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Test: Line6 DL4 MKII Delay, Effektgerät für E-Gitarre

Lang erwartetes Upgrade einer Legende

14. Juni 2022

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Hierauf haben bestimmt viele Fans des legendären Line6 DL4 Delays gewartet, ein Upgrade zu einem niedrigeren Kurs. Die nun erhältliche Mark II Version ist zudem noch etwas geschrumpft und endlich mit 9 V DC (Gleichspannung) zu betreiben. Die Vorgängerversion benötigte immer ein recht fettes 9 V AC (Wechselspannung) Netzteil. Man konnte es dann nur meist schlecht in ein Setup integrieren, das lediglich 9 bzw. 12 Volt Gleichspannung ausgab. Noch immer ist der Stromhunger der DL4 Delays mit seinen geforderten 500 mA nicht unerheblich, die meisten guten Pedalboard-Netzteile können dies aber locker liefern. Das mitgelieferte Netzteil ist nun angenehm klein und leicht und erledigt seinen Job gleichermaßen gut. Keinerlei Brummen oder Nebengeräusche waren im Test wahrzunehmen. Die Klangqualität und Flexibilität war bereits in der MK I-Version außerordentlich professionell, nun hat sich auch die Anzahl der angebotenen Presets noch deutlich erhöht. Viele neue Sounds aus dem Line6 Helix sind nun auch integriert worden. Abgesehen von dem kleineren Platzbedarf sind noch einige weitere nützliche Ausstattungsmerkmale hinzugekommen, die wir uns im Folgenden einmal genauer ansehen.

Line6 DL4 MKII Delay – Facts & Features

Vielen Gitarristen ist das DL4 bereits hinlänglich bekannt. Die Qualität der Delaysounds war und ist sicherlich im „oberen Regal“ anzusiedeln, deswegen war die Vorgängerversion auf unzähligen Pedalboards zu finden, gerade auch, weil es damals schon möglich war, abgesehen vom Einsatz unzähliger verschiedener Delay-Varianten, eben mal einen Loop einzuspielen und diesen dann bei Bedarf sogar  rückwärts oder/und mit halber (doppelter) Geschwindigkeit abzuspielen. Man höre sich hierzu einmal den absolut großartigen Bill Frisell an, der mit dem DL4 Mk I atmosphärische Flächen einspielt, loopt, diese „stackt“ bzw. darüber Overdubs spielt und anschließend darüber soliert.

Kommen wir zunächst zu den Neuerungen. Wie bereits erwähnt, gestalten sich die Abmessungen (B x T x H, 235 x 112 x 52 mm) nun spürbar geringer. Das Gewicht (940 g) ist vergleichsweise identisch. Auch ein passendes Netzteil (9 V DC) wurde im Lieferumfang inkludiert, da hier doch einiges an Strom geliefert werden muss.

An der Stirnseite wurde nun ein XLR-Eingang angebracht, mit dem beispielsweise auch Signale eines gewöhnlichen Mikrofons eingesungen und geloopt werden können. Über ein kleines Poti kann der Pegel dieses Signals optimal angepasst werden.

Auch eine USB-Schnittstelle (USB-C) wurde implementiert, um die Kommunikation mit einem Computer zu ermöglichen, um beispielsweise Firmware-Updates zu installieren. Damit ist das Pedal auch für die nähere Zukunft gut ausgerüstet.

Standardmäßig speichert das Delay zwei Loops mit bis zu 4 min. Loop-Zeit. Über eine (optional erhältliche) Micro-SD-Card können Audiofiles gespeichert und mit dem PC ausgetauscht werden. Somit erweiterte sich die  Aufnahmezeit auf mehrere Stunden.

An die 6,3 mm Klinkenbuchse für den Anschluss eines Expressionpedals, das unzählige Parameter fernsteuern kann, kann bei Bedarf auch ein (optional zu erwerbender) Fußschalter angeschlossen werden, der zwei Funktionen übernimmt. Sechs Presets sind dann über das Pedal schnell aufzurufen, aber auch ein „unendlicher Loop“ ließe sich beim Halten des linken Tasters des externen Fußschalters erzeugen. Die neu hinzugekommenen Features erweitern die Möglichkeiten dieses Pedals enorm.

Die MK II Version des DL4 wurde nun auch mit MIDI In & Out/Thru-Buchsen ausgestattet und ließe sich problemlos in ein bestehendes MIDI-Setup integrieren. Über 100 Presets können mit einem MIDI-Footcontroller aufgerufen werden.

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Line6 DL4 MKII Delay, Vergleich

Größenvergleich zwischen der neuen Mk II Version und meines heruntergerockten Vorgängers

Ich persönlich bevorzuge rein optisch die alte Version, wahrscheinlich weil ich diese gut kenne und jahrelang genutzt habe. Es war jedoch absolut problemlos, sich sofort auf die neue Version umzustellen. Die neu implementierten und sehr sinnvollen Features bringen eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten und einen Platzvorteil, das möchte man sicherlich keinesfalls vermissen. Zudem liegt der Preis der neuen Version nur leicht oberhalb des Gebrauchtpreises des Vorgängers.

Das Pedal kann Mono oder Stereo betrieben werden. (Eingang L/Mono & R: 2x 6,3 mm Klinke
Ausgang L/Mono & R: 2x 6,3 mm Klinke).

Die Fußtaster machen nun einen robusteren Eindruck, gerade diese waren ein großer Schwachpunkt der alten Version, da diese irgendwann anfingen zu schwächeln (Kontaktschwierigkeiten, nachlassender Federdruck) und den Umschaltvorgang nicht mehr zuverlässig, später dann gar nicht mehr ausführten und gegen neue bzw. hochwertigere Exemplare getauscht werden mussten. Ich kenne kaum einen Benutzer der Mk I-Version, der nicht auch irgendwann Probleme damit bekam.

Der Betrieb mit Batterien ist bei der Mk II-Version nicht mehr möglich, deswegen konnte das Gehäuse letztlich auch verkleinert werden.

Regler & Bedienelemente

Das Design bzw. die Anordnung der Regler auf der Oberseite und der Fußtaster hat sich im Vergleich mit dem Mk I-Modell quasi nicht verändert. Das Design der Presets wurde in soweit verändert, dass die neu hinzugekommenen Presets nun zusätzliche („fancy“) Bezeichnungen erhielten, die aber die Sounds recht passend umschreiben.

Natürlich finden wir die für ein Delay unbedingt notwendigen Parameter wie:

Mix – regelt die Lautstärke des Effektsignals

Time/Subdiv. – bestimmt die Verzögerungszeit

Repeats – regelt die Anzahl der Wiederholungen

Der Mode-Drehschalter auf der linken Seite gestattet die Auswahl der 30 (!) Effekt-Typen. Hier bleiben wirklich keine Wünsche offen.

Die Regler Tweak und Tweez gestatten je nach ausgewähltem Preset das Feintuning diverser Parameter wie Verstimmung, Tapedelay-Effekte, Modulation, Verstimmung etc.

Ein kleiner Druckknopf erlaubt das Umschalten der „neuen Presets“ zur sogenannten LEGACY-Abteilung, die wir aus der MK I-Version des Pedals schon kennen. Eine grüne LED signalisiert, wenn diese gerade aktiv ist.

Die vier Fußtaster (A-B-C-D, Relais-Steuerung) haben gemäß ihrer Aufgabe verschiedene Funktionen. Es können beispielsweise vier Presets auf den Tastern abgelegt werden, die im Bühnenbetrieb dann einfach abzurufen sind. Im Looper-Modus erledigen diese folgende Jobs:

A-Rec-Dub, B-Play-Stop, C-Play Once, D-Tap-1/2 (die eingespielte Loop kann rückwärts und/oder in halber Geschwindigkeit abgespielt werden, hierbei werden oft abgefahrene Atmosphären erzeugt, die enorm inspirierend sein können.

Auch das Speichern der editierten Sounds auf den gewünschten Speicherplatz erfolgt mithilfe der Fußtaster in gewohnter Manier.

Line6 DL4 MKII Delay, Front

Etwas geschrumpft mit vielen neuen Features

An der Stirnseite kann über den XLR-Mic-Eingang ein Mikro eingeklinkt werden. Der Pegel des Signals wird einfach über ein kleines Poti optimal angepasst. So könnte man beispielsweise auch zweite bzw. dritte Stimmen eines Chors für einen live aufgeführten Song nacheinander in einer Loop „stacken“und dann zusammen abspielen lassen. Macht man einen Fehler beim Einspielen, kann auch dies korrigiert werden, indem man z. B. die letzte eingespielte Aufnahme durch Betätigen eines Fußtasters wieder eliminiert und einfach nochmals aufnimmt.

Über den Expressionpedal-Anschluss: (6,3 mm Stereoklinke) könnte mit einem vorhandenen Expressionpedal jeder gewünschte Parameter „ferngesteuert“ werden. Schlösse man an diese Buchse einen Doppelfußschalter (nicht im Lieferumfang) an, könnte dieser weitere Presets (sechs) abrufen.

Line6 DL4 MKII Delay, Stirn

Wahlweise Stereobetrieb, MIDI, Mikrofoneingang, USB-C, SD-Card-Slot

In der Signalkette sollte das Pedal selbstverständlich als letztes Pedal platziert werden, um die vorgeschalteten Verzerrer, Modulationspedale etc. mit dem Looper optimal nutzen zu können. Nutzte man die Verzerrung des Verstärkers, ist es ratsam, das Pedal im Einschleifweg des Amps zu platzieren.

In diesem Video werden alle Funktionen nochmals in Wort und Bild erläutert:

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Mehr Informationen

Sound

„Soundwise“ erhielt das DL4, abgesehen von den Delaysounds der Vorgängerversion (LEGACY-Presets) auch etliche Sounds des Helix-Pedals aus eigenem Hause, das sich bekanntermaßen gleichfalls einer großen Fangemeinde erfreut. Hierzu gehört erfreulicherweise auch ein Hall, der gemeinsam mit dem Delay genutzt werden kann. Wir hören nun ausschließlich Klangbeispiele mit cleanem Sound, da der Effekt dann deutlicher zu hören ist.

Beginnen wir mit dem Preset MULTIPASS, das eine schöne räumliche, verträumte Ambience hinzufügt. Natürlich können die Presets nach Belieben den eigenen Bedürfnissen editiert werden.

Auch in folgendem Beispiel wird eine schöne Atmosphäre generiert, wobei hier mehr Pitchshifting im Spiel ist, das auch Chorus- bzw. Tape-Delay-artige Klänge produziert.

Für sogenannte Spaghetti-Western oder Musik der „Surf-Ära“wäre das Preset ADRIATIC die optimale Wahl:

Für Balladen optimal, das Preset COSMOS:

Das Preset HARMONY erzeugt (diatonische) Dreiklänge einer frei wählbaren Tonart und Variation (Dreiklangsumkehrung). Hier wurde lediglich immer nur der Grundton gespielt, das Preset fügt dann die Terz und die Quinte (wahlweise in gewissen Variationen) hinzu:

Die Möglichkeiten dieses Pedals sind quasi unerschöpflich, da es alle vorstellbaren Sounds (Delay, Reverb, Chorus …) schnell herstellen kann und sich auch Bedienung, gemessen an den Möglichkeiten, extrem einfach und intuitiv gestaltet. Das Preis-Leistungs-Verhältnis geht gemessen an den (neuen) Möglichkeiten und dem Kurs von knapp 300 Euro in Ordnung.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Stratocaster – Line6 DL4 MKII Delay – Peavey Classic 20 MH (cleaner Kanal) – MESA/Boogie 1x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – MOTU M4 – Mac mit Logic

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Fazit

Das Line6 DL4 MKII Delay ist nicht zuletzt dank seiner neuen Ausstattungsmerkmale ein ganz heißer Kandidat für das professionelle Pedalboard. Klanglich außerordentlich flexibel und hochwertig. Auch das Nebengeräuschverhalten, die intuitive Bedienung und der moderate Preis machen das Pedal attraktiv.

Plus

  • Sound
  • Design
  • "built like a tank"
  • Micro-SSD Card-Slot
  • Loops auch mit MIC-Level-Signalen
  • kleineres Format
  • USB-Anschluss
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Preis

  • 299,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    elblaut

    Ich mag das neue Design etwas lieber, das alte war schon sehr 90er. Der Zuwachs an Sounds/ Funktionen ist top. Ich hatte schon das Mk1 und wenn auch andere Bestandteile meines Pedalboards wechselten, das DL4 ist immer geblieben.

    • Profilbild
      Beatsurfer

      @Sven Blau Ja geht, habe gerade im Manual nachgelesen.

      „DL4 MkII kann MIDI Clock über MIDI IN sowie über USB MIDI empfangen damit Sie DL4 MkII Delay Repeats mit dem Tempo von anderen Effektgeräten und Computeranwendungen synchronisieren können.“

  2. Profilbild
    OscSync AHU

    Hätte ich nicht das HX FX, würde ich umgehend schwach werden. Allerdings habe ich das Original zweimal gekauft und wieder verkauft, weil es sich im Einschleifweg schwierig verhielt und Sound klaute. Wie verhält sich die neue Version in der Loop?

  3. Profilbild
    Nvelope 11

    Guter Bericht – und auch der Vergleich der beiden ‚Generationen‘ dieses Effektgerätes ist wirklich erleuchtend.
    Leider ist die Qualität der Fotos dagegen mehr als lausig – zum einen werden sie NICHT größer wiedergegeben, wenn man auf sie klickt (wow – wofür gibt es denn diese Anklick-Möglichkeit?) … und selbst beim ‚reinzoomen‘ in die Fotos bleibt aufgrund der schlechten Auflösung und Beleuchtung vieles von der Beschriftung des Gerätes nur mit einiger Mühe lesbar (v.a. die Liste der Effekte, Drehschalter links).
    Ich denke, solchen Gerätepräsentationen sollten gute und aussagekräftige Fotos beigefügt werden, so dass man die Details erfassen kann (die zwar im Text vielfach auch erwähnt werden – manchmal aber eben nicht … oder dennoch einer Abbildung bedürfen, damit der Interessent auch wirklich kaufentscheidende Informationen erhält); dies umso mehr, als dass gerade bei Bodeneffektgeräten ja auch ein in Testberichten immer wieder angesprochener Bewertungspunkt eben die Lesbarkeit der Gerätebeschriftung und eines eventuellen Displays auch ein Kriterium ist, das dem Leser gegenüber ausgewiesen wird – dies muss dann aber auch durch aussagekräftige Abbildungen flankiert werden.

  4. Profilbild
    moinho AHU

    Ich glaub Bill Frisell ist an der Stelle ein schlechtes Beispiel, der macht mit jedem Gerät komische Sachen wenn er mag:
    https://www.youtube.com/watch?v=l1JDmYVONH0

    Ich mag bei dem neuen Produkt, daß es eben ne sehr konservative, „never change a running system“ Produktpflege ist. Der Erfolg des Originals hatte schon seinen Grund, und dabei dann kleine Details (bessere Fußschalter) zu verbessern scheint mir der richtige Weg.

  5. Profilbild
    Trichter

    Gibt es irgendwo eine Übersicht welche der Delays auch in anderen Line6 Produkten (Helix, PodGo) verfügbar sind?

    • Profilbild
      elblaut

      @Trichter Die neuen FX-Algorithmen des DL4 kommen allesamt aus dem Helix, die älteren FX-Algorithmen sind ebenfalls im Helix vorhanden. Wieviele davon wiederum im PodGo sind weiß ich leider nicht. Ansonsten mal auf der Line 6 Seite nachsehen.

  6. Profilbild
    filmchen

    Das erste Model hat sich viele Jahre gehalten und war recht preisstabil. Das ist für Digitaleffekte nicht selbstverständlich. Kommt auf die näher angucken Liste.

  7. Profilbild
    Aldesacht

    Wow… das ist dass erste mal, dass ich nach dem Lesen eines (sehr informativen) Testberichts umgehend zur Bestellung rutsche. Ein tolles Teil war schon die erste Nummer, aber dies und das fehlte mir und es kam dann doch irgendwann untern Hammer… und nun ist wirklich alles on Bord – ich bin sehr gespannt.

    Bei Thomann ist die Lieferzeit übrigens mit mehreren Monaten angegeben, aber bei Rockshop bekommt man es mit dem 40 Jahre-Jubel.Gutschein derzeit sogar für 275 :-)

    So denn, danke…

  8. Profilbild
    mibe

    Bill Freesel?! Nix gegen den gelegentlichen Fipptehler, aber große Künstler solltet ihr bitte richtig schreiben…

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