Ein Phantom für die Geister
Im skandinavischen Raum, und dort insbesondere in Schweden, ist die Metalband Ghost eine ganz große Nummer. Ähnlich so, wie es auch der schwedische Instrumentenhersteller Hagstrom einst war. Nachdem das Ende der traditionsreichen Firma Anfang der 80er Jahre besiegelt war, folgte im Jahr 2004 ein Neustart und damit auch die Verlagerung der Produktion nach Asien, um dort kostengünstiger produzieren zu können. Damals, vor mehr als 35 Jahren, waren es schließlich Gitarren und Bässe aus Japan und Asien, die unter anderen auch Hagstrom aufgrund ihrer deutlich günstigeren Preise schließlich in die Knie zwangen. Diesbezüglich sieht man sich heute also besser aufgestellt und tatsächlich bieten die Instrumente von Hagstrom eine gute Qualität zu einem konkurrenzfähigen Preis, davon konnten wir uns bereits in einigen Reviews überzeugen.
Bislang haftete den Gitarren von Hagstrom trotzdem immer auch ein wenig der verstaubte Glanz der „Swinging Sixties“ an: hier ein wenig verschnörkelt, dort ein wenig (zu) verspielt. Doch das soll sich nun ändern, denn zusammen mit dem Bandleader von Ghost, Tobias Forge, wurde die Hagstrom Fantomen entwickelt. Die ist zum Teil zwar immer noch etwas „schnörkelig“ und verspielt in der Optik, sieht sich aber in ganz anderen Gewässern kreuzen.
Facts & Features
Wo wir gerade bei „Gewässern und kreuzen“ sind – den Korpus der Hagstrom Fantomen könnte man glatt als Schlachtschiff bezeichnen, derart riesig ist dessen Form ausgefallen. Ein wenig scheint man hier wohl zur Konkurrenz rübergeschielt zu haben, denn Anleihen an das Explorer-Modell von Gibson oder auch die Jackson Kelly sind unverkennbar. Nur haben deren Zargen nicht so einen schönen Schwung in ihrer Taille, wie ihn die Fantomen besitzt. Zwei Teile Mahagoni wurden für den Korpus zusammengeleimt und mit einem Tobacco-Sunburst-Finish versehen, zu bekommen ist die Hagstrom Fantomen darüber hinaus noch in den „Basisfarben“ Schwarz und Weiß. Dann auch ein kleines Stück günstiger.
Das Sunburst-Finish ist auf der Decke und auch auf der Rückseite sauber und gleichmäßig gebeizt, an den Rändern der Decke sorgt zudem ein cremefarbenes Binding für den letzten Schliff. Genauso riesig wie die Gitarre selbst ist das schwarze, dreischichtige Pickguard ausgefallen, das zum einen die Decke vor Kratzern mit dem Plektrum schützt, zum anderen aber natürlich auch Teil des Designs der Gitarre ist. Eine weitere Funktion außer dem Kratzschutz übernimmt das Pickguard nämlich nicht, denn Pickups, Schalter und Potis haben allesamt im Holz der Decke ihren Platz gefunden.
Der Hals der Fantomen oder: Was war noch gleich Resinator?
Beim Hals der Fantomen hat man sich für eine eingeleimte Mahagoni-Konstruktion entschieden. Der Hals-Korpus-Übergang ist penibel sauber verarbeitet und dank des schmalen Halsfußes und des weiten Cutaways kann die linke Hand mühelos hinauf bis zum 22. Bund jonglieren. Das Halsprofil ist sehr schlank ausgefallen und somit bestens für moderne Spielarten im Metal geeignet. Wäre da nicht die Halsrückseite, deren Lackierung leider zum Kleben neigt und daher den Spaß, im wahrsten Sinne des Wortes, etwas „ausbremsen“ dürfte. Wie immer sei zu diesem Thema auch an dieser Stelle erneut gesagt, dass Spieler von lackierten Hälsen das Problem vielleicht nicht einmal bemerken würden, Fans von „Rohholzknüppeln“ sollten zumindest eine Zeit der Ein- bzw. Umgewöhnung einplanen.
Über das zurzeit allgegenwärtige Thema CITES braucht man sich bei der Hagstrom Fantomen übrigens nicht den Kopf zu zerbrechen, denn beim Bau der Gitarre wird kein Stück Rosewood (Palisander) verwendet. Üblicherweise finden wir diesen weltweit neu regulierten Werkstoff ja auf dem Griffbrett unserer Instrumente, hier aber wurde gar kein echtes Holz, sondern ein Holzverbundwerkstoff verwendet. Das Material nennt sich Resinator und ist ein von Hagstrom entwickeltes Verfahren, bei dem mehrschichtige dunkle Holzblätter in mehreren Lagen übereinander unter Vakuum verleimt werden. Resinator ist hinsichtlich seiner klanglichen wie auch materialspezifischen Eigenschaften mit Ebenholz vergleichbar und soll für einen ausgewogenen Ton über das ganze Griffbrett ohne Deadspots oder andere Artefakte sorgen. Schon lange werden Instrumente von Hagstrom mit dieser Alternative zum natürlichen Holz ausgerüstet und bisher sind keine Probleme hinsichtlich der Haltbarkeit oder einem negativen Einfluss auf den Klang bekannt.
Die fetten Blockinlays aus Perlmutt auf dem Griffbrett dürften selbst auf den dunkelsten Bühnen dieser Welt der linken Hand immer den rechten Weg weisen und auch hier sorgt ein Binding an den Rändern des Griffbretts für eine nette optische Note. Das Binding setzt sich fort bis an die Kopfplatte, über deren Optik man sich sicher streiten kann. Wie war das noch gleich bei der Einleitung zu diesem Artikel und dem „übertrieben verschnörkelten“ Design? An einer Gitarre im Stil der 60er oder 70er Jahre wäre dieser Headstock sicher besser aufgehoben, was übrigens auch für die verchromten Mechaniken gilt. Schön anzusehen, aber doch bitte nicht hier und jetzt bei einer Metalgitarre! ihren Job meistern die sechs gekapselten Mechaniken aber dennoch mit Bravour, sie laufen sauber und ohne Sprünge auf ihren Achsen und halten die aufgezogenen Saiten zuverlässig in Stimmung.
Hardware und Elektronik der Hagstrom Fantomen
Großartig aus der Stimmung zu bringen ist die Gitarre ohnehin nicht, denn am anderen Ende der Drähte wartet eine solide Steg-Tailpiece-Konstruktion mit einer klassischen Tune-o-Matic-Brücke, die die Saiten sauber auf ihren Reitern über die Magnete der Pickups führt. Bei den Pickups setzt Hagstrom erneut auf die Zusammenarbeit mit dem schwedischen Pickup-Guru Lundgren und verpflanzte der Fantomen an Hals und Steg das eigens hierfür entwickelte Modell AlNiCo-2 No.5. Ausgewählt werden die Pickups über einen knackig einrastenden Dreiwegeschalter nahe des Front-Humbuckers, der sich, genau wie sein Gegenüber am Steg auch im Singlecoil-Modus betreiben lässt. Möglich wird das durch das Anheben von einem der zwei Tonepotis, was dank der griffigen Metallpotis auch mit feuchten Händen kein Problem sein dürfte.
Selbstverständlich gibt es noch für jeden Pickup einen eigenen Lautstärkeregler und diese beiden Kandidaten erweisen sich leider als einer der Schwachpunkte der Gitarre. Von linearem Verlauf kann hier keine Rede sein, der Pegel setzt ohne Vorwarnung schon bei der geringsten Bewegung aus der Nullposition des Potis ein, daher sind Fade-In/Fade-Out Techniken oder „Volume-Swells“ nur schwer zu bewerkstelligen. So viel schon Mal vorab vor dem eigentlichen Praxisteil. Und der folgt nun!
Sound & Praxis mit der Hagstrom Fantomen
Akustischer Grundsound
Der Schein trügt nicht, denn der riesige Mahagoni-Korpus verleiht der Hagstrom Fantomen bereits im trocken angespielten Zustand gute Resonanzwerte und ein enorm kräftiges Sustain. Die Saitenlage ab Werk geht in Ordnung, Luft nach oben bzw. in diesem Fall nach unten gibt es aber dennoch. Denn die gute Verarbeitung der Bünde und der kerzengrade Hals erlauben ein flaches und schepperfreies Setting, das auch ausgewiesene Griffbrettakrobaten vollkommen zufriedenstellen dürfte. Trotz der Vollmahagoni-Konstruktion ist die Tonansprache erstaunlich flott, eigentlich hätte man ja eher ein trägeres Attack erwartet. Ob dafür vielleicht das Resinator-Griffbrett verantwortlich ist?
Darüber kann man nur spekulieren, in der Praxis aber zeigt sich das Griffbrett beim Bespielen nicht anders als jedes andere aus Rosewood oder Ebenholz auch. Ein größeres Problem dürfte da, ich habe es weiter vorne bereits angesprochen, die Lackierung der Halsrückseite sein, die bei feuchter Greifhand recht schnell zum Kleben neigt. Manch einem ist es egal, der andere wiederum kommt damit gar nicht zurecht – hier gilt es also, die Sache beim Antesten der Gitarre für sich persönlich abzuklären.
Elektrischer Sound
Die beiden Lundgren-Pickups bringen den akustischen Grundsound der Gitarre gut an den Amp rüber. Beide einzeln betrieben können in ihren Positionen an Hals und Steg überzeugen und man bekommt genau das, was man erwartet: fette und bassige Sounds mit dem Halspickup und mittige, durchdringende mit dem AlNiCo-2 No.5 am Steg. Zusammen benutzt wird das Klangbild allerdings etwas matschig, was sich speziell bei angezerrten Sounds bemerkbar macht. Durch die Singlecoil-Schaltung erhöht sich die klangliche Flexibilität noch einmal ein gutes Stück – ein Punkt, der natürlich die unverzerrten Sounds aufwertet. Schade nur, dass beide Volumepotis so sprunghaft reagieren, ich sprach es weiter vorne bereits an.
Hören wir rein in den Sound der Hagstrom Fantomen! Für die folgenden Klangbeispiele wurde die Gitarre zusammen mit meinem Orange Micro Dark und einer H&K-Box mit einem 12″ Celestion Vintage 30 Speaker benutzt. Als Mikrofon diente ein AKG C3000.
In Klangbeispiel 1 hören wir zunächst den Cleansound der Gitarre mit beiden Pickups im Singlecoil-Modus. Der Klang ist warm, rund und profitiert vom dicken Sustain der Konstruktion.
Weiter geht’s in Klangbeispiel 2 mit einem unverzerrten Sound des Frontpickups, der auch hier im Einspulermodus betrieben wird.
OK, beide Tonepotis nun wieder nach unten gedrückt – wir befinden uns jetzt im Humbucker-Modus und kommen damit zu den verzerrten Sounds. Im nächsten Klangbeispiel der Sound des AlNiCo-2 No.5 am Steg:
Nun das Gegenüber in der Halsposition.
Abschließend der Sound beider Pickups im Humbucker-Modus mit einer leichten Verzerrung.
Die explorer ist ähnlich aber noch ähnlicher schaut die gibson rd aus.
Diese gitarre war die hauptinspiration für die fantomen.
Die gitarristen von ghost spielten eine modifizierte rd.
http://bit.ly/2xhrd9R
Diese Fantomen sind jetzt die offiziellen Ghost Gitarren. Nun wird sich der Verkauf der Gibson RD etwas beruhigen.