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Test: Jackson JS2 Kelly Bird AH TB, E-Bass

Jackson JS2 Kelly Bird - Metal-Attacke aus China!

4. Juni 2019
Jackson JS2 Kelly Bird

Jackson JS2 Kelly Bird

Metal, Vollgas! Dafür sind jedenfalls Gitarren und Bässe aus dem Hause Jackson seit den 1980ern bekannt und genau da reiht sich auch der neue Jackson JS2 Kelly Bird AH TB E-Bass ein, der seit letztem Monat zum Preis von 399,- Euro erhältlich ist und mir hier zum Test vorliegt. Die bekannte spitze Kopfplatte, ein Mahagonikorpus mit zwei fetten Humbuckern und ein Bodyshaping irgendwo zwischen Gibson Thunderbird und den B.C. Rich Zackenbarsch lassen keine Zweifel daran, dass Jackson den Bass als Metal-Maschine sieht.

Jackson JS2 Kelly Bird AH TB

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Während Jackson, ursprünglich eine Auskopplung aus der für 80er-Superstrats bekannten Firma Charvel (die man später prompt übernahm), in den frühen Jahren für Custom-Instrumente made in USA bekannt war, die von vielen Größen der Metal-Szene gespielt wurden und auch noch werden, wurden dem Portfolio im Laufe der 1990er eine Reihe von günstigeren Baureihen aus Fernost hinzugefügt. Das änderte sich auch mit der Übernahme durch Fender im Jahre 2002 nicht. Im Gitarrenbereich bietet Jackson heute Instrumente im Bereich zwischen 150,- Euro (billigste Fernost-Strat-Kopien) bis fast 4000,- Euro (USA Customshop) an, während bei den Bässen zumindest am europäischen Markt nur günstigere Modelle zu haben sind, da ist bei ungefähr 500,- Euro Schluss.

Auf der Neckplate unseres Jackson JS2 Kelly Bird AH TB prangt ein stolzes „Crafted in China“ – die Chinesen sind nun einerseits für Billigschrott verschrien, haben aber in den letzten Jahren deutlich aufgeholt und bieten inzwischen eine ganze Reihe brauchbarer Instrumente von Einsteigermodellen bis in die untere Mittelklasse an. Fühlen wir dem Kelly Bird also mal auf den Zahn!

Jackson JS2 Kelly Bird AH TB

Jackson JS2 Kelly Bird – Facts & Features

Der Jackson JS2 Kelly Bird AH TB wird im einfachen Pappkarton geliefert, als einziges Zubehör werden die passenden Innensechskantschlüssel für Halsspannstab und Bridge mitgeliefert. Das ist inzwischen (leider) Industriestandard, wovon sich aber auch Fender Mexiko ruhig mal eine Scheibe abschneiden darf – die liefern nämlich zwar eine Tasche mit, aber keine Inbusschlüssel und da die bei Fender teilweise (!) zöllisch statt metrisch sind, kann man dann schön in Motorrad-Shops nach passenden Schlüsseln suchen.

Der Bass selber reiht sich wie gesagt optisch irgendwo in die Reihe der inzwischen klassischen „Metal-Äxte“ ein (New Rule: Niemand, der nicht selbst schon vor 1989 Metal gespielt hat, darf seine Gitarre als „Axt“ bezeichnen). Der in einem schönen Tobacco Burst lackierte Korpus lehnt sich stark an den Thunderbird an, ist aber mit einem Jackson-typischen eckigen unteren Korpushorn ausgestattet. Der Body selbst wird als „Mahagoni“ beworben, ganz unten auf der Hersteller-Produktseite findet sich allerdings, dass er tatsächlich aus Nato ist, also Holz vom südamerikanischen Johannisbrotbaum. Das nun ist dem Mahagoni recht ähnlich, aber ein preisgünstigerer Ersatz – das als Mahagoni zu bezeichnen, wird im zugehörigen Wikipedia-Artikel als Verbrauchertäuschung bezeichnet. Unangenehm.

Jackson JS2 Kelly Bird AH TB

Body aus Nato mit schönem Tobacco Sunburst.

Auf dem Body befinden sich die zwei fetten Jackson-Soapbars in den vom Thunderbird bekannten Einbaupositionen sowie eine schwarz lackierte Jackson Hi-Mass-Bridge. Die passive Elektronik wird ganz klassisch durch zwei Volume-Regler und eine Höhenblende bedient. Der Hals besteht aus Ahorn, anders als beim T-Bird aber eingeschraubt und mit Grafitstäben verstärkt, Letzteres ist zwar bei Fender auch der neueste Schrei, aber für ein Instrument dieser Preisklasse eher ungewöhnlich. Ebenso das stabile D-Profil des Halses und das Amaranth-Griffbrett mit Compound-Radius, hier wird also kein alter Wein aus neuen Schläuchen eingeschenkt, sondern man hat durchaus einige Innovationen zu bieten. Die Kopfplatte ist schwarz lackiert und stark nach hinten gewinkelt, was einen Stringtree überflüssig macht. Die Mechaniken, ebenfalls schwarz, sind gekapselte Machine Heads im Schaller-Stil, allerdings dick mit „Jackson“ beschriftet.

Jackson JS2 Kelly Bird AH TB

Jackson-typisch spitze Kopfplatte und Amaranth-Griffbrett mir Block-Inlays.

Das ziemlich dicke Amaranth-Griffbrett ist mit 21 Jumbo-Bünden und Pearloid-Block-Inlays ausgestattet. Die Bünde sind sauber abgerichtet und auch ansonsten findet sich am Jackson JS2 Kelly Bird AH TB kaum was zu meckern, was die Verarbeitung angeht. Lediglich leichte Schleifspuren am Griffbrett sind etwas unschön. Ausgeliefert wird der Bass mit No-Name-Saiten, Nickel Plated Steel .045 auf .105, also Metal-gerecht eher dicken Drähten.

Jackson JS2 Kelly Bird – ein Zwischenfazit

Auf den ersten Blick hat man bei Jackson hier alles richtig gemacht. Der JS2 Kelly Bird AH TB ist trotz des relativ niedrigen Preises ein hochwertig anmutendes Instrument, zwar klassisch Metal-mäßig ausgelegt, aber mit einigen moderneren Touches wie beispielsweise dem Compound-Radius-Griffbrett und den Grafitstäben im Hals. Einzige Wermutstropfen sind leichte Schleifspuren am Griffbrett sowie die irreführende Bewerbung des Nato-Korpusses als „Mahagoni“.

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Praxistest

Bei Thunderbird-ähnlichen Korpusformen ohne oberes Horn stellt sich natürlich sofort die Frage nach der Kopflastigkeit. Und ja, auch der Jackson JS2 Kelly Bird AH TB ist kopflastig, allerdings beschränkt sich das hier anders als beim Thunderbird auf eine leichte Tendenz zur Waagrechten, mit der man leben kann. Gewichtsmäßig zerrt der Jackson JS2 Kelly Bird AH TB nicht übermäßig am Gurt, die relativ leichte Gesamtkonstruktion kompensiert die leichte Kopflastigkeit etwas. Das ist auch besser so, denn der T-Bird-Hack den vorderen Gurtpin an den Halsübergang zu verlegen, würde hier nicht funktionieren, denn da ist die Neckplate des angeschraubten Halses im Weg. Damit kommt man aber auch um das zweite übliche Problem nicht herum – der vordere Gurtpin zeigt schräg nach oben, wodurch der Bass ohne „Flenslock“ oder Umrüstung auf Straplocks nicht gut am Gurt hält. Diese leichten Einschränkungen der Ergonomie sind aber bei Bässen solcher Form konstruktionsbedingt, wer so etwas kauft, weiß das vorher.

Anders als beim T-Bird kommt man durch den tieferen unteren Cutaway leicht bis hoch in den 21. Bund – aber wer bitte will das bei einem solchen Instrument? Mit dem fetten D-Profil-Hals und der von Werk aus nicht allzu niedrigen, aber gut bespielbaren Saitenlage fühlt sich das ganze Gerät genau so an, wie es aussieht – gemacht für herzhaft zulangende Hardrocker, nicht für frickelnde Feingeister. Trocken angespielt scheint sich der Trend auch im Klang fortzusetzen, das Höhenspektrum ist vorhanden, aber nicht bemerkenswert, während ein dicker Grundton und langes Sustain vorherrschen. Eine weitere Dumpfbrumme im Thunderbird-Style?

Mitnichten, denn hier haben die Tonabnehmer noch ein Wörtchen mitzureden. Jackson bewirbt die High-Output Humbucking-Bass-Pickups am JS2 Kelly Bird AH TB zwar als „[they] give you plenty of low-end punch without too much top-end sizzle“, was gerade bei einem eher günstigen Instrument ungute Erinnerungen an die matschigen Soapbars, die auf Epiphone-Bässen verbaut sind, weckt. Aber am Amp sieht die ganze Sache anders aus – die Beschreibung passt sogar, denn der Jackson JS2 Kelly Bird AH TB puncht ohne Ende, hat aber dank des Schraubhalses auch ordentlich Attack, ohne in obertonreiche Icepick-Gefilde abzudriften. Der Klang kann im wahrsten Sinne des Wortes als „knallig“ beschrieben werden. Unten herum fetter Bass und Tiefmitten-Growl mit ordentlich Sustain und oben herum ein schön aggressiver Fender-Knack. Tatsächlich kann man hier auch die Höhenblende gut gebrauchen, wenn es mal nicht so „batschen“ soll, wie wir in Hessen sagen.

Trocken ins Interface gespielt hört man selbst bei alleinigem Betrieb des Halstonabnehmers, der bei vielen Bässen dieser Bauart legendär dumpf klingt, deutlich, dass hier über dem erwarteten fetten Wumms unten herum wirklich ein mehr als solides Höhenspektrum geboten wird. Der Jackson JS2 Kelly Bird AH TB klingt auch über das ganze Griffbrett relativ ausgewogen, wobei ja eh jeder der sich oberhalb des 7. Bundes bewegt sofort von der Rock ’n‘ Roll Polizei verhaftet wird. Der dicke Tiefmitten-Knurr kommt am deutlichsten zum Vorschein, wenn man die Höhenblende etwas zurückdreht. Ich sehe das Haupteinsatzgebiet des JS2 Kelly Bird AH TB aber darin, sich gegen haushohe Gitarrenwände und mit hoher Schlagzahl gespielte Drums durchzusetzen und da kommt der Attack sowohl mit den Fingern als auch mit dem Plektrum gespielt sehr gelegen.

Wozu braucht man jetzt die anderen Tonabnehmer noch mal? Der Hals-Pickup reicht eigentlich aus, um in jeder härteren Rockband ordentlich Alarm zu machen. Der ziemlich aggressive Sound des Jackson JS2 Kelly Bird AH TB war zum Beispiel in meiner 70s Fusion-Funk-Prog-Truppe relativ fehl am Platz, obwohl ich da normalerweise auch mit einer ganz ordentlichen Dosis Höhen dabei bin. Aber in jeder Form von Hardrock und Metal macht das Ding definitiv eine sehr gute Figur und das ist denke ich ja auch das Einsatzgebiet, das Jackson im Hinterkopf hatte.

Man kann aber eben noch einen zweiten Tonabnehmer dazu drehen und das Klangspektrum damit etwas erweitern. Der fundamentale Charakter mit knalligem Anschlag oben drauf bleibt natürlich erhalten, wenn man beide Pickups verwendet, allerdings wirken die Mitten etwas aufgeräumter. Das kann man sogar für – am besten tiefe, erdige – Slaps nutzen, vor allem aber für schnelles Spiel mit dem Plektrum. Auch etwas technischere gefingerte Death-Metal-Passagen klingen in der Einstellung gut, und etwas weiter Richtung Steg angeschlagen kann man auch passabel Iron-Maiden-mäßige Triolenketten abfeuern. Dabei wird der Jackson JS2 Kelly Bird AH TB aber natürlich nie wie Steve Harris‘ Preci mit Flatwounds klingen, dazu ist er einfach zu modern ausgelegt. Aber wer will schon wirklich 1:1 genau so klingen wie die großen Vorbilder?

Was den Steg-Pickup im alleinigen Betrieb angeht, sehe ich da bei der Zielgruppe des Jackson JS2 Kelly Bird AH TB eher schwarz. Bevor ich falsch verstanden werde, auch die Position klingt gut, aber mit Metal hat der mittig-knochige Sound, der eben stegnah montierten Tonabnehmern zu Eigen ist, kaum etwas zu tun. Vielmehr kann man hier, Höhen entweder offen oder auch leicht zugedreht, ordentlich „abfunken“ oder sogar in Richtung Jaco gehen. Es wird aber kaum ein Funk-Musiker dieses Instrument erwerben, einmal wegen der Optik und außerdem, weil die Fähigkeit zu weniger aggressiven Soulklängen beiden Pickups völlig fehlt. Ich hatte mit dem Stegtonabnehmer durchaus auch meinen Spaß, aber für die Zielgruppe wird der allenfalls ein Add-on zum favorisierten Hals-Pickup darstellen. Und mal ehrlich, wird der Steg-Pickup eines Jazz Bass nicht in der Regel auch so benutzt?

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Nach all dem Lob soll nicht unerwähnt bleiben, dass der  JS2 Kelly Bird AH TB sich im Proberaum stark einstreuempfindlich zeigte. Ein hohes Brummen war in sämtlichen Einstellungen (außer Höhenblende ganz zu) nicht wegzubekommen, was für einen Humbucker-Bass verwunderlich ist. Daheim hatte ich das Problem allerdings nicht, was einerseits darauf hinweist, dass irgendwelche Dinge in meinem Proberaum starke Emissionen verursachen, andererseits aber auch darauf, dass hier bei Erdung und Abschirmung irgendwie gespart wurde. Die lackierte Brücke, über die die Saiten keinen galvanischen Kontakt zur Elektronik haben, könnte dabei ebenfalls eine Rolle spielen.

Zuletzt noch einmal eine Passage aufgelöster Akkorde auf beiden Tonabnehmern, relativ sachte mit dem Plektrum gespielt, bei der die Ausgewogenheit und das Sustain des Jackson JS2 Kelly Bird AH TB gut zum Tragen kommen, womit ich den Leser zum Fazit entlasse.

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Fazit

Mit dem Jackson JS2 Kelly Bird AH TB bringt Jackson einen gut verarbeiteten, optisch – wenn man drauf steht – ansprechenden und gut klingenden Rock- bzw. Metal-Bass an den Start. Der Bird liefert straffe, fette und aggressive Sounds, wie sie gefragt sind wenn es darum geht, sich gegen schnelle Drums und verzerrte Gitarren durchzusetzen. Dabei bringt er ein gewisses Maß an Flexibilität im Klang mit, das sich aber auf verschiedene Spielarten der härteren Musik beschränkt.

Im Jazz, Funk oder Pop wird man mit dem Bass eher wenig glücklich werden, was in der Natur der Sache liegt. Ebenso bringt die an den Thunderbird angelegte Form die üblichen Einschränkungen in der Ergonomie mit. Wer damit leben kann, Metal spielt und eine „gemäßigt metallische“ Optik bevorzugt, sollte den Jackson JS2 Kelly Bird AH TB definitiv mal antesten!

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung
  • Preis
  • Optik
  • Werkseinstellung

Minus

  • konstruktionsbedingte Einschränkungen in der Ergonomie
  • eingeschränkte klangliche Flexibilität
  • Einstreuempfindlichkeit
  • irreführende Bewerbung beim Korpusholz

Preis

  • Ladenpreis: 399,- Euro
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