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Test: Image-Line, Harmor, Additiver Synthesizer

(ID: 1143)

Praxis

Je mehr man sich mit Harmor beschäftigt, desto mehr lernt man die ultra-flexible Struktur mit ihren erstaunlichen Möglichkeiten zu schätzen. Nur dass sich einige der kleineren Regler nicht per Hüllkurve, LFO oder Mapping modulieren lassen, ist manchmal etwas schade. Der CPU-Verbrauch ist für einen additiven Synthesizer erstaunlich gering und lässt sich mit den Performance-Einstellungen sogar noch anpassen. 

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Die ADV(anced)-Sektion mit den Performance-Parametern

Die ADV(anced)-Sektion mit den Performance-Parametern

Obwohl Image-Line sich offensichtlich Mühe gegeben hat, ist die Bedienung leider nicht immer intuitiv. Die einzelnen Module sind zwar voneinander abgesetzt, zusammengehörige Regler haben gleiche Farben, und Regler für zentrale Funktionen sind größer als andere. Trotzdem ist nicht alles wirklich nachvollziehbar angeordnet und beschriftet, so dass man teilweise unnötig lange nach bestimmten Funktionen sucht. Beispielsweise lässt sich die Stereoverteilung der beiden Parts nur per Hüllkurve einstellen.

Manches erschließt sich auch gar nicht von selbst, da hilft nur der Blick in die englischsprachige Hilfe. Doch die bleibt leider etwas oberflächlich und ist auch nicht immer verständlich geschrieben. Zudem liegt sie nicht einmal als PDF, sondern nur als Windows-Hilfedatei vor – das Manual auf einem anderen Rechner zu lesen oder im Copyshop auszudrucken wird damit unnötig erschwert. Positiv zu vermerken sind wiederum die vielen Tutorial-Presets, mit denen man sich unterschiedlichen Aspekten von Harmors Klangsynthese gut nähern kann.

Und die Einarbeitung lohnt sich unbedingt! Denn hat man die grundlegende Bedienung erst einmal drauf, kann man sich stundenlang mit Harmor beschäftigen, Samples auf das Image-Fenster oder die Hüllkurven ziehen, Timbre- und Filterkurven malen, mit den einzigartigen additiven Modulen experimentieren und dabei immer die Visualisierung im Auge behalten. Diese hilft beim Verständnis der Funktionen von Harmor nämlich ungemein und ist überdies auch noch schön anzuschauen und inspirierend. 

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In Live, Cubase und einigen anderen Hosts verdeckt die Visualisierung leider einen Teil der Oberfläche

In Live, Cubase und einigen anderen Hosts verdeckt die Visualisierung leider einen Teil der Oberfläche

Leider können manche Hosts ausgerechnet die Visualisierung nicht richtig anzeigen. In diesen Fällen wird sie nicht rechts ausgeklappt, sondern über den rechten Teil der Bedienoberfläche gelegt, der dann natürlich verdeckt ist. Ob das Problem am Host oder am Plug-in liegt ist nicht ganz klar, unschön ist es in jedem Fall. Betroffen sind unter anderem Cubase und Ableton Live.

Konkurrenz 

Harmor reiht sich ohne Frage in die Riege der absoluten Top-Synthesizer ein und kann sich mit Sounddesign-Größen wie Native Instruments Absynth, U-He Zebra oder Camel Audio Alchemy messen. Der Additiv-Klassiker VirSyn Cube ist im Vergleich schon sichtbar in die Jahre gekommen und verfolgt mit seinem Morphing-Konzept auch einen etwas anderen Ansatz. Ein besonders offensichtlicher Konkurrent ist Native Instruments‘ Razor, der ebenfalls additiv arbeitet und sogar ein ähnliches Spektraldisplay besitzt. Razor glänzt im Unterschied zu Harmor mit einem Vocoder, lässt aber die Bild- und Resynthese vermissen und hat nicht so viele Funktionen, geschweige denn Hüllkurven.

Was sich im Harmor mit Samples anstellen lässt, erinnert übrigens stark an Rolands VariPhrase-Technologie, wie sie im V-Synth implementiert ist. Harmors Resynthese ist trotz grundsätzlich anderer Technik eine der wenigen echten Alternativen zum V-Synth: Hier wie dort kann man „mikroskopisch“ in beliebiger Geschwindigkeit vorwärts und rückwärts durch den Klang fahren und Tonhöhe, Tempo und Formanten völlig unabhängig voneinander beeinflussen. Jedoch klingt Harmor im Vergleich wärmer und sauberer, ist vielseitiger und einfacher zu bedienen.

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Fazit

Aus dem kleinen Sonderling Harmless hat sich ein veritabler Über-Synthesizer entwickelt, dessen Sounddesign-Potenzial seinesgleichen sucht. Harmor ist in der Lage, das ganze Spektrum elektronischer Klänge in überzeugender Qualität abzudecken, wobei der User noch auf das kleinste Detail Einfluss nehmen kann. Zu richtiger Hochform läuft Harmor aber mit der Resynthese-Funktion auf, die ihn zum Kreativ-Sampler macht. Und wegen der integrierten Visualisierung bin ich geneigt, Harmor sogar als Physik-Lernpielzeug zu empfehlen. 

Für die allerhöchste Höchstnote reicht es leider nicht ganz, das verhindern die kleinen Ungereimtheiten in der Bedienung, das Darstellungsproblem in bestimmten Hosts und die fehlende Mac-Version. Trotzdem: Ich war lange nicht mehr so begeistert von einem Synthesizer und kann Harmor wirklich jedem unbedingt empfehlen, der einen vielseitigen, hervorragend klingenden und inspirierenden Klangerzeuger sucht.

Plus

  • Sound
  • detaillierte zeitliche und spektrale Eingriffsmöglichkeiten
  • sehr viele flexible Modulationsverbindungen
  • hochwertige, kreative Resynthese
  • Bildsynthese
  • Visualisierung
  • CPU-Verbrauch

Minus

  • Klang bricht ab, sobald eine Hüllkurve oder ein LFO editiert wird
  • Visualisierung wird in einigen Hosts nicht korrekt dargestellt
  • keine Mac-Version
  • etwas oberflächliche Bedienungsanleitung, kein PDF

Preis

  • 149 $ / ca. 112 € (nur Download)
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Meiner Meinung nach mit Funktionen total überladen und nicht zu bedienen. Die Klangforschung in allen Ehren aber Harmor geht gar nicht.

    • Profilbild
      Jesus

      Welche Funktionen würdest Du denn streichen wollen?

      Wenn z.B. die ganzen Hüllkurven & Mappings fehlen würden, dann wäre aber das Geschrei wieder groß.

      Ich finde den Synth jedenfalls einfach zu bedienen – trotzdem bietet er noch genügend „Tiefe“ für Schrauberfreaks.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Es ist mir ehrlich gesagt gänzlich unbegreiflich, wie man Harmor als überladen und nicht bedienbar bezeichnen kann.

      Das ist meiner Meinung nach nun gerade mal ein Synth, der trotz seinen vielen Funktionen absolut übersichtlich und total komfortabel in seiner Bedienung ist.

      Hab mit diesem Synth schon jede Menge Spaß beim Klang-Schrauben gehabt. Das geht sehr locker von der Hand.

      Das einzige, was mir fehlt, sind mehrere OSCs pro Layer, und ein paar klassische Filter (also „echte“ Filter, die einen Audiostream bearbeiten).

  2. Profilbild
    GeorgK

    Klingt sicher nicht schlecht, aber wenn man einmal anfängt, in den Presets den Compressor und die Distortion wegzuklicken, wird der Klang schon etwas „überschaubarer“.
    Nachdem bei mir noch ein IL Morphine auf der Festplatte verstaubt (brauchbare Engine, aber unbenutzbares Konzept und prinzipiell KEIN Weiterverkauf/License Transfer möglich bei IL), hält sich mein „habenmüssen“ in Grenzen.

    • Profilbild
      Jesus

      @GeorgK Zeig mir bitte einen Synth bei dem die Presets ohne die Effekte N_I_C_H_T zusammenfallen! :-)

      Meine eigenen Patches klingen von sich aus schon „fett“ und die Effektsektion dient bei mir lediglich der Verfeinerung.

      Mit Morphine ist Harmor absolut nicht vergleichbar. Da liegen Welten dazwischen.

      Aber zusammenfassend kann man sagen, dass Harmor eher nichts für die Sylenth1/Nexus/Diva-Fraktion ist :-)

  3. Profilbild
    tuonodriver

    “ Wirklich störend ist, dass Harmor jedes Mal die Audiowiedergabe unterbricht, sobald ein Punkt im Display angefasst wird. Gerade bei sich lange entwickelnden Ambient-Sounds stört das den Workflow ungemein. “

    DAS ist wirklich ungemein störend!!
    Ich hoffe das wird in nem update behoben!

    In Cubase 6.5 ist es bei mir auch so, das wenn einmal das GUI weggeklickt ist, es beim nächsten aufrufen nur noch zu einem Drittel sichtbar ist!
    Ansonsten find ich Harmor sehr geil aber wie FischerZ schon schrieb teilweise sehr überladen und etwas unübersichtlich.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Störend fällt für mich jedoch die Abwesenheit einer Mac AU Version auf.
    Warum das denn?

    • Profilbild
      Jesus

      Weil es wirtschaftlich einfach keinen Sinn macht.

      PCs sind schlecht, Fruity Loops ist was für Anfänger, … aber den Harmor von IL hätte man dann aber trotzdem gerne auf dem Mac gell? ;)

  5. Profilbild
    4damind

    Schon ein sehr guter Synth, mit einigen interessanten Features die ich so noch bei keinem anderen gesehen habe. Allerdings erschließt sich die Bedienung nicht immer gleich auf den ersten Blick. Man muss sich schon mal bisschen damit beschäftigen.

    Was mir nicht gefällt ist das Konzept mit den Hüllkurven. Das ist zwar einerseits flexibel anderseits auch oft etwas Komplex. Dieses Konzept kennt man ja auch schon vom Sytrus oder vom Absynth und ja… vielleicht mit ein Grund warum viele diese Synth auch etwas schwierig zu bedienen finden.

    Ich nutze den Harmor aktuell eher selten, als er neu raus kam hatte ich mal einen kurzen Demosong mit dem Harmor gemacht der abgesehen von der Drums aus 11 Instanzen Harmor besteht: http://4damind.com/fs/1o

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