strat HSS ist als Testballon für einen interessierten Jugendlichen bzw. Erwachsenen, der mit dem Gitarrespielen beginnt, sicherlich uneingeschränkt zu empfehlen, da aufgrund des „Taschengeld-Preises“ das Risiko einer Fehlinvestition erst gar nicht gegeben ist und die Fender Squier Bullet Strat tatsächlich auch den typischen Stratocaster-Sound liefern kann.

Plus

  • Preis Leistungs-Verhältnis
  • Sound
  • Original Fender Korpus- und Kopfplatten-Form

Minus

  • Werkssetting
  • kein Hals-Finish

Preis

  • 129,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Stephan S.

    Hallo Johannes,

    schön zu lesen, dass Du als Profi meinen Eindruck bestätigst. Ich spiele die Gitarre (in schwarz) seit ca einem 3/4 Jahr. Und ich bin nach wie vor sehr zufrieden damit. Und anscheinend liegt das nicht nur an meiner Laienmeinung (spiele erst ca 5 Jahre Gitarre. Spätberufener). Ich finde die Tests von Low Budget Gitarren persönlich immer richtig gut, da ich als Familienvater und Hobbymusiker schon verstärkt aufs Budget achte.
    Weiter so.

    Grüße Stephan

  2. Profilbild
    KRYPTYK

    Zitat: Der typische Sound einer Stratocaster ist absolut präsent. Auch die Hals-Mitte-Kombination (Stellung 2) des 5-fach-Schalters bringt den typisch „hohlen“ Klang, den man von einer Strat hören möchte: Zitat Ende.

    Was also will man mehr als den Stratsound? Und wenn man den Sound hat, dann doch lieber für 129 € statt für 1200 €, wenn der Unterschied nicht so signifikant ist. Ich entscheide mich, als Gitarrist mit über 35 Jahren Erfahrung und Bandmusiker für das 129 € Modell in der SSS Ausstattung. In der Farbe Sunburst. Besonderst geeignet für Rock der 70`er Jahre, A-la Deep Purple. SOTW

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