Die virtuelle Synthese-Maschine
Ein Blick auf den Main-Oszillator des FXpansion Strobe2 zeigt uns, dass FXpansion es ernst meint mit seinen Vorbildern. Als Schwingungsformen finden wir Sägezahn und Rechteck. Die Pulsbreite ist für die Rechtschwingung einstellbar. Diese können im Pitch angepasst werden. Highlight in dieser Sektion sind Sync, Stack und Detune. Stack und Detune funktionieren als klassischer detune Oszillator und „Super-Säge“ à la Roland. Auf die Spitze getrieben erzeugen wir damit auch chordale Töne. Reset macht genau das, was es soll, mit dieser Funktion setzen wir den OSC zurück, ideal für amtliche Bass-Sounds.
Was wäre der Klang bis hier hin dünn, gäbe es keinen Suboszillator. Dieser hier soll einem Sound eine solide Grundlage am unterem Ende des Spektrums geben. Und das macht er, dieser Turbolader wirkt. Via Link koppeln wir diesen mit dem Main-Oszillator. Jede der 4 Schwingungsformen kann jeweils 0, 1, 2 oder 3 Oktaven tiefer gespielt werden. Hier ist das Highlight Shape, eine Waveshaping-Funktion für komplexere harmonische Klänge.
Anmerkung: Visualizer Scope – immer wenn wir unsere Oszillatoren selektieren, werden im Scope unsere Schwingungsformen angezeigt. Das gibt es sonst noch nicht allzu oft und ist daher ein Benchmark für mich. Korgies kennen das vom King Korg und dem Minilogue und ist definitiv kein Gimmick, sondern ein Tool.
In der strikten links nach rechts Oberfläche kommt nun der Rauschgenerator, hier zwar nur mit einer Rauschform, dafür aber durchstimmbar.
Hätte jetzt jemand die Soundbeispiele unter einem Lennard Digital – Sylenth1 Test platziert, hätte ich es auch akzeptiert.
Derartige Software ist mittlerweile recht inflationär und strahlt einen gewisse „Beliebigkeit“ aus. Vom „ultimativen“ Sound, braucht man heute nicht mehr zu sprechen.
Ob das Bedienkonzept nun DER Brüller ist, ich glaubs jedenfalls nicht.
@vssmnn Hallo Vssmnn,
das konzept kommt Leuten wie mir, die nicht am Rechner kleben sehr nah. Ich habe innerhalb von 30 Minuten die komplette GUI auf Controller gemappt. Ich meine es sticht schon aus der „Beliebigkeit“ hervor. Da meine Kritik sich auf formale Punkte, wie das GUI Design und die Automatisierung in Logic beschränkte. Klanglich geht Strobe 2 einen anderen Weg als Sylenth 1. Zum anderen steht Strobe 2 nicht nur als VST(i) zur Verfügung. Was den Nutzwert auf dem Mac erhöht. Soundflower läuft seit El Capitan nicht mehr und ein VST-Wrapper kostet Rechenzeit und muss dann auch alle Features unterstützen. Hier hat Strobe2 die Nase vorn. Ebenso TransMod & Performance. Auch hier geht der Punkt von meiner Seite an Strobe 2. Ich kann ohne auf den Monitor zu glotzen performen. Zum Vergleich, es ist in Apple Mainstage komplexer eine Performance einzurichten, selbst ein einfacher Bankwechsel vom Footcontroller kostet dich einiges an Zeit und Programmieraufwand. Hier kann Strobe 2 Apple ausstechen. Muss man erstmal schaffen. Der Klang, ich habe nach dem in den Strobe2 Patches das Matrix Pad gefunden habe, den M-1000 angemacht und dann beides verglichen. Du musst schon genau hinhören um den Unterschied zu hören. Dann die Modulationsmöglichkeiten, wesentlich einfacher und besser gelöst als z.B. Aturia M12V. Hier kratzen meine Soundbsp. wirklich nur an der Oberfläche.
@TobyB Software-Synth’s kann man nur dann beliebig nennen, sofern die Klangerzeugung auf demselben Konzept beruht. Die meisten Software-Synth’s versuchen nun mal, analoge Klangerzeugung nachzuahmen. Die Beliebigkeit gilt dann aber auch bei analogen Synth’s. VCO, VCF, VCA, FX, DX mit ein paar LFO’s dazu. Dieses Konzept ist doch auch schon völlig abgedroschen und der Sound so vorhersehbar wie bei Spieluhren aus dem 18. Jahrhundert.
@TobyB Innovative / alternative Bedienkonzepte sind eigentlich immer eine gute Idee, aber wie verhält es sich mit deren Halbwertszeit?
Lohnt es sich überhaupt noch, sich auf sowas einzulassen und die Zeit zu investieren, oder überholt sich der Kram zu schnell, so daß man dann doch wieder beim „klassischen“ Konzept landet und sich wie immer durchwurstelt? Die Synths klingen heuzutage jedenfalls alle irgendwie brauchbar am Ohr des Anwenders, da kommt nix spektakuläres mehr an Endergebnissen.
Heute das eine Bedienkonzept, morgen ein anderes.
Ich habe jedenfalls mittlerweile Kaufhemmung, wenn zu viel Weg das Ziel ist, vergeht mir die Lust, denn ich will Ergebnisse.. das ist dann oft ein schnödes „Määhk“ im Ohr.
@vssmnn Hallo Conrad,
ich kann das nachvollziehen. Die Halbwertszeit hat man selber in der Hand. So eine SW ist ja immer ein Stück Werkzeug mit dem ich meine kreativen Ideen umsetze. Und man einer pflegt ein Werkzeug und ein anderer sucht für jedes Projekt das richtige Werkzeug. Beide Ansätze sind okay. Ich stelle schon fest das es noch gewaltige Unterschiede im Klang und Verhalten Virtueller Analoger Software gibt. Grade die Filterprogrammierung ist so ein Thema. Das Zeitverhalten von OSC und VCA ebenso. FX noch mal ein ganz anderes. Dennoch Strobe2 ist erstmal für das Auftreten gemacht und gedacht. Demzufolge ist er dahingehend optimiert und macht einen sehr guten Job. Ich fand z.b. die Zuweisung der Controller zu Midi-Controller simpel und gut, das war jedenfalls kein Zeitfresser.
Grüße
@TobyB Es wird in „unserer“ Zeit mittlerweile langsam zum philosophischen Paradoxon: Stillstand durch zu viel Innovation und mangelnde Resorbtionskompetenz und Annahmeverweigerung durch den Anwender.
Ähnliches auch in der Studio-Szene.. es geht mir viel zu sehr ums „Mastern“ von irgend welchem Instand-Content, kaum kommt mal noch was übers kreative Multitracken.
Ähnliches ist ja auch in anderen Sektoren zu beobachten, siehe Smartphone & Tablet-Markt, da ist eine Sättigung erreicht und die Hersteller pressen auf Teufel komm raus irgendwelchen Firlefanz in den Markt, der binnen kürzester Zeit den Status „Elektroschrott“ erreicht. Das Zeugs ist ja nicht mal schlecht, aber es braucht halt „keine Sau“ mehr so zwingend.
Die Innovation frisst ihre eigenen Kinder.. oder so ähnlich ;-)
@vssmnn Und da gibt es immer noch Leute, die sich fragen, warum „minimalistisch Leben“ immer mehr zum Trend wird. Eben genau wegen der Dinge, die Du da aufgezählt hast. Und kaum einer befasst sich wirklich intensiv mit den Geräten und Programmen. Hat schon mal jemand bspw. den U-he Zebra ergründed? Die meisten kratzen doch nur an der Oberfläche, bis das nächste neue Teil draussen ist, was wieder „der absolute Burner“ ist und dort wird wieder nur an der Oberfläche gekratzt. „Weniger ist mehr!“
Hallo Marius,
weniger ist eben nicht mehr. ;-) Ich kann mit weniger Tools auch nur dann mehr machen, wenn ich mich damit auseinandersetze. Will sagen, es hat Gründe warum Synth A von Person A programmiert anders/besser klingt wie Synth A von Person B. Und das hängt nicht von Synth A ab sondern von Person A und B. Und deren Vermögen sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und das erlernte Wissen umzusetzen. Ich finde auch gefährlich zu behaupten; Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr. BS, Hans lernt anders! Ob minimalistische Lebensweise ein Trend ist? Ich glaube nicht, das ist ein Klassiker, Konsumverweigerer gabs schon immer, siehe Diogenes von Sinope, Bedürfnislosigkeit, Unabhängigkeit von äusseren Zwängen, Gesellschaftlichen Konventionen etc.. Geht im Mittelalter mit Grimmelhausen, Simplicissimus weiter. Setzt sich im heute mit Upcycling usw. fort. In der Synthszene auch Modden genannt. Grüße Tob
@vssmnn Hallo Conrad,
ich kann den Heidegger/Adorno Ansatz in deiner Kritik verstehen. Dennoch, muss das jeder für sich ausmachen, es steht ja nirgendwo geschrieben, dass du alles mitnehmen musst. Entscheidend ist, seine passenden Werkzeuge zum Ausleben der Kreativität und Musikalität zu finden. Und vor allem sich mit den Werkzeugen zu befassen. Und vor Instant-Content hilft sich Zeit nehmen. Selbst wenn die Werkzeug Geschwindigkeitsvorteile bringen, steigt damit ja der kreative Output nicht. Der entsteht wenn ich mich thematisch und künstlerisch mit etwas auseinandersetze. Und unter diesem Blickpunkt stelle ich mir hier auch meine Werkzeuge hin. Sprich, das Ipad gibt es, weil ich real eine Korg Polysix habe und u.a. eine M1 und T3 und ich die virtuellen Verwandten praktisch finde. Oder auch Garageband für Multitracken. Btw, ich habe noch meinen alten Powermac 9400, der läuft wie geschnitten Brot und ich arbeite noch regelmässig damit. Was ich sagen will, man muss für sich abwägen was man braucht und was nicht. :-)
Ich fand/finde die Version 1 wirklich sehr gut. Mit der Version 2 konnte ich mich während der Demo leider nicht anfreunden. Zu viele Effekte in den Patches, Oberfläche nicht schön. Irgendwie nichts besonderes mehr. Der Markt ist voll von solchen Synths. Ich bleib erstmal beim Strobe 1. Irgendwann, kommt sicher mal ein Sale und dann kann man für kleineres Geld updaten.
@rz70 das hab ich mir auch gedacht… irgendwie war mir der upgrade-preis zu hoch für das gebotene. ist ja nicht so, dass ich nicht schon genug software-synths hab und zumindest im subtraktiven bereich alles ausreichend abgedeckt hab.
@rz70 Hallo rz70,
ich hatte nur die Demo von Strobe 1 und finde im direkten Vergleich Strobe 2 besser. Das ich nun auf der GUI rumreite, muss man mir mit +1,5 und +2.5 Dioptrin nachsehen. Wenn ich die Brille absetze muss ich schon sehr weit weg vom Monitor sein, um etwas zu erkennen. Die Effekte in den Patches sind immer Geschmacksache. Ich denke die Entwickler haben in Version 2 einfach mehr auf die innerern Werte von Strobe Wert gelegt, was ihnen m.E gelungen ist.
Was ist da bitte “Easy to program“ ? Allein schon die Zuweisung der Modulationen – Da macht Massive seit fast 10 Jahren vor, wie es einfacher und übersichtlicher geht.
@dieter198 Hallo Dieter,
ich finde es bei Strobe2 einfacher. NI Massive geht da einen anderen Weg. Massive versteckt zu viele Funktionen vor dem Nutzer, um es ihm einfach zu machen. Das muss nichts schlechtes sein. Der Fokus liegt bei Strobe2 anders als bei Massive.
Ich bleibe zwar in nächster Zeit – ein fester Vorsatz! – bei dem was ich schon hab´, weil ich sonst gar nicht mehr zum Musizieren komme, aber Dir Toby ein ganz großes Lob für diesen Bericht!
mir hat der strobe2 als erster synth nach diva wieder mal so richtig gut gefallen, gerade für analoge bässe bekommt man gute durchsetzungsfähigkeit. Die meisten presets sind leider etwas effekt überladen, jedoch kann man auch strobe1 presets abspielen die meistens nicht mehr so klingen wie in strobe1, dafür aber eine gute basis zum schrauben liefern.