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Test: Line 6 POD Go Wireless, Multieffektgerät

To go or not to go!?

25. Oktober 2022

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Mein erster Kontakt mit Line 6 war seinerzeit (natürlich) die legendäre Bohne. Wer kennt sie nicht, die Allround-Lösung für Aufnahmen? Versprach die Werbung doch, mittels dieser Wunderbohne absolut jeden Gitarrensound auf Band bannen zu können. Ja, damals gab’s noch und fast ausschließlich Bandmaschinen, selbst die ersten digitalen Recorder verwendeten noch S-VHS Kassetten. Denkt man sich also in diese Zeit zurück, war das Erscheinen des Modeling-Amps, der digitale Klone real existierender Verstärker bot, schon eine kleine Sensation. Warm geworden bin ich mit dem Ding allerdings nie wirklich, mein damaliges Rack mit 12 Höheneinheiten voller feinster, sauteurer Technik war eben einfach unersetzbar. Zum direkten Vergleich mit jenem Kühlschrank von 45 kg (ohne Boxen) stand mir damals schon die etwas fortgeschrittenere Version des POD zur Verfügung, nämlich die 19″ Rack-Version. Trotzdem habe ich es damals nicht hinbekommen, diesem Teil auch nur einen ansatzweise akzeptablen Wohlfühlsound zu entlocken. Nun ja, wir alle wissen, dass Line 6 eine wahnsinnige Entwicklung hingelegt hat, die zuletzt im Helix gipfelte. Eine der beliebtesten Standalone-Lösungen neben Axel-FX, Kemper, Quad Cortex und wie sie alle heißen. Mit dem Line 6 POD Go Wireless schlägt die Firma nun ein neues Kapitel auf, das die neueste Technologie des Helix verwendet, aber deutlich unterhalb der 1000,- Euro Schmerzgrenze angesiedelt ist.

Line6 POD Go Wireless – Facts & Features

„Ja Moment“, höre ich euch rufen, „das Ding ist doch schon locker 2 Jahre auf dem Markt und getestet habt ihr es doch auch schon!“ Richtig, Kollege Dimitri hat das Line6 POD Go auf Herz und Nieren getestet, den ausführlichen Bericht könnt ihr hier nachlesen. Richtig gut weggekommen ist die Kiste da, vor allem, wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis anschaut. Nun hat Line 6 den konsequenten Weg eingeschlagen, die Produktlinie um das Line 6 POD Go Wireless zu erweitern, das, wie der Name sagt, das Mitführen eines Instrumentenkabels überflüssig machen soll. Das ist eine logische, interessante und eigentlich ziemlich geniale Idee und eines extra Tests wert, wenngleich ich euch jetzt nicht noch mal mit allen technischen Details langweilen werde. Gerade mal 90,- Euro mehr als der Line 6 POD Go kostet die Wireless Variante und bringt dafür eine hauseigene Entwicklung mit, den Relay G10T II Sender. Ein kleiner, aufladbarer Sendestick, der direkt ans Instrument angeschlossen wird und am Mutterschiff aufgeladen werden kann. Da, wo sich beim POD Go der Schriftzug befand, ist beim Line 6 POD Go Wireless jetzt eine Garage für den Sender, in dem der kleine Relay G10T II Transmitter wohnen kann, während man mit Gerät und Instrument um die Welt jettet. Oder wenigstens von Kirmeszelt zu Kirmeszelt. Sehr schön, so geht das Teil nicht verloren. Wer schon einen G10T Sender besitzt, muss diesen nicht frustriert wegschmeißen, sondern kann ihn als Backup behalten, denn er arbeitet gern mit der Bodenstation zusammen, vorausgesetzt, man hat die neueste Firmware installiert.

Line 6 POD Go Wireless Beide

Beide PODs im direkten Vergleich. Statt des Logos gibt’s ne Sendergarage.

Die Antenne des Empfängers befindet sich auf der Oberseite des Gehäuses unter einem kleinen Kasten, der zwei WLAN-Symbole eingestanzt hat. Damit dürfte auch klar sein, dass diese Funkeinheit im beliebten, kostenfreien 2,4 GHz-Bereich funkt, wie auch die 2543 Smartphones vor der Bühne und das eine in der Gesäßtasche des Gitarristen. WLAN-Verbindungen auf der Bühne, die zum Steuern des InEar-Monitorings oder sonstiger Schweinereien dienen, können mittlerweile ja meist auf 5 GHz umgeschaltet werden und diese Möglichkeit sollte man dann auch tatsächlich in Anspruch nehmen, denn sonst sind Störungen vorprogrammiert. Der Transmitter passt in alle gängigen Gitarrenbuchsen. Das ist wichtig zu erwähnen, weil es tatsächlich Geräte gibt, die mit der Buchse der Fender Stratocaster auf Kriegsfuß stehen und nicht wirklich in den schmalen Kanal des Buchsenblechs pressen lassen wollen. Für den Line 6 POD Go Wireless gibt es mittlerweile ein Firmware-Update auf Version 1.40, das ein neues Amp-Model mitbringt, sowie insgesamt 27 neue Effekte. Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen und werde ein paar Klangbeispiele anfügen. So, das war’s jetzt auch schon an Neuerungen, gehen wir direkt zur Praxis.

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Line 6 POD Go Wireless – Setup

Der Line 6 POD Go Wireless kann per USB an den PC oder den Mac angeschlossen werden. Mittels der POD Go Edit Software kann das neueste Update der Firmware eingespielt werden. Das sollte ein recht einfacher Vorgang sein. Doch Pustekuchen, vor den Erfolg hat der Gott des guten Gitarrensounds den Schweiß des digitalen Fluchs gesetzt. Um die Firmware des Gerätes updaten zu können, muss zunächst die Editor-Software ein Update bekommen. Doch statt der geforderten Version (auch hier 1.40) installiert sich hartnäckig immer nur die alte Version 1.21 neu. Nach Kontakt mit dem Kundendienst, der mir die Version 1.40 als direkten Download schickt, funktioniert das Update dann aber problemlos. Vielen Dank für den netten Kontakt, Olaf! Dann kann es hoffentlich endlich losgehen. Das Wireless-Setup ist denkbar einfach, der Sender wird für etwa 15 Sekunden in die Input-Buchse des Line 6 POD Go Wireless gesteckt. Damit synchronisieren sich Sender und Empfänger und suchen gleichzeitig eine freie Frequenz, damit die Übertragung störungsfrei funktionieren kann.

Line 6 POD Go Wireless Relay

Der kleine Sender ist kaum größer als ein Klinkenstecker und passt an nahezu jede Gitarre

Das gewohnt witzig geschriebene Handbuch („Think about how cool it’s gonna be to never trip over your guitar cable and land face first into your dog’s food bowl. Again.“) gibt noch Tipps und Tricks zum optimalen Standort des Gitarristen im Verhältnis zum empfangenden POD. Und da fangen für mich die Probleme leider an. Diese Funksysteme auf 2,4 GHz Basis funktionieren leider nicht immer störungsfrei. Schon hier, in meinem kleinen Studio, ist das Smartphone in direkter Nähe schon ein ernster Störfaktor. Im Nebenraum sind bereits nicht mehr tolerierbare Dropouts zu hören. Zudem bin ich oft als Gitarrist einer TOP 40 Band auf Veranstaltungen unterwegs, bei denen ich auch schon mal ins Publikum gehe. Solche Experimente sind leider mit dieser Technologie ein Wagnis. Gerade das Konzept des Line 6 POD Go Wireless macht das Gerät aber interessant für Tanzmusiker: Gitarre, POD und Ständer, fertig ist das Setup für einen langen Abend. Ich greife da lieber auf meine bewährte Sennheiser Funkstrecke zurück. Die kostet aber natürlich allein schon mehr als das Testgerät hier.

Wie lang der Abend dann werden kann, ist auch ein bisschen von der Akkukapazität des Relay Transmitters abhängig. Line 6 gibt hier eine Spieldauer von bis zu 7 Stunden bei voll geladenem Sender an. Das klingt viel. Aber ein durchschnittlicher Kirmesabend dauert schon mal 6 Stunden, dazu kommt der Soundcheck. Spiele ich an zwei Abenden hintereinander, muss ich den Sender schon wieder aufladen. Dies geschieht, indem ich den Transmitter in die Input-Buchse des Bodengerätes stelle. Zum Laden muss das Gerät eingeschaltet bleiben, die Ladedauer bis zum vollständigen Laden des Akkus beträgt rund zwei Stunden. Das ist in meinen Augen leider nicht praxistauglich. Zusätzlich erkenne ich jetzt bereits das Problem, dass die Input-Buchse, für den Fall, dass ich Live auf ein Kabel zurückgreifen muss, zum Laden nicht mehr zur Verfügung steht. Schade, dass der Sender nicht in der dafür vorgesehenen Parkbuchse mittels einer Art Powerbank geladen werden kann, dann wäre der Sender jeweils zum Start des Gigs voll und könnte in der Tasche über Nacht laden, während sich die Powerbank beim Gig wieder auflädt. Ich glaube, das wäre der Weg, damit wir, also der POD Go Wireless und ich, Freunde werden. Das eigentlich wirklich gute Konzept des Line 6 POD Go Wireless bekommt einen ersten Riss. Natürlich ist das jetzt Jammern auf hohem, professionellen Niveau. Wer mit seiner Band einen zweistündigen Gig spielt und die Bühne nicht verlässt, kann mit diesem Konzept sicher glücklich werden.

Line 6 POD Go Wireless – Die Sounds der Firmware 1.40

Hören wir mal rein, wie die neuen, virtuellen Geräte im Line 6 POD Go Wireless klingen. Ein neuer Amp ist am Start, der „Ventoux“. Ben Adrian, der Sound Design Manager bei Line 6, beschreibt den Amp wie folgt: „Most coveted boutique amps come from modified black panel Fenders or modified Marshall circuits. I wanted to do the same thing, but base it on the early 70s Orange circuits and the mid-wattage Fender Tweed circuits“. Hier hört ihr den Amp mit ein bisschen Hall, er fühlt sich in allen drei Settings sehr gut an und reagiert dynamisch auf den Spieler.

Zeit für ein paar der neuen Effekte. Basis des Sounds bleibt der Ventoux Amp, in Beispiel 1 hört ihr den Ampeg Opto Comp, den Ampeg Liquifier Chorus und das Dynamic Room Reverb. Ein breiter, schöner Chorus-Sound. Beispiel 2 demonstriert den Special FX „Synth Harmony“. Ein interessanter Effekt, bei dem aber leider das Tracking etwas problematisch ist. Die Rabea Software von Neural DSP ist da im Vergleich wesentlich sauberer. Das letzte Beispiel macht das Shimmer-Reverb hörbar, das ist für mich wirklich ein kleines Highlight und lädt zum Experimentieren ein.

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Fazit

Die grundsätzlich geniale Idee, ein all-in-one-wireless Paket zu schnüren, scheitert leider an kleinen Details. So ist die fehlende Möglichkeit, den Transmitter zu laden, während man kabelgebunden spielt oder das Gerät im Koffer verweilt, für mich das größte Manko. Die Probleme der 2,4 GHz Funkstrecken sind hinreichend bekannt. Wer sich also professionell und Dropout-sicher ausstatten will, sollte auf ein klassisches Funksystem, das zum Beispiel im E-Band bei im 822 bis 865 MHz-Bereich arbeitet, zulegen. Wer jedoch eine günstige, eierlegende Wollmilchsau sucht, sollte sich das Line 6 POD Go Wireless mal intensiver anschauen. Bei einem Ladenpreis von 569,- Euro dürfte es der Konkurrenz schwerfallen, diesem Gerät den Rang abzulaufen. Das Firmware-Update lohnt sich allein wegen des neuen Ventoux-Amps und des Shimmer-Reverbs

Plus

  • Konzept
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • Übertragungssicherheit des Senders
  • Laden des Senders nur im Input des Gerätes möglich

Preis

  • 569,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    dr noetigenfallz

    Ich besitze das Teil seit gut einem Jahr und bin eigentlich sehr zufrieden. Ich hatte vorher einen Helix und ich brauche keine doppelten Signalwege oder 15 Effekte in Reihe geschaltet. Daher bin ich sehr zufrieden.

    Aber genau diese Sache mit dem Aufladen des Senders ist wirklich blöd. Erstens sagt einem doch der gesunde Menschenverstand, dass diese „Parkbuchse“, wo ich den Sender für unterwegs verstaue, der beste Ort zum laden ist. Er ist aufgeräumt und geschützt. Ich habe immer Angst, dass jemand drauftritt, wenn ich den Sender in die „Ladebuchse“ stecke und der Sender dann abbricht.

    Probleme mit dem WLAN hatten wir noch nie, obwohl unsere 10-köpfige Band alle ihre Monitormixe mit dem Handy oder Tablet einstellt.

    Das einzige Problem, dass wir haben, ist, dass in unserer Band 3 Leute diese Line6 Sender benutzen. Manchmal kommt dann meine Gitarre bei nem Mitmusiker raus. Wenn man aber nicht vergisst, dass jeder vor dem Spielen seinen Sender syncronisiert (durch einstecken in die Ladebuchse), ist alles okay.

    Und noch eine Sache: Würde Line6 konsequent mit hochwertigen Impulsantworten, anstatt ihren eigenen Boxensimulationen arbeiten, wäre der Sound besser. Deshalb nutze ich -kostenlose- IRs. Das hebt die Soundqualität etwas an.

  2. Profilbild
    TheTick123

    Unser Gitarrist hatte sich den Wireless gekauft. Erster Gig im Bereich eines anderen Wlans – zack – dropouts. Der Gitarrist stand dabei die ganze Zeit genau vor dem Pod, also max. 2m Distanz. Das kann einfach nicht sein und so ging das Teil leider zurück…

  3. Profilbild
    Jochen

    Seit dem Update auf die Firmware Version 2.0 Ende letzten Jahres, ist das Ding noch mal um etliches besser geworden. Bei mir hat das Update zunächst nicht funktioniert und ich hatte befürchtet einen Totalschaden produziert zu haben. Aber dank der engagierten Hilfe der Support Abteilung von Line 6, hat am Ende alles geklappt.
    Es ist auf jeden Fall sehr erfrischend, dass Line 6, wie auch Kemper Ihre Hardware auch nach Jahren noch, auf ein anderes Level heben.

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