Resynthese und Bildsynthese
Bis hierher ist Harmor bereits beeindruckend leistungsfähig, doch mit der Image-Sektion eröffnen sich noch einmal ganz andere Welten. Denn damit lassen sich Bilder zum Klingen bringen und Samples auf eine Weise verwenden, die ihresgleichen sucht.
Der Import erfolgt ganz einfach per Drag&Drop auf das Image-Fenster, wo Bilder und Samples als Spektrogramm dargestellt werden. Für die Klangerzeugung wird der Inhalt des IMG-Fensters mit der Timbre-Sektion vermischt, wobei Image-Line sich über die technischen Details ausschweigt. Auf jeden Fall wirkt sich die Wahl der Wellenform auf die Obertonstruktur des resynthetisierten Klanges aus.
Der „Time“-Endlosregler legt die Startposition fest und erlaubt es durch die Datei zu schrubben. Coarse bestimmt die Abspielgeschwindigkeit zwischen 0,016- und 64-fachem Originaltempo. Der musikalisch ergiebigste Regler ist Fine, mit dem sich das Sample (oder Bild) bis zum Stillstand verlangsamen und rückwärts abspielen lässt. Das ist sogar per LFO, Hüllkurve und alle anderen Mappings automatisierbar, was besonders bei Sprachaufnahmen zu allerlei verrückten Sachen führt.
Daneben steht eine ganze Reihe an nicht zeitbasierten Parametern zur Verfügung, um Bilder und Samples zu optimieren und durch den Wolf zu drehen. Einer der interessantesten ist Frequency Scale, der in Mittelstellung für Robot-Effekte sorgt und in den Extremen für inharmonische Ergebnisse. Auch auf die Formanten kann Einfluss genommen werden, was allerdings ruhig noch etwas drastischer klingen könnte.
In Harmor geladene Samples klingen teilweise erstaunlich natürlich und lassen sich prinzipbedingt über den gesamten Tastaturbereich transponieren, ohne dass die Dauer sich ändert oder der berühmte Micky-Maus-Effekt eintritt. Mit einigem Aufwand ist theoretisch sogar Multisampling möglich. Das ersetzt zwar keinen großen Sampler, aber für allerlei kreative Sachen dürfte Harmor öfters die interessantere Alternative sein.
Die Bildsynthese liefert nicht mit jedem Bild sinnvolle Ergebnisse. Oft entsteht einfach nur eine Art Rauschen, was aber ein guter Ausgangspunkt für interessante Texturen sein kann. Dafür lassen sich Bilder mit jedem beliebigen Grafikprogramm bearbeiten oder kreieren – und das ist eine wirklich spannende Quelle für neue Sounds. Außerdem kann Harmor Samples als Bilder exportieren, denen man dann ebenfalls mit Photoshop & Co. zu Leibe rücken kann. Eine einfache direkt in Harmor integrierte Malfunktion wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen, ist aber leider nicht vorhanden.
Sound
Klar, das weite Feld des Experimentes ist das natürliche Zuhause eines Synthesizers wie Harmor. Mit Parametern wie Prism, Blur und Unison, der genialen Resynthese, den aufwendigen Modulationen und der Möglichkeit zwei Parts zu layern, gelingen unheimlich vielschichtige, lebendige und selten gehörte Klänge, die sich insbesondere für Ambient und Filmvertonung anbieten. Viel Spaß macht es auch, rhythmische Samples in sich bewegende, groovende Pads zu verwandeln.
Aber erstaunlicherweise klingen auch analoge und digitale Brot- und Butter-Sounds warm, tief, lebendig und durchsetzungsfähig. Das war beim Harmless noch nicht ganz so und ist wohl auch der standardmäßig aktivierten Randomness-Funktion geschuldet, die jede neue Note mit subtilen Veränderungen versieht. Für noch mehr analoges Gefühl lohnt es sich übrigens, einzelne Wellendurchgänge von analogen Synthesizern abzusampeln und als Timbre zu verwenden. Was die Effekte angeht, klingen Distortion und Delay durchweg ordentlich, Hall und Chorus fallen im Vergleich etwas ab. Dafür ist die Compression mit den vier Settings Limiting, Warming, Heating und Burning ein echtes Highlight.
Deutsche Hilfe als PDF gibt es hier: http://ul.to/yubgt1bd
Ansonsten bin ich auch total von Harmor begeistert, obwohl ich aktuell sicher nichtmal 10% der Features nutze.
Meiner Meinung nach mit Funktionen total überladen und nicht zu bedienen. Die Klangforschung in allen Ehren aber Harmor geht gar nicht.
Welche Funktionen würdest Du denn streichen wollen?
Wenn z.B. die ganzen Hüllkurven & Mappings fehlen würden, dann wäre aber das Geschrei wieder groß.
Ich finde den Synth jedenfalls einfach zu bedienen – trotzdem bietet er noch genügend „Tiefe“ für Schrauberfreaks.
Es ist mir ehrlich gesagt gänzlich unbegreiflich, wie man Harmor als überladen und nicht bedienbar bezeichnen kann.
Das ist meiner Meinung nach nun gerade mal ein Synth, der trotz seinen vielen Funktionen absolut übersichtlich und total komfortabel in seiner Bedienung ist.
Hab mit diesem Synth schon jede Menge Spaß beim Klang-Schrauben gehabt. Das geht sehr locker von der Hand.
Das einzige, was mir fehlt, sind mehrere OSCs pro Layer, und ein paar klassische Filter (also „echte“ Filter, die einen Audiostream bearbeiten).
Klingt sicher nicht schlecht, aber wenn man einmal anfängt, in den Presets den Compressor und die Distortion wegzuklicken, wird der Klang schon etwas „überschaubarer“.
Nachdem bei mir noch ein IL Morphine auf der Festplatte verstaubt (brauchbare Engine, aber unbenutzbares Konzept und prinzipiell KEIN Weiterverkauf/License Transfer möglich bei IL), hält sich mein „habenmüssen“ in Grenzen.
@GeorgK Zeig mir bitte einen Synth bei dem die Presets ohne die Effekte N_I_C_H_T zusammenfallen! :-)
Meine eigenen Patches klingen von sich aus schon „fett“ und die Effektsektion dient bei mir lediglich der Verfeinerung.
Mit Morphine ist Harmor absolut nicht vergleichbar. Da liegen Welten dazwischen.
Aber zusammenfassend kann man sagen, dass Harmor eher nichts für die Sylenth1/Nexus/Diva-Fraktion ist :-)
@Jesus Ein synth der ohne Effekte Fett klingt?
Bittesehr: http://mut.....t/shruthi1
@Jesus Nord Lead ;)
“ Wirklich störend ist, dass Harmor jedes Mal die Audiowiedergabe unterbricht, sobald ein Punkt im Display angefasst wird. Gerade bei sich lange entwickelnden Ambient-Sounds stört das den Workflow ungemein. “
DAS ist wirklich ungemein störend!!
Ich hoffe das wird in nem update behoben!
In Cubase 6.5 ist es bei mir auch so, das wenn einmal das GUI weggeklickt ist, es beim nächsten aufrufen nur noch zu einem Drittel sichtbar ist!
Ansonsten find ich Harmor sehr geil aber wie FischerZ schon schrieb teilweise sehr überladen und etwas unübersichtlich.
Störend fällt für mich jedoch die Abwesenheit einer Mac AU Version auf.
Warum das denn?
Weil es wirtschaftlich einfach keinen Sinn macht.
PCs sind schlecht, Fruity Loops ist was für Anfänger, … aber den Harmor von IL hätte man dann aber trotzdem gerne auf dem Mac gell? ;)
Schon ein sehr guter Synth, mit einigen interessanten Features die ich so noch bei keinem anderen gesehen habe. Allerdings erschließt sich die Bedienung nicht immer gleich auf den ersten Blick. Man muss sich schon mal bisschen damit beschäftigen.
Was mir nicht gefällt ist das Konzept mit den Hüllkurven. Das ist zwar einerseits flexibel anderseits auch oft etwas Komplex. Dieses Konzept kennt man ja auch schon vom Sytrus oder vom Absynth und ja… vielleicht mit ein Grund warum viele diese Synth auch etwas schwierig zu bedienen finden.
Ich nutze den Harmor aktuell eher selten, als er neu raus kam hatte ich mal einen kurzen Demosong mit dem Harmor gemacht der abgesehen von der Drums aus 11 Instanzen Harmor besteht: http://4damind.com/fs/1o