Drumsampler zum Selberbauen
Modal Electronics, der britische Hersteller von Hardware-Synthesizern, ist eigentlich bekannt für seine High-Tech-Synthesizer, wie den Modal 002. Modal überraschte somit seine Kunden, als sie 2017 mit dem Craft Synth einen kleinen digitalen und monophonen Synthesizer zum Selbstbauen in das Programm nahmen. Diesem Konzept und Philosophie folgt der Craft Rhythm, bei dem es sich um einen Drum-Sampler handelt.
Modal Electronics Craft Rhythm: Zusammenbau
Die Verpackung des Craft Rhythm ist sehr ansprechend designt und erinnert in ihrer Qualität an Softwareboxen – bevor es Downloads gab. Die Pappschachtel ist aufklappbar und verfügt über zwei Seitenflügel. In der hochwertig verarbeiteten Verpackung befinden sich passende Schaumstofffächer für die einzelnen Bauteile.
Man muss nicht lange nach einer Bauanleitung suchen, weil diese auf der Innenseite des linken Flügels abgedruckt ist. Auf dem rechten Flügel befindet sich der Quick Starter Guide, der englische Sprachkenntnisse voraussetzt.
Der Zusammenbau des Modal Craft Rhythm gestaltet sich unkompliziert. Die Steckverbindungen sind zwar etwas klein, wenn man aber über Lego, Fischer Technik, Ikea o. ä. Erfahrung verfügt, sollte man mit der Konstruktion keine Probleme haben. Löten ist nicht notwendig und man braucht auch kein Werkzeug. Nach einer guten halben Stunde, bei dem einem mehr, bei dem anderen weniger, ist der Modal Craft Rhythm einsatzbereit.
Der Modal Craft Rhythm verfügt über kein Gehäuse. Entsprechend hat man die Platinen im Rohzustand vor sich. Dabei befinden sich die Schaltung und Mikrochips auf der Innenseite des rechten Seitenteils. Wenn man genau hinsieht, kann man auch die Verbindungen zwischen den Schaltkreisen sehen. Mich erinnern diese Verbindungen manchmal an Darstellungen von Straßen auf Karten oder an den U-Bahn-Plan einer Großstadt. Dies wirkt jedoch nicht störend, sondern gehört zum Design des Gerätes. Dezente digitale High-Tech-/Industrie-Optik.
Was das Design betrifft, folgt der Modal Craft Rhythm seinem Vorbild, dem Modal Craft Synth. Einzig die Bedienfelder und die Farbe sind anders gestaltet. Der Craft Rhythm kommt in Schwarz und verfügt über weiße Bedienelemente.
Auf dem oberen Bedienfeld befinden sich vier Drehregler, die über multiple Funktionen verfügen.
Darunter befinden sich in zwei Reihen 16 Knöpfe zum Programmieren der Steps für den Step-Sequencer. Jeder Step verfügt über eine LED.
Mit dem berührungsempfindlich Touch-Keyboard kann man die einzelnen acht Sounds anspielen sowie den Sequencer aktivieren, stoppen und Patterns auswählen.
Hinten finden wir einen Mini-USB-B-Anschluss, der das Gerät mit Strom versorgt sowie MIDI-Daten empfängt und sendet. Außerdem findet man dort auch zwei Mini-Klinkenausgänge für Kopfhörer und Line-Out.
Soweit der äußere Aufbau, doch über welche inneren Werte verfügt der Modal Electronics Craft Rhythm? Der Drum-Sampler verfügt über einen 8-Spur Sequencer mit jeweils 16 Steps. Es ist aber möglich, 64 Samples in diese kleine Maschine zu laden. Man kann 16 Preset-Patterns speichern, die untereinander verknüpft werden können. Man hat zwar pro Spur nur 16 Steps zur Verfügung, aber durch die Verknüpfung der Patterns kann man komplexere Rhythmen gestalten.
Außerdem ist die Sound-Gestaltung nicht nur am Gerät möglich, sondern man kann auch den Software-Editor verwenden, der auf der Modal Website zum kostenlosen Download zur Verfügung steht. Diese wird auch in diesem Test behandelt.
Modal Electronics Craft Rhythm: Sound
Sampler sind ja immer ein bisschen schwer zu beurteilen. Klar, alle haben ihren eigenen Sound, aber ausschlaggebend ist ja, mit was für Sample-Material man sie füttert und wie man die Samples bearbeitet.
Es gilt zu berücksichtigen, dass der Modal Craft Rhythm keine Akai MPC oder ein Elektron Octatrack ist. Es ist eine kleine nerdige Kiste. Sie hat nur ein Miniklinken-Stereoausgang. Aber der Modal Craft Rhythm kann sich gut im Mix durchsetzen.
Klar packen die Filter nicht so zu wie bei einem Moog, aber das erwartet man nicht. Trotzdem besitzt er Bass und auch die Höhen sind nicht von schlechten Eltern.
Man erwartet, dass sie „in time“ läuft und das tut sie über MIDI-Clock. Sie groovt, sie swingt.
Wenn der Sequencer nicht aktiv ist, sind deutlich digitale Nebengeräusche hörbar. Dies ist besonders der Fall, wenn man Parameter auswählt oder verändert. Man hört die Schaltkreise arbeiten. Einem Premium-Drum-Sampler würde man das nicht durchgehen lassen, aber hier hat es Charme und bringt Leben in den digitalen dB-Nullausschlag eines aktuellen Audiointerfaces. In der Preisklasse eines Modal Craft Rhythm muss man natürlich mit Kompromissen leben.
Modal Electronics Craft Rhythm: Bedienung am Gerät
Wie soll denn die Bedienung ohne PC funktionieren, wenn nur ein Mini-USB Port vorhanden ist? Ganz einfach, man verbindet den Craft Rhythm einfach mit einem Universal-USB-Netzteil. Leider fällt damit das Empfangen und Senden von MIDI-Daten weg.
Wenn man die „Play/Pause“-Taste drückt, wird ein Pattern abgespielt. Wie es sich für einen richtigen Step-Sequencer gehört, gibt es Lauflichtprogrammierung. Bei gedrückter „Shift/Tap“-Taste kann man über die 16 Knöpfe ein Pattern auswählen.
Die Demo-Patterns klingen gut und das Gerät macht Druck. Mal die Sounds anspielen, dazu eine von den „1 bis 8“ beschrifteten berührungempfindlichen Tastern drücken und es erklingt der zugeordnete Sound der 8 Tracks.
Das dazugehörige Pattern wird anhand von LEDs dargestellt, die sich über den 16 Knöpfen befinden. Hält man eine der Tasten 1-8n kann man den jeweiligen Track verändern. So korrigiere ich also erst mal die HiHats. Mit den 16 Knöpfen schalte ich die Steps ein und aus. Hört sich schon besser an.
Die LEDs leuchten in einem angenehmen dunklen Orange. Dies ist entscheidend, denn LEDs können sehr aufdringlich für die Augen sein. So ist z. B. das Blau der LED beim Modal Craft Synth sehr hell und kann durchaus blenden.
Man kann aber auch Spuren in Echtzeit aufnehmen. Dazu muss man die „Play/Pause“-Taste gleichzeitig mit der „Input“-Taste drücken und es erklingt ein Metronom. Mit der anderen Hand kann man dann einen Rhythmus auf einen der acht Tasten klopfen. Wenn man die Tasten loslässt, wird der Record-Modus beendet und das Metronom schweigt.
Wenn der ultimative Beat durch den Craft Rhythm läuft, möchte man vielleicht auch Dynamik in das Spiel bringen. Wir können natürlich einzelne Steps aus- und wieder einschalten, aber gerade wenn man punktgenaue Breaks setzten möchte, ist das schwierig, also kann man einzelne Spuren muten. Dazu einfach „Play/Pause“ kurz drücken und jeweils einen der ersten 8 Steps drücken. Wiederholen wir das Ganze, werden die Tracks wieder gestartet. Die ersten 8 Steps im Step-Sequencer repräsentieren somit auch die einzelnen Samples. Wenn man Spuren im Solo-Modus abhören möchte, geht man genauso vor, aber man muss stattdessen die Knöpfe 9 -16 drücken
Wie man sehen kann, befinden sich am Gerät noch 4 Drehregler, die verschiedene Funktionen haben. Die Regler sind vierfach belegt. Von Haus aus sind die Regler mit Level, Tune, Cutoff und Resonance belegt.
Um den Parameter für das jeweilige Instrument zu ändern, muss man einen der 8 berührungsempfindlichen Taster halten und dann den jeweiligen Regler drehen.
Beim Halten von „Play/Input” bekommt man Zugriff auf die Parameter Pan, Amp Attack, Amp Hold, Amp Decay, Holding.
Beim Drücken von „Shift“ erreicht man Filter EG Amount, Filter Attack, Filter Hold, Filter Decay. Beim Drücken von „Shift“ und „Play Input“ bekommt man Zugriff auf Pitch EG Amount, Pitch Attack, Pitch Hold, Pitch Decay.
Wenn man „Select“ gedrückt hält, hat man Zugriff auf die globalen Parameter Tempo, Division (die Länge der Steps), Groove (Shuffle, Synkopen und Triplets) und Volume. Es ist überdies möglich, Einfluss auf Pitch oder Time der Samples zu nehmen.
Außerdem kann man 4 Parameter automatisieren und in Echtzeit aufnehmen. Die 4 Tracks für die Automation wählt man über „Select“ aus.
Ich muss mich nun beim Leser für diese langweile Aufzählung entschuldigen, jedoch könnte man ja annehmen, dass Modal tiefergehende Funktionen in die Software verlegte und nicht im Gerät untergebracht hat.
Es verlangt ein sehr gutes Design, um all diese Funktionen in einem Budget-Drum-Sampler unterzubringen. Bei der Mehrfachbelegung arbeitet Modal mit verschiedenen Markierungen, um dem Benutzer Überblick über die vielfältigen Funktionen zu verschaffen.
Diese Besonderheiten fallen vielleicht erst beim zweiten Hinsehen auf. Sie fallen aber ins Gewicht, wenn man sich näher mit diesem kleinen Drum-Sampler beschäftigt. So sind z. B. die ersten acht Steps in Schwarz auf weißem Grund nummeriert und in der zweiten Reihe umgekehrt. Dies ist deshalb so, weil man in beiden Reihen unterschiedliche Parameter aufrufen kann.
Details des Bedienfeldes
Dem einen oder anderen Leser wird jetzt aber wohl trotzdem der Kopf schwirren und man könnte sich fragen, wie man sich das alles merken soll? Was hilft uns dabei? Viel üben oder eine Controller-Software auf einem 60 Zoll 4K Plasmabildschirm.
Modal Electronics Craft Rhythm: Software MODALapp.
Die Software liegt für iOS, macOS, Windows und Android als kostenloser Download vor. Die Software ist kompatibel mit Craft Rhythm, Craft Synth und Skuplt. Dabei öffnet sich pro Synthesizer ein individuell angepasstes Bedienfeld. Man kann mit der Software mehrere Synthesizer-Instanzen gleichzeitig öffnen. Leider liegt die Software nicht als Plugin vor, funktioniert aber auch stand-alone sehr gut.
Wer sich von dem Editor ohne Gerät ein Eindruck verschaffen möchte, blickt leider auf einen schwarzen Bildschirm. Die Software öffnet sich nur, wenn man eines der erwähnten Modal Instrumente angeschlossen hat.
Wie man an den Bildern sehen kann, wird nun die Komplexität von Modal Craft Rhythm durch ein visuelles Interface reduziert und seine Funktionen übersichtlich dargestellt.
Da die Hauptfunktionen sich nur durch eine visuelle Darstellung unterscheiden, gehe ich auf die Punkte ein, die noch nicht betrachtet wurden.
Der Modal Craft Rhythm ist von Haus aus mit 64 Samples bestückt. Einen Sampler möchte man aber auch immer mit eigenen Samples bestücken. Dazu wählt man im „Manager“ „Samples“ aus. Hier kann man einen Zielort auswählen, von dem Samples in den Craft Rhythm geladen werden können. Rechts daneben findet man die prozentuale Auslastung des Sample-Speichers. Leider schweigt sich Modal über die Speichergröße aus.
Man wählt den Slot über Plus/Minus-Tasten, den man mit eignen Samples bestücken will und die Software erledigt das nach Auswahl des Pfades problemlos.
Schön ist auch die visuelle Darstellung, die 16 Patterns, die man erstellen kann, über Pads miteinander zu verketten und so einen komplexen Rhythmus zu erschaffen, der weit über 16 Steps hinausgeht.
In der Software kann man auch grundsätzliche Einstellungen vornehmen, wie die Auswahl des MIDI-Kanals, ob das Gerät als Master oder Slave läuft, man kann das Metronom aus- und einschalten usw. Das Gerät verfügt außerdem über eine großartige MIDI-Implementation, die Tabellen finden sich im Handbuch.
Scheinbar gibt es eine neue Generation Schrauber die auf kleine „Toy-Synths“ abfahren… Teenage Engineering baut n Spielzeug-Rack und Twisted Elektrons und Modal den restlichen Synth-Fuhrpark :)… sieht dann fast aus wie in nem echten Studio, nur eben ganz ganz klein
@Altered Mini Amps und Mini Gitarren und Mini Schlagzeug gibt es auch noch dazu ;-)
@Sven Rosswog Und Mini-Pap-Bandkollegen ;)
@Emmbot Nicht die beste, aber kleinste Band der Welt. :-)
@Altered ANSCHEINEND – nicht „scheinbar“ … ;)
http://kommunikationsabc.de/2012/03/13/die-verwechslung-von-anscheinend-und-scheinbar/
https://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-abc-scheinbar-anscheinend-a-315125.html
Lustiges ding.
Hab ich mit dem modal skulpt bei kickstarter recht günstig bekommen.
Die presets haben viel Druck, ähnlich wie der pocket Operator po 12.
Leider mini USB, bei Amazon gibt es Adapter auf Micro usb.
@Numitron Danke für den Tip, Numitron :-)
Klasse Teil für den Preis. Vllt. kommt ja ein Craft Rhythm 2.0 mit Gehäuse. Von den Produkten finde ich den Skulpt am besten.
Die Software sieht von den Bildern her Super aus.
@Emmbot Hallo Emmbot,
die Software ist wirklich super. Damit wird Craft Rhythm wirklich zu einem Studio Tool und viel einfacher zu editieren.
feine kiste! jetzt nur noch wen finden der mir das in nen cooles gehaeuse mit soliden knoeppen und pads baut und dann koennts abgehen!
<3
@dr w ja, das wär schon was feines. Da steigen dann halt die Kosten warscheinlich über 100 Euro.
@Sven Rosswog ne gute kiste kostet doch schon nen hunnie oder mehr. plus knoebbe. plus kabel.
plus modding kosten – also arbeitszeit & knowhow…..
klar. lohnt sich nicht bei so nem „billo“teil…..
trotzdem eine tolle moeglichkeit aus spielzeug echte instrumente zu machen.
@dr w Ja,
man kann ja selber ein Case herum basteln und eigenen Knöpfe aufsetzen. Let’s mod and roll.
Kein Gehäuse, keine MIDI-Buchse(n), kein Clock- oder Sync-In – kein Interesse. Schade, denn ansonsten ist es eine nette kleine Kiste für unter 100,-€…
@Son of MooG ja schade, ohne Midi in Buchse ist man ja gezwungen, das Teil über einen PC laufen zu lassen um es zu synchronisieren.
Schöner Test!
wo kann man das erwerben? der synth von 2017 ist auch nirgends zu finden…
Die auf der Herstellerseite gelisteten Händler haben NICHTS von Modal im Programm,
zumindest nicht in den Shops…
ewas frustierend soweit…
@andybee Probier es mal hier https://www.gear4music.de/de/Synthesizer-Tastatur-Marken/Modal
@andybee Hallo andybee,
ich habe mir den CRAFTsynth und den CRAFTrhythm bei Gear4music bestellt. Ich hab‘ mal nachgesehen, ‚ist aktuell „in stock“ …