Kleiner Wellenreiter
Nachdem ich bereits die Gelegenheit hatte, den JHS Pedals 3 Series Phaser und den aus derselben Serie stammenden Hall Reverb auf den Zahn zu fühlen, steht nun der JHS Pedals 3 Series Flanger als dritter im Bunde der uns zur Verfügung gestellten Pedale zum Test bereit. Der Flanger-Effekt ist einer der ältesten Modulationseffekte überhaupt, bereits in den späten 50er-Jahren wurden erste Aufnahmen mit diesem Effekt erzeugt. Der Künstler damals war kein Geringerer als der Gitarrist Les Paul, später nutzten auch die Beatles oder Jimi Hendrix den Flanger als Ausdrucksmittel für ihre Aufnahmen.
Doch was macht ein Flanger genau, wie entsteht dieser besondere Effekt? Als Flanger bezeichnet man einen Audioeffekt, der durch das Zusammenführen zweier identischer Signale erzeugt wird, wobei eines der beiden Signale um eine kleine und variierende Periode verzögert wird – in aller Regel beträgt diese Verzögerung weniger als 20 Millisekunden. Das führt zu einem Kammfiltereffekt, dessen Frequenzspektrum Spitzen und Dämpfungen erzeugt, die in einer linearen harmonischen Reihe zueinanderstehen und durch das Variieren der Zeitverzögerung unterschiedlich stark auftreten. Der JHS Pedals 3 Series Flanger funktioniert nach genau diesem Prinzip und nimmt sich dabei Klassiker auf diesem Gebiet wie etwa den Electro-Harmonix Electric Mistress oder den MXR M117 als Vorbilder bzw. Inspiration für einen vintage-orientierten Flanger-Effekt. Was man mit der kleinen Kiste im schlichten weißen Metallkleid alles anfangen kann, werden wir im folgenden Artikel erfahren.
JHS Pedals 3 Series Flanger – Facts & Features
Auch hier treffen wir wieder auf das schlichte Design und die reduzierten Möglichkeiten, die die Low-Budget-Serie des Herstellers ausmacht. Anstelle von bunten Bildchen auf dem Gehäuse und einer Flut von Möglichkeiten erwartet den Benutzer des 3 Series Flanger eine einfache Bedienung mit den drei wichtigsten Parametern, nämlich für die Stärke des Effektsignals (Blend), die Geschwindigkeit des LFOs (Rate) sowie die Tiefe (Intensity) des Flanger-Effekts. Sämtliche Pedale der 3 Series von JHS verfügen zudem über einen kleinen Kippschalter im Layout, im Fall unseres Flangers wird der Schalter als „Tape“ bezeichnet. Dieser zweite Modus wird durch Flange-Effekte von Tonbändern inspiriert, die in Studios durch die Veränderung der Abspielgeschwindigkeit von Bandmaschinen erzeugt werden – so lautet zumindest die Aussage des Herstellers über diese Zusatzfunktion.
Solide Hardware
Der Metallknopf zum Aktivieren der weißen Box ist mal wieder nur ein mechanischer Typ, der beim Betätigen ein entsprechend lautes Knacken von sich gibt. Direkt daneben weist eine rote LED nicht nur auf den Betriebszustand des Pedals hin, sondern informiert darüber hinaus durch ihr Pulsieren stets über die aktuelle Geschwindigkeit des LFOs. Die Audio Ein- und Ausgänge befinden sich natürlich auch wieder an den Gehäuseseiten, verzichten muss man leider wieder auf eine Stereo-Signalführung, was das Klangpotenzial sicherlich noch einmal bedeutend erweitern und das Einsatzgebiet entsprechend vergrößern würde. Zu einem Netzteil sei erneut geraten, denn mit Batterien ist beim 3 Series Flanger rein gar nichts zu erreichen. Ein Standard 9-Volt-Adapter aus dem Zubehör, angeflanscht an den Eingang an der Stirnseite des Pedals, sollte diesen Job aber problemlos übernehmen können.
Die Bedienelemente hinterlassen auch hier wieder einen guten Eindruck, die drei Regler wurden fest mit dem Gehäuse verschraubt und bieten einen butterweichen Lauf auf ihren Achsen. Aus der Erfahrung mit den beiden anderen bereits von mir getesteten Kandidaten weckt das die Hoffnung, dass die Regler des 3 Series Flanger hier ähnlich linear und sensibel arbeiten, wie es bei den zwei anderen Pedalen der Fall ist. Die gekröpfte Form der aufgesteckten Knöpfe erlaubt dazu ein Umschließen mit drei Fingern und damit eine feinfühlige Bedienung der Parameter. Ein ähnlich gutes Bild gibt auch der Minischalter ab, der viele tausend Schaltvorgänge mühelos überstehen dürfte und sich, wie die drei Regler weit genug entfernt aus dem Aktionsradius des Metallschalters befindet. Selbst grob fehl geleitete Fußtritte dürften hier keinen weiteren Schaden verursachen.
Und so klingt der JHS Pedals 3 Series Flanger
Zunächst einmal fällt der 3 Series Flanger wie auch seine beiden von mir getesteten Brüder durch ein erfreulich niedriges Rauschen auf und startet zudem seinen Betrieb erfreulicherweise ohne Knacken im Signalweg. Bei deaktiviertem Tape-Schalter bietet das Pedal einen ausgewogenen und warmen Flanger-Effekt, dessen Bandbreite von Chorus-artigem Schweben über klassische Flanger-Sounds bis hin zu psychedelisch klingenden Vibrato- und Tremolo-Effekten reicht. Die drei Potis arbeiten sehr präzise und linear in ihrem Regelweg und ermöglichen so eine nuancenreiche Einstellung beim Suchen nach dem gewünschten Effekt.
Ein deutlich anderes Bild zeigt sich hingegen beim Anheben bzw. Aktivieren des Schalters „Tape“: Das Effektsignal ist wesentlich fetter, ausgeprägter und besitzt eine hohe Dynamik, die sich in Form von hohen Lautstärkeunterschieden bei der produzierten Modulation des LFOs äußert. Dabei ist die Signalqualität insgesamt von hoher Qualität – nichts stört diese mächtige Welle beim Anrollen auf den Speaker!
JHS Pedals 3 Series Flanger – Klangbeispiele
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich den 3 Series Flanger im Effektweg eines Orange Micro Dark eingesetzt. Als Box kam eine 1×12″ Celestion Vintage 30 zum Einsatz, vor der ein AKG C3000 Mikrofon platziert wurde. Aufgenommen wurden die Tracks ohne weitere Effekte mit einer Music Man Silhouette Special in Logic Audio.
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