Die Funktion-One-Kollaboration zum perfekten DJ-Mixer
Ein Firmenname, der sicherlich vielen, speziell jüngeren DJs nicht viel sagen wird, ein Design, das anders ist als der Clubstandard, keine Effekte und dann auch noch ein Rotary? Wieso bekomme ich das Gefühl, dass jetzt bereits viele vorher noch Interessierte Leser eigentlich das Lesen einstellen möchten?
Nun, zwingen kann ich niemanden, aber einfach mal in den Raum werfen, dass der Formula Sound FF4.2R oder L für mich einer der zwei besten DJ-Mixer der Welt ist.
- Ein erster Blick auf den Besten: Formula Sound FF4.2R
Das wirft nun einige Fragen auf, ich weiß, und ich beantworte zwei der drei Fragen gern direkt.
1. L oder R: Die Antwort ist recht einfach. Es gibt eine Rotary- wie auch eine klassische Line-Fader-Version. Unterschiede zwischen den Modellen über die Fader hinweg gibt es keine. Wir haben im Test die Rotary-Version, die ich präferiere.
2. Wer ist denn der andere Mixer, der zu meinen Top-2 gehört? Der Allen&Heath Xone:92.
Bevor jetzt Diskussionen anfangen, wie ich so etwas behaupten kann, verweise ich noch einmal kurz darauf, dass ich schrieb „für mich“, heißt: für meine Ansprüche, für mein Setup, für meinen Wunsch nach Funktionen und Haptik. Jemand anders wird einen Pioneer DJM bevorzugen, andere vielleicht einen komplett minimalen Rotary mit Master-Isolator und nur einem Level-Rotary ohne Klangregelung im Kanal. Jeder, wie er mag.
Bleibt die dritte Frage stehen: Warum sollte der Formula Sound FF4.2R einer der besten Mixer sein?
Fangen wir vorne an.
Der Formula Sound FF4.2R – ein erster Blick
Schwer, dass ist der erste Eindruck, wenn man das Paket in die Hände bekommt, in dem der FF4.2 geliefert wird. Die Verpackung selbst ist absolut unspektakulär – klassischer Pappkarton, zwei in Folie verpackte Styropor-Lagen, mittendrin der Mixer in einer Folie verpackt. Netzkabel und Bedienungsanleitung befinden sich im Lieferumfang.
Schwer ist auch der Eindruck, wenn man den Mixer aus dem Karton holt. Mit den Maßen von 34 x 33 x 13 cm ist der Mixer mit den kompakten, fast quadratischen Maßen, ein echtes Schwergewicht. 10 kg bringt der Mixer auf die Waage, bei geringeren Maßen als die klassischen Clubmixer deutlich mehr Gewicht. Ein kleiner Ausblick auf die Qualität des Mixers, der in einem soliden Stahlgehäuse kommt. Die Kombination von Stahlgehäuse und Gewicht macht den Mixer in einem jedem Fall zu einem Gerät, das man in keinem Fall fallen lassen möchte.
Wie schon angedeutet, gibt es zwei Versionen des voll-analogen 4-Kanal-Mixers, aber der Unterschied betrifft nur die Variante der Kanal-Fader. Der Unterschied zwischen beiden Modellen beträgt 100,- Euro.
- Dieses Logo dürfte viele Fragezeichen verschwinden lassen
Die generell ist Anordnung ist wie folgt: Kanal-Züge links auf der gesamten Tiefe, rechts finden sich die Bedienelemente für die Ausgänge.
Ausgänge ist ein gutes Stichwort, davon gibt es fast noch mehr als Eingänge – eigentlich ist es immer andersherum. Ok, das habe ich jetzt einfach so behauptet, es stimmt aber nicht. Es sind knapp mehr Ausgänge als Eingänge, aber selbst das ist selten zu finden. Der Grund dafür findet sich in den vielen Ausgängen, dazu gleich mehr.
Die Inputs sind übersichtlich gestaltet auf der Rückseite, Cinch-Inputs für die Kanalzüge 2 bis 4 für jeweils Line- wie Phono-Input. Der Kanalzug 1 ist, das wird kurz verwundern, kein Kanalzug für einen klassischen Zuspieler wie Plattenspieler oder CD-Player, sondern bietet einen Eingang für Mikrofone (XLR) und doppelt Monoklinke (6,3 mm), symmetrisch Line. Nun, man kann dort natürlich einen CD-Player anschließen, empfehlen würde ich das aber für die Kanäle 2-4. Den ersten Kanal selbst nutze ich, dazu später mehr, für etwas anderes. Dieser verfügt, das dürfte stark erstaunen, über Phantomspeisung für Mikrofone sowie einen separaten Gain vor dem Gain-Regler an der Oberseite. Beide Einstellungen dazu finden sich in Form von versenkten Schaltern/Regler an der Unterseite des Mixers.
Mehr aber noch verfügt der Kanalzug mit Hinblick auf den Mikrofoneingang über einen einschaltbaren Kompressor samt kleiner LED, die anzeigt, wann der Threshold überschritten wird. Das ist richtig fett. Threshold und Ratio können eingestellt werden, auch diese wieder an der Unterseite anhand von versenkten Schrauben.
Das muss natürlich im Vorwege erledigt werden, im Betrieb den Mixer anheben und dies einstellen ist unmöglich. Im Regelfall aber wird dies machbar sein.
Neben dem einen Mikrofon-eingang gibt es noch einen zweiten, einen separaten Eingang an der rechten Seite, ein XLR-Eingang befindet sich hier, der Mixer bietet eine schaltbare Phantomspeisung. Oberseitig findet sich hierzu ein Gain wie auch ein 3-Band-EQ (+5 dB Gain und -26 dB Dämpfung) samt Cue-Schalter.
Damit wären die Eingänge abgearbeitet, Zeit für die bereits erwähnten Ausgänge. Zunächst einmal sucht man natürlich den Master-Out, der in XLR-Form vorhanden ist, symmetrisch, so wie der Booth-Out auch. Nicht wie gewohnt als 6,3 mm Klinkenformat wie man es gewohnt ist. Finde ich persönlich sehr gut, denn ich habe diese „Monitor-Out muss große Klinke sein“ nie verstanden. Das Kabel landet doch am Ende eh entweder im aktiven Monitor und diese haben entweder XLR und Klinke getrennt oder eine Kombi-Buchse, oder im Amping und da wird der Input sicher XLR sein. Warum also auf die unsichere Verbindung setzen, wenn es nicht einmal einen Vorteil bringt?
Zusätzlich zu den beiden Ausgängen gibt es noch einen weiteren symmetrischen XLR-Ausgang als Mono-Out. Nutzbar zum Beispiel für den Sub-Bass.
Ein weiterer Output ist recht klassisch: Cinch geht es raus als Rec-Out. Darunter und daneben finden sich Ausgänge, naja, sagen wir mal zumindest 6,3 mm Buchsen, 6 Stück. Raus gehen dort die beiden Aux-Wege, rein und raus geht dort für den Master-Insert-Weg.
Nun bleiben noch die grünen Stecker auf der Rückseite und ich bin mir sicher, die meisten Leser werden nun nicht wissen, was es damit auf sich heut. Diese grünen Steckverbinder nennt man Euroblock und sie sind gängig im Bereich vom Anschluss von Lautsprechern. Hier findet sich ein symmetrischer Zonen-Ausgang für den Anschluss von Lautsprechern in anderen Räumen z. B. inklusive der Anschlussmöglichkeit einer Fernbedienung, zumeist eine Remote als Wandpaneel.
Theorie und Praxis – die kleine Formula-Fahrstunde
Die Oberfläche des Formula Sound FF4.2R ist schlicht gestaltet, schön schlicht. Weiße Linien trennen die unterschiedlichen Sektionen, die runden kleinen LEDs des Meterings haben einen schönen klassischen Effekt. Potikappen passen ebenso vom Design auf die mattschwarze Oberfläche wie die durchsichtigen Tasten mit LEDs unter diesen.
Die Kanalzüge verfügen jeweils über ein Gain-Poti samt Level-Metering, Pre-Fader, mit zwölf Gliedern. Ein kleiner Schalter lässt wählen zwischen Line- und Phono-In. Unter dem Gain findet sich der EQ und hier kommt die erste Freude: Der FF4.2 verfügt über einen 4-Band EQ. Damit reiht sich der Formula Sound FF4.2 ein in die Reihe der wenigen Mixer, die dieses bieten, neben zum Beispiel einen Allen&Heath Xone:92.
Doch damit nicht genug, lässt man den Blick ein wenig tiefer wandern, kommt die nächste große Überraschung und jetzt wird es richtig schön: Jeder Kanalzug verfügt über ein High-Pass- wie auch ein Low-Pass-Filter, gemeinsam schaltbar, aber anhand zweier Potis separat regelbar. 4-Band-EQ und zwei Filter pro Kanal? Geiler Scheiß.
Die vier EQs sind als Full-Kill ausgelegt mit einer maximalen Anhebung von 6 dB. Das ist perfekt. Wirken tun sie in den folgenden Frequenzbereichen: Low: unterhalb von 140 Hz, untere Mitten: 140 bis 750 Hz, obere Mitten: 750 Hz bis 4,3 kHz und die Höhen folglich jenseits von 4,3 kHz.
Klingen tut der EQ sehr klangneutral, was natürlich für das Mixen über den EQ sehr angenehm ist.
Zu dem EQ kommen wie erwähnt noch die beiden Filter, die zusammen in einem Frequenzbereich von 20 bis 20 kHz arbeiten, einmal als Low-Pass- (20 Hz bis 1 kHz) und einmal als High-Pass-Filter (1 kHz bis 20 kHz). Die haben eine verhältnismäßig geringe Resonanz, heißt, man hört keinen Filter-Sweep, dennoch greifen beide Filter hörbar kräftig und präzise. Ehrlich gesagt, ich finde die Filter großartig. Sie wirken nicht gekünstelt durch natürliche oder gewollte Anhebung an der Cross-Over-Frequenz, sondern einfach ehrlich und subtraktiv, ohne viel Effekthascherei. Sie sind ein sehr sauberes Tool zum Mixen, statt einen Effek,t um in Breaks Aufmerksamkeit erhaschend tiefe Frequenzen zu eliminieren, die sowie schon kaum noch da sind – nur hört es nun der geneigte Zuhörer, weil es ihm dann Filter-Sweep mit maximaler Resonanz bis zum Break-Ende vor die Nase gedrückt wird. Das kann der Formula Sound FF4.2 nicht bieten und das ist auch gut so.
Dafür könnte man verdammt sauber filtern und das Ganze mit einer lockeren linken Hand-Bewegung noch punktgenau um das Delay auf Kanal 1 erweitern – hintergründig natürlich, denn weniger ist mehr.
Der An- und Ausschalter der Filter ist nicht Nulldurchgang-geschaltet. Man hört es, wenn man wie wild auf ihm herumdrückt, dann kann es mal zu einem leichten Knackser kommen, im normalen Betrieb aber scheint es sogar, wenn man bewusst in kurzen Abständen drückt. Man muss es aber wirklich provozieren und genau hinhören.
Unter den Filtern im Kanalzug befinden sich Schalter für die Crossfader-Zuweisung, die Zuweisung für den Aux-Weg und die Linefader selbst.
Rechtsseitig befindet sich, naja, alles was man sonst noch so braucht. Master-Level und Booth-Level, beide mit eigenem Stereo-Metering übrigens. Was für den Master-Output Standard ist, finde ich für das Monitoring gar nicht mal so verkehrt. Flapsig ausgedrückt weiß der DJ damit nicht nur, wie sehr er die Ohren seiner Zuhörer quält, sondern auch wie sehr er seine eigenen gerade gefährdet. Gut, für andere ist es, das wissen wir alle, offenbar eher ein Ansporn. Für den Booth-Out gibt es einen Mono-Schalter sowie einen Pan-Regler. Das finde ich persönlich richtig stark und sehr gut und praxisnah mitgedacht. Der Mixer mag zwar old-school aussehen, ist aber einigen der „modern-wirkenden“ Modellen, wie man auch in diesem Punkt merkt.
Warum? Weil die Möglichkeit, das Monitoring auf Mono zu schalten und im Panorama zu verschieben gleichfalls die Möglichkeit bietet, den Sweet-Spot, in dem man als DJ natürlich gerne steht, zu verschieben. Geht man mal von dem ungünstigen Fall aus, dass der DJ nicht mittig zwischen den Monitoren steht, sondern sein Setup, vielleicht weil es zwei Setups gibt, etwas verschoben zur Seite steht, könnte er mit dem Booth-Pan-Regler zumindest hinsichtlich des Signalanteils und des Pegels für einen Ausgleich sorgen. Die unterschiedliche Laufzeit wird aufgrund der geringen Differenz außer Acht gelassen. Schönes Tool, hätte ich mir schon sehr häufig gewünscht, denn in den wenigsten Clubs besteht die Möglichkeit, das Monitoring leicht ein wenig zu Verschieben.
Natürlich finden wir auch ein paar Knöpfe zum Drehen für den Kopfhörerausgang. Level und Cue-/Mix, soweit so Standard. Zwei Wege gehen raus, 6,3 und 3,5 mm Klinke. Dazu gibt es noch die Möglichkeit für die Split-Cue-Variante und, mein Herz geht auf, eine Taste zur Wahl zwischen Pre-EQ oder Post-EQ. Danke Formula Sound.
Es ist mir komplett unverständlich, wie Entwickler von DJ-Mixern auf diese Auswahl verzichten können. Fast alle entwerfen Wege, damit man mit EQs und Filtern so super fein mixen kann, aber keiner denkt mal daran, dass, wenn man so fein und meist über einen langen Zeitraum mixt, man auch irgendwie noch etwas Anständiges auf dem Kopfhörer hören möchte. Wer nicht ausschließlich Sync-Button-Drücker beliefern möchte, sollte seinem Mixer einen Pre-EQ-Kopfhörerweg spendieren, beziehungsweise natürlich die Möglichkeit zur Auswahl von beidem.
Der Crossfader ist ein Nice-to-have, aber braucht den jemand wirklich? Vielleicht ja, denn häufig wird ja beanstandet, dass man mit einem Rotary nicht schnell cutten kann. So wäre es möglich. Zugewiesen werden kann jeder Kanalzug zu einer Seite des Crossfaders. Mehr noch und fast kaum zu erwarten: Die Crossfader-Kurve kann rasterlos eingestellt werden vom schnellen Fade zum sanften Übergang. Ich für meinen Teil kann auf diesen Fader gut verzichten, stören tut er aber auch nicht, da er sich nicht unter den Rotary-Fadern befindet, sondern rechtsseitig platziert ist. Wichtig: Der Crossfader kann nur für die Kanalzüge 2-4 zugewiesen werden.
Kanal 1, Aux aka Send- und Return-Wege & Master-Insert
Der Insert auf dem Master-Kanal ist eigentlich recht schnell erklärt: Es gibt ihn, er ist an- und abschaltbar. Da es ein Insert auf dem Master-Kanal ist, ist er auf dem Monitoring nicht hörbar. Konsequent, ich hätte es mir jedoch schaltbar gewünscht. Ich selber nutze den Insert nicht, dafür gibt es ja Aux-Wege, aber vielleicht möchte der ein oder andere Club direkt einen Limiter integrieren, der für Live-Sets abschaltbar ist oder ähnlich – da macht der Insert natürlich Sinn. Für alles, was der Act selbst mitbringt und steuern muss, da wäre dann ein Soundcheck vorher nötig.
Wie genannt, ich nutze den Send- und Return-Weg. Dazu muss man sagen, einen richtigen Return-Weg gibt es gar nicht. Send-Wege gibt es zwei, in diesem Fall Aux 1 und Aux 2. Zugewiesen wird der Aux-Weg jedem Kanalzug per Schalter, 1, 2 oder beide. Je nach Auswahl wird dann der Kanalzug aus dem Aux-Weg ausgespielt, regelbar per Poti. Mein Return-Weg ist der Kanal-1. Wozu der eigentlich dient, weiß ich nicht so genau, vielleicht als Multi-Funktions-Kanal. Mikrofoneingang, doppelt große Klinke für Zuspieler wie Sampler, Drum-Maschines, elektrische Panflöte, ich weiß es nicht.
Tatsächlich kann man dort auch einen CDJ anschließen mit entsprechendem Kabel. Ein Plattenspieler läuft nicht, außer man hat einen Phono-Preamp vorgeschaltet. Naja gut, für klassische Zuspieler gibt es die Kanäle 2-4. Perfekt für mich natürlich, ich schnappe mir den Kanal 1 und stopfe in die Jack-In das zurückkommende Signal von meinem Delay. Nun kann ich das direkt mit dem 4-Band-EQ und auf den beiden Filtern bearbeiten. Der Eventide Time-Factor, den ich nutze, hat ein Filter eingebaut. Klasse, kann ich direkt alles unten rum wegfiltern, mit EQ und den Filtern aber habe ich natürlich eine noch bessere Eingriffsmöglichkeit.
Der bereits erwähnte Kompressor wird an dieser Stelle natürlich auch zu einem wichtigen Instrument. Zum einen erlaubt dieser Kompressor eine weitere Bearbeitung zum Beispiel eines Delay-Signals, auch dahingehend starke Pegelanhebungen zu verhindern, wenn man das Delay, vielleicht unterstützt durch Resonanzen im Effektgerät selbst, in den Extrembereich gefahren wird. Andererseits bietet der Kompressor natürlich ganz klassisch die Möglichkeit der Kompression von ankommenden Signalen, zum Beispiel Step-Sequencern oder Samplern. Das bedarf natürlich die Einstellung vorher von Threshold und Ratio, aber in meinem eigenen Setup kann ich sagen, war der Kompressor ein gern genutztes Tool. Ganz gut ist der Kompressor aber auch bei Nutzung des ersten Kanals als Return-Weg, denn auch der erste Kanal kann über den Aux 1 und Aux 2 ausgespielt werden. In dem Fall hat man per Knopfdruck in wenigen Millisekunden eine astreine Feedback-Schleife gebaut, die voll auf dem Master ausgegeben wird. Schon alleine dafür sollte man auch bei der Nutzung des Return-Weges Threshold und Ration so einstellen, dass genau dies nicht passieren kann.
Je nach Einstellung hört man den Kompressor kaum arbeiten, sieht jedoch je nach Pegel die kleine rote LED im Kanalzug regelmäßig aufblinken, die eine Überschreitung des Thresholds anzeigt. Mit einem Return-Weg für das Delay und einem Kanal für meinen Step-Sequencer wären natürlich zwei solche Kanäle ideal. Spoiler Alarm: Es gibt einen Formula Sound FF6.2, diesen allerdings nur als Line-Fader-Version.
Was mich persönlich im Test erstaunt hat ist, wie sehr mir der Rotary am Return-Weg gefallen hat. Klassisch schickt man das Signal ja per Drehbewegung in die Effektschleife und mit offenem Return-Kanal läuft mischt es sich solange zum Master-Signal, wie der Effekt läuft – Hall oder Delay. Beim 92er z. B. ist mein Kanal-Fader im Return-Kanal eigentlich immer oben und wird nur sehr selten zum punktuellen Beenden des Effekts genutzt. Eigentlich läuft ein Hall oder Delay bei mir meistens aus.
Der Rotary nun erlaubt aber neben dem Drehen zum Schicken auch das Drehen zum „Zurückkommen“, beziehungsweise ja zum Zumischen zum Master-Signal. Fühlt sich ziemlich geil an, ein Delay-Signal mal auf diese Weise „rein drehen“ zu können, direkter und auch spürbarer.
Und wie klingt die Kollaboration mit Funktion-One?
Klanglich fällt der Mixer primär durch zwei Eigenschaften auf: Er hat einen wahrlich voluminösen Klang und, er macht einem nichts vor. Der analoge FF4.2 wirkt einfach nur ehrlich hinsichtlich des Klangbildes mit dem genau dem kräftigen und vollen Klang, den man erwartet von einem so hochqualitativem voll-analogen Mixer. Und, der Mixer hat einen verdammt satten Output.
Zwei Tipps dazu: Der Formula Sound FF4.2 hat einen enormen Ausgangspegel – und jetzt kommt das große „Aber“: Es gibt rückseitig kleine Stellschrauben, mit denen man die Input-Gains der beiden Inputs pro Kanalzug separat, also Phono- und Line-In regeln kann. Dreht man hier einfach alles runter, kann man oben machen, was man möchte, hier kommt im Extremfall absolut nichts mehr durch. Wer also bereits hinten gut einstellt, kann schon im Vorwege dafür sorgen, dass kein Act den Mixer in den roten Bereich bringen kann.
Wo wir gerade beim Thema sind: Man kann den Mixer in den roten Bereich spielen, ohne dass es richtig unangenehm wird. Bei +5 bis +8 dB im Peak merkt man dann allerdings schon den Beginn des Zerrens, bei +8 dB hört man es dann auch auf kleinen Monitoren, dass es im Peak kratzt. Solange man sich aber noch im orangenen Bereich aufhält, ist ein Klangverlust nicht direkt auszumachen. Heißt: Er mag bestehen, war aber auch beim Club-Test nicht zu hören: Jetzt frage ich mich aber, warum ich das eigentlich schreibe? Spielt sauber, dann müsst ihr euch über so etwas keine Sorgen machen und nutzt die Trim-Schrauben auf der Rückseite, um so etwas vielleicht auch gleich ein wenig zu unterbinden.
Wie schon vorher genannt konnten gerade die Filter bei mir punkten, neutral und sauber arbeitend ohne viel Aufsehen oder besser gesagt, ohne viel Anheben an der Cross-Over-Frequenz. Man hört nicht das Filter arbeiten, sondern man hört, was man hören soll: Nur noch das, was das Filter übrig lässt.
Qualität und Haptik des Formula Sound FF4.2R
Rein haptisch wird das Testurteil eine schwierige Geschichte – oder eine sehr einfache. Ich für meinen Teil bin mit der Anordnung der Bedienelemente, mit Potikappen, Tasten und dem Widerstand der Potis selbst sehr zufrieden.
Die durchsichtigen Tasten mit den LEDs unter diesen sind vielleicht auf den ersten Blick ein wenig ungewöhnlich, tatsächlich aber ganz angenehm vom Gefühl her. Gute Sichtbarkeit ist dazu sehr wichtig, gerade bei der Zuweisung der Aux-Wege.
Die Potikappen des Formula Sound FF4.2R sind, gerade abseits der Rotary-Kappen, auf den ersten Blick recht ungewöhnlich. Rund, aber oben an der Oberseite nicht abgerundet, seitlich mit einem flachen rauen Muster versehen, um griffig zu bleiben. Weiße Linien an der Oberseite zeigen die Mitte an. Die Potikappen wirken auf den ersten Blick ein wenig wie Kappen von Hi-Fi-Verstärkern, eher stilisch statt funktionell. In der Praxis erfüllen sie bedingungslos ihren Zweck und wirken dadurch, dass sie aus Aluminium sind, auch qualitativ gut.
Haptisch denke ich, muss man sie mögen. Wenn man gummierte und abgerundete Potikappen gewöhnt ist, mag es zunächst ungewohnt sein. Ich für meinen Teil finde die Kappen ganz angenehm, auch aufgrund der unterschiedlichen Widerstände der Potis. So ist z. B. der EQ leichter bedienbar als der Cue-Level oder Master-Level. Die Kappen der Rotary-Potis sind denke ich bekannt, der absolute Klassiker unter Rotarys. Der Widerstand der Potis ist eigentlich perfekt, ich würde vermuten, dass dort die ALPS RK27, Blue Velvet, verbaut sind, kann es aber nicht bestätigen bisher.
Von der Verarbeitung gibt es absolut nichts zu beanstanden, verdammt massiv und durabel wirkt der FF4.2R so, als würde er sogar mutwilliger Gewalt widerstehen. So richtige UK-Qualität, denn es wird ausschließlich in Großbritannien produziert.
Auffällig im Test war, dass der Formula Sound FF4.2R definitiv warm wird. Das Netzteil scheint ein kleiner-großer Stromfresser zu sein, der gerne viel Wärme abgibt. Es sei also zu empfehlen, den Mixer nicht direkt neben andere Geräte zu stellen, sondern eher ein wenig Luft zu lassen.
Eine gute Information kam dazu eher durch Zufall durch ein Gespräch mit dem Vertrieb zutage. Generell wird die FF-Serie mit einem internen Netzteil geliefert. Das erzeugt unweigerlich eine gewisse Wärme bei längeren Laufzeiten und sehr warmen Umgebungen – Club zum Beispiel. Wer hier das Risiko des Abschalten des Netzteils und Klangveränderungen durch die entstehende Wärme verhindern möchte, der kann auch bei Order eines FF-Mixers den Wunsch eines externen Netzteils angeben. So wird dann der Mixer mit einem externen Netzteil geliefert. Zumindest für den ersten Punkt sicher eine gute Wahl. Tatsächlich konnte man feststellen, dass der FF4.2 im Testbetrieb sehr warm wird. Klangveränderungen bei steigender Temperatur konnte ich allerdings keine feststellen.
Danke für den Test. Ich liebe diese Drehdinger.
Der Crossfader ist wirklich ärgerlich. Kann er denn wenigstens komplett abgestellt werden (oder hast du das bereits geschrieben)?
@Joghurt Moin, sorry, gar nicht geschrieben. Ja, den Crossfader kann du abschalten, in dem du keinen Kanal dem CF zuweist, alternativ kann man ihn auf der Unterseite auch direkt abschalten :)
Ich füge das dem Test noch einmal hinzu, Danke für das Aufpassen!! ;)
Schöner Test. Auch ausführlich geschrieben! Klasse!
Ich hab leider noch nie mit einem. Rotary gearbeitet aber würde es gerne mal probieren.
Was ich echt cool finde das es neben dem EQ noch LPF und HPF gibt.
Ich weiss aber ehrlich gesagt nicht ob ich mit einem 4gBand-EQ klarkommen würde. Ich mixe nur mit EQ und da hat sich das mit 3 Bändern so eingebrannt. Das ist könnte eine ziemliche Umstellung sein.
@Trance-Ference Quatsch, viel geiler mit 4 Bändern. Klar eine Umstellung, aber das geht schnell und dann liebt man es..außer man will rumcutten und schnelle Mixe machen. Geht auch, aber dafür wäre eigentlich nen Rotary ohne EQ am besten :)
Ne im Ernst, macht mega Spaß, gerade weil man so viele Möglichkeiten hat, fein und gezielt zu Arbeiten und lange Mixe zu Spielen.
Vielleicht ist genau das der Grund, warum viele den 92er z.B. nicht mögen, weil es schwerere fällt zu kaschieren, dass langes Mixen nicht beherrscht wird.
Oh, das hab ich nicht gesagt….doch! :)
Moin Bolle,
beim Xone:92 gibt es ja die „Macke“, dass die aktivierten Filter als Highpass auch bei niedrigster Einstellung bereits im hörbaren Bereich filtern, und dazu noch unterschiedlich klingen.
Haben die Filter des FF4.2 auch solche Macken, oder sind die vollkommen „sauber“?
Grüße, Gyler Durden
@Spatz Holla, wie ja gestern schon persönlich beantwortet: Nein, nicht hörbar. Die Filter arbeiten in einem Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz und beschneiden dabei den Frequenzbereich bei minimaler Einstellung und angeschaltetenm Filter ausserhalb des Bereichs, den Anlagen klassischerweise noch wiedergeben.
@Bolle / Johann Boll Auch hier nochmal: Danke für die Antwort!
Hi bolle! Ich machs ganz kurz…Rane mp2015 oder der formula? Hätte die Möglichkeit noch nen rane zu bekommen und bin grad am überlegen :) LG
@Groovehunter Ausschließlich zum klassischen mixen mit 1210 u. Xdj’s
@Groovehunter Hatte den Rane schon mal für nen Monat ausgeliehen und kann mir schwer vorstellen das noch mehr geht….
@Groovehunter In dieser Reihenfolge: Beide, Formula, Rane
I am an audio file.
I am not a DJ.
I love music in the 80’s range.
I would like to use a DJ mixer as a preamp.
Which is better sound quality for model 1 and FF 4.2L?
@zukei As a phono-preamp?
In both cases, model 1 oder FF, it´s way more in price, than you´d need to spend for a very good phono-preamp from pro-ject for example…
Ausgezeichneter Test, der mich besonders interessierte, weil ich denke, meinen xone 92 durch die Formel zu ersetzen.
Ich stelle mir jedoch zwei Fragen:
– Ist der Schnitt der Fader-Linien offener und deutlicher als beim Xone 92?
– Entspricht der Phono-Eingangspegel dem Line-Eingangspegel oder niedriger als der Xone 92?
Dies sind die zwei Punkte, für die ich meinen Xone 92 gerne ändern würde.
Vielen Dank
Darauf würde ich dir gern antworten, fällt mir aber etwas schwer.
Ich weiß leider nicht, was du mit Schnitt der Fader-Linien meinst und wie diese offener und deutlicher sein sollen.
Und der Phono-Eingangspegel ist immer geringer als der Line-Eingangspegel. Das liegt ja begründet im Zuspieler. Dafür gibt es ja den Gain, um genau das korrekt einzupegeln.
Meinst du damit, ob bei 12 Uhr Gain die Platte genau so laut klingt wie das Signal eines CDJs, dann ja bereits nach Eingangsverstärkung? Nein. Aber das ist auch vollkommen egal. Wenn es so wäre, könnte man die Gains ja komplett abschaffen und die interne Verstärkung so festsetzen, dass ein Übersteuern gar nicht mehr möglich ist. Das geht z.b. wenn man die Verstärkung der Preamps im 92er herunterstuft. Vorletzte Seite im Handbuch oder so steht da was, glaube ich zu erinnern.
Die interne Verstärkung aber ist, im Vergleich zum 92er gefühlt mehr, der Unterschied zwischen Line- und Phono-Signal nach Verstärkung geringer. Aber auch das ist gehupft wie gesprungen, denn der Formula Sound hat massiv Headroom und kann genutzt werden und wer sauber einpegelt, kann hintenraus auch voll rausfeuern, weil es immer ein sauberes Signal sein wird.
Bei einem gut eingestelltem System wiederum muss der Mixer auch nicht laut sein. Er kann sogar wie ein Model 1 oder Radius 4 oder oder oder teilweise über 20 dB Headroom haben
Hallo,
auch wenn der Test schon etwas her ist, hätte ich noch eine zum Thema Cue Pre / Post. Gilt das Umschalten nur für den EQ oder auch für die Filter? Bei meinem PX5 stört mich immer, dass ich den Filter nicht vorhören kann und soweit ich weiß gilt das für fast alle anderen Mixer ebenfalls… Wäre schön, wenn das hier anders wäre.
Cheers, Jan