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Test: Focal Solo6 Be 40th, Studiomonitor

Edler Monitor mit Blick fürs Feine

20. März 2020
test focal solo 6th be 40

Focal Solo6 Be 40th, Studiomonitor

Zum 40. Firmenjubiläum hat der französische Hersteller Focal eine Reihe von Produkten mit dem Zusatz 40th herausgebracht. Neben zwei Hi-Fi Lautsprecherserien (Spectral und Scala), einem Kopfhörer (Symphonie 40th) und einem Lautsprecher-Kit fürs Auto (AUDIO-KIT F40TH) wurde auch die mittlerweile legendäre Solo6 Be als 4oth- Sonderedition vorgestellt. Im Wesentlichen glänzt das 4oth-Modell der Solo6 durch eine sehr hochwertigen Lederbespannung der Seitenpanele mit einer sehr schicken Prägung zum 40sten.

Ansonsten sind die Unterschiede zur bereits 2013 vorgestellten Standard Solo6 Be kaum zu erkennen und auch unter der Haube ist alles gleich geblieben. Nur das Schutzgitter auf dem edlen Beryllium-Hochtöner lässt den Fachmann noch erkennen, dass es sich um die Sonderserie handelt. Aber da wir uns der Solo6 bei AMAZONA.de bisher noch nicht im Detail gewidmet haben, ist dies doch ein schöner Anlass, sich den 2-Wege-Aktivmonitor genauer anzusehen. Denn, so sagt man in der Studioszene: Die Focal Solo6 Be genießt einen ganz hervorragenden Ruf.

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Focal_Solo6_BE40th Leather

Verarbeitung des Lautsprechers

Okay, das ist hier wirklich ein Statement. Focal hat sich mit der Solo6 Be 40th sehr viel Mühe gegeben und ich kann keine Stelle an dem Lautsprecher finden, die irgendwie schludrig verarbeitet wäre. Alles passt, die Spaltmaße sind perfekt, das Leder an den Seitenwänden und die Prägung sind wunderbar gemacht. Die Verstärkereinheit auf der Rückseite, die Chassis-Einfassungen, die verwendeten Schrauben, hier findet man ausschließlich die beste Verarbeitungsqualität, die im modernen Lautsprecherbau möglich ist. Einige High-End-Hersteller im HiFi Bereich (wie z. B. Sonus Faber) mögen sich noch mehr mit edlen Materialien spielen, aber hier geht es um einen Studiolautsprecher – und die Focal Solo6 Be 40th würde sich auch sehr gut auf schönen Standfüßen in Ihrem Wohnzimmer machen.

Focal Solo6 Be 40th test

Technik

Oben werkelt der bekannte Beryllium-Tweeter der Franzosen. Im Gegensatz zum Hochtöner der von uns getesteten Focal Trio11 Be handelt es sich um das Modell TB871, der eine kleinere Schwingspule und einen etwas schwächeren Antrieb im Vergleich zum TB872 der größeren (und lauteren) Lautsprechermodelle hat. Wie auch bei der großen Trio11 liegt dem Lautsprecher ein entsprechender Warnhinweis zum Umgang mit dem hochgiftigen Werkstoff Beryllium bei. Ich erwähnte es schon an anderer Stelle: Wenn Sie vor Glückseligkeit die Solo6 küssen wollen – lassen Sie einfach den Hochtöner aus, okay?

Focal_Solo6_BE40th Beryllium

Im Tiefmitteltonbereich setzt Focal auf einen 6 1/2 Zoll großen dynamischen Treiber mit Composite-Sandwich-Struktur. Der Treiber ist übrigens aus der Focal Twin6 Be bekannt, die Thorsten Walter hier bei AMAZONA.de getestet hatte.

Ein Bassreflex-Schacht mit abgerundeter Unterkante zieht sich über die gesamte Breite des Gehäuses, welches trotz 11 kg Gewicht mit 330 x 240 x 290 mm (H x B x T) erfreulich kompakt ist. Laut Focal wurden stabile 19 mm MDF-Platten für die Konstruktion verwendet.

Dieser Basstreiber wird mit einem 150 Watt Verstärker mit der patentierten BASH-Technologie befeuert. Hierbei wird „auf einzigartige Weise die Klangqualität eines AB-Systems mit der Effizienz einer Klasse-D-Stufe“ verbunden, so die Focal Website. Im Hochtonbereich wird „klassisch“ auf Class A/B mit maximal 100 Watt gesetzt. Über die Übergangsfrequenz hüllt sich Focal in Schweigen und auch ein DSP-System zur Regelung der Chassis oder zur granularen Raumanpassung sucht man vergebens.

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Focal_Solo6_BE40th_Woofer

Das Panel auf der Rückseite präsentiert sich aufgeräumt und gibt keine Rätsel auf: Der Eingang (XLR-Buchse) lässt sich in seiner Sensitivität anpassen und dazu können die Pegel von Hochtöner und Basstreiber ebenfalls durch Potis um +/-3 dB bzw. +/-6 dB verändert werden. Eine gut zugängliche Sicherung und ein On/Off-Schalter komplettieren die Rückseite. Es gibt weder Ventilatoren noch Rippen zur Kühlung der Verstärker, aber nichtsdestotrotz blieb das System auch im Dauerbetrieb im handwarmen Bereich.

Focal_Solo6_BE40th Back01

Der Hersteller gibt einen Frequenzgang von 40 Hz bis 40 kHz an mit einer maximalen Lautstärke von 113 dB SPL (peak @ 1m). (Wen es interessiert: In meinem Test zur großen Schwester Trio11 Be habe ich mich dem Thema Hörbarkeit von 40 kHz gewidmet!)

Technikspecial: Die Aussagekraft von Sinusfrequenzgangmessungen

Die Abbildung des Frequenzgangs ist irgendwie, wie der 0 auf 100 Wert bei einem Auto. Es ist die ultimative Kenngröße, um die Leistungsfähigkeit zu demonstrieren. Aber leider muss man bei genauerem Hinsehen erkennen, dass weder die 0 – 100 Zeit, noch der Frequenzgang mit einem Sinus-Sweep gut geeignet sind, um einen Lautsprecher (oder ein Auto) qualitativ zu erfassen. Warum? (Und wer das bei Autos wissen möchte, lese bitte entsprechende Quellen.)

Focal_Solo6_BE40th Tweeter

Bei einem Sinus-Sweep lasse ich den Lautsprecher eine Frequenz ohne Oberwellen wiedergeben und erhöhe diese schrittweise. So wird das Masse/Feder-System eines Lautsprechers nun recht simpel angeregt und darf sich – abhängig von der Frequenz – den umgebenden physikalischen Parametern hingeben. Dämpfung, Resonanzen, Materialeigenschaften etc. Wenn ich nun aber – wie es nun einmal in der Musik üblich ist – dem Sinussignal Oberwellen hinzufüge, dann wird die Sache sehr schnell komplex und auch sehr techniklastige Hersteller müssen zugeben: So richtig ist so was mathematisch kaum in den Griff zu bekommen. Denn es gibt einfach zu viele Variablen, die sich mit unterschiedlichen Frequenzen und Pegeln ändern.

Ein Beispiel: Eine Chassis/Gehäuse-Kombination hat eine Resonanzfrequenz von 80 Hz. In einem Sinus-Sweep wird also rund um diese 80 Hz der Schallpegel lauter werden. Was aber, wenn ich nun zwei Sinus-Sweeps wiedergebe, wobei der zweite Sweep n+20 Hz ist (n = die Grundfrequenz)? Die zweite, um 20 Hz höhere Frequenz „reitet“ auf der Grundfrequenz und wird somit früher die 80 Hz erreichen und wird das Feder/Masse-System schon anregen, bevor die Grundfrequenz in die Resonanz kommt. Es resoniert also, bevor es dann noch mal resoniert. Dies würde in einer klassischen Frequenzgangmessung mit Sinus-Sweep nicht sichtbar werden.

In vielen Fällen wird deswegen die Frequenzgangmessung eines Lautsprechers mit weißem Rauschen durchgeführt. Auch das Verfahren ist nicht 100%ig aussagekräftig, denn hier ist genau das Gegenteil des Sinus-Sweeps das Problem. Das einzelne Chassis muss gleichzeitig zu viele Frequenzen wiedergeben, was auch wieder praxisfremd ist.

Das Fazit: Sobald das Signal komplex wird, wird das Lautsprechersystem sich nicht mehr, wie im „cleanen“ Sinus-Sweep verhalten können, denn zu groß sind die Auswirkungen der darauf „reitenden“ Oberwellen. Das ist der Grund, warum auch Lautsprecher mit tendenziell welligen „Sinus“-Frequenzgang auch ausgesprochen natürlich klingen können. Mit diesem Wissen darf man einen super geraden Graphen demnach nur als Anhaltspunkt sehen, nicht aber als Nachweis für höchste Neutralität.

Focal Solo6 Be 40th test

Klang

Verkabelt mit dem Universal Audio Apollo Twin X dürfen die Focal Solo6 Be nun zeigen, was in ihnen steckt.

Wer meine Tests häufiger liest, der weiß, dass ich für den Test gerne meine „Arbeitspferde“, die KSD C88 Reference, heranziehe. Klar, aufgrund des Gesamtkonzepts würde sich die Focal Twin6 Be besser eignen, aber bei einem Preis von 1.099,- Euro pro Stück muss sich die Solo6 Be nun mal der nur 100,- Euro teureren Saarländerin stellen. Immerhin handelt es sich bei beiden Modellen um 2-Wege-Systeme, wobei bei der KSD noch ein weiteres 8“ Chassis für den Bassbereich dazukommt. So gesehen sind es zwei Wege gegen 2 ½.

Aber eines schicke ich aber gleich voraus, denn ich möchte Sie auch nicht mit Offensichtlichkeiten langweilen: Die Vergleichslautsprecher haben viel mehr Membranfläche und ein deutlich größeres Gehäusevolumen. Zudem bringt ein gut abgestimmtes Koaxial-Chassis Vorteile in der räumlichen Abbildung – besonders im unmittelbaren Nahfeld. Deswegen sind die Unterschiede in Sachen Bassgewalt und präziser Räumlichkeit naturgemäß recht deutlich.

Die Stärke der Focal liegt eindeutig im leisen Bereich und der Tauglichkeit für lange Hörsessions. Gerade bei leisen bis mittleren Lautstärken überzeugt mich die Focal mit einer ausgeprägten Ruhe, Übersicht und einer sehr schönen, weiträumigen Wiedergabe. Wo die KSD manchmal zu sehr einen auf „Klanglupe“ macht, da zeigt die Solo6 Be die größeren Zusammenhänge. Das ist gerade beim Mastering ein ganz anderer Klangansatz, wie die KSD C88 ihn zeigt. Bitte verzeihen Sie mir den Ausflug in die Klischee-Schublade, aber Sie würden mir bestimmt Recht geben, wenn man die KSD mit deutscher Gründlichkeit und die Focal mit französischem Laissez-faire beschreibt.

Ein anderes Bild (!) zur Beschreibung der klanglichen Unterschiede – im wahrsten Sinne des Wortes: Die Bilder von Claude Monet, der seine Werke im Impressionismus häufig mit Pastellfarben zeichnete. Um die Gesamtheit des Bildes zu erfassen, benötigt ein Monet einen gewissen Sichtabstand. Erst dann gewinnt das Kunstwerk an Ruhe, Ausstrahlung und Bedeutung. Ist man zu nah dran, kann man zwar die herausragende Technik bewundern; das Gesamtbildnis wirkt aber unruhig und übermäßig detailliert. Und hier haben wir wieder unsere Kontrahenten: Einmal die Französin, die aus der Ferne wirkt, aber im Detail weniger preisgibt und auf der anderen Seite die Schärfe und Detailverliebtheit der KSD.

Focal Solo6 Be 40th test

Leider verliert die Focal Solo6 Be ab einem höheren Pegel schnell die Contenance: Sie wird etwas plärrig und grell, insbesondere, wenn das Quellmaterial sehr dicht und hell ist, aber das darf nicht den hervorragenden Gesamteindruck schmälern. Für einen sehr kompakten 2-Wege-Monitor mit kleinem 6,5 Zoll Chassis ist die Wiedergabe herrlich rund und vollmundig – wenn man den Pegelregler im Auge behält.

Und letztlich gefällt mir auch die Wiedergabe der Transienten sehr gut – Focal hat den Werkstoff Beryllium offenbar sehr gut im Griff und man schafft es, einen sehr guten Mittelweg zwischen schnellen Attacks und einer sehr geringen Zischneigung zu finden. Die im Datenblatt beschriebenen 40 Hz als untere Grenzfrequenz sind nachvollziehbar, aber ein Tiefbassmonster ist die kleine Focal natürlich nicht. Ich kann diesen Lautsprecher deswegen insbesondere für kleinere Studios empfehlen und besonders für den Einsatz von kleineren Ensembles, Singer/Songreiter etc. Da zeigt die wunderbare Focal Solo6 Be 40th ihre Stärken.

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Fazit

Ja, die Focal Solo6 Be wird ihrem guten Ruf in der Szene gerecht! Ein sehr ausgewogenes Paket mit herausragender Verarbeitungsqualität, hochwertigen Materialien und einem sehr natürlichen Klang, der tendenziell auf der ruhigen Seite liegt. Ob es denn nun die edle 40th Anniversary Variante sein muss, sollte jeder für sich entscheiden. Wer jedoch in seinem Studio auch Wert auf Ästhetik und edles Design legt, dem kann ich diese tolle Jubiläumsversion der Focal Monitore sehr ans Herz legen!

Plus

  • sehr gute Klangeingenschaften
  • tolle Verarbeitung
  • sehr schöne Optik

Minus

  • weniger für hohe Lautstärken geeignet

Preis

  • 1.099,- Euro (Stückpreis)
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