Anscheinend werden die Kosten für diesen zweifelsohne hohen Qualitätsstandard aber auch durch billige Hardware realisiert. Insbesondere die Mechaniken können nur sehr bedingt mit dem Rest des Instruments mithalten. Allerdings sind solche Abstriche (ebenso wie im Bereich der Elektronik) angesichts des Preises absolut vertretbar. Aufrüsten erscheint hier also eine durchaus lohnende Investition zu sein, und selbst mit einem Satz nobler Stimmwirbel sollte der Geldbeutel unterm Strich nicht übermäßig strapaziert sein. Bei den zu leichtgängigen und unregelmäßig laufenden Mechaniken kommt es bei der SA260 im wahrsten Sinne des Wortes zu Stimmungsschwankungen. Auch die Verchromung der Hardware ist nicht allzu vertrauenserweckend, sodass in Verbindung mit aggressivem Handschweiß, insbesondere am Ibanez SAT Pro Vibratosystem, Vorsicht geboten sein sollte. Dieses erinnert stark an die sich immer größerer Beliebtheit erfreuenden Wilkinson Systeme. Hierbei handelt es sich zwar um einen Vintage Tremolo, welches jedoch durch eine Messerkanten-Aufhängung bedeutend reibungsärmer und dem entsprechend stimmstabiler arbeitet. Das gelingt optimal in Verbindung mit Locking-Tunern und einem gleitfreudigen Sattel. Ein prominentes Beispiel für eine solche Lösung, die auch exzessive Tremolonutzung ohne Abstriche ermöglicht, ist die Jeff Beck-Stratocaster. Ein äußerst leichtgängiges Handling sowie ein erweiterter Tonumfang durch die freischwebende Aufhängung sind weitere Vorzüge der Konstruktion. Diese beiden Punkte treffen auch auf die Low-Budget-Version aus dem Hause Ibanez zu, auch wenn man sich durch das butterweiche Spielgefühl nicht unbedingt zu Divebombs verleiten lassen sollte.
Praxis
Von den Mängeln in puncto Stimmestabilität wird man jedoch durch das ausgezeichnete Handling der Stromgitarre abgelenkt. Mit knappen 3,5 kg liegt sie im angenehmen mittleren Gewichtsbereich und präsentiert sich zudem sowohl am Gurt wie auch im Sitzen als absolut ausgewogen. Ein leichter Tummy Cut ermöglicht eine ergonomische Anpassung an den Körper und unterstützt ein tadelloses Spielgefühl. Besonders hervorzuheben ist der elegant geformte Contoured Heel, welcher einen leichtgängigen und angenehmen Zugriff in die hohen Lagen ermöglicht. In Kombination mit dem typischen flachen Hals mit breitem D-Profil (Wizardneck) kommt dies besonders zur Geltung. Klassischer ist hingegen die Verwendung von 22 Medium-Jumbobündchen, die bedeutend schmaler ausgefallenen sind, als man von dem Großteil der Hochgeschwindigkeitsmaschinen aus dem japanischen Rennstall gewohnt ist. Nichtsdestotrotz wurden sie insgesamt recht ordentlich auf dem Palisandergriffbrett angebracht und abgerichtet. Stark getrübt wird das Handling leider durch die miserablen Werkseinstellungen, so dass sich das volle Potenzial der SA260 erst nach ausgiebigem Nachjustieren offenbaren sollte. Und selbst hierbei sollte die Saitenlage aufgrund entstehender Deadspots nicht ganz so superflach gelegt werden. Darüber tröstet auch nicht der umfangreiche Lieferumfang mit Gigbag, Gurt und Tremolozubehör hinweg.
Trocknen angespielt erscheint das gute Stück zunächst ziemlich schwach auf der Brust, denn das akustische Klangbild tönt nicht gerade besonders kräftig, jedoch ausgewogen und mit gleichmäßigen und guten Sustain. Am Amp angeschlossen offenbart sich die klangliche Vielschichtigkeit, sodass warme Cleansounds über den Halsabnehmer ebenso möglich sind wie bluesige Klänge aus der Neck/Middle Position. Nimmt man die einwandfrei arbeitenden Potis zur Hilfe und nutzt insbesondere den Volumeregler zum Zügeln der Ausgangsleistung, so sind auch schnell knackige Cleansounds realisierbar. Aber auch der im Alleingang gern mal verschmähte Middle Singlecoil, weiß nicht nur durch seine geringe Brummanfälligkeit zu überzeugen. Mit dem Humbucker kann dann natürlich auch kräftig gerockt werden, wobei der übermäßige Genuß von „scooped“ Metalsounds im High-Gain-Betrieb aber schnell etwas mulmig werden kann.