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Test: Larry Carlton S7 Vintage 3TS, E-Gitarre

Die Larry Carlton Strat

17. Oktober 2021
Larry Carlton S7 Vintage 3TS

Larry Carlton S7 Vintage 3TS

Nachdem ich ja erst vor Kurzem die Gelegenheit bekam, eine Paula-Kopie des Herstellers Sire in Augenschein zu nehmen, steht die in diesem Review nun mit der Larry Carlton S7 Vintage 3TS ein Duplikat einer weiteren Legende auf dem Programm. Noch mal zur Erinnerung: Sire erschien 2016 auf dem Markt mit einem regelrechten Paukenschlag, hatte die US-Firma doch mit Marcus Miller als eine echte Ikone auf dem Bass für die Idee gewinnen können, gemeinsam preisgünstige und mehr als konkurrenzfähige Bässe zu entwickeln. Mit der Jazz-Legende Lary Carlton konnte man sich einen weiteren Superstar angeln, der sein Wissen und seine Erfahrung in die Produktion von Gitarren des Herstellers mit einfließen lässt und dessen Name sogar die Typenbezeichnung der Instrumente darstellt. Dabei ist der Preis der hübschen Sunburst-Strat aufgrund indonesischer Fertigung ebenfalls sehr moderat ausgefallen und dringt in Regionen vor, die sie vor allem für Einsteiger sehr interessant macht. Wollen wir doch mal schauen, was uns die Larry Carlton S7 Vintage 3TS so zu bieten hat.

Larry Carlton S7 Vintage 3TS – Facts & Features

Ähnlich wie bei der von mir getesteten LP-Kopie von Sire bzw. Larry Carlton scheint sich auch die S7 Vintage 3TS auf den ersten Blick kaum vom berühmten Vorbild zu unterscheiden. Das gilt zumindest für den Blick von vorne auf das Instrument, klammern wir die Form der Kopfplatte und die Position der Klinkenbuchse im unteren Zargen dabei mal aus. Die Unterschiede zeigen sich aber auf der Rückseite, denn neben der bewährten „Bierbauchfräsung“ im oberen Teil des Korpus wurde sowohl im Bereich des Hals-Korpus-Übergangs als auch beim Cutaway Hand angelegt bzw. mit der Fräse nachgearbeitet. Das zeigt Wirkung, die oberen Lagen sind sehr gut zu erreichen, der Platz würde vermutlich sogar noch für zwei Bünde mehr ausreichen. Der Korpus wurde aus zwei Teilen Erle gefertigt, die exakt in der Mitte verleimt wurden, durch die Klarlackschicht auf dem 3-Tone-Sunburst-Finish ist das gut zu erkennen. Passend dazu wurde ein dreilagiges Tortoise-Pickguard auf die Decke geschraubt, was zusammen mit den dort befestigten cremefarbenen Bedienelementen der Elektronik und den ebenfalls cremefarbenen Gehäusen der drei Singlecoils eine hübsche Vintage-Optik ergibt.

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Roasted Maple Neck

Mittlerweile hat die Wärmebehandlung von Ahornhälsen auch die unteren Preisregionen erreicht und so besitzt auch die Larry Carlton S7 Vintage 3TS  einen solchen „Roasted Maple Neck“. Obwohl ich das immer wieder kritisch sehe, denn eine Behandlung mit Beize führt zu einem ähnlichen Ergebnis, ist aber deutlich kostengünstiger zu realisieren. Ob nun Wärme hin oder Beize her – der Hals ist kerzengerade und verfügt über eine nur leicht satinierte Rückseite, was dem Spielgefühl natürlich in die Karten spielt. Einen kleinen Wermutstropfen für mich persönlich gibt es aber dann doch, nämlich in Form des lackierten Griffbretts. Sicher, das sieht toll aus und glänzt mit dem Lack des Korpus und seinen Perlmutt-Dots regelrecht um die Wette, von praktischem Nutzen ist es bei Bendings oder Slides meiner Meinung nach jedoch nicht unbedingt. Letztendlich ist das natürlich Geschmackssache und wer lediglich Akkorde oder ein paar Riffs mit dem Instrument zelebrieren möchte, wird sich vermutlich davon nicht stören lassen.

Keine Kritik gibt es bei der Verarbeitung der Bünde, sie wurden von Kopf bis Fuß sauber eingesetzt, unspürbar an ihren Seiten abgerichtet und erhielten zudem eine ausreichende Politur auf ihren Oberflächen. Für weiteren Komfort beim Bespielen sorgen die abgerundeten Kanten des Griffbretts, auch das scheint sich als Standard in der Industrie so langsam aber sicher durchzusetzen.

Larry Carlton S7 Vintage 3TS Hals-Korpus

Geschmeidiger Hals-Korpus-Übergang und bearbeitetes Cutaway

Klassisches Singlecoil Set-up

Die elektrische Schaltung der S7 Vintage 3TS hält sich ganz nah  am Original. So wurde das hübsche Tortoise-Pickguard mit drei Singlecoils bestückt, die aus eigener Fertigung des Herstellers stammen und wie erwartet über einen Dreiwegeschalter, zwei Tone-Potis sowie einen Volume-Regler  gesteuert werden. Das Design ist sogar so nah am Original, dass auch das Volume-Poti wieder ganz dicht am hinteren Singlecoil platziert wurde, womit einige Spieler vielleicht ein Problem haben könnten: „Wieso werde ich andauernd leiser?“ Dabei zeigen sich die Regler auf ihren Achsen mit einem ausgewogenen Drehwiderstand und der Dreiwegeschalter rastet knackig und zuverlässig in seinen Positionen ein. Gerade in dieser Preisklasse wird ja gerne und häufig bei der Qualität der Bedienelemente gespart, umso überraschender überzeugt in diesem Zusammenhang vor allem der robuste Schalter als das wohl am meisten genutzte und daher enorm wichtige Teil an einer elektrischen Gitarre.

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Zweipunkt-Vibratosystem und Klemmmechaniken

Mit seiner Lagerung auf zwei Bolzen bietet das Vintage-Vibrato, im Gegensatz zur üblichen Sechsfach-Verschraubung mit Holzschrauben direkt in den Korpus schon mal gute Voraussetzungen zum Halten der Stimmung. Und tatsächlich zeigt sich das System recht resistent gegen Verstimmungen, zumindest dann, wenn man es mit dem Hebel nicht zu sehr übertreibt. Einen weiteren Teil zur guten Performance tragen sicherlich die Klemmmechaniken an der Kopfplatte bei, die wie das Vibratosystem selbst aus eigener Herstellung von Sire stammen und mit einer satten Chromschicht überzogen wurden. Auch beim Sattel scheint man sich Mühe gegeben zu haben, dessen Kerben scheinen sorgfältig bearbeitet – ein ebenfalls nicht ganz unwichtiger Beitrag zu einer insgesamt zuverlässigen Stimmstabilität bei einer Gitarre mit Vintage-Vibratosystem und ohne Locking-Nut (Klemmsattel).

Larry Carlton S7 Vintage 3TS Vibrato

Zweipunkt-Vibrato mit Stahlblock und Saitenreitern aus gebogenem Stahl

Wie klingt die Larry Carlton S7 Vintage 3TS?

Nun, irgendwie schon nach Strat, in manchen Punkten bzw. Konfigurationen der Pickups aber auch nicht. Den typischen und charakteristischen oder gerne auch als „glockig“ beschriebenen Klang liefern die beiden Singlecoils in Hals- und Mittenposition im Parallelbetrieb. So kennt und liebt man die Strat, perfekt geeignet für warme und durchsetzungsfähige Clean-Sounds und frei von Nebengeräuschen. Anders sieht das Bild aus, wenn die Tonabnehmer einzeln betrieben werden, dann zeigt sich der Klang etwas schwächlich und zäh in seiner Dynamik, insbesondere der Neck-Pickup schwächelt dabei im Bassbereich, während der Singlecoil in der Mitte im alleinigen Betrieb etwas knöchern klingt, dabei aber trotzdem nicht unbedingt mit einem übermäßig ausgeprägten Mittenbild auffällt. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Kombination Steg- und mittlerer Pickup, auch hier bieten beide Tonabnehmer zusammen einen guten und Strat-typischen Klang, einzeln betrieben ist jedoch auch hier wieder deutlich Luft nach oben vorhanden.

Larry Carlton S7 Vintage 3TS Pickups

Die drei Singlecoils mit altbekannten Schwächen

Das gerade besprochene bezieht sich ausschließlich auf die Verwendung mit unverzerrten Sounds, bei Crunch oder höherem Overdrive treten dazu erwartungsgemäß Probleme mit Nebengeräuschen auf. Es brummt doch ganz gewaltig, wenn die Singlecoils mit Zerre einzeln betrieben werden, das Problem liegt aber in der Natur der Sache und sollte daher nicht überbewertet werden. Eine Strat mit einer S-S-S-Bestückung war und wird niemals erste Wahl sein, wenn man überwiegend im verzerrten Bereich unterwegs ist. Sicherlich gibt es diesbezüglich Fortschritte bei diesem ewigen Problem zu vermelden, wie z. B. Fender es mit ihren Noiseless-Singlecoils recht gut in den Griff bekommt. In unserem Fall bzw. bei der Larry Carlton S7 Vintage 3TS muss man einfach mit diesem Umstand klarkommen oder auf eine Strat-Kopie mit Humbucker zurückgreifen – auch die gibt es nämlich im Programm von Sire.

Larry Carlton S7 Vintage 3TS – Klangbeispiele

Für die folgenden Klangbeispiele wurde die Larry Carlton S7 Vintage 3TS zusammen mit einem Orange Micro Dark und angeschlossener 1×12″ Celestion Vintage 30 Box verwendet. Abgenommen wurde das Signal mit einem AKG C3000 Mikrofon. Effekt kamen keine zum Einsatz, denn trocken hört es sich doch am besten.

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Fazit

Licht und Schatten gibt es nach Abschluss des Tests der Larry Carlton S7 Vintage 3TS zu vermelden. Während sich die Verarbeitung auf einem erfreulich hohen Niveau befindet, gibt es in puncto Klang doch einige Schwächen festzustellen. Die Pickups liefern im parallelen Betrieb das erwartete Klangbild einer guten Strat, einzeln jedoch betrieben ist ihr Sound jedoch recht müde und mit keiner guten Dynamik versehen. Zudem besteht auch bei dieser klassischen Bestückung mit den drei Singlecoils die Gefahr von extremen Nebengeräuschen, wenn Verzerrung mit ins Spiel kommt.

Plus

  • gute Verarbeitung
  • solide Hardware, gut funktionierendes Vibratosystem
  • Optik

Minus

  • Klang nicht immer überzeugend
  • lackiertes Griffbrett Geschmackssache

Preis

  • 549,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    alfons

    Lackiertes Griffbrett als Kriterum ? Versteh ich nicht nach fast 70 Jahren von Fender verwendete Praxis bei Ahornhälsen.

  2. Profilbild
    random17cgn

    Gegen die Aussage „Lackiertes Griffbrett Geschmackssache“ kann man grundsätzlich nichts einwenden. Dies als Minuspunkt aufzunehmen lässt vermuten, dass dem Autor etwas an Distanz zur persönlichen Meinung/Ansicht fehlte, als er diesen Testbericht verfasste.

    Richtig zweifeln an der Kompetenz des Verfassers dieses Artikels lassen mich aber folgende Worte: „…von praktischem Nutzen ist es bei Bendings oder Slides meiner Meinung nach jedoch nicht unbedingt. Letztendlich ist das natürlich Geschmackssache und wer lediglich Akkorde oder ein paar Riffs mit dem Instrument zelebrieren möchte, wird sich vermutlich davon nicht stören lassen.“

    Jeder Standard Ahornhals ist bei Fender & Co. seit jeher lackiert – das schützt das Holz, muss also sein. Das Bendings & Slides dadurch leichter fallen sollen halte ich eher für eine „Glaubensfrage“. Und warum man das Instrument wegen des lackierten Halses am Ende auf Akkordgeschrummel und „zelebrieren“ von Riffs beschränken will, geht mir ebenfalls nicht in den Kopf.

    Werden die Testberichte auf amazona.de überhaupt einer redaktionellen Kontrolle unterzogen? Diese persönliche Färbung gehört einfach nicht ins Testergebnis… das ist meines Erachtens amateurhaft.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @random17cgn Hallo zusammen,

      bitte nichts durcheinander schmeißen … Im Text steht lackiertes GRIFFBRETT und nicht lackierter HALS. Natürlich werden Hälse bzw. deren Rückseite (nicht nur bei Fender) von je her lackiert – zum einen für den Schutz des Holzes und zum anderen, mindestens genau so wichtig, für das Spielgefühl. Dass aber bei Fender ausschließlich nur lackierte GRIFFBRETTER verwendet werden, wäre mir jedoch neu und ist faktisch falsch.

      Gruß, Stephan

      • Profilbild
        lambik

        @Stephan Güte Das geht leider an der Sache vorbei. Es ist doch egal, ob der ganze Hals lackiert ist, oder nur das Griffbrett => Wenn der ganze Hals lackiert ist, dann logischerweise auch das Griffbrett. Als Aussage kam letztlich rüber, dass die Gitarre wegen der Lackierung nur für Akkorde oder ein paar Riffs taugt und für Bendings oder Slides suboptimal ist. Insofern teile ich die vorher geäußerte Kritik.

        Wieviele Gitarrenspieler schaffen es wohl, auf einem lackierten Mapleneck mehr als ein paar Riffs zu spielen?

        Persönliche Färbungen sind m.E. o.K., sollten aber als solche gekennzeichnet sein. Daneben habe ich einen gewissen Respekt, Testberichte auf diesem Medium und in dieser Häufigkeit lesen zu können, auch wenn ich (sehr subjektiv) die Meinung des Autors nicht immer teile und die Testberichte auch nicht immer gelungen finde.

        • Profilbild
          Stephan Güte RED

          @lambik „Das geht leider an der Sache vorbei. Es ist doch egal, ob der ganze Hals lackiert ist, oder nur das Griffbrett => Wenn der ganze Hals lackiert ist, dann logischerweise auch das Griffbrett. “

          Nein, es ist eben NICHT egal … wir reden hier über die Satinlackierung der Halsrückseite und einen (zusätzlich aufgebrachten) Hochglanzlack für das Griffbrett. Es geht im Falle der LC Strat NICHT um einen komplett mit Hochglanzlack lackierten Hals … Und dieses mit Hochglanzlack lackierte Griffbrett ist nun mal nicht ganz so einfach zu bespielen wie ein naturbelassenes bzw. mit einer Satinlackschicht versehenes Griffbrett, vor allem nicht mit feuchter Greifhand. Wir reden also über zwei völlig unterschiedliche Lackierungen auf Vorder- und Rückseite des Halses. Bitte da nichts vermischen oder durcheinander bringen ;)

          • Profilbild
            lambik

            @Stephan Güte „Und dieses mit Hochglanzlack lackierte Griffbrett ist nun mal nicht ganz so einfach zu bespielen wie ein naturbelassenes bzw. mit einer Satinlackschicht versehenes Griffbrett, vor allem nicht mit feuchter Greifhand“

            Erstens hat das immer noch nichts mit einer lackierten oder unlackierten Rückseite zu tun und zweitens: Sorry, aber die Einschätzung, „ist nun mal nicht ganz so einfach zu bespielen“ ist subjektiv, da gibt es auch andere Meinungen und Anwender, die mehr als ein „paar Riffs“ schaffen. (Übrigens, ich (subjektiv und persönlich) mag auch eher naturbelassene unlackierte Griffbretter 🙂)

            Ich glaube, der Passus im Test ist ein wenig unglücklich formuliert…

  3. Profilbild
    alfons

    Sorry , mir ging es nur ums lackierte Ahorngriffbrett. Meinem Text auch zu entnehmen. Bei der Testgitarre handelt es sich wohl auch um einen Ahornhals / griffbrett oder ? Bloß weil er etwas dunkler ist hat man kein Palisander vor sich, dass keine Lackierung benötigt.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @alfons Ja, das Instrument besitzt ein lackiertes Ahorngriffbrett. Palisander ist unerkennbar deutlich dunkler in seiner Färbung und wird meines Wissens nach auch selten bzw. nie lackiert, wäre mir nach 40 Jahren im Business neu.

      Gruß, Stephan

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Beizen und Hitzebehandlung sind überhaupt nicht das gleiche. Beim Beizen findet nur eine Einfärbung der ersten Millimeter Holzschicht statt, die Erhitzung wirkt im ganzen Stück Holz/Hals.
    Beize färbt außerdem nur (und muss deshalb zwingend deckend klarlackiert werden, seidenmatt ist da auch nicht sinnvoll), der Sinn der Erhitzung ist aber gar nicht die Einfärbung, sondern die stukturellen Veränderungen in den Holzzellen. Je nach Hitzegrad also Verhornung der Cellulose, Amorphisierung des Lignins mit den umgebenden Elementen und das alles soll zu einer höheren Festigkeit und vor allem zu einem geringeren Quellen und Schwinden führen.
    Bei kurzfaserigen Hölzern wie Ahorn ist das nicht ohne Risiko, weil wegen der Versprödung auch eine erhöhte Bruchgefahr eintreten kann.

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