Gitarren-Hosentaschen-Amp
Mit dem IK Multimedia iRig HD 2 stellt der italienische Soundspezialist den Nachfolger seines lange bewährten digitalen Gitarren-Interfaces iRig HD vor und erweitert damit seine große iRig-Produktpalette. Dabei hat er das HD 2-Interface mit einigen neuen Features ausgerüstet, die wir beim Vorgänger noch schmerzlich vermisst hatten und die durch Änderungen am iPhone auch dringend notwendig geworden waren.
Kurzer Technik-Check
Das IK Multimedia iRig HD 2 ist ein mobiles Gitarreninterface mit 24 Bit/96 kHz, das das Signal über ein iOS-Smartphone oder Tablet, aber auch über einen Mac oder PC zur Effektverarbeitung und zur Amp-Modellierung in eine App leitet.
Intermezzo: Die iRig-Interface-Produktfamilie
Die iRig-Bezeichnungen sind bei IK Multimedia etwas verwirrend: Während alle anderen Modelle klar benannt sind (iRig Mic, iRig Amp, iRig Mix), heißen die beiden Gitarren-Produkte – wohl als Begründer der iRig-Familie – einfach nur iRig bzw. inzwischen iRig 2 und iRig HD 2. Die Unterschiede zwischen den beiden Modellen: Das ohne HD ist ein einfaches Gitarreninterface, die (äußerlich fast baugleiche) HD-Variante ein 24 Bit/96 kHz Audiointerface mit Hi-Z-Eingang.
Hier eine Übersicht über die anderen iRig-Interfaces von IK-Multimedia:
- Der mobile Mini Mixer iRig Mix für Android und iOS
- Das MIDI-Interface iRig MIDI 2 (iOS, Android, PC, Mac)
- Das Interface für akustische Gitarren iRig Acoustic
- Das Gitarren-Interface iRig UA speziell für Android
- Das Streaming-Interface iRig Stream (iOS, Android, PC, Mac)
- Das einkanalige Audio/MIDI-Interface iRig Pro (iOS, Android, PC, Mac)
- Das zweikanalige Audio/MIDI-Interface iRig Pro Duo (iOS, Android, PC, Mac)
- Das digitale HD-Mikrofon-Interface iRig Pre HD (iOS, Mac, PC)
- Das XLR Mikrofon-Interface iRig Pre (iOS, Android)
Dazu kommen dann noch die iRig-Controller-Modelle (wie Stomp, Keys oder Pads), die iRig-Mikrofone (wie Mic, Acoustic oder Voice) und die Amps (Micro Amp, Nano Amp). Derzeit hat IK Multimedia 31 iRig-Modelle im Angebot.
Ausgepackt: Das ist alles mit dabei
Mit zum Lieferumfang gehören – neben dem iRig HD 2 – ein USB-Kabel (zum Anschluss des iRig HD 2 an den Mac), ein Lightning-Kabel (zum Anschluss an iOS-Geräte), ein Clip und ein Velcro-Strip zur Befestigung (z. B. am Stativ oder wo auch immer) plus die übliche Kurzanleitung im bildhaften Ikea-Stil. Ein ausführlicheres Benutzerhandbuch gibt es als Download auf der Produktseite von IK Multimedia. Außerdem mit dabei: Die Karte mit Seriennummer zur Registrierung; die wird zum Download der AmpliTube 4-Software für den PC oder den Mac benötigt. Die Software für iOS dagegen heißt AmpliTube CS; die erst einmal kostenlos, kann aber mit der mitgelieferten Seriennummer noch etwas erweitert werden.
Angeschaut
Das iRig HD 2 ist mit gerade einmal 39 x 99 x 21 mm und einem Gewicht von 51 g extrem kompakt und sieht tatsächlich eher aus wie ein großes Feuerzeug. Obwohl das Gehäuse aus Kunststoff ist, macht es – eben auch durch seine kompakten Maße – einen ganz stabilen Eindruck; drauftreten sollte man aber trotzdem besser nicht. Die mattschwarze Oberfläche (hallo Fingerabdrücke) fühlt sich dezent gummiert an, ist jedenfalls sehr griffig.
Neu gegenüber der Version HD 1 ist ein Kopfhörerausgang (Miniklinke), der notwendig geworden war, nachdem Apple beim iPhone irgendwann (genauer: ab iPhone 7) die Kopfhörerbuchse wegrationalisiert hatte. Passend dazu gibt’s auf der rechten Seite nun auch ein kleines Kontrollrad für die Lautstärkeregelung. Gleich darunter finden wir einen Schalter zur Auswahl von Direct- oder FX-Signal.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Im Gegensatz zum iRig 2 (ohne HD) ist das Anschlusskabel hier nicht fest verankert; stattdessen gibt’s Anschluss über die Micro-USB-Buchse, an die wahlweise eben das USB oder das Lightning-Kabel gestöpselt wird. Für den Gitarreneingang findet sich eine Klinkenbuchse (neben dem Output); das Eingangssignal kann über einen Gain-Regler gepegelt werden. Die dazugehörige LED ist ein wenig verwirrend: So bedeutet „grün“ nicht etwa „das Signal ist ok“, sondern „zu leise“. „Ok“ ist hier orange, zu laut – dann wieder ganz vertraut – rot. Weiß man aber auch erst, wenn man sich das Benutzerhandbuch heruntergeladen hat. Dazu kommen dann noch die Farben Hellblau (verbunden und aktiv) und Dunkelblau (verbunden und im Standby), die den Verbindungsstatus verkünden.
Setup 1: Ausprobiert am iPad
Nach der Installation der kostenlosen App AmpliTube CS kann man diese durch Eingabe seiner Registrierungsdaten in der App aus der abgespeckten CS-Testversion eine Vollversion – bzw. vollere Version – machen. Dass das noch nicht zu jedem vorgedrungen ist, zeigen die Kommentare im Store. Die Verkabelung ist des iRig HD 2 mit dem iOS-Gerät (bei mir ein iPad Air 2) ist grundsätzlich simpel: Beiliegendes Kabel in die USB-Buchse am Interface, Lightning an iPad oder iPhone, das war’s – das iRig HD 2 wird sofort erkannt und ist einsatzbereit. Weniger begeistert bin ich von dem dazugehörigen „Kabelsalat“: Klinkenkabel von der Gitarre ins Interface, Kopfhörer am Interface (oder am iPad) anschließen, Interface mit dem (mit 65 cm recht kurzen) Kabel mit dem iPad/iPhone verbinden – und am Ende ist immer eins der drei Kabel im Weg oder das iRig baumelt mangels Eigengewicht irgendwo in der Gegend rum. Ja, schon klar, mit der beiliegenden Klemme und dem Velcro-Strip kann man das – am besten an einem Stativ oder am Gitarrengurt – befestigen; aber wohin dann mit dem iPad/iPhone? Und Interface am iOS-Gerät befestigen? Keine gute Idee – am Ende reißt man das über das Gitarrenkabel bei einer unachtsamen Bewegung mit runter. Nein, ein längeres Kabel zwischen Interface und Mobilgerät wäre da enorm hilfreich.
Das Handling mit Interface und App ist dafür aber erfrischend übersichtlich, die Benutzeroberfläche von AmpliTube leicht zu bedienen. Per Fingertipp und etwas Wischerei wählen Sie Amp, Speaker und Bodentreter (bis zu vier PreFX und zwei davon Post FX) und sofort ist das Ergebnis hörbar. Die Schrauberei an der realistisch nachgebauten Hardware ist ebenfalls leicht zu bewerkstelligen und macht Spaß.
In der App enthalten sind obendrein noch eine virtuelle Bandmaschine zum Aufnehmen von Ideen, Drum-Loops für die Begleitung, ein Looper-Tool plus ein Tuner und ein Metronome; im Live-Modus sind zudem 12 fertige Setups zum schnellen Jammen auf Knopfdruck abrufbar – damit kann man schon was anfangen.
Einziges wirklich nerviges Manko: IK Multimedia hat nicht – wie in der PC-Version – gekennzeichnet, welche Amps, Speaker und Effekte denn nun zur App gehören und welche extra bezahlt werden müssen. So erscheint dann jedes Mal das Shop-Fenster, wenn ich etwas angewählt habe, das in der App nicht enthalten ist. Und das passiert sehr oft: So enthält das „All-in-Bundle“ (für 79,99 Euro) unter anderem 53 Amps und 65 Stomp-Effekte, die für das iRig HD 2 freigeschaltete Version aber „nur“ 9 Amps und 17 Effekte.
Die Stromversorgung erfolgt via USB, die Klangqualität des 24/96er Interfaces ist gut, der kleine Vorverstärker arbeitet zufriedenstellend, das Rauschen hält sich in vertretbaren Grenzen (-103 dBA Input/-99 dBA Output)), etwaige Latenzen konnte ich im Test keine registrieren. Wer das Ganze dann auch noch mit einem guten Kopfhörer konsumiert, kommt in den Genuss des druckvollen, dynamischen und auch differenzierten Sounds, bei dem die Eigenarten der – auch optisch – schön nachgebildeten Amps, Speaker und Effekte sauber zur Geltung kommen.
Setup 2: Ausprobiert am Windows 10 PC
Das Setup erfolgt ähnlich simpel wie bei der iOS-Variante. Die Software heißt hier „AmpliTube 4“ und ist noch etwas abgespeckter als unter iOS (jeweils rund zehn Amps, Speaker und Effekte) – von einer echten „Vollversion“ ist man hier also auch noch weit entfernt. Immerhin sind die optionalen Käufe dann auch als solche gekennzeichnet. Warum ich das Signal – trotz Umstellung in den Settings – dann nicht auf den Audioausgang des Notebooks umleiten konnte, habe ich allerdings nicht herausgefunden. Man steckt da halt nicht drin. Und warum AmpliTube in unregelmäßigen Abständen plötzlich nur noch verzerrte Soundreste ablieferte, die erst durch Hoch- und Rücksetzen der Buffer-Größe wieder verschwanden, konnte ich letztendlich auch nicht ergründen. Insgesamt war das iOS-Setup da unproblematischer – und bot auch mehr an klanglichen Möglichkeiten.
Mit dabei ist übrigens auch eine Plugin-Version von AmpliTube 4, so dass man die Gitarren-App auch direkt in der DAW verwenden kann. Klangtechnisch ist das – wie im iOS-Modus – über jeden Zweifel erhaben, ob brillanter Clean-Sound, funkige Phaser-Rhythmen oder knallharter Metal: AmpliTube plus iRig HD 2 machen es möglich; auch die Feinheiten und Eigenarten der Amps und Speaker sind gut herauszuhören.
Setup 3: Direkt ab in den Amp
Über eine zweite Klinkenbuchse kann ich das Gitarrensignal auch direkt an meinen Amp durchschleifen und per Wahlschalter die Weiche entweder zur App im PC/Mac/Mobilgerät oder zum Amp stellen. Das erspart die etwaige Umstöpselei – praktisch und funktioniert tadellos.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Wenn ich Micro USB schon lese, krieg ich Pickel.
Nein Danke.